A-736
S P E K T R U M AKUT
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 12, 24. März 2000
Hepatitis C
Infektion verläuft bei Kindern milder
H
erzoperationen bei Kindern wären ohne die Verwendung von Blutprodukten gar nicht denkbar. Besonders hoch ist der Bedarf an Frischplasma, von dem pro Kind nicht selten zehn Einheiten oder mehr verwendet werden. Vor Ein- führung des HCV-Tests im Jahr 1991 war eine Infekti- on mit Hepatitis-C-Viren deshalb oft nicht zu vermei- den. Tatsächlich konnten Manfred Vogt und Mitar- beiter vom Deutschen Herzzentrum der Technischen Universität München Antikörper gegen das Virus bei jedem siebten Patienten (14,6 Prozent) nachweisen, die vor 1991 operiert wurden. Das Infektionsrisiko korrelierte mit der Zahl der Frischblutkonserven. Bei den anderen Blutprodukten war der Zusammenhang zwischen HCV-Test und Anzahl der transfundierten Einheiten dagegen nicht signifikant.M
ittlerweile sind 20 Jahre vergangen. Stati- stisch erkranken in diesem Zeitraum 20 Pro- zent der infizierten Erwachsenen an einer Leberzirrhose, von denen jeder zehnte ein hepatozel- luläres Karzinom entwickelt. Bei infizierten Kindern musste man befürchten, dass das Virus noch häufiger zu einer chronischen Leberschädigung führt, zumal alle Kinder mit dem Genotyp 1 infiziert waren, der als besonders aggressiv gilt. Nach den Beobachtun- gen an der TU München ist keiner der inzwischen jungen Erwachsenen leberkrank, nur einer weist erhöhte Transaminasen auf. Bei 45 Prozent war auch der RNA-Test dreimal negativ, der replikations- kompetentes Virusmaterial anzeigt. Bei diesen Ju- gendlichen ist die Infektion wahrscheinlich ausge- brannt.D
er HCV-Antikörpernachweis ist nur noch ei- ne „serologische Narbe“. Für die anderen Pa- tienten sind die Aussichten ebenfalls gut.Dies zeigen Leberbiopsien bei 17 Patienten mit posi- tivem RNA-Test, also einer möglicherweise andau- ernden oder reaktivierbaren Infektion. Die histologi- schen Veränderungen waren bei 14 dieser Patienten nur geringgradig. Meistens war im histologischen Präparat nur eine leichte periportale Entzündung er- kennbar. Zwar hatten drei Patienten Zeichen einer beginnenden Zirrhose. Sie konnte aber bei zwei Pati- enten auf eine lang dauernde Herzinsuffizienz zu- rückgeführt werden. Der dritte Patient war gleichzei- tig mit HBV infiziert. Insgesamt sind die Autoren von der spontanen Remission der Posttransfusionshepati- tis C so beeindruckt, dass sie eine Interferonbehand- lung bei frischer Posttransfusionshepatitis C im Kin- desalter im Moment ablehnen. Rüdiger Meyer