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Auswirkungen unterschiedlicher Reineiweißgehalte am Rohprotein auf die Aminosäuregehalte in Grassilagen sowie deren Effekte auf ausgewählte Fermentationsparameter im Pansen (in vitro)

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(1)

Auswirkungen unterschiedlicher Reineiweißgehalte am Rohprotein auf die Aminosäuregehalte in Grassilagen sowie deren Effekte auf ausgewählte

Fermentationsparameter im Pansen (in vitro)

INAUGURAL – DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin

- Doctor medicinae veterinariae - (Dr. med. vet.)

vorgelegt von Christopher Schulte

Warstein

Hannover 2018

(2)

Dr. M. Höltershinken Klinik für Rinder

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. M. Hoedemaker 2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. N. Kemper

Tag der mündlichen Prüfung: 9. April 2018

Gefördert durch den Milchförderungsfonds Hannover-Braunschweig

(3)

Meinen Eltern in Dankbarkeit

(4)
(5)

Definition nichtproteinogener Aminosäuren ... 3

2.1 Nichtproteinogene Aminosäuren als sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe ... 3

2.2 Ähnlichkeit nichtproteinogener Aminosäuren zu proteinogenen 2.3 Aminosäuren... 4

Verbreitung nichtproteinogener Aminosäuren innerhalb des 2.5 Pflanzenreichs und Verteilung in der Pflanze ... 5

Wirkung nichtproteinogener Aminosäuren ... 6

2.6 Wirkung nichtproteinogener Aminosäuren im Pansen ... 48

2.7 Klassifizierung nichtproteinogener Aminosäuren nach D’MELLO (2015) 51 2.8 Zusammenfassung und Ausblick ... 53

2.9 3 Eigene Untersuchungen ... 55

Versuchsziel ... 55

3.1 Material und Methode ... 55

3.2 Definition von Schad- und Kontrollsilagen ... 56

3.3 In vitro-Versuche mittels RUSITEC ... 56

3.4 3.4.1 Überblick über den RUSITEC und die Versuche ... 57

3.4.2 Dauerbetrieb ... 59

3.4.3 Identität, Haltung und Fütterung des Spendertieres ... 64

3.4.4 Pansensaftentnahme ... 64

3.4.5 Herkunft und Beschaffenheit der Grassilagen ... 64

3.4.6 Herkunft und Beschaffenheit der Maisstärke ... 67

3.4.7 Herkunft und Beschaffenheit des Sojaproteins ... 67

3.4.8 Herkunft und Beschaffenheit des dem Spendertier gefütterten Kraftfutters ... 67

3.4.9 Analytik ... 69

3.4.10 Bestimmung des Gehaltes an bakteriellem Protein ... 71

3.4.11 Bestimmung der Ammoniakkonzentration im Fermenter ... 74

3.4.12 Bestimmung der i-Säurenkonzentration und -Produktion ... 74

3.4.13 Untersuchung der Protozoen im flüssigen Fermenterinhalt ... 74

3.4.13.1 Methodenentwicklung zur Untersuchung der Protozoen im flüssigen Fermenterinhalt ... 75

3.4.13.2 Aktivität der Protozoen SAk ... 76

3.4.13.3 Stärke- und Vakuolenfüllung der Protozoen SSt... 76

3.4.13.4 Größenverteilung der Protozoen SGr ... 77

3.4.13.5 Bewegung der Protozoen SBe... 77

3.4.13.6 Dichte der Protozoen SDi ... 78

3.4.13.7 Hauptuntersuchungen der Protozoen im flüssigen Fermenterinhalt während Lauf 39-42 ... 78

Untersuchungen zur Aminosäurezusammensetzung von Grassilagen .... 79

3.5 3.5.1 Herkunft der Grassilageproben ... 79

3.5.2 Analytik ... 79

3.5.2.1 Bestimmung des Gesamtgehaltes der einzelnen Aminosäuren ... 80

(6)

Statistische Auswertung ... 83

3.6 3.6.1 RUSITEC-Parameter ... 83

3.6.2 Pansenprotozoen im flüssigen Fermenterinhalt ... 83

3.6.3 Untersuchung der Aminosäuregehalte in Grassilagen ... 83

4 Ergebnisse ... 84

Untersuchungen der Protozoen im Pansensaft ... 85

4.1 4.1.1 Aktivität der Protozoen ... 85

4.1.2 Stärke-/ Vakuolenfüllung der Protozoen ... 86

4.1.3 Größenverteilung der Protozoen... 87

4.1.4 Bewegung der Protozoen ... 88

4.1.5 Dichte der Protozoen ... 89

i-Valeriansäure... 90

4.2 4.2.1 Mittlere i-Valeriansäurekonzentration nach 24-stündigem Verdau in den Fermentern ... 90

4.2.2 Mittlere i-Valeriansäureproduktion nach 24-stündigem Verdau, gemessen im Überstand ... 91

i-Buttersäure ... 92

4.3 4.3.1 Mittlere i-Buttersäurekonzentration nach 24-stündigem Verdau in den Fermentern ... 92

4.3.2 Mittlere i-Buttersäureproduktion nach 24-stündigem Verdau, gemessen im Überstand ... 93

Mittlere Ammoniakkonzentration nach 24-stündigem Verdau in den 4.4 Fermentern ... 94

Mittlerer bakterieller Proteingehalt in den Fermentern ... 95

4.5 Verhältnis von gemessenen i-Säuren zur Ammoniakkonzentration 4.6 während Lauf 39-42 ... 96

Input der freien Aminosäuren Isoleucin, Leucin und Valin aus den 4.7 eingesetzten Silagen sowie die Produktion der i-Säuren ... 97

Rohprotein-, Aminosäure- und Ammoniakgehalte in eingesetzten 4.8 Kontroll- und Schadsilagen ... 98

Auswertung der Aminosäurezusammensetzung von 316 Grassilagen .... 99

4.9 4.9.1 Rohproteingehalt in Schad- und Kontrollsilagen ... 102

4.9.2 Methionin ... 102

4.9.3 Lysin ... 105

4.9.4 Cystein ... 108

4.9.5 Threonin ... 109

4.9.6 Arginin ... 111

4.9.7 Isoleucin ... 113

4.9.8 Leucin ... 115

4.9.9 Valin ... 117

4.9.10 Histidin ... 119

4.9.11 Phenylalanin ... 120

(7)

4.9.16 Asparagin ... 129

4.9.17 Glutaminsäure ... 130

4.9.18 γ-Aminobuttersäure (GABA) ... 132

4.9.19 Summe der Aminosäuren ... 136

Zusammenfassung der Ergebnisse ... 137

4.10 5 Diskussion ... 144

Intention der Arbeit ... 144

5.1 Kritische Betrachtung des Versuchsaufbaus ... 144

5.2 5.2.1 Das RUSITEC-System ... 144

5.2.2 Eingesetzte Grassilagen ... 145

Bewertung verwendeter Parameter ... 146

5.3 5.3.1 Untersuchung der Protozoen im flüssigen Fermenterinhalt ... 146

5.3.2 Bewertung der Methode zur Beurteilung der Protozoen mit Hilfe eines Score-Systems ... 146

5.3.3 i-Butter- und i-Valeriansäure innerhalb der flüchtigen Fettsäuren ... 147

5.3.4 Ammoniakkonzentration ... 147

5.3.5 Mittlerer bakterieller Proteingehalt im Fermenter ... 147

5.3.6 Auswertungen zur Aminosäurezusammensetzung von 316 Grassilagen ... 147

Statistik ... 148

5.4 Auswirkungen des Reineiweißabbaus auf die 5.5 Aminosäurezusammensetzung und –Verteilung ... 149

5.5.1 Alanin ... 150

5.5.2 Glutamin ... 152

5.5.3 γ-Aminobuttersäure (GABA) ... 152

5.5.4 Valin, Leucin und Isoleucin ... 153

5.5.5 Arginin ... 155

5.5.6 Methionin ... 157

5.5.7 Die freien Aminosäuren ... 158

Auswirkungen von Schadsilagen und Sojaprotein auf die Ammoniak- 5.6 und i-Säurenkonzentration (i-Valerian- und i-Buttersäure) ... 159

Auswirkungen von Schadsilagen und Sojaprotein auf den Gehalt 5.7 bakteriellen Proteins im flüssigen Fermenterinhalt ... 165

Auswirkungen von Schadsilagen und Sojaprotein auf die Protozoen im 5.8 flüssigen Fermenterinhalt ... 166

Abschließende Wertung und Ausblick ... 168

5.9 6 Zusammenfassung ... 170

7 Summary ... 172

8 Schrifttumsverzeichnis ... 174

9 Anhang ... 200

(8)

Aminosäurezusammensetzung eingesetzter Grassilagen ... 203 9.3

Berechnung der Menge zugelegten Sojaproteins ... 204 9.4

Bestimmung des Gehalts an bakteriellem Protein ... 206 9.5

Versuche zur Beeinflussung der Messung bakteriellen Proteins durch 9.6

Phenole sowie der Phenolmessung durch bakterielles Protein ... 208 Statistische Daten zu den Ergebnissen ... 211 9.7

Danksagung ... 227

(9)

A. bidest. Aqua bidestillata

ADF saure Detergens-Faser (acid detergent fiber) Art. Artikel

BCAAs Branched-Chain Amino Acids; verzweigtkettige Aminosäuren

BRENDA Braunschweig Enzyme Database

bspw. beispielsweise bzw. beziehungsweise

°C Grad Celsius

ca. circa

cm Zentimeter

CoA Coenzym A CO2 Kohlenstoffdioxid

Da Dalton

Diss. Dissertation

E. Eubacterium

EtOH Ethanol

F Fermenter

Fa. Firma

fAS freie Aminosäuren FlFS Flüchtige Fettsäuren

g Gramm

ggf. gegebenenfalls

h Stunde

HAP hyper-ammonia-producing (Bakterien)

i. V. b In Vorbereitung

J Joule

k. A. keine Angabe Kap. Kapitel

kg Kilogramm

KGW Körpergewicht

L Lauf

l Liter

µl Mikroliter

ME Umsetzbare Energie (metabolizable energy)

mg Milligramm

Min Minute

MJ Megajoule

mJ Millijoule ml Milliliter mm Millimeter mmol Millimol mod. modifiziert

mol Mol

mpA mittlere prozentuale Abweichung

mS mit Sojazulage

n Anzahl

n. s. nicht signifikant

NEL Nettoenergie-Laktation NfE N-freie Extraktstoffe NH3 Ammoniak

nm Nanometer

NPAS nichtproteinogene Aminosäure

Nr. Nummer

n. w. d. nicht weiter differenziert o. g. oben genannt

p Differenzsignifikanz AS proteinogene Aminosäure PCD programmierter Zelltod

(10)

metabolite; sekundärer Pflanzeninhaltsstoff

Ra Rohasche

RE Reineiweiß

Rfa Rohfaser

Rfe Rohfett

Rp Rohprotein

RUSITEC RUmen SImulation TEChnique

R2 Bestimmtheitsmaß SAk Score der Aktivität der

Protozoen

SBe Score der Bewegung der Protozoen

SDi Score der Dichte der Protozoen

SGr Score der Größen- verteilung der Protozoen SSt Score der Stärke– und

Vakuolenfüllung der Protozoen

s Standardabweichung

Ʃ Summe

s. siehe

s. a. siehe auch s. o. siehe oben

Sek Sekunde

Seradest® ionenfreies Wasser Tab. Tabelle

TF Testfermenter TFms Testfermenter mit

Sojazulage

u. und

u. a. unter anderem u. w. und weitere UE Untereinheit

uS ursprüngliche Substanz VDLUFA Verband deutscher

landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten vgl. vergleiche

VK Variationskoeffizient Vol% Volumenprozent

vs. versus

x̅ arithmetischer Mittelwert xg mal Erdbeschleunigung z. B. zum Beispiel

z. T. zum Teil

% Prozent

***/###/°°° hoch signifikant (p < 0,001)

**/##/°° signifikant (p < 0,01)

*/#/° schwach signifikant (p < 0,05)

>/< größer/kleiner als

× Multiplikationszeichen

↑ Zunahme

↓ Abnahme

Δ Delta, Differenz

(11)

so lässt sich bei den minimalen Gewinnspannen, welche zum einen auf steigende Betriebskosten wie Energie-, Futtermittel- und Landpachtkosten, zum anderen auf sehr geringe Milchauszahlungspreise zurückzuführen sind, effizient wirtschaften, was die Voraussetzung für das Fortbestehen der gewachsenen landwirtschaftlichen Strukturen darstellt.

Höchste Anforderungen an das Grundfutter stellt besonders auch die Tiergesundheit und somit das Tierwohl der gesamten Herde.

Heu als Grundfutter wurde in den vergangenen Jahrzehnten durch die Fütterung von Grassilage fast vollständig verdrängt. Grund hierfür sind die klimatischen Gegebenheiten, welche die Heuernte witterungsbedingt immer risikoreicher machen als auch die Tatsache, dass Gras zur Silierung einen deutlich niedrigeren Trocknungsgrad benötigt.

Pflanzen enthalten Proteine, welche aus den bekannten Aminosäuren aufgebaut sind. Daneben beinhalten sie sogenannte nichtproteinogene Aminosäuren, die in beachtlicher Zahl in unterschiedlichsten Gattungen des Pflanzenreichs vorkommen. Typisch für einige nichtproteinogene Aminosäuren, die in Pflanzen zu finden sind, ist ihre Schutzfunktion vor Fressfeinden und Pathogenen durch ihre zum Teil herbiziden, bakteriziden oder anderweitigen toxischen Eigenschaften.

Somit ist es denkbar, dass auch in Gräsern oder in geschnittenem Gras pharmakologisch wirksame nichtproteinogene Aminosäuren vorkommen oder nach dem Schnitt des Grases gebildet werden. Durch das Studium wissenschaftlicher Literatur sollen im Schrifttum Erkenntnisse darüber erlangt werden, welche Pflanzen und Pflanzengattungen mit nicht- proteinogenen Aminosäuren ausgestattet sind und wie diese wirken. Aus den Ergebnissen dieser Analyse sollte auf die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens respektive der Bildung pharmakologisch wirksamer nicht- proteinogener Aminosäuren im Ausgangsprodukt der wiederkäuergerechten Grassilage geschlossen werden.

In der Praxis wurde beobachtet, dass es bei der Fütterung von Grassilagen mit einem veränderten Proteinspektrum zu Leistungseinbrüchen und unspezifischen Erkrankungsbildern in der Herde kommt (EICKEN 2005;

EICKEN u. TIEDEMANN 2013).

Nach dem Schnitt des Grases bauen pflanzeneigene Proteasen einen Teil des Proteins um (COENEN 2017). Die damit verbundenen Verschiebungen in der Aminosäurezusammensetzung der Silagen stellen einen Teil der Untersuchungen dar. Darüber hinaus soll mit Hilfe des künstlichen Pansens (RUSITEC) untersucht werden, inwieweit der Input so veränderter

(12)
(13)

Pflanzen wie auch Tiere bilden aus 20 Aminosäuren Proteine. Dies sind die proteinogenen Aminosäuren (AS), welche teils als freie Aminosäuren, teils als Bestandteil des Proteins in Organismen vorkommen (VRANOVA et al. 2011). Aminosäuren die sich nicht von den 20 genetisch codierten Aminosäuren ableiten, werden als nichtproteinogene Aminosäuren bezeichnet (HABERMEHL et al. 2008). Diese nichtproteinogenen Aminosäuren (NPAS) sind meist nur in freier Form im Stoffwechsel zu finden (D’MELLO 2015). Nichtproteinogene Aminosäuren werden den sogenannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffen (PSM, Plant secondary metabolites) zugeordnet (TAIZ u. ZEIGER 2007).

Nichtproteinogene Aminosäuren als sekundäre 2.2

Pflanzeninhaltsstoffe

In Pflanzen wird eine Vielzahl an Substanzen produziert, welche nicht am primären Metabolismus und Energiehaushalt beteiligt sind und somit auf den ersten Blick keine offensichtliche Funktion bei Wachstums- und Entwicklungsprozessen haben (IASON 2005). Diese Substanzen werden daher als sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe bezeichnet. Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe kommen in allen höheren Pflanzen vor (WINK 2003).

Die drei Hauptgruppen sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe bilden:

stickstoffhaltige Verbindungen, Phenole und Terpene, die wiederum u. a.

die nichtproteinogenen Aminosäuren beinhalten. Mit über 700 Substanzen gehören NPAS zur zweitgrößten Gruppe der stickstoffhaltigen sekundären Pflanzeninhaltsstoffe (WINK 2015). Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe sehr wohl ökologische Funktionen haben. So schützen sie die Pflanze vor Fraß durch Herbivoren oder vor pathogenen Einflüssen, wirken als Lockstoffe für Bestäuber oder agieren als Signalstoffe in der Interaktion zwischen Pflanzen oder zwischen Pflanze und Mikroorganismus (IASON 2005). Auf Herbivoren haben sie in der Regel negative Einflüsse. So sind viele NPAS als potentiell gesundheitsschädlich für Mensch und Tier anzusehen, was ihnen eine bedeutende Relevanz in der Human- und Veterinärmedizin verleiht (NUNN et al. 2010). Sie wirken toxisch, verringern die Verdaulichkeit des Futters (ROBBINS et al. 1987), setzen die Futteraufnahme herab, hemmen die symbiotische Mikroflora (im Pansen, Dickdarm, etc.) oder führen zu einem erhöhten Energieverbrauch für ihre Detoxifikation im Organismus (PEARN u. HEGARTY 1970). Andererseits werden auch positive Effekte der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe diskutiert. Hierunter fällt ihre antioxidative oder anthelmintische Wirkung (IASON 2005). Auch in der Humanernährung

(14)

Ähnlichkeit nichtproteinogener Aminosäuren zu 2.3

proteinogenen Aminosäuren

NPAS sind in ihrem Aufbau und ihrer Struktur oft sehr ähnlich oder analog zu den AS oder ihren Derivaten (Tab. 2.1). Dies ermöglicht es, dass NPAS als Antagonisten der ihnen chemisch sehr ähnlichen AS sowie ihrer Derivate wirken. Beispielhaft ist Canavanin zu nennen, welches chemisch analog zur Aminosäure Arginin ist (ROSENTHAL 1982; HEGARTY 1986).

So wirken NPAS häufig toxisch, indem sie die Synthese oder Aufnahme der AS verhindern oder aber an Stelle dieser in das Protein eingebaut werden und somit das Protein in Tertiärstruktur und Funktion verändern (TAIZ u.

ZEIGER 2007).

Tab. 2.1: AS oder ihre Derivate und die analogen NPAS

AS bzw. Derivate NPAS Autor / Jahr

Arginin Canavanin

(2-Amino-4- Guanidin-

oxybuttersäure)

ROSENTHAL 1982; HEGARTY 1986

Arginin Indospicin

(2-Amino-6- Amidino- hexansäure)

HEGARTY u.

POUND 1970;

HEGARTY 1986 Ornithin (ist selbst eine NPAS, kommt

jedoch unter physiologischen Be- dingungen z.B. im Harnstoffzyklus als Zwischenprodukt vor)

L-Canalin ROSENTHAL

1978b;

ROSENTHAL 1997

Ornithin L-2,4-Diamino-

buttersäure

BELL 1962;

BELL 1980

Prolin Pipecolinsäure BELL 1980

Prolin Azetidin-2-Carbon-

säure

BELL 1980

(15)

Tabelle 2.2 deutlich. Auffällig ist die Häufung von einzelnen NPAS in bestimmten Pflanzengattungen sowie die Tatsache, dass einige NPAS ausschließlich in bestimmten Pflanzenfamilien vorkommen. Am weitesten verbreitet ist das Aufkommen von NPAS in Pflanzen der Ordnung der Schmetterlingsblüterartigen (Fabales) und hierunter in der Familie der Leguminosen (Fabaceae oder Leguminosae, früher Papilionaceae WINK 2003; D’MELLO 2015). Dies ist mit der Fähigkeit der Leguminosen zur Speicherung atmosphärischen Stickstoffs mit Hilfe von Rhizomen zu begründen. Auf Grund der hohen Stickstoffgehalte in der Pflanze ist auch die Bildung stickstoffhaltiger sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe naheliegend (WINK 2003). Gegenüber den Schmetterlingsblüterartigen ist das Vorkommen von NPAS in intakten Zellen von Gräsern wenig untersucht und nachgewiesen worden (Tab. 2.2). So ist der Kenntnisstand über das Vorkommen und die Verteilung sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe in Gräsern lückenhaft. Bereits 1985 postuliert COUGHENOUR, dass Gräsern die Ausstattung chemischer Verbindungen, wie z. B. Alkaloiden, zum Schutz vor Herbivoren fehlt. CULVENOR (1973) beschreibt, dass aus nur 21 von 8.000 untersuchten Gräsern Alkaloide, als eine Gruppe der PSM, isoliert werden konnten. Cyanogene Verbindungen wurden von GIBBS (1974) in nur zwei von sechszehn untersuchten Gräsern gefunden, diese wiederum hatten keinen Einfluss auf den Wiederkäuer (n. w. d.). Selbst wenn in der originären Pflanzenzelle nur wenige NPAS vorkommen sollten, so gibt es noch eine weitere Möglichkeit der Bildung von NPAS in der Pflanze.

Eine Möglichkeit der Herkunft von NPAS in Silagen stellt die unmittelbar nach dem Schnitt von Gras einsetzende Proteolyse im Pflanzenprotein dar, in dessen Folge es zur Bildung nichtproteinogener Aminosäuren oder biogener Aminosäureabbauprodukten kommen kann. Diese These wird auch von THEERMANN (2011) vertreten, welche aufführte, dass beispielsweise das biogene Amin Cadaverin als Proteolyseprodukt in Silagen gefunden wird. Auch D’MELLO (1992, 2015) beschreibt eine

„postharvest encymatic action“ als Ursprung zur Bildung NPAS. Doch auch originär in Gräsern werden einige wenige NPAS gefunden (FOWDEN 1958;

THEERMANN 2011).

Bei der Verbreitung der Pflanzen welche NPAS enthalten fällt auf, dass sie sowohl in gemäßigten als auch in subtropischen bis tropischen Breiten zu finden sind. Besonders häufig wachsen diese Pflanzen jedoch in den tropischen Breiten. Die Funktionen der NPAS in Pflanzen reichen von der allopathischen Wirkweise, welche einen Wachstumsvorteil gegenüber anderen Pflanzen verschaffen soll, bis hin zur toxischen Wirkung auf potentielle Fraßfeinde (D‘MELLO 2015). Einige Stoffe kommen auch nur vorübergehend als Stoffwechselprodukte in den Pflanzen vor (Tab. 2.2:

1-Aminocyclopropansäure, Alliin, δ-Acetylornithin).

Die Speicherung der NPAS findet vorwiegend in Samenanteilen der Pflanzen statt (D’MELLO 2015; Tab. 2.2: Oxalyldiaminopropionsäure

(16)

Wirkung nichtproteinogener Aminosäuren 2.6

Das Wirkungsspektrum auf Mensch, Tier oder Mikroorganismen ist sehr breit gestreut. Nachteilige Effekte auf den Organismus werden häufig bei Insekten (Tab. 2.2:-Diaminobuttersäure, Azetidin-2-Carbonsäure, Canavanin, L-Canalin u. w.) aber auch bei höher entwickelten Tieren, wie Nutztieren (Tab. 2.2: Mimosin, Albizziin, u. w. sowie Tab. 2.3) oder aber dem Menschen (Tab. 2.2: Oxalyldiaminopropionsäure, Canavanin, Djenkolsäure u. w.) beobachtet. Beim Nutztier reichen diese Effekte von verändertem Fressverhalten, Wachstumshemmung, Zell- und Organschäden, über Reproduktionsstörungen bis hin zum Verenden (Tab.

2.2: Hypoglycin A, Indospicin, Mimosin u. w.). Die NPAS werden im Körper meist rasch metabolisiert (D’MELLO 2015). Jedoch kommt es hierbei nicht immer zu einem Abbau der toxischen Substanzen, sondern teilweise werden NPAS erst im Organismus zu toxisch aktiven Formen umgebaut (Tab. 2.2: Mimosin) (D’MELLO 2015). So wird nach der Aufnahme von Kohl durch Wiederkäuer die NPAS S-Methycystein-Sulfoxid im Pansen mikrobiell zum toxischen Dimethyldisulfid verstoffwechselt (EARL u. SMITH 1982).

Aus Tabelle 2.2 geht ebenfalls das gehäufte Auftreten neurologischer Erkrankungen durch die Aufnahme NPAS hervor (Tab. 2.2: -Diaminobuttersäure, Oxalyldiaminopropionsäure, Indospicin, L-Methioninsulfoximin).

Zusätzlich sind hepatische (Tab. 2.2:Diaminobuttersäure, Hypoglycin, Indospicin) und nephrotische (Tab. 2.2: Canavanin, Djenkolsäure) Veränderungen oft die Folge der Toxizität dieser Stoffe (RESSLER et al.

1961; HEGARTY 1986; BELL 2003).

Vielfach greifen NPAS in den Stoffwechsel von Mikroorganismen ein und üben so bakteriostatische bis bakterizide Wirkungen aus (RAO et al. 1964;

WINK 1988; HABERMEHL et al. 2008). In Hinblick auf die mikrobielle Besiedelung des Pansens ist dieser Aspekt besonders in Bezug auf die spezifische Wirkung beim Wiederkäuer zu beachten. So hemmt beispielsweise eine Ration aus Acacia angustissima (2-Amino-3-Oxalyl- Aminopropionsäure) die Fermentationsleistung im Pansen, indem es toxisch auf Pansenbakterien und Protozoen wirkt (OSUJI u. ODENYO 1997;

Tab. 2.3). Die Aufnahme von Kohl kann beim Rind eine hämolytische Anämie auslösen. Verantwortlich hierfür ist die NPAS S-Methyl- cysteinsulphoxid (SMCO), das im Pansen zu Dimethyldisulfid umgewandelt

(17)

ausgelöste Krankheitsbild der einzelnen beschriebenen nichtproteinogenen Aminosäuren. Deren Abkürzungen und Synonyme werden in Klammern angegeben. Der Übersicht halber sind die Stoffe alphabetisch aufgeführt. In leer stehenden Zellen wurden vom Autor keine Informationen gegeben.

(18)

Krankheitsbild 1-Aminocyclo-

propancarbonsäure

Preiselbeeren, Äpfel, Birnen

Zwischenprodukt bei der Biosynthese (Oxidation) von Methionin zum Reifungshormon Ethylen

HABERMEHL et al.

2008

-Aminoadipinsäure In einigen höheren Pflanzen und Pilzen

Vorstufe von Lysin in Pilzen

FOWDEN 1981 In folgenden Gräsern:

Brachypodium sylvaticum, Bromus carinatus, Dactylis glomerata, Festuca heterophylla, Poa alpina, Poa glauca, Poa pratensis, Hordeum vulgare, Lolium perenne

FOWDEN 1958

-Diaminobutter- säure (DABA)

Polygonatum, Lathyrus-Spezies

Neurotoxisch in Säugetieren, toxisch für Insekten

BELL 1981 In Lathyrus-Spezies

und Polygonatum multiflorum (Viel- blütiger Weißwurz)

FOWDEN u. BRYANT 1959;

BELL 1981

(19)

-Diaminobutter- säure (DABA)

Wirkt toxisch in Ratten, induziert Krämpfe und Tod (Ammoniakvergiftung) durch die Inhibition von Ornithintranscarb- amylase, Homologon von Ornithin

RESSLER et al. 1961;

BELL 1962, 1981

Lathyrus-Spezies (Platterbsen Spezies)

Neurotoxisch HEGARTY 1986 Polygonatum

multiflorum (vielblütiger Weißwurz)

FOWDEN u. BRYANT 1959;

BELL 2003 Lathyrus latifolius

(Breitblättrige Platterbse)

Akut neurotoxisch für Ratten

RESSLER et al. 1961;

BELL 2003 Hemmung des

Leberenzyms Ornithin- Transcarbamylase, Homologon von Ornithin, induziert Ammoniakvergiftung

O'NEAL et al. 1968;

BELL 2003

(20)

-Diaminobutter-

säure (DABA) Kann von der

Pansenflora adaptierter Wiederkäuer (afrikanische Wildwiederkäuer) aufgeschlossen werden

ROBERTSON McKIE et al. 2004

Im Hirn von Rindern sowie wenigen weiteren Spezies wurde freies DABA in geringen

Konzentrationen nachgewiesen

n. w. d. FOSTER 1990

Albizziin Acacia angustissima McSWEENEY et al.

2005

Isoester von Glutamin FOWDEN 1981

Inhibitor von Enzym- reaktionen des Aminosäuren-

metabolismus und der Proteinsynthese

MIFLIN u. LEA 1977;

FOWDEN 1981

(21)

Albizziin Acacia angustissima (Ursprünglich in Nord- und Südamerika heimische

Leguminose; sehr anpassungsfähig; wird als Futtermittel und Einstreu verwandt)

Die Fütterung von Acacia angustissima hemmt die Fermenta- tionsleistung im Pansen. So ist die Gas-, und flüchtige Fettsäurenproduktion reduziert. Extrakte aus Acacia angustissima hemmten das

Wachstum von Pansenbakterien in vitro: Ruminococcus albus, Ruminococcus flavefaciens,

Prevotella ruminicola und Streptococcus bovis.

Bei der Fütterung von äthiopischen

Hochlandschafen mit Acacia cynophylla als Grundfutter nahm die Dichte der Pansen- protozoen ab

ODENYO et al. 1997

(22)

Alliin Knoblauch, Zwiebel HABERMEHL et al.

2008 Antibakterielle

Wirkung

WINK 1988

„Prodrug“ der

allelochemisch aktiven Substanz Allicin

WINK 2003 Azetidin-2-Carbon-

säure

Spezies Liliaceae (Liliengewächse) u.

Amaryllidaceae (Amaryllisgewächse)

FOWDEN u.

STEWARD 1957;

FOWDEN 1981 Verschiedenste

Leguminosen-Spezies

FOWDEN 1981;

HUANG et al. 2011

Rote Meeresalge IMPELLIZZERI et al.

1975;

FOWDEN 1981 Chenopodiaceae

(Zuckerrübe)

FOWDEN 1972,1981 Wurzelstock von

Polygonatum multiflorum (vielblütiger Weißwurz)

FOWDEN 1958

Hemmt die Leistungs-

fähigkeit unterschied- licher Insektenspezies

HUANG et al. 2011

(23)

Azetidin-2-Carbon- säure

Verursacht im Versuch eine Hemmung der Lysozymaktivität

ROSENTHAL 1998 Reduziert die

Prolinaufnahme bei E. coli

ROWLAND u.

TRISTRAM 1971;

FOWDEN 1981 Bei Konzentrations-

überschuss von Azetidin-2-Carbon- säure Einbau dieser in das Protein anstelle von Prolin, dadurch fehlerhafte und verminderte Funktion des Proteins

NORRIS U. FOWDEN 1972;

FOWDEN 1981

Convallaria majalis (Maiglöckchen) (3-4% der TS der Blätter)

FOWDEN 1956;

BELL 1980 Beeinflusst bei Einbau

in Protocollagen die Eigenschaften von Kollagen nachteilig, Homologon von Prolin

BELL 1980

(24)

Oxalyldiamino- propionsäure (ODAP)

Samen von Lathyrus sativus

(Saatplatterbse)

Neurotoxisch,

verantwortlich für die Erkrankung

Neurolathyrismus des Menschen

MURTI et al. 1964;

RAO et al. 1964;

BELL 1980 Bestandteil aller drei

Lathyrus-Spezies

BELL 1964 Samen von Acacia

(Acacia albida = Anabaum) und Crotolaria

(Pflanzengattungen der Familie der Hülsenfrüchtler)

BELL 1980

Toxisch für Nymphen von Locusta migratoria (Wanderheuschrecke) und Anacridium

melanorhodon (Heuschrecken- Gattung aus der Familie der

Feldheuschrecken)

EVANS u. BELL 1979

Hemmt das Wachstum von E. coli, St. aureus, Candida albicans

RAO et al. 1964

(25)

Oxalyldiamino- propionsäure (ODAP)

Lathyrus-, Acacia- und Crotalariasamen (Platterbsen-, Akazien- und einer Gattung der

Hülsenfrüchtlersamen)

Neurotoxisch für Küken; inhibiert das Fressen bei

Heuschrecken

BELL 1980

2-Amino-4-Oxalyl- aminobuttersäure

Lathyrus-, Acacia- und Crotalariasamen

Beim Menschen

kommt es zu einer irreversiblen Paralyse der Beine nach

Verzehr von L.

sativus;

Neurolathyrismus, diese Krankheit kann auch Weidetiere nach Fressen der

genannten Pflanzen betreffen

BELL 1980

(26)

4-Amino-2-Oxalyl- aminobuttersäure

Gräser der

gemäßigten Breiten, Brachypodium sylvaticum, Festuca heterophylla, Poa alpina, Poa glauca, Poa pratensis, Puccinella maritima, Lolium perenne;

in großen Mengen in fast allen Pflanzen der Familie der

Erdrauchgewächse nachgewiesen

Aufgabe im Stoffwechsel der Pflanze nicht bekannt

FOWDEN 1958

δ-Acetylornithin Wurde in Spuren im

Blutplasma von Rind und Mensch gefunden

ARMSTRONG 1979 Wirkt als

Breitbandantibiotikum

HABERMEHL et al.

2008 Azirinomycin Rübenspezies (Beta

vulgaris), Pilze, Rinderniere, Fruchtwasser

Wirkt als Methyldonator

HABERMEHL et al.

2008

Betain Samen von Vicia

Sativa (Futterwicke)

Neurotoxisch HEGARTY 1986

(27)

-Cyanoalanin (BCNA)

15 andere Spezies des Genus Vicia

BELL u. TIRIMANNA 1965;

BELL 2003 Cyanid-resistenter

Enterobacter-Stamm

SAKAI et al. 1981 Bambus-Trichterling

(Clitocybe

acromelalga, ein giftiger Pilz)

FUSHIYA et al. 1993

Männl. Ratten verabreicht (15 mg /100 g KGW per Magensonde), kommt es zu Hyperaktivität, Tremor, Krämpfen, Steifheit und zu Erschöpfung bis hin zum Verenden

RESSLER 1962;

BELL 2003

Samen von Lathyrus- Spezies

Neurotoxischer Wirkstoff, welcher für den beim Menschen vorkommenden Neurolathyrismus verantwortlich ist (degenerative

Erkrankung des ZNS)

HEGARTY 1986

(28)

-N-Oxalyl-L-- Diaminopropion- säure

(ODAP)

Konkurriert mit der bzw. hemmt die

Bindung von Glutamat an den

Nervenendigungen (ähnliche Struktur wie Glutamat) und führt zu Hirnschäden

OLNEY et al. 1976;

HEGARTY 1986

Wird in L. sativus als Speicherstoff für Stickstoff genutzt und bietet der Pflanze so die Möglichkeit unter extremen Beding- ungen wie Nässe und Trockenheit zu über- leben; die Konzentr- ation von ODAP kann durch die Umwelt- faktoren beeinflusst werden; im reifen Samen führt Wasser- stress zu einem An- stieg, Salzgehalt da- gegen zu einer Herab- setzung der Konzentr-

HAQUE et al. 1992;

BELL 2003

(29)

-N-Oxalyl-L-- Diaminopropion- säure

(ODAP)

In Nervenzellen antagonisiert es das Glutamat an den Glutamatrezeptoren

PEARSON u. NUNN 1981;

BELL 2003 Cycas circinalis

(Palmfarn)

VEGA u. BELL 1967;

BELL 2003

Methylamino- alanin (BMMA)

Akut neurotoxisch bei Verabreichung an Versuchstiere, jedoch bei Injektion von geringeren Konzentra- tionen in wachsende Ratten keine chron.

Toxizität

BELL 2003

Reagiert wie ein Glutamatagonist an den N-Methyl-D- Aspartat-Rezeptoren der Neuronen

BELL 2003

Die Toxizität hängt mit dem Vorhandensein von Bikarbonat zu- sammen, mit dem es ein stabiles Carbamat bildet, welches analog zu Glutamat ist

WEISS et al. 1989;

BELL 2003

(30)

Methylamino-

alanin (BMMA) Familie der Cucurbitaceae (Kürbisgewächse)

DUNNILL u. FOWDEN 1965;

FOWDEN 1981

-Pyrazol-L-Ylalanin Im Samen der Wassermelone (Citrullus vulgaris)

Heterocyclische AS;

Hauptkomponente der löslichen

Stickstofffraktion im Samen der

Wassermelone

NOE u. FOWDEN 1960

Potenter Glutamat- Rezeptor-Antagonist in höher entwickelten Tieren

D’MELLO 2015

-N-Oxalylamino-L- Alanin (BOAA)

Potenter Glutamat- Rezeptor-Antagonist in höher entwickelten Tieren

D’MELLO 2015

N-Methylamin-L- Alanin (BMAA)

AS xenobiotischen Ursprungs, jedoch auch in Pflanzen und Tieren nachgewiesen

Schützt Pflanzen vor osmotischem Stress, Pathogenen und erhöht die

Wärmetoleranz

Wirkt als Glyzin- Rezeptor-Antagonist in Tieren

SCHMIEDEN u. BETZ 1995;

SLAUGHTER et al.

2012

(31)

Aminobuttersäure

(BABA) Familie der

Papilionoideae

(Schmetterlingsblüter);

Samen von Legumi- nosen (n. w. d.)

TURNER u.

HARBORNE 1967;

FOWDEN 1981 Canavanin

(2-Amino-4- Guanidinoxy- buttersäure)

Canavalia ensiformis, es wird angenommen, dass eine Vielzahl von Leguminosen die enzymatische Ausstattung zur Synthese und

Metabolisierung von Canavanin besitzen

D’MELLO 2015

Isoester von Arginin FOWDEN 1981

Im Samen von Alfalfa (Luzerne) und Dioclea megacarpa

(Schmetterlingsblütler, deren deutscher Name nicht bekannt ist)

HEGARTY 1986

Chem. Analogon von Arginin

ROSENTHAL 1982;

HEGARTY 1986

(32)

Canavanin (2-Amino-4- Guanidinoxy- buttersäure)

Toxisch für viele Säugetierzellen in vitro, durch Einbau in Polypeptidketten entstehen instabile Peptide, stören die RNA- und DNA- Synthese

HEGARTY 1986

Bei Affen verursachte eine Diät aus Alfalfa- sprossen eine häma- tologische und sero- logische Abnormität ähnlich dem mensch- lichen Lupus erythe- matodes, eine Gabe von Canavanin reakti- vierte dieses Syndrom

HEGARTY 1986

(33)

Canavanin (2-Amino-4- Guanidinoxy- buttersäure)

Hat immunmodulato- rische Eigenschaften bei Mäusen (normalen und autoimmunen), ruft dort ungeordnete Lymphozytenfunktio- nen mit einem Anstieg an Antikörpern, die für die Niere pathologisch sind, hervor

PRETE 1985;

HEGARTY 1986

Vicia benghalensis (Purpur-Wicke)

Bei der Konzentration von 1 mM kommt es bei Setzlingen von Lathyrus aphaca, L.

odoratus und Lactuna sativa (Kopfsalat) zu einer

Wachstumshemmung von 80-90 %, diesen Effekt gibt es nicht bei Setzlingen von Vicia benghalensis, welche Canavanin

synthetisiert

WILSON u. BELL 1978;

BELL 1980

(34)

Canavanin (2-Amino-4- Guanidinoxy- buttersäure)

Es wird vermutet, dass die Toxizität von

Canavanin und das Vorkommen in den Samen die Pflanze vor den samenfressenden Larven von

Callosobruchus maculatus

(Erbsensamenkäfer) und anderen Insekten schützen soll

ROSENTHAL et al.

1976;

BELL 1980

Canavalia ensiformis (Jackbohne)

Canavalia ensiformis synthetisiert eine große Menge an Canavanin, besitzt einen Protein-

syntheseapparat, der zwischen Canavanin und Arginin

unterscheiden kann und Canavanin nicht in die eigenen

Proteine einbaut

TAIZ u. ZEIGER 2007

(35)

Canavanin (2-Amino-4- Guanidinoxy- buttersäure)

Wirkt zytotoxisch auf humane Krebszellen

BOZHENA et al. 2011 Canavalia ensiformis

(Schwertbohne, Jackbohne),

Sojabohne, Zwiebel

HABERMEHL et al.

2008 Ersetzt Arginin in der

Proteinsynthese, erhöht die

Arginaseaktivität und reduziert die

Polyaminsynthese

D’MELLO 2015

Sutherlandia frutescens (Ballonerbse)

Medizinischen Präpa- raten aus dieser Pflanze wird eine Wirkung gegen HIV nachgesagt

NUNN et al. 1989

L-Canalin (L-2-Amino-4- aminooxy- buttersäure)

In vielen

Leguminosenarten

Analogon von L-Orni- thin, wird in der Pflanze aus

Canavanin gebildet

Hemmt ornithin- abhängige Enzyme, kann als Lysin- Antagonist wirken

ROSENTHAL 1997

Unreife Samen von Astragalus sinicus

ROSENTHAL 1978

(36)

L-Canalin (L-2-Amino-4- aminooxy- buttersäure)

Kann in allen Canavanin

synthetisierenden Spezies vorkommen, da es aus der

Reaktion von Arginase mit Canavanin

entsteht

Hoch toxisch für Insekten, wenig bekannt über die Wirkung bei höheren Tieren

BELL u. ROSENTHAL 1979;

BELL 2003

Aesculus parviflora (Strauch-

Rosskastanie)

FOWDEN et al. 1969;

FOWDEN 1981 Zwischenprodukt des

Harnstoffzyklus in der Leber

BELL 1980 Citrullin Citrullus vulgaris

(Wassermelone)

Toxisch bei Ratten und Küken, hemmt das Enzym

Cystathionase

BELL 1980

3-Cyanoalanin (und seine -Glutamyl- Derivate)

Vicia-Spezies Hemmung der

Zellwandsynthese von Bakterien, dadurch klinische Bedeutung als Antibiotikum

HABERMEHL et al.

2008

D-Cycloserin In Getreide weit verbreitet (n. w. d.)

HABERMEHL et al.

2008

(37)

Cysthathionin Samen vom Genus Mucuna (Reben und Schlingpflanzen)

FOWDEN 1981 3,4-Dihydroxy-

phenylalanin (L-DOPA)

Wird bei der Behandlung von Parkinson eingesetzt

HEGARTY 1986 Mucuna-Spezies

(6-9 % der TS)

BELL 1980 Wichtiger Bestandteil

von Pflanzen

Kommt im Säugetier- ZNS als Zwischen- produkt bei der Synthese des wichtigen

physiologischen Amins 3,4-Dihydroxy- phenylethylamin (Dopamin) vor

BELL 1980

3,4-Dehydro-L-prolin Anwesenheit reduziert

bei E. coli die

Aufnahme von Prolin

ROWLAND u.

TRISTRAM 1971;

FOWDEN 1981

(38)

Djenkolsäure (S,S-Methylenebis- cystein)

Mensch: geringe Löslichkeit der Aminosäure unter sauren Bedingungen, dadurch Bildung von Kristallen in Niere und Harntrakt, welche zu Nierenfunktions- störungen und

Beeinträchtigung des Harnflusses führt

BELL 2003

Djenkolsäure Djenkolbohne (Pithecellobium lobatum)

Unlöslich bei pH- Werten unter 7, wird beim Menschen unverändert ausgeschieden, kristallisiert jedoch in der Niere und im Harntrakt und führt dort zu Unbehagen, Gewebeschäden und Anurie

BELL 1980

(39)

Djenkolsäure Leguminosen, Leber, Muskel,

Rinderblutplasma

Kristallisiert aus und führt dadurch zu, Nierenfunktions- störungen, wirkt auch auf das Nervensystem (n. w. d.)

HABERMEHL et al.

2008

In fast allen Pflanzen nachgewiesen

FOWDEN 1981 In Bakterien, Pilzen

und Tieren

Wird bei biotischem und abiotischem Stress vermehrt von der Pflanze gebildet und akkumuliert, wirkt auch als

Signalmolekül

Im tierischen Hirn in hohen

Konzentrationen nachgewiesen, wirkt dort als wichtiger Neurotransmitter

ROBERTS 2007

-Aminobuttersäure (GABA)

In Bakterien, Pilzen und Tieren,

Deutschem Weidel- gras (Lolium perenne)

Neurotransmitter HABERMEHL et al.

2008

(40)

-Aminobuttersäure (GABA)

In Bakterien, Pilzen und Tieren

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne)

Bereitstellung von GABA erfolgt in Pflanzen und Tieren hauptsächlich durch den sog. GABA-Shunt, einen alternativen Weg zur Synthese von Succinat im

Zitratzyklus, der im Wesentlichen über Glutamat läuft

GABA gehört zu den vier häufigsten

Neurotransmittern im ZNS. In Tieren ist die Rolle von GABA als

„major inhibitory neurotransmitter“

gesichert. Weiterhin hat GABA Auswirk- ungen auf den

Hormonhaushalt des Säugetierorganismus.

THEERMANN 2011

Spielt wichtige Rolle in der Antwort der

Pflanze auf biotischen und abiotischen Stress 

HILKER u. MEINERS, 2010;

THEERMMANN 2011

-Methylenglutamin- säure

Sporadisch in den Pflanzenfamilien (nicht näher in der Literatur aufgeführt),

ursprünglich isoliert aus der Erdnuss

DONE u. FOWDEN, 1952; FOWDEN 1981

Tulpe (Liliaceae) ZACHARIUS et al.

1954;

FOWDEN 1981

(41)

-Methylenglutamin- säure

Samen von Gleditsia triacanthos

(Amerikanische Gleditschie)

Aus Leucin gebildet FOWDEN 1981

Samen von 36 Lathyrus-Spezies

BELL 1962 Lathyrus- und Lotus-

Samen (Hornklee), Akazienblättern

Toxisch für Mikroorganismen (n. w. d.)

BELL 1980 L-Homoarginin

(2-Amino-6- Guanidinhexan- säure)

Toxisch in St. aureus und Candida albicans sowie anderen Mikro- organismen (n. w. d.)

BELL 1980;

RAO et al. 1964b Reduziert die

Konzentration von Ornithin, Lysin und Arginin im Gehirn, verfüttert an Ratten (bei einer

Lysinmangel-Diät) kommt es zu Wachstumsver- zögerung und reduzierter Futteraufnahme

TEWS u. HARPER 1986; BELL 2003

(42)

L-Homoarginin (2-Amino-6- Guanidinhexan- säure)

Lens culinaris (Küchenlinse)

NUNN et al. 2010 Crotalaria juncea

(1-2 % der TS)

BELL 1980 Samen von Lathyrus

odoratus (Duftende Platterbse,

Gartenwicke)

FOWDEN 1966;

BELL 1980 4-Hydroxynorvalin Lathyrussamen Verhindert

Samenwachstum

BROWN u. TURAN 1995;

BELL 1962 4-Hydroxy-

homoarginin

Griffonia simplicifolia (afrik. Schwarzbohne) (14 % der TS sind 5-Hydroxytryptophan)

BELL 1980

5-Hydroxy-

tryptophan (5-HTP)

Kommt auch im

Säugetier ZNS als Zwischenprodukt bei der Synthese des wichtigen

physiologischen Amins 5-Hydroxy- tryptamin (Serotonin) vor

BELL 1980

(43)

Hypoglycin A Im Samen verschiedener Ahornarten (Bergahorn, Eschenahorn)

Die Aufnahme der Samen wird als Ursache der equinen atypischen Myopathie diskutiert, einer

Erkrankung, welche mit akuter Rhabdomyloyse, Myoglobinurie und Koliksymptomen einhergeht und zum Verenden des Pferdes führen kann

ŻURAW et al. 2015

Im unreifen

Samenmantel von Blighia sapida (Akee- Seifenbaumgewächs)

Verursacht beim Menschen Kopfschmerzen, Krämpfe, Tod (Jamaica vomiting sickness)

FOWDEN 1981

(44)

Hypoglycin A Hypoglycin B

Wirkt als fehlerhaftes Substrat für Leucyl- tRNA-Synthethase und limitiert die Aktivierung von Leucin; durch die oxidative Desaminie- rung und Decarb- oxylierung von

Hypoglycin A entsteht

-Methylen- cyclopropyl-CoA welches die Fettsäuren-- Oxidation hemmt

FOWDEN 1981

Im unreifen

Samenmantel von Blighia sapida (Akee- Seifenbaumgewächs)

Verursacht beim Menschen Kopfschmerzen, Krämpfe und Tod (Jamaica vomiting sickness)

FOWDEN 1981

(45)

Hypoglycin A Hypoglycin B

Im unreifen

Samenmantel von Blighia sapida 0,1% des Trocken- gewichts, im reifen Samenmantel nur noch 1/10 davon

HASSALL u. REYLE 1955;

HEGARTY 1986

Hypoglycin (n .w. d.)

Verzehr des unreifen Samenmantels führt zu Erbrechen,

Krämpfen, Koma, ggf.

Tod

HASSALL u. REYLE 1955;

HEGARTY 1986 Hypoglycin

(n. w. d.)

Führt zu einem starken

Blutglukoseabfall durch Hemmung der Glukoneogenese in der Leber aufgrund der Limitierung von CoA und Carnitin, die essentiell für die Oxidation von langkettigen Fettsäuren sind

BRESSLER et al.

1969;

HEGARTY 1986

(46)

Hypoglycin (n. w. d.)

Verursacht histologische

Veränderungen in der Leber bei Menschen und Labortieren und kann in der Leber zu einem toxischen Metaboliten

umgewandelt werden (n. w. d.)

HEGARTY 1986

Teratogen bei Ratten PERSAUD 1968;

HEGARTY 1986 Nach Verzehr kommt

es zu einem starken Blutglukoseabfall von 4,44 – 5,55 mmol/l (physiologischer Referenzbereich) zu 0,06 mmol/l und weniger

VON HOLT et al.

1964;

BELL 2003

In der Frucht von Blighia sapida (Akee) kommt -Glutamyl- hypoglycin vor, das als Hypoglycin B

bezeichnet wird

Bei Ratten hat die Gabe von Hypo- glycin B in der doppel- ten Konzentration vergleichbare Effekte wie Hypoglycin A

VON HOLT et al.

1964;

BELL 2003

(47)

Ibotensäure Möglicherweise ist der Grund der Hypo- glykämie nicht die AS selber, sondern der Metabolit Methylen- cyclopropylessigsäure, der in der Leber

entsteht und den Fettsäuremetabolis- mus blockiert. Durch die Hemmung der Fettsäureoxidation wird der Körper von der Glukose als Energielieferant abhängig, doch die Substitution von Glukose durch Glukoneogenese ist selber abhängig von der Verfügbarkeit von Acetyl-CoA, NADH und ATP, welche Produkte der hepatischen Fett- säureoxidation sind

VON HOLT et al.

1966;

SHERRATT 1969;

BRESSLER et al.

1969;

BELL 2003

(48)

Ibotensäure Amanita strobiliformis (Fransiger Wulstling), Panther- und

Fliegenpilz

Toxisch, wirkt psychoaktiv

HABERMEHL et al.

2008 Analogon von Arginin

mit antimetabolischen Eigenschaften

HEGARTY u. POUND 1970;

HEGARTY 1986 Indospicin In tropischen

Hülsenfrüchten des Genus Indigofera (Pflanzengattung der Hülsenfrüchtler)

Hemmt die Arginase sowie die Aufnahme von Arginin ins Protein;

Vermindert die DNA- Synthese

HEGARTY 1986

Hepatotoxisch; führt zu Reproduktions- störungen beim Rind und bei Labortieren;

hat teratogene Eigenschaften

PEARN u. HEGARTY 1970;

HEGARTY 1986

In der Leber verhindert Indospicin den Einbau von Arginin in Proteine der Leber, wodurch auch der Einbau anderer AS unterdrückt wird

MADSEN et al. 1970;

CHRISTIE et al. 1975;

HEGARTY 1986

(49)

Indospicin Verursacht beim Pferd nach Aufnahme von Indigofera linnaei, einer Leguminosenart im Norden Australiens, die „Birdsville

disease“, ein

neurologisches Syn- drom (Schwäche, Nervösität bis De- pression, Shivering, Koordinations- störungen);

Antimetabolit von Arginin

HEGARTY u. POUND 1970;

BELL 2003

Bei der Verfütterung von Fleisch an Birdsville disease erkrankter Pferde, kommt es bei Hunden zu Ikterus und

Leberschäden

HEGARTY et al. 1988;

BELL 2003

(50)

Indospicin Die Verabreichung von aufgereinigtem Indospicin

(intraperitoneal und als Diät) bestätigten die Entstehung der Leberschäden durch Indospicin

BELL 2003

Wirkt teratogen, führt zu Aborten,

hepatotoxisch bei Säugetieren

HEGARTY u. POUND 1970;

BELL 1980 Führt in Australien zu

Verlusten von Weidetieren; seine Toxizität in den Tieren beruht auf der

Konkurrenz mit Arginin auf der Enzymseite

BELL 1980

Pflanzengattung Lathyrus (Platterbse) davon in 12 Spezies

BELL 1962;

FOWDEN 1981 Lathyrin Vicia (Wicken,

Schmetterlingsblütler)

FOWDEN 1981

(51)

L-Methionin- sulfoximin (MSO)

Mit Stickstofftrichlorid behandeltes

Weizenmehl (Zusatz für bessere

Backeigenschaften)

Zuerst entdeckt als toxischer Stoff in Weizenmehl, das bei Hunden „Hysterie“

auslöst (hysteria in dogs; neurologische Ausfallerscheinungen)

CAMPBELL et al.

1951;

BELL 2003

Connaraceae (Sauerkleeartige)

JEANNODA et al.

1985;

BELL 2003 Samen von Cnestis

palala, beinhalten 524

mol/g der TS an MSO

Werden in Malaysia u.

Thailand zum

Vergiften von Hunden verwendet, 347 mg/kg oral = letal innerhalb von 24-25 Std.

MURAKOSHI et al.

1966;

BELL 2003

Samen von Lathyrus odoratus (Duftende Platterbse)

PRZYBYLSKA u.

STRONG 1968;

BELL 1981 Lathryrus

leucocephala (Weißkopfmimose), weit verbreitet in den Tropen

Schmackhafte Pflanze für den Wiederkäuer, jedoch begrenzt das Vorhandensein von Mimosin die Nutzung als Futtermittel

D’MELLO 2015

(52)

Mimosin Wird im Rinderpansen zu Dihydroxypyridin, Pyruvat und

Ammoniak gespalten

FOWDEN 1981

Samen der Spezies Leucaena (Gattung von über 20 Arten aus der Familie der

Hülsenfrüchtler), besonders L.

leucocephala (Weißkopfmimose)

BREWBAKER u.

HYLIN 1965;

FOWDEN 1981

Samen- und Blatt – Material von L.

leucocephala

Haarverlust bei Pferden und Rindern, Fliesverlust bei

Schafen

FOWDEN u.

FRANKTON 1968;

FOWDEN 1981 Interferiert mit der

Nutzung von Tyrosin / Antagonist

FOWDEN 1981 Bis zu 8-10 %

Mimosin in der TS von jungen Blättern von Leucaena

leucocephala

JONES 1979;

HEGARTY 1986

(53)

Mimosin Toxisch für Wiederkäuer,

Nichtwiederkäuer und Labortiere, führt zu Haarverlust,

Augenkatarakt und Reproduktions- störungen

HEGARTY et al. 1978;

LIENER 1969;

HEGARTY 1986

Wird im Wiederkäuer durch Wiederkauen und Reaktion mit den Pansenmikro-

organismen zu 3-Hydroxy-4-Pyridon (DHP) umgewandelt, einem potenten Goitrogen mit thiouracilartiger Wirkung

HEGARTY et al. 1978;

HEGARTY 1986

Toxizität und

Haarverlustwirkung resultieren aus der antimetabolischen Wirkung zu Tyrosin

HEGARTY 1986

(54)

Mimosin Mimosa pudica (Mimose)

RENZ 1936;

BELL 2003 Bei Wiederkäuern

hängt die Toxizität von Leucaena von der Rate und dem Grad der

Mimosinaufspaltung ab, dies ist abhängig vom Pflanzenenzym das während es Kauens von frischem Pflanzenmaterial frei wird

JONES 1985;

BELL 2003

Durch die Aufspaltung von Mimosin erhöht sich die Konzentration von 3-Hydroxy-4- Pyridon (DHP) einem starken Goitrogen

HEGARTY et al. 1978;

BELL 2003

Eine Adaption des Wiederkäuers an Mimosin ist möglich;

(Tab. 2.3)

FOWDEN 1981;

HEGARTY 1986

(55)

Nicotinamin Nicotiana tabacum (Virginischer Tabak), Bucheckern

Wirkt als Neutralisa- tionsfaktor in

Tomatenmutanten, da es eine große

Tendenz hat, Eisen zu komplexieren

HABERMEHL et al.

2008

Kommt in Grassilagen vor; entsteht durch den Abbau von Arginin und kann weiter zu Putrescin umgebaut werden

MACPHERSON u.

VIOLANTE 1966

Ornithin

(2,5-Diaminopentan- säure)

Ornithin dient in Grassilagen neben Arginin als

Ausgangsstoff für die Bildung von Putrescin, Spermidin und

Spermin

THOMSEN (in Vorbereitung)

Lathyrus sativus GIOVANELLI et al.

1974

Lathyrusblätter BELL 1980

Phosphinothricin Streptomyceten Verwendung als Herbizid

HABERMEHL et al.

2008 Pipecolinsäure

(Homoprolin)

In vielen Pflanzen (n. w. d.)

Homologon von Prolin Homologon von Prolin BELL 1980

(56)

S-Aminoethylcystein In den Blättern von Acacia

(Akaziengewächse)

BELL 1980

Isoester von Lysin FOWDEN 1981

Se-Methylseleno- cystein

Wicken, inkl.

Astragalus bisculcatus (Tragants)

Tod von Rindern und Schafen, die auf Weiden mit

selenreichem Boden grasen

ROSENFELD u.

BEATH 1965;

FOWDEN 1981 S-Methylcystein-

sulphoxid (SMCO)

Wurde in Spuren im Blutplasma von Rind und Mensch gefunden

ARMSTRONG 1979 In vielen Brassica-

spezies (Kohl)

Rinder entwickeln nach dem Fressen eine hämolytische Anämie mit schnellem Abfall des

Bluthämoglobins

HEGARTY 1986

Primäres hämo-

lytisches Toxin, das im Pansen zu Dimethyl- disulfid umgewandelt wird, welches aktiv als Hämolysin wirkt

SMITH et al. 1974;

HEGARTY 1986

(57)

S-Methylcystein- sulphoxid (SMCO)

Wird im Pansen zum aktiv hämolytischen Faktor Dimethyldisulfid umgewandelt

SMITH 1980;

BELL 2003 Nicht toxisch für Nicht-

Wiederkäuer

ITOKAWA et al. 1973;

BELL 2003 Weißkohl,

Blumenkohl, Zwiebeln, Rettich

HABERMEHL et al.

2008 In den Nüssen von

Lecythis ollaria (Paradisnuss)

Führt bei Verzehr beim Menschen zu Haarverlust

SHRIFT 1969;

BELL 1980 m-Tyrosin

(3-Hydroxyphenyl- alanin)

Festuca rubra (Rotschwingel)

Allelopathischer Wirkstoff in der Pflanzenwurzel.

Hemmt das Wachstum vieler Mono- und Dikotyledonen; wird synthetisiert durch die Hydroxilierung von Phenylalanin

BERTIN et al. 2007

Grassilagen In Pflanzen und Mikroorganismen können aus Tyrosin Polyphenole gebildet werden.

ÖZMEN 2013

(58)

Pansenflora und der damit einhergehenden verminderten Fermentationsleistung, ist die Möglichkeit der Adaption des Wiederkäuers bzw. seiner Ausstattung an Mikroorganismen auf Futterpflanzen, welche NPAS beinhalten, besonders bemerkenswert.

HEGARTY et al. (1976) beschreiben, dass es Wiederkäuern in Indonesien und Hawaii möglich ist, durch ihre Ausstattung an Pansenbakterien NPAS zu neutralisieren, welche bei Wiederkäuern in anderen Gebieten der Erde zu Erkrankungen führen. Dies zeigt, dass sich die Population der Pansenbakterien an die in den heimischen Pflanzen vorkommenden NPAS adaptiert hat. Dort wo sich der Wiederkäuer über die Nahrung seit je her mit sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, wie den NPAS auseinandersetzen musste, hat er sich evolutionär an das vorhandene Nahrungsangebot adaptiert.

(59)

2,4-Diaminobuttersäure (DABA)

Acacia angustissima Kann von der Pansenflora adaptierter Wiederkäuer aufgeschlossen/detoxifiziert werden; isolierte Bakterien- stämme sind nicht in der Lage DABA umzubauen, nur der Gesamtheit der

Mikroorganismen ist dies möglich

ROBERTSON McKIE et al. 2004

S-Methylcysteinsulphoxid (SMCO)

Brassica-Spezies (Kohl) Rinder entwickeln nach dem Fressen eine hämolytische Anämie mit schnellem Abfall des Bluthämoglobins;

primäres hämolytisches Toxin, das im Pansen zu Dimethyl- disulfid umgewandelt wird, welches aktiv als Hämolysin wirkt

SMITH et al. 1974;

HEGARTY 1986

(60)

2-Amino-3-Oxalylamino- Propionsäure (ODAP)

Acacia angustissima Hemmt die Fermentations- leistung von Pansenbakterien in vitro (n. w. d.)

ODENYO et al. 1997

Mimosin Samen- und Blattmaterial

von Leucaena-Spezies

Wird im Wiederkäuer durch Wiederkauen und Reaktion mit den Pansenmikro-

organismen zu 3-Hydroxy-4- Pyridone(DHP) umgewandelt, einem potenten Goitrogen mit thiouracilartiger Wirkung;

Wiederkäuer in Indonesien und Hawaii haben Pansen- bakterien, die DHP neutrali- sieren können, in Australien und New Guinea gibt es diese nicht und es kommt zu chro- nisch toxischen Effekten

FOWDEN 1981;

HEGARTY 1986

(61)

In der Vergangenheit gab es mehrfach Versuche das große Spektrum nichtproteinogener Aminosäuren sinnvoll zu sortieren und in Klassen einzuordnen. In Tabelle 2.4 wird eine mögliche Klassifizierung und Gruppierung der NPAS gezeigt, welche nach biochemischen Aspekten vorgenommen wurde. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Ähnlichkeit zu proteinogenen Aminosäuren und den damit verbundenen vergleichbaren Metabolismus dieser Stoffe sowie die daraus resultierenden Probleme gelegt. Des Weiteren wird ihre Wirkung als Signalstoff im Stoffwechsel berücksichtigt.

(62)

Gruppe: Arginin Analoga

Analoga schwefelhaltiger

Aminosäuren

Nichtproteinogene Aminosäuren mit

Signalfunktion

Aromatische NPAS Sonstige NPAS

Vertreter: Canavanin Homoarginin Indospicin

Selenomethionin

Se-Methylselenocystein Selenocystathionin Selenocystein S-Methylcystein

β -N-Oxalylamino- L-Alanin (BOAA) β -Cyanoalanin (BCNA)

α, γ-Diaminobutter- säure (DABA) β -N-Methylamino- L-Alanin (BMAA) γ-Aminobuttersäure (GABA)

β-Aminobuttersäure (BABA)

(xenobiotisch)

Mimosin 3,4-Dihydroxy-

Phenylalanin (DOPA)

Hypoglycin A Hypoglycin B

(63)

Ziel war, durch Auswertung der wissenschaftlichen Literatur einen Erkenntnisgewinn zum möglichen Vorkommen nichtproteinogener Aminosäuren in Gräsern zu erlangen.

Nichtproteinogene Aminosäuren nehmen einen besonderen Stellenwert sowohl innerhalb der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, aber auch als Stoffwechselprodukte unterschiedlichster Organismen ein. Sie haben auf Lebewesen, vom Bakterium bis hin zum Menschen, unterschiedlichste, teils drastische Effekte (s. Tab. 2.2).

Die Verteilung der NPAS innerhalb des Pflanzenreichs tritt evolutionsbedingt gehäuft in einzelnen Ordnungen und Familien auf. Primär sind hier die Leguminosen zu nennen (D’MELLO 2015).

In Gräsern wurde das Vorkommen weniger NPAS nachgewiesen:

-Aminoadipinsäure, δ-Acetylornithin, -Aminobuttersäure, m-Tyrosin (s. Tab. 2.2).

Jedoch handelt es sich hierbei um intermediäre Stoffwechselprodukte, nicht aber um Defensine oder Schutzfaktoren vor Herbivoren.

Nach jetzigem Kenntnisstand der wissenschaftlichen Literatur zu nichtproteinogen Aminosäuren stellte sich heraus, dass es in Gräsern nicht zur Bildung pharmakologisch bedeutender nichtproteinoger Aminosäuren kommt.

Dennoch ist die Verwendung bestimmter Pflanzen in der Wiederkäuerfütterung durch ihre Gehalte an NPAS und den daraus resultierenden antinutritiven bis toxischen Eigenschaften limitiert (D’MELLO 2015). Somit sind NPAS, wenn auch nicht aus Gräsern stammend, von Bedeutung.

Seit ca. 18 Millionen Jahren grasen wiederkäuende Boviden zunächst in Eurasien, später weltweit und haben sich seit jeher mit der Verwertung von Gräsern auseinandergesetzt (COUGHENOUR 1985). Evolutionär stellte das Vormagensystem der Wiederkäuer einen Nischenvorteil dar, da so die für den Monogastrier unverdaulichen Zellwandbestandteile (Lignin, Cellulose, Hemicellulose) durch die Pansenmikroorgansimen abgebaut und nutzbar gemacht werden können.

Auch wenn sich Gräser im Vergleich zu anderen Pflanzenarten nur wenig durch Stoffwechselprodukte vor herbivorem Fraß schützen und ihre Ausstattung mit sekundären Pflanzenstoffen nur sehr gering ist, verfügen sie doch über einige potentiell schädliche Substanzen (COUGHENOUR 1985). Evolutionär konnte sich der Wiederkäuer bzw. seine Pansenflora hieran über Generationen adaptieren, sodass unser heutiges Hausrind auf die Aufnahme und den Verdau großer Mengen Gras perfekt ausgelegt ist.

Der Wiederkäuer hat das Gras meist im frischen, teilweise auch im trockenen Zustand aufgenommen. Somit kommen die Weidehaltung sowie die Fütterung mit Heu der ursprünglichen Wiederkäuerernährung sehr nahe. Mit Einführung der flächendeckenden Silageproduktion in den vergangenen 40 Jahren verdrängte die Grassilage das Heu mehr und mehr aus der Grundfutterration. Es ist zu bedenken, dass der Wiederkäuer im Laufe seiner langen evolutionären Entwicklung nie anaerob fermentierten Gräsern (Silage) als Grundfutter ausgesetzt war. Erst in den vergangenen Jahrzehnten musste sich der Wiederkäuer mit Grassilagen und somit möglicherweise mit einer Vielzahl von Stoffen und Verbindungen auseinandersetzen,

(64)

Reineiweißabbau verhindern kann (GAST 2010). Die Erkenntnisse aus der Analyse der vorliegenden Literatur belegen, dass möglicherweise sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, nicht aber die nichtproteinogen Aminosäuren als Ursache grassilagebedingter Erkrankungen anzusehen sind.

(65)

Versuchsziel 3.1

Versuchsziel war es, die Auswirkungen des Reineiweißabbaus auf die Aminosäurezusammensetzung in Grassilagen zu untersuchen. Mit Hilfe von 316 Grassilagen, welche nach ihrem Reineiweißanteil (RE) am Rohprotein (Rp) als Schad- und Kontrollsilagen definiert wurden, fand eine Untersuchung über das Vorkommen und die Gehalte ihrer Aminosäuren statt. Parallel dazu wurden während vier Versuchsdurchläufen die Auswirkungen einer Fütterung von Grassilagen mit einem Reineiweißanteil am Rohprotein von unter 50 Prozent (RE/Rp < 50 %) sowie die Auswirkung der Zulage von Soja, in vitro, mit Hilfe des RUSITEC-Systems anhand unterschiedlicher Parameter untersucht.

Material und Methode 3.2

Die eigenen Untersuchungen teilten sich in Untersuchungen mittels RUSITEC im Rahmen des Gesamtprojekts (s. Tab. 9.2) sowie Untersuchungen zu Aminosäuregehalten in Grassilagen. Bei den Untersuchungen mittels RUSITEC handelte es sich um ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem die Durchführung, die Probenanalyse sowie die Ergebnisbeschreibung und –Interpretation innerhalb der Forschungsgruppe aufgeteilt wurden (s. Tab. 3.5, 3.10, 9.2). Die eigenen Untersuchungen befassten sich mit den Protozoen im flüssigen Fermenterinhalt, der Ammoniakkonzentration in den Fermentern, dem bakteriellen Protein und den verzweigtkettigen i-Säuren innerhalb der flüchtigen Fettsäuren (i-Valerian- und i-Buttersäure) (Kap. 3.4 - 3.4.13).

Der zweite Teil eigener Untersuchungen, welcher sich mit der Aminosäurezusammensetzung von 316 Grassilagen befasste, ist Kapitel 3.5 zu entnehmen.

(66)

Grassilagen als auch beim Einsatz der Grassilagen im RUSITEC-System wurden die zu untersuchenden Grassilagen in Schad- und Kontrollsilagen eingeteilt.

Alle Grassilagen, welche über einen prozentualen Reineiweißanteil am Rohprotein von unter 50 Prozent (RE/Rp < 50 %) verfügten, wurden als Schadsilagen definiert.

Grassilagen, bei denen der prozentuale Reineiweißanteil am Rohprotein über 50 Prozent (RE/Rp > 50 %) lag, wurden den Kontrollsilagen zugeordnet.

Bei dem für die RUSITEC-Versuche ausgewählten Probenmaterial wurden zusätzlich weitere Bedingungen vorausgesetzt. So musste der Trockensubstanzgehalt der Silagen bei mindestens 25 Prozent liegen. Außerdem mussten die Silagen bei der grobsinnlichen Untersuchung einwandfrei sein, sodass sie bei einer Kategorisierung nach DLG-Schlüssel (NUSSBAUM et al. 2004) mit gut bis sehr gut beurteilt würden.

Zusätzlich kamen die eingesetzten Silagen einer Laufgruppe von jeweils demselben landwirtschaftlichen Betrieb (s. Kap. 3.4.5)

Die Definition als Schad- und Kontrollsilagen anhand des prozentualen Reineiweißanteils am Rohprotein wurde bereits von GAST (2010) und in den folgenden Dissertationen im Pansenlabor angewandt und hat sich seither als sinnvoll dargestellt.

In vitro-Versuche mittels RUSITEC 3.4

Das Probenmaterial entstammte vier Versuchsdurchläufen (Lauf 39-42) am RUSITEC-System (RUmen SImulation TEChnique), welche im Pansenlabor der Klinik für Rinder an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in den Jahren 2015 und 2016 durchgeführt wurden. Dieses System wurde 1977 von CZERKAWSKI und BRECKENRIDGE entwickelt und ermöglicht es, die Dynamiken des Verdaus im Pansen über Wochen in einem semikontinuierlichen Durchflusssystem nachzuempfinden.

Nähere Informationen zu Aufbau und Funktionsweise des RUSITEC sind der Abbildung 3.1 und den Dissertationen von GAST (2010), GRESNER (2011) und GÖRES (2016) zu entnehmen. Einen Überblick über frühere Dissertationen im Pansenlabor und ihren jeweiligen Literaturschwerpunkt gibt Tabelle 9.1.

(67)

wird. Ein RUSITEC-System besteht aus einem Wasserbad, welches konstant auf 38 °C (physiologische Körpertemperatur) temperiert wird, in dem sechs Fermenter eingesetzt sind. In jedem Fermenter befindet sich ein perforiertes Gefäß, welches über einen Hubstangenmechanismus im Fermenter auf und ab bewegt wird (Pansenmotorik). Dieser Hubstangenmechanismus wird über einen Elektromotor angetrieben.

An Tag null eines Versuches wurde einem pansenfistulierten Rind Pansensaft sowie Feststoff aus der Pansenmatte entnommen (s. Kap. 3.4.3 u. 3.4.4). Der Fermenter wurde anschließend mit 80 g (uS) des Pansenfeststoffs sowie 2,6 g (uS) Maisstärke in einem Nylon-Geflecht-Beutel (17 x 18 cm, Maschenweite 1 mm, Eigenherstellung der Fa. LAT, Garbsen, Deutschland) in das perforierte Gefäß beladen. Ein weiterer Nylon-Geflecht-Beutel wurde mit 10,5 g (TS) Kontrollsilage und 2,6 g (uS) Maisstärke zugelegt. Der Fermenter wurde anschließend mit 500 ml flüssigem Panseninhalt, 200 ml RUSITEC-Puffer (s. Tab. 3.1), sowie 100 ml ionenfreiem Wasser (Seradest®) aufgefüllt. Aufgrund der hohen physiologischen Bedeutung des Wiederkauens sowie des Speichels des Wiederkäuers, floss kontinuierlich ein, dem Wiederkäuerspeichel nachempfundener Puffer nach McDOUGALL (1948) in das System (s. Tab. 3.1).

Dieser wurde über eine Mikroliter-Schlauchpumpe dosiert.

Sowohl durch die kontinuierliche Zufuhr von Puffer als auch durch die von den Pansenmikroorgansimen produzierten Gasmengen, kam es zu einem Volumenüberschuss, welcher über einen Zufuhrschlauch zum Überlaufgefäß, bzw.

das Gas in einen daran angeschlossenen Gasbeutel, floss.

Im Überlaufgefäß war halbkonzentrierte Salzsäure vorgelegt, um die Fermentations- prozesse zu beenden, wie es in vivo auch geschieht, wenn der Vormageninhalt in den Labmagen übergeleitet wird. Nach der mit der täglichen Beladung des Systems einhergehenden Öffnung der Fermenter wurden diese für eine Minute mit CO2

begast, um erneut ein anaerobes Milieu zu schaffen.

Ein RUSITEC-System besteht aus sechs voneinander unabhängigen Fermentern.

Bei jedem Versuchsdurchgang wurde mit zwei baugleichen RUSITEC-Systemen parallel gearbeitet. Drei Fermentergruppen à zwei Fermentern, nämlich Kontrollfermenter, Testfermenter und Testfermenter mit Sojazulage, ergaben eine Stichprobenmenge pro Gruppe von n = 2 pro RUSITEC-Lauf. Folglich ergab die viermalige Laufwiederholung (Lauf 39-42) einen Stichprobenumfang von n = 8.

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Abb. 3-1: Schematischer Aufbau des RUSITEC-Systems (Pansenlabor) Pufferflüssigkeit

nach McDOUGALL (1948)

Mikroliter- schlauchpumpe

Wasserbad 39 C Fermenter

Perforierter Innenbehälter

Zwei Nylon-Geflecht- Futterbeutel

Pufferzulauf Elektromotor mit Hubstangen- mechanismus Gasbeutel

Zufuhrschlauch Überlauf

Überlaufgefäß (Halbkonzentrierte HCl vorgelegt)

38 ° C

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