A 2068 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 42|
19. Oktober 2012DEUTSCHER APOTHEKERTAG
Bahr verteidigt neue Apothekerhonorare
Die Apotheker sind mit der angekündigten Honorarsteigerung von 25 Cent pro Packung
unzufrieden. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hält die Erhöhung jedoch für ausreichend.
Zugleich stellt er Pauschalen für Nacht- und Notdienste in Aussicht.
B
undesgesundheitsminister Da- niel Bahr hat sicherlich schon erfreulichere Auftritte gehabt. Zwar mag die Berufsgruppe der Apothe- ker als klassische FDP-Klientel gel- ten, auf dem diesjährigen Apothe- kertag begegneten die Pharmazeu- ten dem Minister aber mit Unmut.Der Grund: Das Festhonorar pro Packung soll um 25 Cent steigen.
Zu wenig, meinen die Apotheker.
Derzeit erhalten sie 8,10 Euro für die Abgabe eines verschreibungs- pflichtigen Medikaments, ab Januar 2013 sollen es 8,35 Euro sein.
„Ich weiß, dass einige von Ihnen dieses Ergebnis nicht zufrieden- stellt“, sagte Bahr bei der Eröff- nungsveranstaltung des Deutschen Apothekertages in München. Den- noch bekräftigte der Minister, er halte die Anpassung für gerechtfer- tigt. Es müsse berücksichtigt wer- den, dass die Zahl der abgegebe- nen Packungen gestiegen sei. Die schwarz-gelbe Regierung habe im Übrigen die erste Erhöhung des Ho- norars überhaupt seit 2004 auf den Weg gebracht.
Freiberuflichkeit erhalten
Bahr erinnerte die Anwesenden au- ßerdem daran, dass gerade Union und FDP die Parteien seien, die sich für den Erhalt der Apotheke vor Ort starkmachten. „Keine Regierung hat sich wie diese für die inhaber - geführte Apotheke starkgemacht“, betonte er. Es sei auch ein Verdienst der Bundesregierung, dass die Rah- menbedingungen in Deutschland weiterhin gut seien. Anders als in vielen europäischen Ländern gebe es das Fremd- und Mehrbesitzver- bot. Das bedeutet: Nur ein Apothe- ker darf eine Apotheke besitzen, Apothekenketten gibt es nicht. „An diesen bewährten Strukturen sollten wir festhalten“, appellierte Bahr.Die Rolle des Apothekers als Frei- berufler müsse erhalten bleiben.
Die Menschen hätten großes Ver- trauen in die persönliche Beratung in den Apotheken.
Heinz-Günter Wolf, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, kri- tisierte, seit Jahren habe es bei den Apothekern keinen realen Einkom- menszuwachs gegeben. „Ich gehe davon aus, dass das bewusst ge- schehen ist, und das macht mir Sor- ge.“ Ob Abschläge oder Sonderop- fer – den Apothekern werde viel ab- verlangt. „Wenn die Finanzen der Kassen gerettet werden mussten, waren immer wir es, die mit ihrem Einkommen zu bluten hatten. Da- mit muss Schluss sein“, forderte Wolf. Als weiteres Beispiel nannte
er die Rabattverträge für Arzneimit- tel, die in den Apotheken zu er - heblichem Aufwand führten. „Die Krankenkassen sparen das Geld, wir haben die Arbeit“, bemängelte der ABDA-Chef.
Die Krankenkassen verzeichnen Milliardenüberschüsse. Nicht zu- letzt deshalb fragen sich viele Apo- theker, ob bei den Honoraren nicht doch mehr drin gewesen wäre. Wolf verteidigte sich beim Apothekertag gegen Kritik aus den eigenen Rei- hen. Er mahnte die Anwesenden,
„dass wir uns nicht auseinanderdi- vidieren lassen“. Er bekräftigte sei- ne Forderung nach Vergütungsge- rechtigkeit. Nur dann könne es die Apotheke vor Ort weiterhin geben.
Sonst drohe ein Apothekensterben.
Landapotheken fördern
Bahr konnte der Prognose eines Apothekensterbens unterdessen we- nig abgewinnen. Unterstützen möch- te er vor allem Apotheken auf dem Land. Im Gespräch sind Pauschalen für Nacht- und Notdienste. Gerade in ländlichen Regionen, wenn nur wenige Patienten kämen, werde die Leistung des Apothekers nicht an- gemessen honoriert. Um die flä- chendeckende Arzneimittelversor- gung sicherzustellen, könne eine Pauschale als Anerkennung sinn- voll sein.
Bahr stellte allerdings auch klar, dass er es nicht als seine Aufgabe ansehe, festzulegen, wie viele Apo- theken gebraucht würden. Das muss aus seiner Sicht der Markt re- geln. Er warnte davor, eine staatli- che Bedarfsplanung für Apotheken einzuführen. Die Niederlassungs- freiheit der Apotheker sei ein hohes Gut. Diese Freiheit sei dann aber eben auch mit einem unternehmeri- schen Risiko verbunden.
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Dr. med. Birgit Hibbeler Kein Heimspiel
für den Minister:
Viele Apotheker sind enttäuscht von der Bundesregie- rung. Daniel Bahr (FDP) verteidigte auf dem Apotheker-
tag seine Politik.
Foto: dapd