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(1)268 Ein bisher nicht erkanntes persisches Lehnwort im babylonischen Talmud

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268

Ein bisher nicht erkanntes persisches Lehnwort im

babylonischen Talmud.

Von W. Bacher.

Eine der häufigsten Bezeichnungen für einen Gelehrten im

babylonischen Talmud ist "is'in Ns'iia. Die Anwendung des Aus¬

druckes ist eine sehr mannigfaltige und seine Bedeutung ist jedem

Zweifel entrückt. .Nur einige Beispiele seien angeführt. In Schebuoth

8 SO*" beginnt der Ausspruch über den Prozeß zwischen einem Ge¬

lehrten und einem Ungelehrten so: üy. Nana ■'Nn

nnb niNl. Derselbe Gegensatz in Erubin 39»: Na-na

Nin ynxn ay . . . «m iraiw. Ebenso bezeichnet der Ausdruck

den Gelehrten im Gegensatze zu einem gewöhnlichen Menschen.

10 S. Pesachim 52": Nin NaniS Ninn mbyi ©rN ib-w •'jn;

ebenso Jebamoth 121*: iDSiw Namit NJTü Nb Niabyn ^rN N3m Nb.

Was bedeutet nun der erste Bestandteil dieses Ausdruckes , dessen

zweiter Bestandteil schon an sich die Zugehörigkeit zum gelehrten

Stande anzeigt (T:a-iW = von den Gelehrten). Die bisherigen Er¬

ls klärungen zeugen von der vollständigen Ratlosigkeit dem Worte

N3-na gegenüber. R. Nathan bringt das Wort im Aruch unter

ani: II und stellt es mit dem ebenfalls alleinstehenden Worte

Beza 7 *, zusammen, das R. Nathan mit ,hart und fest" (es ist von

Eiern die Rede) erklärt; NmiS sei — so nimmt R. Nathan weiter

20 an — ein Abstraktum, und 1:3-1)3 'a bedeute soviel wie ■'Tttbn pnn

n''W2n (die Pestigkeit der Weisenjünger, der Gelehrten). Der Porm

des Wortes entspricht diese Annahme sehr gut; man muß hinzu¬

fügen, daß das Abstraktum für das Konkretum angewendet ist und

der Ausdruck bedeutet : „ein Pester von den Gelehrten". Aber jenes 26 p^-iS an sich ist nicht genügend sichergestellt, wie der Kommentar

Rascbi's zu der zitierten Stelle Beza 7 * oben beweist. Der unter

Easchi's Namen edierte Kommentar zum Traktate Taanith 4 * er¬

klärt Nnnit in unserm Ausdrucke mit r|"'in "nnn »jung und scharf",

ebenfalls mit Heranziehung jenes p'ns in Beza 7 *, das aber nicht

80 näher erklärt wird. Dabei bemerkt der Kommentator, daß nur ein

jünger Gelehrter als "1:3172 N3"^ia bezeichnet wurde, während es bei

einem alten Gelehrten einfach heißt: T:3i'a Ninn. Es ist dies eine

Distinktion, welche durchaus nicht Stich hält, da mit unserm Aus¬

drucke Gelehrte jedes Alters bezeichnet werden*). — Buxtorf

1) S. darüber Abraham Zacuto in Juchasin, ed. Filipowski, S. 179.

2 3 *

(2)

Bacher, Ein persisches Lehr.wort im babylonischen Talmud. 269

(Lexicon Chald. Talm. et Rabb., Col. 1938) erklärt unsern Aus¬

druck so wie R. Nathan und verweist am Eingange seines be¬

treifenden Artikels noch auf Targum Obadja V. 9, wo ffi-N mit

-laT ISnas („Mann, in dem Kraft ist'), übersetzt ist. — Levy

im Wörterbuch über die Targumim (II, 335) bringt unsern Aus- 5

druck im Artikel nns „fest sein', wofür als einziges Beispiel die

Paelform NaiS' aus dem Targum zu 2 Chron. 34, 10 zitiert wird.

Die von Buxtorf zitierte Targumstelle erwähnt er gar nicht und

übersetzt dann unsern Ausdruck (für den Taanith 12» zitiert ist)

so : „ein junger Gelehrter, der nämlich wegen seiner Jugend kräftig, lo

scharfsinnig ist'. Von dieser irrigen Auffassung geht Levy in

seinem Wörterbuche über die Talmudim und Midraschim (IV, 216)

ab verfällt aber einer andern Einseitigkeit in der Erklärung des

Ausdruckes. Er liest ihn gegen die traditionelle Aussprache Nn'^ia

(^eig. = ai^S')' «'^^'" sammelt, befestigt', mit Hinblick auf das im i8 vorhergehenden Artikel erklärte Substantiv ai-iS (Plural T";''^"'2S,

Kidduschin 82»), „eig. der Zusammentragende, Befestigende, ins¬

besondere der Gold- und Silberarbeiter, vom Löten und Pestmachen

der Geschirre so benannt". Eine etymologisch ganz in der Luft

schwebende Erklärung! — Kohut (Aruch Completum VII, 45) zieht 20

das arabische Kaj^ö in der Bedeutung „Schärfe" heran und erklärt

Na"niS als Abstraktum in der Bedeutung „Scharfsinn". Jastrow

(Dictionary 1271) geht auf das biblische na'i.a (Brandwunde) zurück,

erklärt Nanii: (a'"ia) mit „mark of a burn, scab" und erklärt unsern

Ausdruck, mit Hinweis auf Aboth II, 10, auf bizarre Weise so: 25

„One that has caught fire by associating with Rabbanan" („Jemand,

der durch den Verkehr mit den Gelehrten Peuer gefangen hat"). —

Dalman (Aram.-neuhebr. Wörterbuch, 345) scheint Jastrow zu

folgen, wenn er erklärt: „Angesengter" (Beinamen junger Gelehrter).

Dalman eignet sich also dieselbe Distinktion an, die schon Abrabam so

Zacuto als falsch zurückgewiesen hatte und die auch Levy in seinem

zweiten Wörterbuche, das im Targumwörterbuche Gesagte still¬

schweigend zurücknehmend, für unbegründet erklärte.

Eine weitere Kritik dieser verschiedenen Erklärungen, die auf

fragwürdiger etymologischer Grundlage beruhen und, sowohl was die 35

Form als was den Sinn des Wortes Nana betrifft, als unbefriedigend

bezeichnet werden müssen, ist unnötig Bei der Darbietung meiner

eigenen Erklärung kann ich mich kürzer fassen. Da unser Wort

ausschließlich im babylonischen Talmud vorkommt, also dem

Sprachschatze der babylonischen Juden und ihrer Lehrhäuser an- 10

gehört, so darf man von vornherein an die Herkunft des Wortes

Nana aus dem Persischen denken. Das persische Ursprungswort

ist aber nicht schwer zu finden. Es ist V^?>- {carb) , „fett, feist"

und in metaphorischer Bedeutung: „hervorragend, vorzüglich' („supe-

rans, praevalens', Vullers I, 566). Diese metaphorische Bedeutung Ai

18*

(3)

270 Bacher, Ein persisches Lehnwort im babylonischen Talmud.

ist im Sprachgebrauche festgewurzelt, denn sie hat die verbalen

Ausdrücke '—'^=^1 praevalere, superare (ibid.) und ^.^^Xaj^-.^

praevalere, superare, excellere (Seite 567) erzeugt. Die für diese

Bedeutungen zitierten Beispiele gehören älteren Dichtern an (z. B.

5 Nizäml). ünter den Kompositis des Adjektivum findet sich

auch vi>-wO ^i*" Bedeutungen „praevalens, virtute excellens ;

intelligens, sapiens'. Diese Bedeutungen bieten sich von selbst zur

Erklärung des talmudiscben Wortes dar. paiw «ani: bedeutet

nichts anderes als: „ein vorzüglicher Gelehrter'; genauer: „ein unter 10 den Gelehrten Hervorragender".

Wie nun N3"ii3£ aus carb geworden, läßt sich ebenfalls zwang¬

los erklären. Dem Konsonanten ^ (a) entspricht im Talmudiscben

a (s. Grundr. d. iran. Phil. I, 256); z. B. N'^'iS, im babylonischen

Talmud öfters vorkommender Ausdruck für ein Gewand aus Hanf 0. ä.

16 (Levy, IV, 174), = pers. yLs-, s. Fleischer bei Levy, IV, 230,

(es muß, wie Fleischer berichtigt, iS'nia gesprochen werden). Dieses

Beispiel zeigt auch , daß die Juden Babyloniens , wenn sie ein

persisches Nomen in den Wortschatz ihrer aramäischen Muttersprache

aufnahmen, es mit der Endung des aramäischen Stat. emph. versahen.

20 So ist auch die Endung von N3"ni£ zu erklären. Was endlich den

Vokalwandel betrifft, so ist u für 0, besonders unter Einfluß von

Labialen, hier des 3 im Auslaute, eine gewöhnliche Erscheinung im

Mittelpersischen (Grundr., 271) und im Judenpersisch (ib. 411).

Daß die hiermit festgestellte Bedeutung unseres Ausdruckes

25 auch dem Begriff entspricht, den man in den jüdischen Kreisen

Babyloniens mit ihm verknüpfte , beweist folgendes Beispiel. In

Megilla 28'' lesen wir eine Stufenfolge des gelehrten Wissens: N"ip, der bloß Bibelkundige ; N:n , der Kenner der tannaitiseben Traditionen ;

•jjaiM N3^ia, der Inhaber der vollen Halachakunde. Man wendete

so gelegentlich den Ausdruck auch auf sehr bekannte und anerkannte

Gelehrte an, so auf Mar Samuel, das berühmte Schulbaupt von

Nahardea (Berachoth 19"), auf Rabba b. b. Ghana, den hervor¬

ragenden und zumeist in Babylonien tradierenden Schüler Jochanan's

(Baba Mezia 19*). In einer in dem Stile der babylonischen Lehr-

ss hauserzählungen gehaltenen Erzählung wird er sogar auf Akiba

angewendet (Megilla 28*). Man muß daran denken, daß mit

sämtliche Mitglieder des Lehrhauses, auch die vielen, niemals mit

Namen genannten verstanden sind. Wer unter diesen hervorragte,

wer ein vollgültiger Inhaber des gelehrten Wissens war, hieß, der

*o metaphorischen Bedeutung des persischen Lehnwortes entsprechend,

■|:3ltt Nrnns, der aus der Mitte der Rabbanan Hervorragende.

(4)

271

Zur Kritik der Achämenideninschriften.

Von F. H. Weißbach.

Im 63. Bande dieser Zeitscbrift SS. 830 — 846 hatte ich

2 Schriften von A. Hoffmann-Kutschlie besprochen, die

beide die altpersischen Inschriften des Darius von Blsutün betreffen.

Daß ihr Verfasser mit meiner Kritik nicht einverstanden sein würde,

ließ sich voraussehen. In der Tat ist H.-K. in Bd. 65 SS. 302 ff. 5

einigen meiner Ansichten entgegengetreten. In einer kurzen Nach¬

schrift hat er dann auch zu meinem inzwischen erschienenen Buche

„Die Keilinschriften der Achämeniden" Stellung genommen, ebenso

in der Deutschen Tageszeitung vom 15. Juli 1911, in der Deutschen

Literatur-Zeitung 1911 Spp. 2908 ff. (im Anschluß an seine ,Be- lO

sprechung' meiner Schrift „Die Keilinscbriften am Grabe des Darius

Hystaspis"), im Recueil de travaux 34 pp. 4 ss., wieder in der

Deutschen Tageszeitung vom 2. März 1912 (bei der Besprechung

von E. Meyer's Schrift „Der Papyrusfund von Elephantine");

endlich hat er meine Schrift „Die Keilinscbriften am Grabe des is

Darius Hystaspis" zum 2. Male einer „Besprechung" gewürdigt

ZDMG 66, 524 f. Mehrere Monate schon, bevor diese reiche Pro¬

duktion eingesetzt hatte, war für H.-K. ein Verteidiger erstanden:

F. Bork (ZDMG 64, 509 ff.) steht zwar H.-K. „gänzlich fern", hat

sogar seine beiden in der ZDMG besprochenen Schriften „bisher 20

nicht zu Gesicht bekommen" , muß aber nichtsdestoweniger H.-K.

„fast durchweg gegen Weißbach in Schutz nehmen". So hat er

sich „nach langem Bedenken entschlossen, das einzig mögliche Mittel

der Abwehr anzuwenden, nämlich an derselben Stelle, wo sie er¬

schienen , die Urteile des Kritikers auf ihre Daseinsberechtigung «5

hin zu untersuchen'. Jede Abwehr setzt einen Angriff voraus. In

diesem Falle war ein Angriff meinerseits nicht erfolgt, am aller¬

wenigsten auf Bork, dessen Name in meiner Kritik gar nicht

erscheint. Die Tatsache, daß ich einige „Ergebnisse anderer', die

mir nicht genügend gesichert erschienen, als „unsicher", eine ephemere so Deutung als „ephemer", eine phantastische Auslassung als „phantastisch"

bezeichnet habe, verleiht einem völlig Unbeteiligten noch lange kein

Recht, sich in Schmähungen gegen mich zu ergehen. Es ist B 0 r k

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