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Rosenbergstrasse 115

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Academic year: 2022

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M E D I E N

M O D E N

M E D I Z I N

Das ARD-Nachrichtenmagazin Panorama berichtet, dass die deutschen Bundesbür- ger mit der Einführung des Gesundheits- fonds vor knapp zwei Jahren ein Volk von chronisch Kranken geworden sind. Die Zahl der Menschen mit schweren chroni- schen Erkrankungen ist zwischen 2007 und 2008 nämlich um 4,6 Prozent gestie- gen, was «medizinisch kaum erklärlich»

sei. Offenbar ist bei 23 Krankheitsgruppen sogar ein Anstieg von über 10 Prozent zu verzeichnen, zum Beispiel beim ADHS (+14%), bei Erkrankungen des Ösopha- gus (+16%) und bei Diabetes (+17%).

Natürlich gibt es nicht auf einmal mehr Kranke; die Zahlen sind vielmehr das Ergebnis der neuen Abrechnungsmöglich- keiten. Eine ökonomisch bedingte Chroni- fizierungsepidemie sozu sagen. 2007 wur- den nämlich für den Gesundheitsfonds neue Geldzuteilungsmechanismen einge- führt. Die Folge: die Krankenkassen haben nun ein Interesse daran, möglichst viele Patienten als chronisch krank zu «codieren». Schuld ist der sogenannte morbiditätsorientierte Risikostrukturaus- gleich (Morbi-RSA). Was wir in der Schweiz daraus lernen können? Da unsere Spital- direktoren nicht dümmer sind als die Lei- ter der deutschen Kassen, werden sich die Codierungen nach der Einführung von SwissDRG in unseren Kliniken ebenfalls eher an den ökonomischen Interessen ori- entieren als an den objektiven Gege ben- heiten. Soviel Interpretationsspielraum muss bei aller Normierung der Codierung sein! Ja gut, wir könnten in der Schweiz auch aus den Fehlern Deutschlands ler- nen, aber leider gibts a) durchaus auch ein Interesse an Fehlentwicklungen aller Art und b) glauben wir wie immer, schlauer zu sein als jene, die die Fehler schon gemacht haben.

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Die Arbeit der Task-Force der FMH, die mit neuen Ideen die alte Selbstdispensation retten will, lässt die SD-Ärzte aufhorchen.

Jedenfalls jene, die ihrer FMH nicht blind

vertrauen. Nun, eigentlich ists nicht die Task-Force selber, die uns in den Ohren klingt, es sind die Alarmglocken, die schrillenden! (Wir kommen noch drauf!)

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Das grüne Gewissen, das in der Schweiz und in Deutschland besonders gut ge- deiht, mit der Tendenz gar, sich selbst- ständig zu machen und alles ihm Zuwider- laufende zu kriminalisieren, kriegt (zum Glück?) hie und da einen Dämpfer. Die Deutschen – wie wir Schweizer auch – wurden in den vergangenen Jahren der Antiverschwendungs-Indoktrination zu Weltmeistern im Wassersparen. Ver- brauchte früher jeder rund 200 Liter Trink- wasser pro Tag, ist es heute nur noch rund die Hälfte. Folge 1: Die Kanalisationen in manchen deutschen Städten leiden an re- zidivierender bis chronischer Verstopfung, weil nichts mehr weggeschwemmt wird.

Und die viel zu grossen Wasserwerke sind zum Teil leer. Folge 2: Der Auf wand für den Unterhalt des Kanalisa tionssystems und der Wasserwerke nimmt massiv zu.

Folge 3: Je weniger Wasser verbraucht wird, auf um so weniger Liter Verbrauchs- wasser müssen die höheren Kosten verteilt werden. Mit anderen Worten: Sparen heisst, die (Ab-)Wassergebühren steigen und steigen.

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In diesem Zusammenhang: Abwasser ist ein Thema, das unbedingt geklärt werden muss.

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Gerechtigkeit heisst für manche, dass man jenen, die viel verdienen, möglichst viel wegnimmt und es – auf dem Umweg über den Staat, der dabei einen ordentlichen Teil für sich abschränzt – an jene verteilt, die nichts (oder noch nichts) haben, die dafür aber auch nichts geleistet haben.

Gut, kann man so sehen. Politisch äussert

sich das dann beispielsweise als Steuer - gerechtigkeitsinitiative. Früher nannte man derartige Steuern Neidsteuern. Das Dumme an solchen Neidsteuern ist, dass am Ende nicht nur die Reichen ein klein wenig weniger haben, sondern auch die Minderbemittelten. Weil einige Reiche in Zukunft nämlich gar keine Steuern mehr (in der Schweiz) bezahlen und die Diffe- renz irgendwie auf alle verteilt werden muss. Tja, seis drum, Neid war schon immer ein schlechter Ratgeber und – min- derbemittelt kann man eben nicht nur materiell sein.

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In diesem Zusammenhang: Neid ist die deutsche Form von Anerkennung.

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Apropos Steuern: Hatten wir nicht letzt- hin die Kreativität deutscher Behörden beim Erfinden neuer Steuern bewundert?

Keine Frage: Die Schweiz holt auf. Wenns nach der Mehrheit der Linksparteien und ei nigen verirrten Bürgerlichen geht, wird demnächst eine Mediensteuer eingeführt.

Grundlage: Wer ein Gerät besitzt, auf dem man TV schauen oder Radio hören kann (Handy oder Computer genügt!), zahlt eine Steuer – notabene eingezogen von der Billag, der unbeliebtesten Firma der Schweiz. Aber das genügt «dem Staat»

nicht. Eine Gebühr bezahlen sollen auch Firmen. Weil, so die Logik, am Arbeits- platz nicht nur die Mitarbeiter Radio hö ren (und selbstverständlich privat Gebühr dafür bezahlten), sondern irgendwie auch

«die Firma», egal ob sie nun eine Schrei- nerei ist oder eine Arzt praxis. Wie die das macht, weiss keiner, Hauptsache sie be- zahlt Steuern.

Richard Altorfer

Rosenbergstrasse 115

ARS MEDICI 22 2010

885

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