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Archiv "Deutsche Krankenversicherung: Kein Neugeschäft um jeden Preis" (20.05.2011)

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A 1134 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 20

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20. Mai 2011

DEUTSCHE KRANKENVERSICHERUNG

Kein Neugeschäft um jeden Preis

Die Zahl der bei der DKV versicherten Personen ist 2010 gesunken – sowohl in der Krankheitskostenvollversicherung als auch in der Zusatzversicherung.

Der neue Vorstandschef will bewusst nicht mit hohen Provisionen gegensteuern.

C

lemens Muth setzt auf eine nachhaltige Geschäftspolitik statt auf den schnellen Erfolg. „Ich will kein Neugeschäft um jeden Preis“, betonte der Vorstandsvorsit- zende der Deutschen Krankenver - sicherung (DKV) am 11. Mai in Köln. Die DKV beteilige sich nicht an Exzessen bei Abschlussprovisio- nen, wie es sie derzeit auf dem Markt gebe. Muth: „Dies beinhaltet gegebenenfalls auch den bewussten Verzicht auf Marktanteile.“

Dazu passt, dass 2010 weniger Menschen bei der DKV gegen das Risiko Krankheit versichert waren als noch im Vorjahr. Die Zahl der Vollversicherten sank von 926 000 auf 911 000 (minus 1,6 Prozent), die Zahl der Zusatzversicherten von 3,469 Millionen auf 3,449 Millio- nen (minus 0,6 Prozent).

Die Beitragseinnahmen der DKV, die im vergangenen Jahr im Rah-

men der neuen Marktaufstellung der ERGO-Versicherungsgruppe mit der Victoria-Krankenversicherung fusionierte, stiegen 2010 um 5,7 Pro - zent auf 4,8 Milliarden Euro (2009:

4,5 Milliarden Euro). Die Zahlen des Jahres 2009 wurden nach der Verschmelzung mit der Victoria- Krankenversicherung rückwirkend

konsolidiert. Das Wachstum be- ruhte neben dem gegenüber dem Vorjahr expandierten Neugeschäft vor allem auf den Beitragsstei - gerungen für die Bestandsversi- cherten. Von 2009 auf 2010 seien die Prä mien durch-

schnittlich um 7,9 Pro - zent angehoben wor- den, erläuterte Muth – freilich erst auf Nach frage. Ausgelöst worden seien diese

„Beitragsanpassun- gen“ durch die „me - dizinische Inflation“.

Die Aufwendungen der DKV für Versiche- rungsfälle stiegen 2010 um 1,1 Prozent ge- genüber dem Vorjahr auf 3,33 Milliarden Euro (2009: 3,29 Mil- liarden Euro).

Im laufenden Geschäfts- jahr setzt die DKV verstärkt auf Wachstumschancen in der Ergänzungsversiche- rung. „Wir sind mit 3,4 Mil- lionen Versicherten der füh- rende Ergänzungsversiche- rer. Diese Position wollen wir ausbauen“, führte Muth aus. Vor allem gefragt seien derzeit Produkte zum Zahn- ersatz, aber auch die Absi- cherung von Zuzahlungen etwa bei Medikamenten.

Zum April wurde das Ange- bot um drei Produkte erwei- tert. Ab 16. Mai wird die DKV mit einer neuen Werbekampagne ge- zielt die Ergänzungsversicherung als Angebot für alle gesetzlich Ver- sicherten bewerben.

Ein besonderes Wachstumsfeld sieht die DKV in der Pflege – „ein stark wachsender Markt mit weiter- hin hohem Wachstumspotenzial“

(Muth). Da nur etwa die Hälfte der Pflegeausgaben über die soziale Pflegeversicherung abgedeckt wer- den könne und zudem die Ausgaben stiegen, müsse jeder Einzelne auch privat vorsorgen. Der DKV-Chef

sprach sich für den Einstieg in eine obli - gatorische, kapitalge- deckte Pflegeversiche- rung aus: „Noch ist es nicht zu spät, um die Nachhaltigkeitslücke zu schließen und unsere Kinder und Enkel zu entlasten.“ Organisiert werden solle die Zu- satzabsicherung von der privaten Krankenversi- cherung. Nur so sei der Kapitalstock vor einem Zugriff des Staa- tes sicher.

An anderer Stelle hofft Muth hingegen auf einen Eingriff des Ge- setzgebers. Um dem „teilweise rui- nösen Wettbewerb“ um Neukunden in der Branche Einhalt zu gebieten, forderte er eine Obergrenze für Ver- mittlerprovisionen und die Einfüh- rung einer Stornohaftungszeit von 60 Monaten. Der Markt sei nicht in der Lage, dieses Problem allein zu lösen. Zum Hintergrund: Offen- sichtlich gibt es Makler, die Kun- den erst gegen Provision an eine private Krankenversicherung ver- mitteln, um ihnen wenig später er- neut einen Anbieterwechsel zu empfehlen. Der forcierte Wechsel gefährde das Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherung, sag- te Muth, „deshalb bin ich für eine verlängerte Stornohaftung der Ver- mittler. Wenn der Kunde innerhalb von fünf Jahren wechselt, soll der Vertreter einen Teil der Provision zurückzahlen müssen“. ■

Jens Flintrop TABELLE

Die DKV in Zahlen (in Milliarden Euro)

Quelle: DKV Beitragseinnahmen

Aufwendungen für Versicherungsfälle Kapitalanlageergebnis Nettoverzinsung Jahresüberschuss

2010

4,76 3,33

1,15 4,1 % 0,115

2009

4,50 3,29

1,17 4,5 % 0,101

Verän - derung

+5,7 % +1,1 %

–1,6 % +13,4 %

Foto: DKV

Clemens Muth (40) steht seit Jahresbeginn an der Spitze der DKV.

W I R T S C H A F T

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