Fischer, Zu Band 61, 178 f. 825
n.
Von A. Fischer.
Die Genetivumschreibung des syrischen Arabisch, auf die
M. Ronzevalle in der vorstehenden Notiz in dankenswerter Weise
aufmerksam machtbegegnet, wie ich erst jetzt sehe, bereits in
Landberg's Proverbes et dictons, dem vorzüglichsten (leider freilich
unvollendeten) Werke, das wir über den genannten Dialekt besitzen 5
(8. 189, 5: idou lael-hawd^ä ,1a main du monsieur', 217, 1:
oümmou la'td ,1a m6re de 'td')^). Um echtarabisches Sprachgut
wird es sich auch hier, im syr. Arabisch, nicht handeln, vielmehr
wird diese syr. Genetivumschreibung genau ebenso auf aramäischem
Einflüsse beruhen , wie die von mir a. a. 0. behandelte algierisch- lo
marokkanische auf berberischem. Dafür spricht auch die Parallele,
die diese Genetivumschreibung im syr.-arab. Dialekte an Akkusativ¬
ausdrücken hat wie anä bekeübbou ketir laMyyi ,j'aime beaucoup
mon frfere*, entä toursilkä lat-täwouli? ,est-ce que tu veux laver
la table, toi?', hoiiwä bi'dzzibhä laoummou daiman ,il fait toujours i5
des misferes ä sa mfere' u. s. f. (Landberg a. a. 0. 67). An dem
aramäischen Ursprung dieser Ausdrücke, von denen Landberg a. a. 0.
bezeugt: »C'est dans ce cas que cette construction est la plus
fröquente ; je Tai rarement observee sans le pronom ', läßt sich
m. E. unmöglich zweifeln. Landberg identifiziert allerdings den so
darin gebrauchten Objektexponenten ^ mit dem ,ioij^Ä«II äJutjJt |.täUt
qui se rencontre quelquefois dans la langue classique, oü cette
1) Sein läßt wohl, in Verbindung mit den einschlägigen Angaben von Bauer, Das paläst. Arabisch', S. 69 f., und von Spoer and Haddad, Manual of Palestinean Arabic, S. 5, keinen Zweifel, daß Löhr's tabä' (Der vulgärarab.
Dialekt von Jerusalem, S. 12) und S. Fraenkel's Herleituug dieses tabd' von
gUCj (= ^^*^> Fußnote) irrig sind. (Nach M. Uartmann in seiner An¬
zeige von Spoer-Haddad in den Mitteilungen d. Sem. f. Or. Sprachen, West¬
asiat. Stud., XIII, steht unter den soeben genannten Handbüchern des paläst.
Arabisch das von Lohr nicht nur höher als das von Spoer-Haddad, sondern auch als das von Bauer, das Hartmann allerdings noch in der 1. Aufl. vorlag. Da¬
gegen schätzt offenbar Daiman, nach seinem Vorwort zu der 2. Aufl. des Bauer'- schen Buches zu urteilen, dieses unter den dreien am höchsten ein.)
2) Vielleicht darf man auch hierherziehen das x! ryij>-yA „sein Ver¬
mögen" des Syrers Ibn Abi ü?aibiSa (vgl. A. Hüller, Über Text u. Sprach¬
gebrauch von I. A. U., Sitzungsber. d. philos.-philol. hist. KI. d. bayer. Ak. d.
W. 1884, Hoft V, S. 905 unt.).
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tournure est pourtant consideree comme mauvaise' ^) und vergleicht
ihn mit dem bekannten J^LxJt iCjjÄxJ ^bU! "); er scheint also doch
an eine innerarabische Herkunft dieser Objektumschreibung zu
glauben*). Aber das x-iyjtt! äJoy! (d. h. also das nach
6 sonst transitiven Verba finita das Objekt ausdrückende j) der arab.
Schriftsprache unterscheidet sich von dem syr.-arab. Objektzeichen
aufs schärfste dadurch, daß es nie, wie dieses gewöhnlich, mit einem
das Objektnomen antizipierenden Objektsuffixe am Verb verbunden
wird*). Auch findet es sich zu selten*), als daß man ohne weiteres
10 glauben könnte, es habe aus eigner Kraft in einem jüngeren Dialekte
größere Bedeutung gewonnen.
Das pleonastische Suffix in Wendungen wie bN.'i.DTi'i SnbN ,der
Gott Daniels», <P^(t\^'\i A'hlH,(\-nfh,C .die Barmherzig¬
keit Gottes*, syr.-arab. ummu la-ild „die Mutter des Sid", marokk.
15 ^bbäkä dmräfi „der Vater meiner Frau* u. s. f hat übrigens eine
Art Parallele in verschiedenen germanischen Sprachen, z. B. im
Deutschen in vulgären Ausdrücken wie „meinem Vater sein Hut",
„meiner Mutter ihr Kleid» u. s. f. für „meines Vaters Hut», „das
Kleid meiner Mutter» u. s. f. Mein Kollege Ed. Sie vers läßt
1) So nach dem Muhr{ al-Muhlt s. ^i (g^lj-ii J,^ SJui^t |.!iJ! . . . . . . . . iXj^ v.i>J^»i3 «.JyÄA/aj (^lXxäI! Jolii! yO xÄJyött! |.^! LlÄ^
»J'^j *.iAijs slXiS'j), der hier im wesentlichen dem MurnI al-lahib folgt (vgl.
Murni Lithogr. ]fv, 17, Kairiner Druck von 1302 I, 1a., 7).
2) Daneben weist er allerdings auch kurz auf die entsprechende Äusdrucks- weise des Alt- und Neusyrischen hin.
3) Oder wenigstens geglaubt zu haben. Ich kann momentan nicht sagen, wie er jetzt, nach 27 Jahren, über diese Dinge denkt.
4) Vgl. dagegen zum Aramäischen Nöldeke, Syr. Gramm, § 288 (z. B.
O)^ wtOfO^lo f^^--^^ «<OtOi«MO „und sie umringten sein Haus uud
IC • ü .d •
nahmen ihn'), Nöldeke, Mand. Gramm. § 270 (z. B. Nanyb Ii !-!pDN1 „und Noah ließ den Raben hinaus') u. a. — Dieselbe Art der Objektbezeichnung bekanntlich im Äthiopischen, „welches sich überhaupt in der Bezeichnung des Objekts überraschend ähnlich wie das Aram, entwickelt hat' (Nöldeke, Mand.
Gramm., S. 390, Anm. 3).
5) Ich habe einen kleinen Aufsatz über diesen Gegenstand druckfertig daliegen, den ich wegen Raummangels leider nicht gleich hier mit veröffent¬
lichen kann, der aber im nächsten Hefte dieser Zeitschrift oder in den Sitzungsber.
d. Sachs. Ges. d, VViss. erscheinen wird.
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mir darüber folgende Belehrungen zugehen, die auch andere inter¬
essieren dürften:
„„Meinem Vater sein Hut' geht jetzt wohl durch ganz Deutsch¬
land, ist aber relativ jung. Früher galt der Genetiv „Meines Vaters
sein Hut'. Der Dativ ist analogisch nach Mustern eingeführt (d.h. 5
verallgemeinert), in denen er vom Verb um abhängig war, wie
„ich habe meinem Vater seinen Hut (weg)genommen' u. dgl. Be¬
lege finden sich z. B. im Grimm'schen Wb. unter sein (X, 1, 361
no. 10) und ihr (IV, 2, 2053 no. 5). Literatur vgl. bei Wilmanns,
Deutsche Gramm. III, 2 (Straßb. 1909), S. 660 oben. Älteres zitiert lo
Kehrein, Gramm, der deutschen Spr. des 15. bis 17. Jahrh. III, 72
(§ 110). Übrigens hat auch das vulgäre Englisch analoge Gebilde,
nur daß da nicht ein Genetiv oder Dativ, sondern eine undeutliche
endungslose Indifferenzform voraussteht. Eine Auswahl (auch älterer
Belege) findet sich z. B. bei Job. Storm, Engl. Philologie I, 2-,u>
775 f, wo wiederum auf Analoga im Neunorwegischen verwiesen ist'.
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Anzeigen.
Ancient Persian Lexicon and the Texts of the Achaemenidan
Inscriptions transliterated and translated with special
Reference to their recent Re-examination. By Herbert
Gushing Tolman. New York, Cincinnati, Chicago:
5 American Book Company (Vanderbilt University Studies
founded by Augustus H. Eobinson. Nashville, Tenn. 1908.
American Agent: Lemcke & Buechner, New York City.
Foreign Agent: Otto Harrassowitz, Leipzig). 1 (5 Mk.).
Der Verfasser, Professor der griechischen Sprache an der Uni-
10 versität Nashville , der bereits mehrfach mit Arbeiten über Alt¬
persisch an die Öffentlichkeit getreten ist, bietet hier die altpersischen
Keilinschriften in Transkription mit englischer Übersetzung, kurze
textkritische Anmerkungen und ein altpersisch - englisches Wörter¬
buch. Die neuere Literatur, Jackson's sowie King & Thompson's
15 Kollationen , die Schlußlieferung der von mir und Bang veran¬
stalteten Ausgabe , vor allem aber Bartholomae's lexikalische
und textkritische Arbeiten, sind sorgfältig benutzt. Eigene Kon¬
jekturen hat Tolman sehr sparsam gegeben, und nur eine einzige
davon halte ich für ohne weiteres überzeugend: Bh. IV, 49 nais[im]
20 ima varnavätaiy, wo ich noch naiS[aiy] ergänzt hatte. Über manche
andere LesungenJ Transkriptionen oder Ergänzungen des ap. Textes
kann man eine abweichendei Arfsicht häben , ohne jedoch gewiß zu
sein, daß diese die richtige sein muß. Einige Stellen sind jedoch
bei T. sicher verfehlt. DäVü''rechne ich Bh. ,II, 94 die Ergänzung
s5 avahar[ja'], die er ,as quite certain' beti-achtet. Es müßte min¬
destens avähar[Jä] heißen , da das Augment im Ap. bei Formen
mit präteritaler Bedeutung nie wegbleibt;" vgl. Bartholomae, Grundriß d. iran. Phil. 1, I, § 302, 2. Meine Konjektur auahar[ta'],
die diese Schwierigkeit vermeidet, halte ich freilich auch nicht
30 mehr für unbedenklich.
Bh. IV, 4 ff. übersetzt T. hamahia^ä tarda ähnlich wie ich
,in the same year', hält auch meine Deutung für „very probable',
äußert aber einige Bedepken dagegen , über die ich ihn beruhigen
möchte. 1. Wenn er sagt ,The lacuna before Bab. MUANNA
35 fits gab-bi, all, very well", so ist darauf zu erwidern, daß an der