Lektion 17: Wie werden sportliche
Leistungen gemessen?
17.1
Grundbegriffe
Definition
In Anlehnung an Lienert (1969, S. 7) sind
sportmotorische Tests definiert als wissenschaftliche Prüfverfahren zur Untersuchung sportmotorischer Merkmale, die unter standardisierten Bedingungen ablaufen und das Ziel haben, möglichst genaue (quantitative) Aussagen über den Grad der Merkmalsausprägung zu machen.
• standardisiert
• abgrenzbare Merkmale erfassen
• möglichst quantitative Messergebnisse gewährleisten
• Einordnung der individuellen Testresultate in die Ergebnisse von Bezugsgruppen
Hauptgütekriterien
Objektivität: Grad der Unabhängigkeit der Messergebnisse vom Untersucher, den Testbedingungen oder der Auswertung.
Reliabilität: Grad der Zuverlässigkeit, mit der ein Merkmal gemessen wird, und zwar unabhängig davon, ob man dieses Merkmal zu messen beansprucht (Zufallsunabhängigkeit).
Validität: Gültigkeit einer Leistungsmessung, d. h. die Genauigkeit, mit der ein Merkmal oder eine
Verhaltensweise gemessen wird, die das Verfahren zu messen beansprucht.
Grenzen sportmotorischer Tests
Sportmotorische Tests weisen trotz einer Vielzahl von Vorteilen insbesondere in den Sportspielen und in kompositorischen Sportarten gewisse Nachteile auf, die ihre Anwendung begrenzen.
17.2 Ausdauertests
Einfache Lauftests
Der 12-Minuten- (für Ausdauertrainierte) und der 6- Minuten-Lauf (für weniger Ausdauertrainierte) stellen gute Überprüfungsformen der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit dar, falls die Strecke bei stets gleicher (höchster) Motivation und gleichen Rahmenbedingungen (Wetter, Ernährung, Vorbelastungszustand etc.) mit gleichmäßigem Tempo gelaufen wird.
Bewertungstabelle zum Cooper-Test im Abitur in Baden-Württemberg (IQ-17.1)
Conconi-Test
• Durch den Conconi-Test wird ein Zusammenhang von Herzfrequenz und Arbeitsintensität hergestellt.
• Ablauf: Der Läufer steigert kontinuierlich seine Laufgeschwindigkeit, bis er ein gewisses Tempo nicht mehr halten kann. Dort ist der Test für ihn beendet.
• Der zunächst lineare Verlauf der Herzfrequenz- Laufgeschwindigkeits-Kurve bricht an einem gewissen Punkt (Deflektionspunkt) ab.
• Je später der Abbruch erfolgt, desto besser ist die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit.
• Der Test eignet sich hervorragend für intraindividuelle Vergleiche eines Sportlers.
Ausschnitt eines Erfassungsbogens
Herzfrequenz-Intensitäts-Kurve
Deflektionspunkt nicht immer bestimmbar
Verschiebung des Deflektionspunkts
Interpretieren Sie die Veränderungen der beiden Kinder 1 und 2 zu den Zeitpunkten 1, 2 und 3 einer Trainingssaison.
Laktat-Feldstufen-Test
• Beim Laktat-Feldstufen-Test wird die Arbeitsintensität stufenweise erhöht. Der Sportler bricht den Test ab, wenn er eine bestimmte Belastung nicht mehr schafft.
• Am Ende jeder Belastungsstufe wird Blut aus dem Ohrläppchen zur Laktatmessung entnommen. Parallel wird die Herzfrequenz aufgezeichnet.
• Der Laktat-Stufen-Test ist ein hervorragendes Instrument zur Bestimmung der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit und eignet sich in besonderem Maße zur Trainingssteuerung.
Standardtestmethode nach dem Hollmann- Schema
Hollmann & Strüder (2009, S.
347)
Untersuchungsergebnisse eines Feldstufentests
Testergebnisse eines 42-jährigen Mannes im Labor von Dr. Pernice (Düsseldorf)
Leistungsparameter an der
AS Leistungsparameter an der
ANS
4.00
Interpretation und Trainingsempfehlungen
Testergebnisse eines 42-jährigen Mannes im Labor von Dr. Pernice (Düsseldorf)
• Bei einem Puls von 118 erreicht der Proband die aerobe Schwelle.
• Bei einem Puls von 154 erreicht der Proband die anaerobe Schwelle.
• Im Pulsbereich von 118 bis
154 erfolgt die
Energiegewinnung weitgehend aerob glykolytisch.
• Ab einem Puls von 154 ist die Energiegewinnung weitgehend anaerob glykolytisch (anaerob-laktazid)
Empfehlung: Bis Puls 118 erfolgt ein regeneratives Ausdauertraining, im Pulsbereich zwischen 118 bis 154 verbessert der Mann die Grundlagenausdauer, ab Puls 154 findet ein intensives Ausdauertraining statt.
4.00
AS AN S
Lypolyse
AS AN S
Anaerobe Glykolyse
Aerobe Glykolyse
Belastungsherzfrequenzen für die Testperson
Eisenhut & Zintl (2013, S.
179)
Merksatz: Die Trainingsherzfrequenzen beim Fahrradfahren und Skilanglauf sind ca. 8-10 % und beim Schwimmen um ca. 6-7 % niedriger als beim Laufen.
17.3 Krafttests
Handkrafttest
Der Handkrafttest mittels Handdynamometer eignet sich als Maximalkrafttest für den Kinder- und Jugendbereich. Seine Ergebnisse korrelieren in hohem Maße mit der maximalen Armkraft sowie der Kraft der Rücken- und Bauchmuskulatur.
Absolute und relative Handkraft
Weineck et al. (2009, S. 170)
1er-Wiederholung
Die 1er-Wiederholung überprüft die dynamische Maximalkraft. In der Praxis erfolgt eine Messung über eine höhere Wiederholungszahl mit niedrigerem Gewicht.
Maximale Wiederholungszahl und % der MK
Angelehnt an das Skript der Ruhruniversität Bochum zum BA-Seminar „Theorie und Praxis des Konditionstrainings“ bei Prof. A. Ferrauti, 42- 43, IQ-17.2
MK, maximal mögliche Wiederholungszahl, Gewicht
Angelehnt an das Skript der Ruhruniversität Bochum zum BA-Seminar „Theorie und Praxis des Konditionstrainings“ bei Prof. A. Ferrauti, 42- 43, IQ-17.2
17.4 Schnelligkeitstests
Fußtapping
Durch Fußtapping kann die elementare zyklische Schnelligkeit aussagekräftig überprüft werden.
Weineck (2010, S. 700)
Hoch-Niedersprung
Der Hoch-Niedersprung kann als Überprüfungsform für die elementare azyklische Schnelligkeit eingesetzt werden.
Weineck (2010, S. 702)
17.4 Beweglichkeitstests
Standardbeweglichkeitstests
Geben Sie jeweils an, von welche Muskulatur die Beweglichkeit überprüft werden soll. Zur Auswahl stehen: Rückenstrecker, Kniestrecker, Hüftlendenmuskel, Wadenmuskel, Schenkelanzieher, Sitzbeinunterschenkelmuskulatur.
Modifiziert nach Weineck (2010, S. 779-783)
1
2
3
5 6
4
17.5 FOSS-Test
Testübungen des FOSS-Tests
Testübungen des FOSS-Tests
Body-Mass-Index (BMI)
Der Body-Mass-Index (BMI) errechnet sich aus dem Quotienten aus Gewicht (in kg) und dem Quadrat der Länge (in m):
Als Hinweis auf Übergewicht ist er umstritten.
Beispiel: Ein Mann ist 195 cm groß und wiegt 97 kg.
Gewichtsklassifikation für Erwachsene nach
dem BMI
BMI 25,2 bedeutet Übergewicht?
Schon fit?
Gruppe 1: Erläutern Sie, welche Fragen in Sportsituation 1 auftreten werden und warum deren Beantwortung zentral für die Objektivität des Tests ist.
Sportsituation 1: Schüler bekommen die Aufgabe, die Gleichgewichtsfähigkeit der Mitschüler zu bestimmen. Als eine Möglichkeit der Messung wird sicherlich die Balancierfähigkeit auf einer schmalen Unterlage vorgeschlagen werden. Schon vor Beginn, spätestens aber während des Tests, werden Fragen auftreten.
Gruppe 2: Beurteilen Sie Sportsituation 2 auf die Reliabilität und machen Sie einen Vorschlag zur Erhöhung der Zufallsunabhängigkeit.
Sportsituation 2: Überprüft werden soll die Fertigkeit der Freiwürfe im Basketball. Jeder Schüler/-in hat zwei Wurfversuche. Gezählt werden die erzielten Körbe.
Gruppe 3: Begründen Sie das Ergebnis von Sportsituation 3 und überprüfen Sie den Cooper-Test auf seine Validität als Test zur Überprüfung der aeroben Ausdauer. Erklären Sie, wie die Validität des Tests gesteigert werden kann.
Sportsituation 3: In einer Zeitungsmeldung heißt es, dass bei einer Fußballmannschaft der 1. Bundesliga der Cooper-Test zur Bestimmung der Ausdauerleistungsfähigkeit durchgeführt worden ist. Das Ergebnis war überraschend. Alle Ersatzspieler wiesen eine bessere Ausdauer auf als die Stammspieler.