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Rosenbergstrasse 115

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Academic year: 2022

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Es gibt zwei Möglichkeiten, die Umge- bung mit Tönen zu terrorisieren: Mit Lärm einerseits, und mit Klagen über zu grossen Lärm andererseits. Der Streit um den Flughafen Zürich zeigt es. Wie sagte der deutsche Innenminis- ter Ramsauer sinngemäss? Über die Lärmmessungen konnten wir uns nicht einigen, über die Zahl der Flüge gibt’s hingegen keine Diskussionen, die kann man zählen. Voilà! Der Lärm spielt keine Rolle, wichtig ist, was man sehen und zählen kann. Logisch zu Ende gedacht bedeutet das Verhandlungs - ergebnis zwischen Schweiz/Flughafen und Deutschland: 100 000 lautlose Flüge wären verboten, 80 000 Über- flüge mit Phon-Monstern wären er- laubt. Dümmer geht’s nümmer.

❖ ❖ ❖

Fast alle wollten wir schon mal «bella figura» machen. Jedenfalls wir Män- ner. Wer kennt nicht den besonders ele- ganten Schwung auf der Buckelpiste im Blickfeld hübscher Skischülerinnen?

Dumm nur, wenn der Schwung mit dem Kopf im Schnee und damit Bella Figura in Peinlichkeit endet. Wenn der Köpfler vom 3-Meter-Brett im Beisein der Angebeteten zum dumben Plat- scher wird. Wenn der Rückwärts-Ein- parkversuch in die herausfordernd enge Parklücke vor den Augen interes- sierter Damen mit einem hässlichen Blechknirschen endet. Auch Herr Schettino in GalaUniform, mit Bella Ragazza an der Seite und lässiger nächt- licher Sonnenbrille wollte doch nichts weiter als das, was alle Männer wollen und alle Italiener erst recht: Bella Figura machen. Leider kam auch ihm ein Knirschen (von Stahl auf Fels) dazwi- schen. Dass er dabei vor Schreck aus- rutschte und in ein Rettungsboot fiel, das ihn gegen seinen Willen an Land in Sicherheit brachte – nun ja, Bella Fortuna kann jedem passieren.

❖ ❖ ❖

Was ist das eigentlich für ein Reiz, der die Leute dazu bewegt, in einer Kleinst- adt von der Grösse eines aufstrebenden Schweizer Dorfs – zusammengestutzt

auf eine Grundfläche von 290,2 mal 35,5 Meter und, da auf dem Meer schwimmend (in der Regel wenigs- tens), dem Gedränge nicht entfliehbar – Ferien zu machen?

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Die Hildebrand-Weltwoche-Widmer- Schlumpf-Blocher-Geschichte bot viel Anschauungsunterricht zum Umgang mit Macht und vielen die Gelegenheit, viel Gescheites zu zitieren. Beispiels- weise: «Es gibt für die Macht und die Mächtigen nichts Bedrohlicheres als die Transparenz.»

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Die Machtstrategien systematisch und völlig unzimperlich aufgearbeitet hat übrigens Robert Greene in seinem Buch «The 48 Laws of Power». Von den 48 Gesetzen sind einige ganz be- sonders beherzigenswert, wenn man’s nach oben schaffen oder Krisen durch- stehen will.

Etwa: «Halte deine Absichten stets ge- heim.»

Oder: «Sage immer weniger als nötig.»

Oder: «Brauchst du Hilfe, appelliere an den Eigennutz.»

Sehr zu empfehlen auch: «Gib dich wie ein Freund, aber handle wie ein Spion.»

Oder für die Martialischen: «Erschlage den Hirten, und die Schafe zerstreuen sich.»

Keine schlechten Ratschläge auch:

«Vergiss, was du nicht haben kannst:

Es zu ignorieren ist die beste Rache.»

Und nicht zuletzt: «Entwaffne dein Opfer mit gezielter Ehrlichkeit und Grosszügigkeit.»

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Von Greenes Vorbild Macchiavelli stammt angeblich der Satz: «Du brauchst einen guten Freund, um ganz nach oben zu kommen. Wenn du oben bist, ist er der Erste, der weg muss.»

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Wenn wir schon mal bei medizinisch oder gesundheitspolitisch wenig rele-

vanten Themen sind: Anders als bei den Medikamenten möchte eine Mehrheit der Räte bei den Büchern keinen Maxi- mal-, sondern einen Minimalpreis fest- setzen. Die Buchpreise sollen also ge- bunden werden. Hehre Absicht: Man will das Buch schützen. So steht das.

Aber was heisst das? «Das Buch» ist am besten geschützt in einer Folie, aber das ist vermutlich nicht gemeint. Was oder wen also will man schützen? Die Leser(innen)? Kaum, denen mutet man mit der Buchpreisbindung ja einen höheren Preis zu als nötig. Die kleinen Buchhandlungen? Das würde nur funktionieren, wenn die jungen Leute ihre Bücher künftig nicht über ama- zone.de bestellen würden, weil sie dort viel billiger sind und dieser Einkaufs- weg eh nicht zu kontrollieren ist. Also allenfalls die Verlage? Das noch am ehesten. 80 Prozent der Bücher ent- stammen deutschen Grossverlagen.

Die werden sich freuen.

❖ ❖ ❖

Es meinte Milton Friedmann, Wirt- schaftsnobelpreisträger: Eine staatliche Lösung eines Problems ist meistens ge- nauso schlimm wie das Problem selber und macht es oft noch schlimmer.

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Und das meint Walti: Unvorsichtige Elektriker werden schnell zu leitenden Angestellten.

Richard Altorfer

ROSENBERGSTRASSE

ARS MEDICI 2 2012

53

Rosenbergstrasse 115

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