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Archiv "Die Tollwut" (14.12.1978)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

besprechung der Psychiatrischen Poliklinik teil, um einerseits Nachbe- treuungen kurzfristig vermitteln zu können, andererseits aber auch, um in dieser größeren Gruppe den Zu- gang zu diagnostischen, therapeuti- schen und sozialen Problemen nichtsuizidaler Patienten zu behal- ten. Gleichfalls täglich findet auf der Intensivstation nach der Visitenzeit eine Besprechung zwischen den Mitgliedern des psychosozialen Teams und den Internisten statt. Wer die Schwierigkeiten einer stationsin- ternen Kooperation zwischen ver- schiedenen Fachgruppen nicht kennt, mag darüber erstaunt sein, daß sich gerade die Organisation dieses Treffens als besonders schwierig erwiesen hat und immer wieder die Gefahr besteht, daß es in der Hektik zwischen den Einzelinter- essen zerrieben wird.

Nun könnte der Eindruck entstehen, das psychosoziale Betreuungsteam verbrauche einen wesentlichen Teil seiner Arbeitszeit in Seminaren und Besprechungen. Tatsächlich sind es 15 bis 20 Prozent, aber diese Zeit- spanne muß nach der Erfahrung der letzten drei Jahre als unbedingt not- wendig angesehen werden, um dem einzelnen Mitarbeiter jenes Maß an Verstärkung, Sicherheit und Delega- tionsmöglichkeiten zu geben, das er braucht, um sich täglich aufs neue — oft mehrmals — mit der scheinbar ausweglosen Situation des Suizida- len nach dem Erwachen aus der In- toxikation konfrontieren zu können_

Das psychosoziale Betreuungsteam versorgt so zur Zeit etwa 650 Patien- ten im Jahr. Die Durchgangszahlen steigen noch immer an. Wir sind uns im klaren darüber, daß die Betreu- ung Suizidaler nach dem Suizidver- such im Grunde zu spät einsetzt, denn der Selbstmordgefährdete muß ja erst durch eine Zeit schlimm- sten Risikos und höchster krisenhaf- ter Gefährdung hindurchgehen, bis er in eine Institution gelangt, in der ihm Hilfe angeboten wird. Aber noch sammeln sich allenthalben auf den Intensivstationen in Deutschland täglich schätzungsweise mehr als 300 Patienten mit suizidalen Vergif- tungen oder Verletzungen. Ihnen

Suizidenten-Nachbetreuung

muß geholfen werden. Sie können nicht warten, bis in diesem Land ge- nügend Selbstmordverhütungs- und Kriseninterventionsstellen geschaf- fen wurden. Dann käme für man- chen die Hilfe zu spät. Noch be- stimmt eine steigende Suizidrate und nicht eine allenthalben geübte Suizidprophylaxe die Szene. Das Heidelberger Modell soll einerseits deutlich machen, daß es keineswegs eines großen Apparates bedarf, um Suizidentenbetreuung in Kranken- häusern zu leisten, daß es auf der anderen Seite aber auch ohne ein gut eingespieltes psychosoziales Betreuungsteam wohl keinen Ver- such einer angemessenen Krisenin- tervention als Beitrag zur Selbst- mordverhütung geben kann.

Literatur

Böhme, K.: Suizidentenbetreuung als poliklini- sche Aufgabe Therapiewoche 27 (1977) 3546-3548 — Farberow, Normann L. (Hrsg.):

Suicide in different Cultures, University Park Press Baltimore, London, Tokyo 1975 — Pohl- meier, H. (Hrsg.): Selbstmordverhütung Anma- ßung oder Verpflichtung, Keil Verlag, Bonn 1978 — Reiner, A.: Ich sehe keinen Ausweg mehr, Kaiser/Grünwald, München/Mainz 1974

— Ringel, E.: Selbstmord — Appell an die ande- ren, Kaiser/Grünwald, München/Mainz 1976

Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med. Klaus Böhme Dr. med. Christoph Kulessa Dr. theol. Artur Reiner

Psychiatrische Universitätsklinik Sektion für Suizidforschung Voßstraße 4

6900 Heidelberg

Berichtigung Die Tollwut

In der Ankündigung der Arbeit „Die Tollwut" von Privatdozent Dr. med.

Wolfgang Klietmann auf Seite I des Inhaltsverzeichnisses von Heft 47/

1978 ist ein irreführender Fehler ent- halten. Die Titelzeile muß lauten

„Tollwutprophylaxe: HDC-Vakzine", denn in der Arbeit wird nicht die Behandlung der Tollwut mit HEMPT-Vakzine, sondern mit HDC- Vakzine beschrieben. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. DÄ

DEFINITION

Zyklotron

Das Zyklotron gehört zur Gruppe der zirkularen Meh rfach-Tei lchenbe- schleuniger. Als Teilchenbeschleu- niger bezeichnet man atomphysika- lische Maschinen, mit denen Elek- tronen, Protonen, Deuteronen und andere atomare Teilchen auf Ener- gien von 1 MeV und mehr beschleu- nigt werden können. Zunächst für die Kernphysik zur Untersuchung von Kernreaktionen gebaut und ge- nutzt, haben diese Beschleuniger auch der Medizin im allgemeinen und der Strahlentherapie im beson- deren neue Möglichkeiten erschlos- sen: das Zyklotron insbesondere wird zur Erzeugung von Radionukli- den für die Nuklearmedizin und zur Erzeugung von Neutronen für die Strahlentherapie eingesetzt.

Beim Zyklotron befindet sich zwi- schen den Polschuhen eines starken Elektromagneten ein hochevaku- iertes keramisches Gefäß, in dem zwei dosenförmige Hohlelektroden durch einen schmalen Spalt ge- trennt sind. Diese beiden Hohlelek- troden, nach ihrer Form D's ge- nannt, sind mit einem Hochfre- quenzsender verbunden, so daß zwi- schen ihnen eine Spannung liegt, deren Polarität mit der Frequenz des Senders wechselt. In der Mitte zwi- schen den beiden D's befindet sich die lonenquelle (Darstellung).

Die Ionen werden von dem D, das gerade die richtige Polarität hat, an- gezogen und beschleunigt. Durch das vertikale Magnetfeld werden sie auf eine kreisförmige Bahn gezwun- gen, deren Durchmesser bei fester Magnetfeldstärke nur von ihrer Ge- schwindigkeit abhängt. Erreichen sie wieder den Spalt zwischen den beiden Hohlelektroden, hat die Hochfrequenzspannung inzwischen gewechselt, ihr Vorzeichen geän- dert, und das Ion wird beim Über- queren des Spaltes wieder be- schleunigt und erfährt eine weitere Energievermehrung. Dadurch wird der Halbkreis der Teilchenbahn grö- ßer, aber auch mit höherer Ge- schwindigkeit durchlaufen: Bahn- länge und Bahngeschwindigkeit än-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 14. Dezember 1978

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Ablenkelektrode

Hochfrequenz- sender

Ionenstrahl

Beschteunigungs

getan D'

Pole des Elektromagneten

lonenquelle

a) b)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Zyklotron

Darstellung: Zyklotron im Schema a) Aufsicht, b) Seitenansicht

dern sich im gleichen Verhältnis. Ist die Frequenz der Beschleunigungs- spannung gleich der Umlaufsfre- quenz der Ionen, wechselt das Feld zwischen den D's genau in dem Mo- ment und in der Weise, daß die Io- nen beim Durchtritt durch den Spalt beschleunigt werden. Auf diese Wei- se werden die Ionen auf spiralarti- gen Teilchenbahnen beschleunigt, bis sie am Rande mit einer Hilfselek- trode abgelenkt werden und in den Außenraum zur Nutzung austreten können.

Typische Größen für ein Zyklotron sind ein Durchmesser der D's von 150 cm, eine Beschleunigungsspan- nung von 100 kV und ein Magnetfeld von 15 000 Gauß. Die Frequenz des Hochfrequenzsenders liegt bei 10 MHz, seine Leistung bei 100 kW.

Man erreicht Teilchenenergien von 20-40 MeV.

Die obere Grenze der erreichbaren Energie wird durch die relativisti- sche Massenzunahme bestimmt, die bei hohen Geschwindigkeiten die Umlaufzeiten der Teilchen vergrö- ßert, so daß sie nicht mehr im Takt mit der beschleunigenden Hochfre- quenzspannung bleiben.

Man kann die obere Grenze erhö- hen, wenn man die Frequenz des beschleunigenden elektrischen Fel- des allmählich erniedrigt, so daß die Beschleunigung wieder im richtigen

Zeitpunkt stattfindet. Dazu muß die Frequenz des Hochfrequenzgenera- tors moduliert werden. Geräte, die dieses Prinzip realisieren, bezeich- net man als Synchrozyklotrons. Mit Synchrozyklotrons erhält man eine pulsierende Strahlung von kurzzeiti- gen lonengruppen, etwa 50-2000 pro Sekunde. Eine andere Version des Synchrozyklotrons arbeitet mit fester Frequenz, aber mit einem sich nach außen verändernden Magnet- feld.

Zyklotron und Synchrozyklotron dienen in der medizinischen Radio- logie einmal zur Erzeugung von Ra- dionukliden mit Protonenüberschuß und zum anderen zur Erzeugung von schnellen Neutronen für die Neutronentherapie. Dazu werden geladene Teilchen wie Protonen und Alphateilchen auf die geschilderte Art beschleunigt und mit entspre- chender Energie auf inaktive Nukli- de geschossen, wo sie Kernreaktio- nen auslösen, die die gewünschten Isotope, zum Beispiel positronenak- tive, als Endprodukte liefern.

Radioaktives Jod ist für die Schild- drüsenszintigraphie von besonde- rem Interesse. Aufgrund seiner phy- sikalischen Eigenschaften wäre das im Zyklotron herstellbare Jod-123 wesentlich besser geeignet als das allgemein verwandte Jod-131. Jod- 123 emittiert keine ß-Strahlung und verursacht mit einer Halbwertzeit

von 30 Stunden eine wesentlich ge- ringere Strahlenbelastung als das Jod-131. Wegen der kurzen Halb- wertzeit kann es aber nur in den Kliniken eingesetzt werden, in de- nen es unmittelbar erzeugt werden kann, wo also ein Zyklotron in der Klinik zur Verfügung steht. Dasselbe gilt für Kohlenstoff-11, Stickstoff-13 und Sauerstoff-15, die Halbwertzei- ten in der Größenordnung von Minu- ten haben, Positronenstrahler sind und besonders für die Lungenfunk- tionsprüfung geeignet sind. Eine physikalische Halbwertzeit von nur 1,8 Stunden hat auch das Fluor-18, das von seinem Stoffwechselschick- sal her gut für die nuklearmedizini- sche Untersuchung des Knochens geeignet wäre. Aber aus den glei- chen Gründen kann auch Fluor-18 nur in unmittelbarer Nähe eines Zy- klotrons eingesetzt werden.

Zur Erzeugung von Neutronen für die Therapie läßt man die beschleu- nigten Teilchen im Innern des Be- schleunigungsgefäßes auf ein Tar- get auftreffen, wo durch Kernreak- tionen Neutronen entstehen, die dann durch ein entsprechendes Fenster austreten und für die Thera- pie verwandt werden. A. Habermehl

Literatur

Finkelnburg, W.: Einführung in die Atomphy- sik, Springer-Verlag, Berlin; Hundeshagen, H.:

Radiologie, Springer-Verlag, Berlin

3048 Heft 50 vom 14. Dezember 1978

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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