Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 108|
Heft 25|
24. Juni 2011 A 1441 DATENBANKMehr Wissen zum diabetischen Fußsyndrom
Mit knapp 28 000 Amputationen pro Jahr gehört das diabetische Fußsyndrom (DFS) zu den gefürch- teten Folgeerkrankungen des Dia- betes mellitus. Um die Therapie - optionen und Heilungschancen für die etwa 200 000 Diabetiker mit DFS zu verbessern, hat sich um den Diabetologen Dr. med. Alexander Risse, Leiter des Diabeteszentrums am Klinikum Dortmund, eine Ex- pertengruppe „Diabetisches Fußsyn- drom“ gebildet.
Die interdisziplinäre Gruppe will Deutschlands größtes Register zum
diabetischen Fußsyndrom aufbauen.
Eine unabhängige Datenbank, die sämtliche therapierelevante Daten aus ganz Deutschland erfasst, gibt es bislang nicht. Geplant ist, dass künf- tig alle Schwerpunktkliniken ihre Daten kontinuierlich zur Verfügung stellen. „Wir benötigen dringend eine fundierte Datenlage zum Dia - be tischen Fußsyndrom, um ange- wandte therapeutische Maßnahmen vernünftig evaluieren zu können“, betonte Risse. Der Arzt und seine Mitstreiter, zu denen Diabetologen, Angiologen, Chirurgen, Hygieniker,
Mikrobiologen, Physiotherapeuten, Wundmanager und Gesundheitsöko- nomen zählen, erhoffen sich lang- fristig ein verbessertes Therapie - management.
Die Datenbank soll auch Kosten- Nutzen-Bewertungen ermöglichen.
Experten erwarten, dass sich die Zahl der Diabetiker in Deutschland von heute circa sechs Millionen bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird. Entspre- chend steigen auch die Kosten, die im Zusammenhang mit Diabetes stehen.
Informationen: www.md-institute.
com/cms/alexander-risse.html. EB
PNEUMOLOGIE-SOFTWAREPLATTFORM
Standardisierte Auswertung von MRT-Aufnahmen
Am Fraunhofer-Institut MEVIS in Bremen entwickeln Wissenschaft- ler eine Softwareplattform, die es ermöglichen soll, magnetresonanz- tomographische Aufnahmen (MRT) von Patienten mit Asthma oder COPD standardisiert auszuwerten und unterschiedliche klinische Fra- gestellungen zu beantworten. Ge- genüber anderen bildgebenden Ver- fahren wie etwa Computertomogra- phie hat MRT den Vorteil, dass der Patient ohne Strahlenbelastung un- tersucht werden kann.
In den Projekten werden bei- spielweise protonenbasierte MRT- Verfahren entwickelt oder Aufnah-
men analysiert, die nach dem Einatmen von hochpolarisier- tem Helium-3-Gas entstanden sind. Da beide Verfahren dif- ferenziertere Aussagen über den Zustand auch einzelner Teilbereiche der Lunge er- möglichen als etwa Spirome- trie, versprechen sich die Wis- senschaftler genauere Dia - gnosemöglichkeiten und eine effektivere Kontrolle des The- rapieverlaufs.
Um diese Bilder zuverlässig und mit konstanten Parametern zu analysieren, haben die Wissen- schaftler eine Auswertungssoftware entwickelt. „Mit Hilfe unserer Soft- wareplattform PulmoMR sollen die Ergebnisse der MRT-Untersuchun- gen hinsichtlich Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Reproduzierbarkeit optimiert werden“, erläuterte Dr.
Peter Kohlmann vom Fraunhofer- MEVIS. Die Software ermöglicht eine dezidierte Darstellung der Bilder:
MRT-Daten, die mittels verschiede- ner MR-Sequenzen aufgenommen wurden, können nebeneinander oder als überlagerte Bilder simultan und synchronisiert dargestellt werden.
Zusätzlich werden Verfahren entwi-
ckelt, um Bildartefakte, die durch natürliche Bewegungen wie Herz- schlag und Atmung entstehen, zu minimieren und um korrespondie- rende Regionen innerhalb der Lunge in den unterschiedlichen Sequenzen aufeinander abzubilden. Die Durch- lüftung und Durchblutung des ge- samten Organs können im zeitlichen Ablauf, also als Film, betrachtet werden. Verschiedene in der Soft- ware integrierte Werkzeuge unter- stützen sowohl qualitative als auch quantitative Ergebnisanalysen für beliebige Teilregionen der Lunge.
Künftig könnte die Software auch für den Einsatz im therapeutischen Alltag von Kliniken und Lungenzen- tren weiterentwickelt werden. Hier- zu müssen in den geplanten Studien des Forschungsverbundes die Auf- nahme- und Auswertungsmethoden mit Blick auf die Verbesserung von Diagnose und Therapie analysiert und optimiert werden. In den Uni- versitätskliniken in Heidelberg und Mainz befindet sich die Software be- reits im Praxistest. EB Analyse der
Durchblutung der Lunge mit der Soft- wareplattform
„PumoMR“
Foto: Fraunhofer-Institut MEVIS
Informationen: Dr. Peter Kohlmann, Fraunhofer- MEVIS – Institut für Bildgestützte Medizin, peter.kohlmann@mevis.fraunhofer.de, www.mevis.fraunhofer.de