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Viertelspezifischer Antibiotikaeinsatz – selektives Trockenstellen konse- quent zu Ende gedacht

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Academic year: 2022

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17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf

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Viertelspezifischer Antibiotikaeinsatz – selektives Trockenstellen konse- quent zu Ende gedacht

Kerstin Barth1 & Karin Knappstein2

1Johann Heinrich Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Institut für Ökologischen Landbau, Trenthorst 32, 23847 Westerau, kers-

tin.barth@thuenen.de

2Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch, Hermann Weigmann-Straße 1, 24103 Kiel, ka- rin.knappstein@mri.bund.de

Einleitung

Infolge der Diskussionen um den Medikamenteneinsatz in der Tierhaltung wurden in den letz- ten Jahren auch für die Milchviehhaltung Strategien entwickelt, um die Anwendung von An- tibiotika zu reduzieren. Insbesondere das antibiotische Trockenstellen aller Kühe einer Herde als prophylaktische Maßnahme zur Mastitisbekämpfung wurde überdacht. Es wird empfoh- len, anhand von Managementinformationen, wie den Daten der Milchleistungsprüfung eine Vorauswahl an Tieren zu treffen, die weiteren Untersuchungen (Schalm-Mastitis-Test bzw.

bakteriologische Untersuchung der Viertelanfangsgemelke) unterzogen werden, bevor über die Anwendung eines antibiotikahaltigen Trockenstellpräparats entschieden wird (z. B. WOL- TER ET AL., 2014). In Abhängigkeit von den nachgewiesenen Erregern werden weitere Be- standsuntersuchungen angeraten. Darüber hinaus wird von den Autoren der Einsatz eines Zit- zenversieglers bei allen Tieren einer Herde empfohlen. Das Trockenstellen unter Antibiotika- schutz erfolgt üblicherweise ohne Differenzierung der Euterviertel: Alle Viertel einer Kuh erhalten ein Trockenstellpräparat. Dieses Vorgehen basiert auf der Annahme, dass Kühe, die auf mindestens einem Euterviertel infiziert sind eine gewisse Prädisposition aufweisen, so dass auch die verbleibenden Euterviertel prophylaktisch zu schützen sind. Genaugenommen widerspricht dies allerdings immer noch einer gezielten Antibiotikaanwendung, die sich nur auf das infizierte Viertel beschränken müsste. Wir haben nun ein viertelselektives Trocken- stellen hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die bakteriologische Heilungs- und Neuinfekti- onsrate in zwei Herden untersucht.

Material und Methode

Die Untersuchung wurde in den Milchviehherden des Thünen-Instituts (TI, ca. 90 Kühe) und des Max Rubner-Instituts (MRI, ca. 100 Kühe) durchgeführt. Erstere wird entsprechend der Richtlinien für den Ökologischen Landbau bewirtschaftet. Beide Versuchsbetriebe halten überwiegend Tiere der Rasse Deutsch Holstein schwarz-bunt, wobei im Thünen-Institut auch noch Deutsche Rotbunte im Doppelnutzungstyp vertreten waren. Ausgehend vom erwarteten Kalbedatum wurde der Trockenstellzeitpunkt definiert und in den drei Wochen davor in wö- chentlichem Abstand Viertelanfangsgemelksproben zur zyto-bakteriologischen Untersuchung gewonnen. Die Analysen wurden im Labor des MRI in Kiel durchgeführt. Wurde in zwei der drei Proben der gleiche Erreger nachgewiesen, galt das entsprechende Euterviertel als infi- ziert. Die Kühe wurden vier Versuchsgruppen zugeordnet und entsprechend behandelt (Tabel-

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le 1). Die Gruppe, die aus Tieren bestand, die nachweislich infiziert waren, aber dennoch oh- ne Antbiotikaeinsatz trockengestellt wurden, diente der Ermittlung der Selbstheilungsrate. In keinem Fall wurden Zitzenversiegler eingesetzt.

Tab. 1: Einteilung der Kühe in Versuchsgruppen

Versuchsgruppe Infizierte Viertel je Kuh Antibiotikaeinsatz

Eutergesunde keine ohne

Viertelselektives Trockenstellen mindestens 1 Nur infizierte(s) Viertel Klassisches Trockenstellen mindestens 1 Alle Viertel

Unbehandelte mindestens 1 ohne

Wiesen Tiere in den Wochen vor dem Trockenstellen Anzeichen einer klinischen Mastitis auf, wurden sie von der Untersuchung ausgeschlossen.

Nach der Kalbung wurden wiederum in wöchentlichem Abstand drei Proben gezogen. Die Analyse und Bewertung dieser Proben erfolgte wie bereits beschrieben. Die Analysenergeb- nisse vor dem Trockenstellen wurden denen nach der Kalbung gegenübergestellt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 216 Trockenstellvorgänge von 164 Kühen in die Auswertung einbezogen.

Von den eigentlich verfügbaren 864 Eutervierteln waren aufgrund von Probenkontaminatio- nen und wechselnden Erregernachweisen nur 722 Viertel auswertbar.

Die beiden Versuchsherden unterschieden sich hinsichtlich des nachgewiesenen Erregerspekt- rums erheblich voneinander (Tabelle 2).

Tab. 2: Milchmenge und Eutergesundheitsstatus vor dem Trockenstellen in den Ver- suchsherden

Indikator Max Rubner-Institut Thünen-Institut

Mittlere Milchmenge [kg Kuh-1 x d -1] 13,3 (SD: 6,1) 13,3 (SD: 5,4)

Viertelzellzahl (Median) [1.000 ml-1] 178 101

Nachweis Majorpathogene [% der Viertel] 20,3 4,4

Nachweis Minorpathogene [% der Viertel] 5,7 43,2

Während in der Herde des Max Rubner-Instituts Streptococcus uberis und andere äskulinposi- tive Streptokokken dominierten, wurden bei den Kühen des Thünen-Instituts in großer Zahl koagulase-negative Staphylokokken nachgewiesen.

Die bakteriologische Heilungsrate in den Herden wurde dadurch jedoch nicht beeinflusst. In der Gruppe, in der das viertelselektive Trockenstellen praktiziert wurde, betrug sie 86 % (MRI) bzw. 70 % (TI) und in der Gruppe, in der alle Viertel unter Antibiotikaschutz trocken- gestellt wurden 64 % (MRI) und 60 % (TI). Die Unterschiede zwischen den beiden Versuchs- gruppen waren signifikant (Χ2 = 3,918, df = 1, p < 0,05). Die Selbstheilungsrate in der vierten Versuchsgruppe betrug im Mittel der beiden Betriebe 40 %. Auch hier waren keine signifi-

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3 | S e i t e kanten Unterschiede zwischen den Herden (MRI: 8 von 19, TI: 19 von 48 Vierteln) zu be- obachten (Χ2 = 0,036, df = 1, p = 0,8495).

Die Neuinfektionsrate in den beiden Gruppen, in denen Antibiotika zum Trockenstellen ein- gesetzt wurden, betrug jeweils 31 % während sie sich in der eutergesunden Gruppe auf 25 % und in der Gruppe der unbehandelten infizierten Tiere auf 36 % belief. Die Unterschiede zwi- schen den beiden letztgenannten Gruppen waren bei einem a priori-Signifikanzniveau von p

< 0,05 allerdings statistisch nicht abzusichern (Χ2 = 2,875, df =1, p = 0,09).

Diskussion

Die Durchführung der Untersuchung in den zwei Versuchsherden erlaubte die Erprobung des viertelselektiven Trockenstellens unter sehr gegensätzlichen Bedingungen in Bezug auf das nachgewiesene Erregerspektrum. Hinsichtlich des allgemeinen Hygienestandards unterschie- den sich die Betriebe nicht. Trotz des verschiedenen Erregerspektrums wurden in den Ver- suchsgruppen ähnliche Ergebnisse erzielt, so dass die Aussagen als übertragbar anzusehen sind. Die Unterschiede der Heilungsraten in den Versuchsgruppen, in denen Antibiotika ein- gesetzt wurden, lassen sich zum Teil mit der Verteilung der Tiere auf diese Gruppen erklären.

Tiere, bei denen alle Euterviertel infiziert waren wurden gehörten definitionsgemäß der Grup- pe an, in der alle Euterviertel ein Antibiotikum erhielten. Es ist davon auszugehen, dass Tiere mit einer erhöhten Anfälligkeit bzw. einer chronischen Erkrankung eher in dieser Gruppe zu finden sind. Dies könnte allerdings auch der Grund dafür sein, dass die nicht infizierten, aber antibiotikabehandelten Euterviertel in dieser Gruppe nicht wirksamer vor Neuinfektionen ge- schützt wurden als das in der Gruppe der viertelselektiv behandelten Tiere der Fall war. Al- lerdings unterlagen auch die infektionsfreien Euterviertel der unbehandelten Gruppen keinem höheren Neuinfektionsrisiko. Die Höhe der ermittelten Selbstheilungsrate entspricht derjeni- gen, die von FIDELAK ET AL.(2006) beobachtet wurde.

Schlussfolgerung

Ein viertelselektiver Antibiotikaeinsatz zum Trockenstellen eröffnet die Möglichkeit zur wei- teren Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Milchviehhaltung, wenn Infektionen sicher diagnostiziert und hohe Hygienestandards in der Trockenperiode eingehalten werden.

Literatur

Fidelak C, Berke M, Klocke P, Spranger J, Hamann J & Heuwieser W (2006) Homöopathische Nosoden als Trockensteller-Therapie - Eine placebokontrollierte Blindstudie. In: Fehlings, K. (Hrsg.) From stable to table - aktuelle Aspekte und neue Entwicklungen in der Mastitisbekämpfung, DVG-Service, D-Gießen:

132-140

Wolter W, Krömker V, Hermann HJ, Klinkel N (2014): Trockenstellen von Milchkühen – Aktuelle Empfeh- lungen zur praktischen Durchführung. DLG e. V. (Hrsg.), DLG-Merkblatt 400, 1. Auflage

Abbildung

Tab. 1:  Einteilung der Kühe in Versuchsgruppen

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