Wirtschaftslagebericht der IHK Bonn/Rhein-Sieg zum Frühsommer 2021
Hoff nung auf Lockerungen und Normalität
Der IHK-Konjunkturklimaindikator erreicht erstmals seit Beginn der Pan- demie die wichtige 100-Punkte-Grenze.
Mit 100 Punkten liegt er deutlich über den Werten der Vorumfragen. Die Un- ternehmen hoff en auf ein Abfl auen der dritten Welle und damit verbunden auf weitere Lockerungen und Freiheiten.
Dies wird besonders deutlich bei einem Blick auf die Erwartungen. Hier über- steigt die Anzahl der Optimisten wieder die Zahl der Pessimisten. Fast 30 Pro- zent gehen von einer Verbesserung der Geschäfte aus.
Dass die Krise noch nicht überwunden ist, verdeutlichen die Bewertungen der
aktuellen Geschäftslage. Jedes dritte Unternehmen ist nach wie vor unzufrie- den, nur 28 Prozent berichten von gut laufenden Geschäften. Mit dem Ende der Ausnahmeregelungen im Insolvenz- recht droht ein Anstieg der Unterneh- mensinsolvenzen. Insbesondere im Gastgewerbe sind viele Betriebe noch immer von Schließungen und sehr star- ken Einschränkungen betroff en.
Dementsprechend herrscht Zurückhal- tung bei der Einstellungsbereit- schaft. 19 Prozent wollen die Beschäf- tigung erhöhen, 23 Prozent planen mit einem Beschäftigungsabbau. Für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt bedeu-
60 70 80 90 100 110 120 130 140
II/21 I/21 III/20 II/20 I/20 III/19 II/19 I/19 III/18 II/18 I/18 III/17 II/17 I/17 III/16 II/16 140
130
120
110
100
90
80
70
60
gut befriedigend schlecht
Derzeitige Geschäftslage Konjunkturklimaindikator für alle Branchen
Zukünftige Erwartungen
24,3%
40,0%
27,7%
32,3%
besser gleichbleibend schlechter
45,9%
29,8%
115,5 123,9
tet dies, dass die Pandemie weiterhin ihre Spuren hinterlässt.
Auch bei den geplanten Investitionen ist der Großteil der Unternehmen noch vorsichtig. Von einem niedrigen Niveau kommend plant nur jedes vierte Unter- nehmen mit steigenden Budgets. 36 Prozent wollen dagegen die Ausgaben für längerfristige Investitionen weiter zurückfahren. Wenn investiert wird, dann zumeist in den Ersatzbedarf.
Nach dem Einbruch im vergangenen Jahr nehmen die Exporte langsam wieder Fahrt auf. Jedes dritte exportie- rende Unternehmen berichtet von Zu- wächsen.
100,3 121,0
131,6
106,5 111,9
67,2
Der IHK-Geschäftsklimaindex für die Dienstleistungsbranche legt zum dritten Mal in Folge zu. Mit den jetzt erreichten 108 Punkten setzt sich die Erholung fort. Bis die sehr guten Wer- te aus den Jahren vor der Pandemie erreicht werden, bedarf es aber noch einer deutlichen Klimaverbesserung, insbesondere bei den personenbezo- genen Dienstleistern. Diese können ihre Leistungen gar nicht oder nur mit starken Einschränkungen anbieten.
Etwas besser als zum Jahresbeginn bewerten die Unternehmen ihre ak- tuelle Lage. Die positiven Einschät- zungen überwiegen jetzt wieder die negativen. 34 Prozent bezeichnen ihre Lage als gut, nur noch 29 Pro-
Dienstleistung
Erholung setzt sich langsam fort
Geschäftsklimaindex Dienstleistung
zent als schlecht. Der Anteil der Un- ternehmen mit sinkenden Umsätzen hat sich deutlich reduziert und sorgt für eine Stabilisierung.
Hoff nung macht ein Blick auf die Er- wartungen der Dienstleister für die kommenden Monate. Nur noch 20 Prozent gehen von einer Verschlech- terung der Geschäfte aus. Dem ste- hen 32 Prozent gegenüber, die auf eine Verbesserung hoff en.
Dieser Optimismus wirkt sich auch auf die Beschäftigung aus. Jedes vierte Unternehmen plant seinen Personalbestand zu erhöhen, nur noch 15 Prozent rechnen damit Per- sonal abbauen zu müssen. Sollten sich die aktuell diskutierten Locke-
rungen realisieren lassen, werden von den Dienstleistern wieder positi- ve Signale in Richtung des Arbeits- marktes gesendet. Für über 40 Pro- zent ist dabei der Fachkräftemangel schon wieder ein Hauptrisiko.
Bei den Investitionen sieht das Bild gegenwärtig noch etwas uneinheitli- cher aus. 27 Prozent wollen verstärkt investieren, 30 Prozent müssen ihr Budget reduzieren. Oftmals dürften nach der Coronapandemie auch die Reserven aufgebraucht sein und die notwendigen Mittel und Sicherheit für große Investitionen fehlen. Wenn investiert wird, dann hauptsächlich in Ersatzbedarf und Produktinnova- tionen.
Lage
Erwartungen
Investitionen
Beschäftigung
gut | besser | zunehmend befriedigend | gleichbleibend schlecht | schlechter | abnehmend
Trend im Vergleich zur Vorumfrage (Erklärung zur Trendaussage siehe letzte Seite.) 70
80 90 100 110 120 130 140 150
II/21 I/21 III/20 II/20 I/20 III/19 II/19 I/19 III/18 II/18 I/18 III/17 II/17
108,2
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Beschäftigung Investitionen Erwartungen
Lage 33,6 37,3 29,1 31,6 48,9 19,5 27,3 42,4 30,3 26,0 58,7 15,3
II/18 I/19 III/19 I/20 II/20 III/20 I/21 II/21
II/17
138,8
78,2 92,9 134,3
III/18 II/19
III/17 I/18 132,9
132,7
118,7 126,6 150
70 80 90 100 110 120 130 140
Industrie
Optimismus setzt sich durch
In der Industrie setzt sich die Hoff - nung auf bessere Geschäfte in den kommenden Monaten durch. Ein Drittel der Unternehmen erwartet eine Verbesserung, nur noch jedes zehnte Unternehmen rechnet mit ei- ner Verschlechterung der Situation.
Zum Jahresbeginn hielten sich Op- timisten und Pessimisten noch die Waage. Grundlage der Einschätzun- gen sind zunehmende Auftragsein- gänge aus dem Inland bei 37 Pro- zent der Unternehmen.
Ein weiterer Grund sind die steigenden Exporterwartungen. 32 Prozent der Exporteure rechnen mit besseren Ge- schäften mit dem Ausland. Als Haupt- risiken werden in der Branche neben
der Inlandsnachfrage auch die Ener- gie- und Rohstoff preise bzw. deren Verfügbarkeit und die hohen Arbeits- kosten genannt.
Die aktuelle Geschäftslage wird dagegen nahezu unverändert einge- schätzt. 31 Prozent bezeichnen diese als gut, weitere 50 Prozent immerhin noch als befriedigend. Der Anteil der Unternehmen mit einer Kapazitäts- auslastung von über 85 Prozent ist etwas gesunken. Die Auslastung liegt jetzt bei 40 Prozent der Unternehmen zwischen 71 und 85 Prozent.
Aus den gestiegenen Erwartun- gen und der konstanten Lage ergibt sich ein moderater Anstieg des Ge- schäftsklimaindex. Mit 117 Punkten
legt er gegenüber dem Jahresbeginn um sieben Punkte zu und liegt jetzt bereits deutlich über dem Ausgangs- niveau vor der Coronakrise.
Auch die Zeiten sinkender Investitio- nen sind erstmal vorbei. Jeweils ein gutes Fünftel der Industriebetriebe kalkuliert mit steigenden bzw. sin- kenden Investitionen. In den letzten Umfragen waren jeweils deutliche Einschnitte zu verzeichnen gewesen.
Allerdings bleiben die Hauptmotive Ersatzbedarf und Rationalisierungen.
So wird dann auch der Beschäfti- gungsstand in den meisten Unter- nehmen konstant gehalten. Nur 21 Prozent planen mit einer Erhöhung.
Geschäftsklimaindex Industrie
gut | besser | zunehmend befriedigend | gleichbleibend schlecht | schlechter | abnehmend
Trend im Vergleich zur Vorumfrage (Erklärung zur Trendaussage siehe letzte Seite.) 50
70 90 110 130 150
II/21 I/21 III/20 II/20 I/20 III/19 II/19 I/19 III/18 II/18 I/18 III/17 II/17 150
130
110
90
70
50
133,5
Beschäftigung Investitionen Erwartungen Lage
32,7 57,7 9,6 23,1 55,7 21,2 21,2 61,5 17,3
31,7 46,3 22,0 30,8 50,0 19,2 Lage
Erwartungen Investitionen Beschäftigung Export
110,0
97,3
I/18 II/18 I/19 III/19 I/20 II/20 III/20 I/21 II/21
II/17 III/17 III/18 II/19
139,3
103,7
108,4
88,6
67,6
117,2
Der Geschäftsklimaindex für den Ein- zelhandel bewegt sich weiterhin klar im negativen Bereich, zeigt aber im Frühsommer immerhin eine positive Tendenz. 76 Punkte bedeuten gegen- über dem Jahresbeginn eine Zunah- me um über 20 Punkte.
Der Grund für diesen Anstieg liegt allein in einer verbesserten Erwar- tungshaltung. Mit steigenden Impf- zahlen und sinkenden Inzidenzwerten hoff en zumindest einige Händler wie- der auf neue Öff nungsmöglichkeiten und Perspektiven. Immerhin 20 Pro- zent rechen wieder mit besseren Ge- schäften, 40 Prozent bleiben weiterhin pessimistisch. Hauptrisiken bleiben dabei eine zurückgehende, oder in
Einzelhandel
Anzeichen für ein Ende der Talfahrt
den Onlinehandel abgewanderte In- landsnachfrage und die wirtschaftspo- litischen Rahmenbedingungen.
Die aktuelle Geschäftslage ist nahezu unverändert schlecht. Nur 23 Prozent bezeichnen sie als gut, jeder zweite Händler ist unzufrieden. Auslöser sind weiterhin sinkende Umsätze bei der Mehrheit der Unternehmen. Nur 18 Prozent konnten in den letzten Mona- ten Umsatzsteigerungen verbuchen.
Für die Beschäftigtenzahlen in der Branche bedeutet dies in den kom- menden Monaten erneut einen Rück- gang. Allerdings wird dieser bei wei- tem nicht mehr so stark ausfallen wie in den Vorumfragen. Die meisten Einzelhändler wollen ihr bestehendes
Geschäftsklimaindex Einzelhandel
Lage
Erwartungen
Investitionen
Beschäftigung
gut | besser | zunehmend befriedigend | gleichbleibend schlecht | schlechter | abnehmend
Trend im Vergleich zur Vorumfrage (Erklärung zur Trendaussage siehe letzte Seite.) 50
70 90 110 130
II/21 I/21 III/20 II/20 I/20 III/19 II/19 I/19 III/18 II/18 I/18 III/17 II/17 130
110
90
70
50
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Beschäftigung Investitionen Erwartungen Lage
20,0 40,0 40,0 40,0 30,0 30,0 10,5 65,8 23,7
76,2
22,5 27,5 50,0 122,6
Personal trotz der anhaltenden Krise behalten.
Das Bild bei den geplanten Investi- tionen hellt sich ein wenig auf. Vier von zehn Unternehmen wollen wie- der mehr investieren, nur noch 30 Prozent planen weitere Einschnitte.
Hauptmotiv bleibt dabei der Ersatz- bedarf. Nur 26 Prozent investieren in Rationalisierungen und 20 Prozent in Produktinnovationen. Die langen Pha- sen des Lockdowns und die ständigen Diskussionen und Neuregelungen zu Öff nungen und Schließungen haben die Liquidität und die Rücklagen der Händler teilweise stark beansprucht.
Dies erschwert jetzt oftmals den er- hoff ten Neustart.
89,4 123,0
112,3
I/18 I/19 III/19 I/20 II/20 III/20 I/21 II/21
II/17 III/17 III/18 II/19
113,8
II/18
64,9 109,5
55,3
Information und Kommunikation
Konstanz mit gemischten Gefühlen
Der IHK-Geschäftsklimaindex bleibt im Frühsommer konstant bei 105 Punkten. Damit stabilisiert sich die Si- tuation bei den Unternehmen aus der Informations- und Kommunikations- branche weiter. Eine Rückkehr auf den Expansionspfad früherer Jahre lässt aber noch auf sich warten.
Im Saldo wird die Geschäftslage ebenfalls unverändert bewertet, aller- dings haben die guten und schlech- ten Bewertungen zugenommen, die befriedigenden abgenommen. Fast 40 Prozent sind jetzt mit ihrer Situa- tion zufrieden, 25 Prozent sind unzu- frieden. Die Entwicklung der Umsätze kann damit noch nicht ganz mithalten.
Nur 18 Prozent berichten von gestie-
genen Umsätzen, 32 Prozent mussten Rückgänge verkraften.
Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch bei den Erwartungen, hier al- lerdings auf niedrigerem Niveau. Der Anteil der Unternehmen mit gleichblei- benden Erwartungen ging von 68 auf 54 Prozent zurück. 21 Prozent blicken jetzt optimistisch in die Zukunft, 25 Prozent pessimistisch. Hauptrisiken für die weitere wirtschaftliche Entwick- lung bleiben die Inlandsnachfrage und die Rahmenbedingungen, jedes vier- te Unternehmen nennt auch den Fach- kräftemangel. Hoff nung verbinden vie- le Unternehmen mit der Entwicklung der Exporte. 60 Prozent erwarten für die nächsten zwölf Monate hier einen
Geschäftsklimaindex Information und Kommunikation
Lage
Erwartungen
Investitionen
Beschäftigung
gut | besser | zunehmend befriedigend | gleichbleibend schlecht | schlechter | abnehmend
Trend im Vergleich zur Vorumfrage (Erklärung zur Trendaussage siehe letzte Seite.) 70
90 110 130 150
II/21 I/21
III/20 II/20
I/20 III/19
II/19 I/19
III/18 II/18
150
130
110
90
70
Beschäftigung Investitionen Erwartungen Lage
21,4 53,6 25,0 17,9 50,0 32,1
25,0 64,3 10,7
105,0
39,3 35,7 25,0 113,7
121,0 135,1
II/21
III/18 III/19 I/20 II/20 III/20 I/21
II/18
76,2
I/19 II/19
143,1
25,0 64,3 10,7 25,0 64,3 10,7
Anstieg der Volumen.
Zurückhaltend fällt noch die Investiti- onsbereitschaft aus. 18 Prozent wol- len verstärkt investieren, 32 Prozent werden ihr Budget für Investitionen da- gegen zurückfahren. Wichtigstes Mo- tiv für Investitionen sind bei über der Hälfte der ITK-Unternehmen Produk- tinnovationen. Im Branchenvergleich ein sehr hoher Wert, im Vergleich zum Jahresbeginn allerdings ein Rück- gang.
Verstärkt wollen die Unternehmen auch wieder neue Stellen schaff en.
Immerhin jeder vierte Betrieb plant mit zusätzlichem Personal. Nur noch elf Prozent wollen die Anzahl ihrer Be- schäftigten reduzieren.
Der Geschäftsklimaindex für das Gastgewerbe verharrt auch im Frühsommer auf einem sehr niedrigen Niveau. 33 Punkte deuten auf eine an- haltende Perspektivlosigkeit hin. Im Vergleich zum Jahresbeginn hat sich das Klima sogar noch einmal ver- schlechtert.
Die Geschäftslage in der Gastronomie bleibt unverändert miserabel. Mit den aktuellen Rahmenbedingungen ist es nicht möglich ausreichende Umsätze zu erzielen. So bezeichnen 84 Prozent ihre Situation als schlecht. Bei 75 Pro- zent ist die Auslastung sogar noch ein- mal gesunken.
Auch für die kommenden Monate ver- lieren die Unternehmen mehr und mehr
Gastgewerbe
Perspektivlosigkeit hält an
die Hoff nung. Nur noch jeder vierte Be- trieb rechnet mit einer Verbesserung der Geschäfte. 58 Prozent gehen von einer weiteren Verschlechterung aus.
Die schlechten wirtschafts- und ge- sundheitspolitischen Rahmenbedin- gungen sind dementsprechend das Hauptrisiko für die Branche. Für den Fall eines Neustarts des Gastgewerbes sorgen sich die Unternehmen auch um die Inlandsnachfrage und zu hohe Ar- beitskosten.
Durch die fehlenden Perspektiven und die oftmals aufgebrauchten Rücklagen sehen die Unternehmen aktuell keine Möglichkeit zu investieren. 68 Prozent berichten von einem Rückgang des Ei- genkapitals und 37 Prozent sind von Li-
Geschäftsklimaindex Gastgewerbe
Lage
Erwartungen
Investitionen
Beschäftigung
gut | besser | zunehmend befriedigend | gleichbleibend schlecht | schlechter | abnehmend
Trend im Vergleich zur Vorumfrage (Erklärung zur Trendaussage siehe letzte Seite.) 10
30 50 70 90 110 130
II/21 I/21 III/20 II/20 I/20 III/19 II/19 I/19 III/18 II/18 I/18 III/17 II/17 130
110
90
70
50
30
10
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Beschäftigung Investitionen Erwartungen
Lage 15,8 84,2
15,8 84,2 26,3 15,8 57,9
10,5 21,1 68,4 103,1
110,9
95,3 129,6
II/18 I/19 III/19 I/20 III/20 I/21 II/21
II/17 III/17 I/18 III/18 II/19
112,2 114,0
II/20
43,6
12,4
40,8
quiditätsengpässen betroff en.
Entsprechend wollen oder müssen 84 Prozent ihre Investitionen zurückfah- ren. Wenn investiert wird, dann fast ausschließlich in Rationalisierungen und Ersatzbedarf.
Die jetzt schon über ein Jahr anhalten- de Krise wird auch für die Beschäftig- ten in der Branche immer problemati- scher. Trotz Kurzarbeit sehen sich viele Unternehmen gezwungen ihr Personal weiter zu reduzieren. Nur zehn Pro- zent planen mit Neueinstellungen.
Durch das Ende der Ausnahmen in den Insolvenzregeln könnten in den kommenden Monaten zahlreiche Gas- tronomen vor der Insolvenz stehen.
32,9
Verkehr
Talsohle durchschritten
Der IHK-Geschäftsklimaindex für die Verkehrsbranche setzt nach einer Unterbrechung zum Jahresbeginn sei- ne Aufwärtstendenz fort. 79 Punkte sind der höchste Wert seit Beginn der Krise. Die wichtige 100-Punkte-Gren- ze liegt aber noch in weiter Ferne.
Im Frühsommer haben sich sowohl die Lageeinschätzung der Unterneh- men als auch die Erwartungshaltung verbessert. Zwar bezeichnen noch im- mer 53 Prozent ihre Situation als schlecht, aber immerhin 18 Prozent sind zufrieden. Zum Jahresbeginn hat- ten noch fast drei Viertel von einer schlechten Lage berichtet. Die Bran- che wird noch immer durch oftmals zu- rückgehende Umsätze belastet. 56
Prozent melden sinkende Umsätze, nur 12 Prozent verzeichnen einen An- stieg.
Der Blick auf die kommenden Mona- te hat sich etwas aufgehellt. Optimis- ten und Pessimisten halten sich jetzt wieder die Waage. 35 Prozent erwar- ten eine Verbesserung der Geschäfte.
Verschiedene Faktoren werden dabei nahezu gleichwertig als wichtigste Ri- siken für die weitere Entwicklung ge- nannt: die Inlandsnachfrage, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedin- gungen, die Energie- und Rohstoff - preise und die Arbeitskosten.
Die zunehmende Zuversicht führt auch zu einer leichten Lockerung der Investitionsbremse. Zwar wollen
noch immer 56 Prozent ihre Investitio- nen reduzieren, auf der anderen Seite planen aber immerhin 21 Prozent wie- der mit steigenden Budgets. Im Vor- dergrund steht dabei als Hauptmotiv eindeutig der Ersatzbedarf.
Bei den Beschäftigtenzahlen bleibt die Situation im Saldo nahezu unver- ändert. Allerdings hat die Zahl der Unternehmen mit unveränderten Be- schäftigungsplänen stark abgenom- men. Dafür gibt es jetzt wesentlich mehr Unternehmen die Personal ent- weder auf- bzw. abbauen wollen. Fast 25 Prozent planen zusätzliche Neu- einstellungen, über 40 Prozent denken eher an eine Reduzierung der Mitar- beiterzahlen.
Geschäftsklimaindex Verkehr
Lage
Erwartungen
Investitionen
Beschäftigung
gut | besser | zunehmend befriedigend | gleichbleibend schlecht | schlechter | abnehmend
Trend im Vergleich zur Vorumfrage (Erklärung zur Trendaussage siehe letzte Seite.) 20
40 60 80 100 120 140140
120
100
80
60
40
20
Beschäftigung Investitionen Erwartungen
Lage 17,6 29,5 52,9 35,3 26,5 38,2
20,6 23,5 55,9 23,5 35,3 41,2
112,0 113,0
104,8
57,2 121,4
128,1
I/18 II/18 I/19 III/19 I/20 III/20 I/21
I/17 II/17 III/17 III/18 II/19
102,5
II/20 30,4
49,3 79,2
Arbeitsmarkt
Arbeitslosigkeit steigt weiter überdurchschnittlich
Arbeitslose Arbeitslosenquote
Berichtsmonat Vorjahresmonat Veränderung in
Prozent Berichtsmonat Vorjahresmonat Veränderung
Agenturbezirk Bonn/Rhein-Sieg 32.811 30.305 8,3 6,5 6,1 0,4
Stadt Bonn 13.926 12.413 12,2 7,9 7,2 0,7
Rhein-Sieg-Kreis 18.885 17.892 5,5 5,8 5,5 0,3
NRW 749.228 718.033 4,3 7,7 7,4 0,3
Westdeutschland Deutschland
2.122.798 2.771.332
2.028.420 2.643.744
4,7 4,8
5,7 6,0
5,5 5,8
0,2 0,2
Arbeitsmarktentwicklung im April 2021
Erläuterungen
Veränderung des Saldos zur Vorumfrage …
... um mehr als 15 Punkte ... zwischen 15 und 7,5 Punkte ... zwischen 7,5 und - 7,5 Punkte ... zwischen - 7,5 und -15 Punkte ... um mehr als - 15 Punkte
Der Klimaindex ist ein Mittelwert aus der Lage und den Erwartungen der befragten Unternehmen. Er gibt Auskunft über die kon- junkturelle Entwicklung. Nimmt der Indikator zu, entwickelt sich die Konjunktur tendenziell positiv, nimmt er ab, verschlechtert sich ten- denziell die wirtschaftliche Entwicklung.
Klimaindex Copyright:
Alle Rechte liegen beim Herausgeber.
Herausgeber:
Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg
Bonner Talweg 17 | 53113 Bonn Tel. +49 (0)228 2284-140 Fax +49 (0)228 2284-124
Redaktion: Dipl. Volkswirt M. Schmaus E-Mail: schmaus@bonn.ihk.de Stand: Mai 2021
Der IHK-Beschäftigungsindikator geht auch im Frühsommer von einem weite- ren, wenn auch verlangsamten Beschäf- tigungsabbau aus. Minus fünf Punkte deuten darauf hin, dass die Perspektiven in vielen Branchen noch nicht gut genug sind, um neues Personal einzustellen oder aus der Kurzarbeit zu holen. Nur 19 Prozent gehen davon aus wieder ver- stärkt Personal akquirieren zu können.
Während Industrie, einige Dienstleister und die ITK-Branche schon wieder neue Mitarbeiter suchen, sind das Gastgewer- be und der Einzelhandel davon noch weit entfernt.
Auch ein Blick auf die Arbeitsmarktda- ten zeigt eine Zunahme der Arbeitslosen- zahlen in den vergangenen zwölf Mona- ten. In der Region waren im April über 32.800 Menschen arbeitslos gemeldet.
Erneut fällt die relativ starke Zunahme in den Bundesstadt Bonn auf. Im Kammer- bezirk hat die Zahl der Arbeitslosen im Vorjahresvergleich um acht Prozent zu- genommen, in Bonn sogar um zwölf Pro- zent. Die Quote liegt im IHK-Bezirk leicht über dem Bundesdurchschnitt, in Bonn mit fast acht Prozent über den Werten von Nordrhein-Westfalen, Westdeutsch- land und Gesamtdeutschland.
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer, das die zukünftige Entwicklung auf dem Ar- beitsmarkt vorhersagen soll, steigt auf 102 Punkte. Dies ist der höchste Wert seit dem Mai 2019. Damit deutet sich sowohl ein geringer Anstieg der Beschäftigten- zahlen als auch ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland an.
Durchführung der Konjunkturumfrage Mit der Auswertung der Konjunkturum- frage präsentiert die IHK Bonn/Rhein- Sieg die Ergebnisse der Befragung von rund 1.400 Mitgliedsunternehmen. Die Umfrage fand im April 2021 statt. Es ha- ben über 360 Unternehmen geantwor- tet. Auch für die Branchenergebnisse ist die Repräsentativität durch eine Fallzahl von in der Regel n > 30 gewährleistet.
Die IHK bedankt sich ganz herzlich bei allen Teilnehmern!
Wir suchen ständig weitere Unter- nehmen zur Teilnahme an der Umfra- ge. Helfen Sie uns bitte und melden ihre Teilnahmebereitschaft bei der Redaktion.