A 228 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 6|
8. Februar 2013 absolvieren, da durch das einge-schränkte Spektrum kleinerer Krankenhäuser die Ermächtigun- gen häufig nur ein bis drei Jahre erteilt werden. Junge Ärzte wollen aber auch eine berufliche Perspek- tive. In einer Uniklinik kann im Gegenteil hierzu in der vorgege- benen Minimalzeit der Facharzt geschafft werden. Die Ursache hierfür liegt darin, dass die Wei- terbildungsordnungen im Wesent- lichen von denen gestrickt wer- den, die in großen Häusern tätig sind. Insbesondere in den chirur- gischen Fächern wird seit Jahr- zehnten durch unrealistische OP- Kataloge erreicht, dass junge Me- diziner in große Häuser gezwun- gen werden, um ihren Facharzt zu machen. Nun könnte die Lösung in Kooperationen liegen, die klei- nere Häuser abschließen. Dies scheitert häufig daran, dass große Kliniken kein Interesse an solchen Kooperationen haben, da sie mit den kleineren Häusern wirtschaft- lich und am Arbeitsmarkt konkur- rieren.
Hier sollte die Politik eingreifen und große Häuser dazu zwingen, Weiterbildungspartnerschaften ein- zugehen. Auch arbeitsrechtlich soll- ten Krankenhäuser gezwungen wer- den, wenn sie Assistenzärzte be- schäftigen, deren Weiterbildung si- cherzustellen.
Stefan Lüdcke, 14469 Potsdam
Viele Ursachen
Der Mangel an Stationsärzten im Krankenhaus hat viele Ursachen:
1. Reduktion der Studienplätze um zehn Prozent
2. Kürzere Arbeitszeiten durch Teil- zeitarbeit und Einhaltung der Ar- beitszeitgesetze
3. Abwanderung von Ärzten in den nichtstationären Bereich und ins Ausland
4. Möglichkeit der Tätigkeit als Ho- norararzt
5. Mehrarbeit durch Fallzahlerhö- hung und Zunahme bürokrati- scher Tätigkeiten
Diese Ursachen sind Folge der Gesundheitspolitik. Der Ärzte-
mangel wird in den nächsten Jah- ren weiter deutlich zunehmen.
Nach meiner Erfahrung sind schon jetzt in den meisten Krankenhäu- sern alle Möglichkeiten ausge- schöpft, günstige Arbeitsbedin- gungen für Ärztinnen und Ärzte zu schaffen, und der Anteil auslän- discher Ärzte mit schlechten Sprachkenntnissen ist hoch und steigt weiter. Aber allein durch Sprachschulungen, flexible Ar- beitszeitmodelle und Kitaplätze kann das Problem des Ärzteman- gels im Krankenhaus nicht gelöst werden. Vielmehr muss unbedingt die Zahl der Medizinstudienplätze erhöht werden.
Leider sind durch diese Maßnahme erst nach sechs Jahren mehr Ärzte zu erwarten. Das werden jedoch viele kleinere Krankenhäuser nicht überleben. Auch das ist politisch gewollt, um Kosten zu sparen.
Und weniger Krankenhäuser brau- chen insgesamt weniger Ärz- te. Wollen wir diese Lösung des Problems?
Dr. med. Klaus Beck, 31303 Burgdorf
MEDIZINPRODUKTE
Britische Journalis- ten erhielten die Zu- lassung für ein fikti- ves Produkt (DÄ 48/
2012: „Zulassung von Medizinproduk- ten: Auf verschlun- genen Wegen“ von Peter M. Vogt).
Verantwortlicher Umgang dringend geboten
Klinische Effektivitätsvergleiche von neuen Medizinprodukten (MP) zu Standardmethoden sind in der Regel nicht gefordert. Zulassungs- behörden, sogenannte EU benannte Stellen, beziehen sich im Rahmen der Genehmigungsverfahren im Wesentlichen auf technische Anga- ben der Hersteller. Durch eine de- zentrale Marktüberwachung von MP sind Verantwortlichkeiten, zum Beispiel abgelehnte CE-Anmeldun- gen nicht oder nur schwer erkenn- bar. Selbst schwere Mängel führen nach CE-Erteilung nicht zu den not-
wendigen, raschen Konsequenzen.
Die Liste eklatanter Verstöße ist lang.
Aktuelles Beispiel ist ein System zum Roboter-assistierten Operieren (MP Klasse IIb). Hoher Kaufpreis (ca. 2,5 Millionen Euro) und hohe jährliche Wartungskosten (ca.
150 000 Euro) haben zu besonderen Zielvereinbarungen vonseiten der Krankenhausökonomen mit den Chefärzten geführt. Dies wird in der Regel durch Fallzahlausweitung mittels erweiterter Indikationsstel- lung und/oder Werbung erreicht.
Eklatante Hygieneprobleme im Rahmen der Aufbereitung der Ar- beitsinstrumente zur Wiederver- wendung werden nicht öffentlich gemacht . . .
Ein verantwortlicher Umgang mit MP auf allen Ebenen ist dringend geboten. Dies beinhaltet:
1. Rückbesinnung der Ärzte auf den Internationalen Kodex für ärztli- che Ethik
2. Verpflichtung aller EU benannter Stellen auf einen Code of Conduct
3. Wissenschaftliche Prüfung von Medizinprodukten vor Zulas- sung. Empfohlen wird die von der FDA akzeptierte Vorgehens- weise nach einem fünfstufigen Konzept.
4. Offenlegung von Interessenskon- flikten
5. Bei Verdacht auf Mängel von MP und speziell Hygieneproblemen steht allein die Patientensicher- heit im Vordergrund.
6. Ein zeitnahes Vorgehen zum Schutz der Patienten und zur Ge- fahrenabwehr infolge schadhafter MP ist verpflichtend.
7. Schaffung zentraler Strukturen und erkennbarer Verantwortlich- keiten
Literatur bei den Verfassern
Prof. Dr. med. Thomas Otto, Chefarzt der Urologischen Klinik, Städtische Kliniken Neuss, Lukaskrankenhaus GmbH, 41464 Neuss Prof. Dr. med. Peter Goretzki, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Städtische Kliniken Neuss, Lukaskrankenhaus GmbH, 41464 Neuss
Dettloff Schwerdtfeger, Rechtsanwalt, 40210 Düsseldorf
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B t l v 2 v t genen Wegen“von P