Wie versichert?
Von je
1000 Bundesbürgern Wo versichert ?
Pflichtversichert Ortskrankenkasse
Knappschaft
Ersatzkasse
Landwirtschaftl.
Kasse Betriebs-, Innungs-
krankenkasse Private Krankenversicherung Freiwillig ver-
sichert
Als Familien- mitglied mitversichert
Als Rentner versichert
4 721
Nicht versichert 2 .•
Anderweitig versichert
Krankenversicherung — rundum
Vor einhundert Jahren wurde in Deutschland die Krankenversicherung für Arbeiter eingeführt. Die Leistungen und der Personenkreis wurden im Laufe der Jahrzehnte immer weiter ausgedehnt. Heute ist die gesetzliche Kranken- versicherung einer der wichtigsten Bestandteile der sozialen Sicherung in der Bundesrepublik Deutschland. Alle gewerblichen Arbeitnehmer sind von Gesetzes wegen krankenversichert: lediglich Selbständige, Beamte und besser verdienende Angestellte unterliegen nicht der Versicherungspflicht;
letztere können freiwillig der GKV beitreten oder sich durch Abschluß eines Privatversicherungsvertrages befreien lassen Globus
Die Information:
Bericht und Meinung DIE GLOSSE
Von der deutschen Gründlichkeit
Es war ein herrlicher Sonnentag.
Vergnügt fuhr ich mit meinen Deutschen Boxern zur Schlögener Donauschlinge und wanderte auf den bewaldeten Höhen. Aischa und Viktoria, genannt Vicki oder Wurzel, fanden sehr schnell einen Verehrer vom nahen Sägewerk; ei- nen Mischling aus Deutscher Dog- ge und Schäferhund. Freudig wippten bei der Wanderung seine riesengroßen Ohren. Im Gasthof an der Donau gab es später für den Menschen Zanderfilet und für die Tiere Hundekuchen. Dann fuh- ren alle fröhlich heim.
Drohend verfinsterte sich der Him- mel, als Mensch und Hunde an die deutsche Grenze kamen. Mürrisch
— echter teutonischer Charme — forderte ein pflichtbesessener Be- amter die Impfpässe der Tiere.
Wolken zogen über seine Stirn, als er feststellte, daß der Tollwut- Impftermin bei Aischa um sage und schreibe 14 Tage überschrit- ten war. Alle Erklärungen, daß der Impfschutz von Madivak nicht nur genau 365 Tage anhalte, sondern bis zu zwei Jahren reiche, nutzten nichts.
Mit strenger Miene wurde mir be- fohlen — im Geiste stand ich stramm —, auf den Grenztierarzt zu warten, der den Hund untersu- chen müsse. Im Schatten lag schon ein fetter Dackel und warte- te auf diese amtliche Untersu- chung. Zwei Tiere erhöhten das Honorar dafür um 100 Prozent. Er- geben in die Allmacht und Weis- heit subalterner Beamter, wartete jetzt auch ich. Es verging eine hal- be Stunde, dann rauschte der Grenztierarzt mit Bart und Brille in einer Luxuslimousine heran, zwin- kerte einer schönen Frau zu und stieg hoheitsvoll aus. Typ Herren- reiter, erzählte mir später eine Pa- tientin.
Bescheiden näherte ich mich dem Herrn Oberveterinärrat, sagte, ich
sei Arzt, verstände auch etwas von Tiermedizin und würde meine Hunde sehr oft selbst behandeln.
Wolken zogen über die Stirn des hohen Herrn, und ein finsterer Blick traf mich und den Impfpaß von Aischa. Dann brach das Unge- witter herein. Mit echtem Beam- tencharme bedeutete er mir, daß das Betrug sei und hochnotpeinli- che Folgen haben könne. Was war passiert? Ich hatte gewagt, mei- nen Hund selbst gegen Tollwut zu impfen und dieses Verbrechen mit meinem eigenen Arztstempel im Impfpaß bescheinigt.
Trotz dieses charmanten Beam- tentons wahrte ich weiter aka- demische Sitten und wagte, lei- se und bescheiden auf die Immu- nitätsverhältnisse hinzuweisen.
Noch einmal fauchte mich der Herr Oberveterinärrat an, das kön-
ne der Beamte nicht wissen, er habe nur seine Pflicht getan. Dann schrieb er mit bebenden Fingern die Rechnung. Die grenztierärztli- che Untersuchung hatte in einem Seitenblick auf Aischa bestanden.
Ich schwieg und dachte so vor mich hin, wie gut, daß der Impf- stoff, der vor 379 Tagen appliziert worden war, zuverlässiger ist.
Dann bezahlte ich zähneknir- schend eine Rechnung von 18 DM.
Dabei noch immer mutig, fragte ich die Grenzbeamten nach ihren Namen und erntete finstere Blicke.
Fast hatte ich Angst, ob meiner Unbotmäßigkeit geschlagen zu werden, was gelegentlich an Gren- zen passieren soll. Entsetzt floh ich heim. Später las ich dann auf der Kostenrechnung „Viehbesich- tigungsgebühr". Als ich das Ai- scha sagte, weinte sie still vor sich hin . Günter Last Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 34 vom 26. August 1983 15