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Riskanter Übergang: Wie gelingt Transitionsmedizin stolperfrei?

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22. Februar 2018

Wenn Chroniker 18 werden

Riskanter Übergang: Wie gelingt Transitionsmedizin stolperfrei?

Gestern wohlbehütet beim Kinderarzt, heute selbstverantwortlich beim

Erwachsenenmediziner? Es wird zunehmend deutlich, dass Transition weit mehr bedeutet als nur den einfachen Arztwechsel. Hier finden Sie aktuelle Sichtweisen und Fakten zum Thema.

„Diesen Arzt kenne ich schon seit meiner Kindheit, ihm vertraue ich.“

Dieses Zitat stamm von Nils M., einem 20-jährigen Studenten mit ADHS, im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der BKJPP-Jahrestagung (Berufsverband für Kinder- und

Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie) im November 2017.1 Nils ist einer von zahlreichen jungen Erwachsenen, die seit der Kindheit an einer chronischen Erkrankung wie beispielsweise Diabetes, Asthma, Rheuma oder ADHS leiden.

Laut Dr. med. Bernhard Riedl, Mitglied im ehemaligen Ausschuss Pädiatrie des Deutschen Hausärzteverbandes, sind in Deutschland rund 25 % der Kinder und Jugendlichen von einer chronischen Erkrankung betroffen.2Beim Forschungs- und Beratungsinstitut IGES geht man davon aus, dass 30-40 % der chronisch kranken Jugendlichen transitionsbedürftig sind, also eine strukturierte Übergabe in die Erwachsenenmedizin benötigen.3 Doch wie die Praxis zeigt, gelingt dieser Übergang von der Pädiatrie zur Erwachsenenmedizin nicht immer reibungslos.

Transition birgt Risiko für Verschlechterung im Krankheitsverlauf

Der Experte Dr. Riedel sieht in der Transition folgende Problematik: Aus Studien sei bekannt, dass sich der Krankheitsverlauf beim Wechsel von der kinder- und jugendärztlichen

Betreuung in die Erwachsenenversorgung oft verschlechtert.2

Beispiel Diabetes: 40 % der Patienten mit Typ-1-Diabetes verlieren nach ihrem Übergang in die Erwachsenenmedizin den Kontakt zum Spezialisten. Es ist bekannt, dass Jugendliche nach dem Transfer zweieinhalb Mal häufiger HbA1c-Werte über 9 % aufweisen als Jugendliche in kinderärztlicher Betreuung.3

Beispiel ADHS: Eine Erhebung aus dem Jahr 2013 (Bertelsmann Stiftung &

Barmer GEK) unter 623 ADHS-Betroffenen ergab, dass nach dem Eintritt in das Erwachsenenalter bei 50 % der Studienteilnehmer ein Therapieabbruch erfolgte.4

Das Risiko einer Verschlechterung im Krankheitsverlauf sei laut Dr. Riedel insbesondere dann erhöht, wenn der Übergang nicht koordiniert und gesteuert erfolge. Hinzu komme, dass dieser Übergang von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin in eine ohnehin schwierige Zeit falle, in der sich auch gesunde Jugendliche mit Pubertätsproblemen konfrontiert sähen.

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Aufgabe der Transitionsmedizin sei es, dass der Übergang koordiniert erfolge und die Jugendlichen darauf vorbereitet werden.2

Lösungsansatz 1: Übergangszeit flexibler gestalten

Für einen reibungslosen Übergang solle die strukturierte Transitionsbegleitung zwischen dem 17. und 24. Lebensjahr erfolgen, so die Auffassung von Dr. Martina Oldhafer,

Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Transitionsmedizin (DGTM) beim

Herbstkongress 2017 der Kinder- und Jugendärzte.5 Der bisher übliche fixe Übergang zum 18.

Geburtstag habe sich nicht bewährt. Bekräftigt wurde dies von Professor Klaus-Michael Keller, DGTM-Kongressleiter. Am Beispiel junger Menschen mit chronischen

Darmerkrankungen berichtete er, dass in den USA die Transitionsspanne bis auf das Alter von 23 Jahren ausgedehnt worden sei.5

Lösungsansatz 2: Patient sollte in Sachen Übergang mitentscheiden

Die Zeit rund um den 18. Geburtstag könne der Kinder- und Jugendpsychiater bereits nutzen, um gemeinsam mit seinem Patienten einen neuen Therapeuten zu suchen, so Alexander Gort Golzarandi auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der BKJPP-Jahrestagung 2017.1 Dass diese Vorgehensweise ganz im Sinne junger Patienten zu sein scheint, zeigt das Zitat von Nils M., dem eingangs erwähnten ADHS-Patienten: „Diesen Arzt kenne ich schon seit meiner Kindheit, ihm vertraue ich, und auf seine Empfehlung hin und mit ihm zusammen möchte ich gern einen neuen Arzt auswählen“.1

1. ADHS im Erwachsenenalter: Patienten „lost in transition“? NeuroTransmitter: Ausgabe 1/2018

2. Publikation des Bayrischen Hausärzteverbandes. Transitionsmedizin: Hausärzte meist außen vor. Veröffentlicht am 30.11.2017

3. Meissner, T. Endlich erwachsen – und was nun? Ärzte Zeitung, 04.10.2016

4. Gerd Lehmkuhl, Ingrid Schubert. Gesundheitsmonitor 2013: Versorgung bei ADHS im Übergang zum Erwachsenenalter aus Sicht der Betroffenen. Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

5. Ärzte Zeitung online.Transition mit 18 Jahren ist kein Fixpunkt. 24.10.2017

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