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Zeig mir, dass du mich liebst!

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Academic year: 2022

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Zeig mir, dass du mich liebst!

Eine Erweiterung des

Investitionsmodells um verhaltensbezogene Commitmentindikatoren unter besonderer Berücksichtigung der Bindungs(un)sicherheit

vorgelegt von Julia Friedmann-Eibler, BSc

MASTERARBEIT

Eingereicht an der Karl-Franzens-Universität Graz am Institut für Psychologie

zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science (MSc)

Betreuung durch Mag. Dr. Silvia Macher

Jänner 2019

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DANKSAGUNG

DANKE meiner Betreuerin Frau Mag. Dr. Macher, die es mir überhaupt erst ermöglicht hat, eine Masterarbeit im Arbeitsbereich der Sozialpsychologie zu schreiben, und mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Ihre flexible und lösungsorientierte Denkweise hat mich sehr in- spiriert!

DANKE auch an Frau Prof. Dr. Athenstaedt für die anregende und konstruktive Kritik im Rah- men des Privatissimums.

DANKE an meine Eltern Michaela und Wolfgang sowie meine Großeltern Christa und Harald.

Ohne eure Ermutigungen, fortwährenden seelischen Aufbauarbeiten und unglaubliche finanzi- elle Unterstützung wäre es mir nicht möglich gewesen, das Studium der Psychologie noch ein- mal aufzunehmen und mir damit meinen größten Traum zu erfüllen!

DANKE an meine Schwester Katharina, die immer eine Lösung parat hält und in jeder Lebens- lage als mein seelischer Anker fungiert.

DANKE an meine Kollegin Corina Sturm, die mich durch ihren Ehrgeiz immer wieder moti- viert hat. Die anregenden fachspezifischen, aber auch privaten Gespräche mit dir schätze ich sehr. Dich kennenzulernen war eine wahre Bereicherung!

DANKE an Barbara, Evelyn und Fabienne, die immer an mich glauben und stets ein offenes Ohr für mich haben. Danke auch, dass ihr mir immer gerne zugehört habt, wenn ich euch etwas über mein Studium erzählt habe.

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INHALTSVERZEICHNIS

1 THEORETISCHER HINTERGRUND ... 11

1.1 COMMITMENT ... 11

1.2 COMMITMENT UND DAS INVESTITIONSMODELL ... 13

1.3 COMMITMENT UND VERHALTENSBEZOGENE COMMITMENTINDIKATOREN ... 15

1.3.1 Partnerwahrnehmung verhaltensbezogener Commitmentindikatoren ... 18

1.4 COMMITMENT UND BINDUNGS(UN)SICHERHEIT ... 19

1.5 BINDUNGS(UN)SICHERHEIT UND DAS INVESTITIONSMODELL ... 22

1.6 HYPOTHESEN... 26

1.6.1 Mediationseffekt der Beziehungszufriedenheit auf den Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment ... 26

1.6.2 Mediationseffekt der bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren auf den Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment ... 26

1.6.3 Hypothesen zur Bindungs(un)sicherheit, dem Investitionsmodell und verhaltensbezogenenen Commitmentindikatoren ... 27

2 METHODE ... 33

2.1 VORSTUDIE ... 33

2.1.1 Stichprobe ... 33

2.1.2 Untersuchungsablauf ... 34

2.1.3 Evaluierung und Adaptierung des Fragebogens ... 34

2.2 HAUPTSTUDIE ... 37

2.2.1 Stichprobe ... 37

2.3 UNTERSUCHUNGSMATERIAL ... 39

2.3.1 Soziodemographische Merkmale ... 39

2.3.2 Verhaltensbezogene Commitmentindikatoren ... 39

2.3.3 Bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindikatoren ... 40

2.3.4 Skalen zum Investitionsmodell ... 41

2.3.5 Bindungs(un)sicherheit ... 41

2.4 UNTERSUCHUNGSABLAUF ... 42

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3 ERGEBNISSE ... 45

3.1 FAKTORENSTRUKTUR DER SELBSTBERICHTETEN UND BEI DEM/DER PARTNER/IN

WAHRGENOMMENEN VERHALTENSBEZOGENEN COMMITMENTINDIKATOREN ... 45 3.2 DESKRIPTIVE STATISTIK UND (INTER)-KORRELATIONEN ... 49 3.3 ÜBERPRÜFUNG DES MEDIATIONSEFFEKTES DER BEZIEHUNGSZUFRIEDENHEIT AUF DEN

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN ANGST VOR TRENNUNG UND DISTANZ UND COMMITMENT ... 51 3.4 ÜBERPRÜFUNG DES MEDIATIONSEFFEKTES DER BEI DEM/DER PARTNER/IN

WAHRGENOMMENEN VERHALTENSBEZOGENEN COMMITMENTINDIKATOREN AUF DEN

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN ANGST VOR TRENNUNG UND DISTANZ UND COMMITMENT ... 52 3.5 BINDUNGS(UN)SICHERHEIT, DAS INVESTITIONSMODELL UND VERHALTENSBEZOGENE

COMMITMENTINDIKATOREN... 53 3.5.1 Überprüfung des Zusammenhangs zwischen Bindungs(un)sicherheit, dem

Investitionsmodell und selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren 54 3.5.2 Modell 1: Überprüfung der Bedeutung, der bei dem/der Partner/in

wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren ... 58 3.5.3 Modell 2: Überprüfung der Bedeutung, der bei dem/der Partner/in

wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren ... 64

4 DISKUSSION ... 67

4.1 ANALYSE DER FRAGEBOGENEVALUIERUNG UND -ADAPTIERUNG ... 67 4.2 DIE BEDEUTUNG DER BEZIEHUNGSZUFRIEDENHEIT AUF DEN ZUSAMMENHANG

ZWISCHEN ANGST VOR TRENNUNG UND DISTANZ UND COMMITMENT ... 69 4.3 DIE BEDEUTUNG DER BEI DEM/DER PARTNER/IN WAHRGENOMMENEN

VERHALTENSBEZOGENEN COMMITMENTINDIKATOREN AUF DEN ZUSAMMENHANG ZWISCHEN

ANGST VOR TRENNUNG UND DISTANZ UND COMMITMENT ... 70 4.4 BINDUNGS(UN)SICHERHEIT, DAS INVESTITIONSMODELL UND VERHALTENSBEZOGENE

COMMITMENTINDIKATOREN:ERWEITERUNG DES MODELLS VON ETCHEVERRY UM

SELBSTBERICHTETE VERHALTENSBEZOGENE COMMITMENTINDIKATOREN ... 71 4.5 BEDEUTUNG DER BEI DEM/DER PARTNER/IN WAHRGENOMMENEN

VERHALTENSBEZOGENEN COMMITMENTINDIKATOREN:MODELL 1 ... 74 4.5.1 Bedeutung der bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren: Modell 2 ... 79 4.6 KRITISCHE STELLUNGNAHME UND AUSBLICK ... 80 4.7 RESÜMEE ... 84

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ZUSAMMENFASSUNG ... 85

ABSTRACT ... 87

LITERATUR ... 89

ANHANG A – UNTERSUCHUNGSMATERIAL ... 95

ANHANG B – FAKTORENANALYSE ... 115

ANHANG C – BINDUNGS(UN)SICHERHEIT, DAS INVESTITIONSMODELL UND VERHALTENSBEZOGENE COMMITMENTINDIKATOREN ... 119

ANHANG D – ANALYSE MODELL 1 – FRAUEN ... 137

ANHANG F - DATENTRÄGER ... 139

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Wie zeige ich meinem/r Partner/in, dass ich langfristig mit ihm/ihr zusammen sein möchte? So manch einer kennt die Situation, dass er/sie sich in einer Beziehung befindet und sich auch zukünftig vorstellen kann in dieser Beziehung zu verbleiben. Das ist schön – aller- dings wissen wir nicht, ob sich auch unser/e Partner/in vorstellen kann, langfristig mit uns zu- sammen zu sein. Tagtäglich wenden wir Verhaltensweisen an, um genau diese Intention in der Beziehung verbleiben zu wollen, an unseren/unsere Partner/in zu kommunizieren. Wir zeigen unserem/unserer Partner/in, wie zufrieden wir sind, dass wir uns keinen/keine andere/n Partner/in an unserer Seite vorstellen können und investieren Emotionen, Geld und Zeit in un- sere Beziehung. Aber welche Rolle spielen dabei die bei dem/der Partner/in wahrgenomme- nen Verhaltensweisen? Stellen wir uns vor, dass unser/unsere Partner/in uns nicht oft genug anhand von Verhaltensweisen kommuniziert, dass er/sie auch in Zukunft eine Beziehung mit uns führen möchte. Haben die bei dem/der Partner/in wahrgenommenen Verhaltensweisen dann Auswirkung darauf, ob wir uns weiterhin vorstellen können in der Beziehung zu verblei- ben und dies auch weiterhin in Form von beziehungsförderlichen Verhaltensweisen zeigen?

Menschen und Beziehungen sind unterschiedlich – so mag es sein, dass es Personen gibt, die weiterhin beziehungsförderlich reagieren, andere wiederum werden die Beziehung beenden.

Aber woran liegt es, dass Personen so unterschiedlich reagieren? Im Laufe unseres Lebens, insbesondere in unserer frühen Kindheit, entwickeln wir aufgrund von Erfahrungen Bin- dungsmuster. Diese Erfahrungen beeinflussen später neue Beziehungen in Form von Erwar- tungen, die eine Person gegenüber ihrer Beziehung hat und dem Verhalten, dass sie in der Be- ziehung zeigt. So ist man sich heute einig, dass zwischen zwei Bindungsdimensionen unter- schieden werden kann, nämlich der Angst vor Trennung und Distanz sowie der Vermeidung von Nähe (Brennan, Clark & Shaver, 1998). Beispielsweise zeigen Personen mit starker Angst vor Trennung und Distanz den vermehrten Wunsch nach Nähe und Intimität, während Personen mit starker Vermeidung von Nähe bestrebt danach sind, die Abhängigkeit zu dem/der Partner/in zu minimieren (Mikulincer & Shaver, 2003; 2007; Bartholomew, 1990).

Starke Angst vor Trennung und Distanz beziehungsweise Vermeidung von Nähe gelten als Ausdruck von Bindungsunsicherheit, wohingegen unter Bindungssicherheit geringe Angst vor Trennung und Distanz sowie Vermeidung von Nähe zu verstehen ist. Die Bindungs(un)sicher- heit kann also dazu beitragen, die bei dem/der Partner/in wahrgenommenen Verhaltensweisen unterschiedlich wahrzunehmen beziehungsweise in weiterer Folge auch unterschiedlich damit umzugehen.

Bisherige Forschung beschäftigte sich vorwiegend mit dem Commitment, der Inten- tion langfristig in einer Beziehung verbleiben zu wollen (Rusbult, Martz & Agnew, 1998).

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Verhaltensweisen, die daraus resultieren und das Commitment jeden Tag aufs Neue aufrecht- erhalten, wurden dabei weitestgehend außer Acht gelassen. Einige wenige Studien konnten allerdings zeigen, dass das Commitment anhand von Verhaltensweisen ausgedrückt wird. Je höher das Commitment einer Person ist, umso mehr Verhaltensweisen zeigt sie auch, um die- ses Commitment auszudrücken (Weigel & Ballard-Reisch, 2002; Weigel, 2008). Ziel der vor- liegenden Arbeit ist es, genau diesen aufgrund des Commitments resultierenden Verhaltens- weisen, die im Verlauf der Arbeit als verhaltensbezogene Commitmentindikatoren bezeichnet werden, größere Bedeutung beizumessen und in bestehende sozialpsychologische Modelle einzubauen. Genauer gesagt liegt der Fokus dieser Arbeit in der Erweiterung des Modells von Etcheverry et al. (2013), das auf dem Investitionmodell von Rusbult (1983) und der Adult At- tachment Theory nach Hazan und Shaver (1994) basiert, um selbstberichtete und bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindikatoren. Es soll ein empiri- scher Beitrag dazu geleistete werden herauszufinden, ob und inwiefern bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindikatoren zu einer Verbesserung der Vorhersage des Commitments führen und ob die Verwendung selbstberichteter verhaltensbe- zogener Commitmentindikatoren dadurch erklärt werden kann.

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1 THEORETISCHER HINTERGRUND

1.1 Commitment

Commitment wird im wissenschaftlichen Kontext weitläufig als die Intention langfristig in einer Beziehung verbleiben zu wollen verstanden (Rusbult et al., 1998). Personen mit star- kem Commitment fühlen sich an die aktuelle Beziehung emotional gebunden und verspüren den Wunsch, etwas zu dieser Beziehung beitragen zu wollen.

Einige Autoren vertreten die Ansicht, dass Commitment in verschiedene Aspekte unter- teilt werden kann. Nach Arriaga und Agnew (2001) lässt sich Commitment in drei Teilaspekte gliedern, nämlich in eine affektive, eine kognitive und in eine konative Komponente. Unter der affektiven Komponente des Commitments verstehen die Autoren die emotionale Verbindung zwischen zwei Partnern. Das meint, die steigende Abhängigkeit von dem/der Partner/in und die stärker werdende eigene emotionale Betroffenheit bei positiven sowie negativen Erlebnissen des Partners beziehungsweise der Partnerin in Abhängigkeit der Beziehungsdauer. Je länger eine Person in einer Beziehung ist, desto mitfühlender ist sie also gegenüber ihrem/ihrer Part- ner/in. Die kognitive Komponente des Commitments beschreibt die Langzeitorientierung in ei- ner Beziehung. Im Gegensatz zur affektiven Komponente geht es bei der kognitiven Kompo- nente nicht um die emotionale Verbindung zu dem/der Partner/in, sondern darum sich vorstel- len zu können mit dem/der jeweiligen Partner/in auch in ferner Zukunft noch zusammen zu sein. Die konative Komponente des Commitments beinhaltet die intrinsische Motivation eine Beziehung noch länger fortführen zu wollen. Das bedeutet, dass man sich mit seinem/seiner Partner/in aus bestimmten motivationalen Gründen eine Beziehung in der Zukunft vorstellen kann. Lewin (1951) nimmt diesbezüglich an, dass durch eine starke Erwartung beziehungs- weise Motivation eine Reorganisation der Umwelt stattfindet, durch die die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das jeweilige Ereignis eintritt. Die konative Komponente ist der kognitiven Kom- ponente des Commitments zwar sehr ähnlich, aber nicht damit gleichzusetzen.

Im Gegensatz dazu vertreten Johnson, Caughlin und Houston (1999) die Annahme, dass das Erleben von Commitment nicht als einheitlich gesehen werden kann. Die Autoren sehen Commitment vielmehr als ein Konstrukt, das in drei unterschiedliche Arten unterteilt werden kann. Personelles Commitment beschreibt das Ausmaß, in dem eine Person in einer Beziehung verbleiben möchte. Personelles Commitment kann wiederum in drei Komponenten unterteilt werden, nämlich in die Anziehung des Partners, die Anziehung der Beziehung selbst und in die

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Selbst-Identifikation. Anziehung des Partners meint, dass sich Personen von ihrem/ihrer Part- ner/in angezogen fühlen. Anziehung der Beziehung wiederum bedeutet, dass die Beziehung selbst, zu der beide Partner etwas beigetragen haben, anziehend erscheint. Die Selbst-Identifi- kation meint, dass das Führen einer Beziehung im jeweiligen Selbstkonzept der Person inte- griert sein kann. Die Person fühlt sich also nur dann vollständig, wenn sie auch eine Beziehung führt. Unter moralischem Commitment verstehen die Autoren die moralische Verpflichtung eine Beziehung fortzusetzen. Diese Verpflichtung kann beispielsweise aus dem jeweiligen Be- ziehungstyp resultieren. Verheiratete Personen haben demnach ein Versprechen gegeben, das zu der Verpflichtung führen kann den/die Partner/in nicht zu verlassen. Moralisches Commit- ment umfasst aber auch die persönliche moralische Verpflichtung gegenüber dem/der Part- ner/in. Das bedeutet beispielsweise, dass eine Person ihrem/ihrer Partner/in versprochen hat, für ihn/sie immer da zu sein und ihn/sie nie zu verlassen. Moralische Verpflichtung kann auch aus einem gewissen Konsistenzstreben bestehen. Die Person möchte demnach nicht aufgeben, was sie sich bereits aufgebaut hat. Strukturelles Commitment beschreiben die Autoren als ein Gefühl der Einschränkung eine Beziehung zu beenden. Eine solche Einschränkung bezieht sich beispielsweise auf die Qualität der Alternativen, die einer Person nach einer Trennung zur Ver- fügung stehen. Selbst wenn reizvolle Alternativen für eine Person vorhanden sind, können er- wartete, für die Person nicht vorteilhafte, Veränderungen bezüglich der ökonomischen Situa- tion, der Wohnsituation oder verminderter Kontakt zu den gemeinsamen Kindern ein Hindernis für eine Trennung darstellen. Auch sozialer Druck durch Freunde und Verwandte kann dazu führen, eine Beziehung trotz geringem personellem und/oder moralischem Commitment fort- zuführen. Der bloße Akt der Beendigung einer Beziehung und die damit verbundenen Konse- quenzen wie ein langwieriger Scheidungsprozess oder das Suchen einer neuen Unterkunft kön- nen ebenfalls dazu führen, dass sich eine Person nicht trennt. Eine weitere Komponente des strukturellen Commitments sind die Investitionen, die eine Person in eine Beziehung einge- bracht hat. Hat eine Person das Gefühl, dass alle bisher getätigten Investitionen umsonst waren, wenn sie die Beziehung beendet, dann kann das dazu führen, die Beziehung fortzuführen.

Untersuchungen zeigen, dass Commitment auch ein wesentlicher Prädiktor zur Vorher- sage von Beziehungsstabilität ist. Die Beziehungsstabilität kann anhand des Beziehungsstatus, also ob die jeweiligen Personen sich nach einer bestimmten Zeit noch immer in einer Beziehung befinden oder nicht, erfasst werden. Sprecher (2001) konnte im Rahmen einer Langzeitstudie zeigen, je höher das Commitment einer Person ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die aktuelle Beziehung auch noch fünf Jahre später besteht. In einer ähnlichen Studie von Bui, Peplau und Hill (1996) konnte gezeigt werden, dass sich die Beziehungsstabilität anhand des

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Commitments der untersuchten Personen schon in relativ frühen Beziehungsstadien vorhersa- gen lässt.

Aber was genau ist es, dass dazu beiträgt, dass Personen über ein höheres oder geringe- res Commitment berichten? Dieser Frage möchte ich im folgenden Kapitel nachgehen.

1.2 Commitment und das Investitionsmodell

Nach dem Investitionsmodell von Rusbult (1983) wird Commitment hauptsächlich durch drei Variablen beeinflusst, die gemeinsam zwei Drittel der Varianz des Commitments erklären (siehe Abbildung 1). Diese drei Variablen mit dem größten Einfluss auf das Commit- ment sind die Beziehungszufriedenheit, die Qualität der Alternativen sowie die Investitionen.

Je zufriedener eine Person ist, je geringer die Qualität der Alternativen erscheint und je mehr eine Person glaubt in ihre Beziehung investiert zu haben, umso höher ist ihr Commitment. Es wäre jedoch auch möglich, dass Personen, die wenig Beziehungszufriedenheit aufweisen, aber eine geringe Qualität der Alternativen wahrnehmen und die glauben, viel in die Beziehung in- vestiert zu haben, ebenfalls über ein starkes Commitment berichten. Wobei sich nach Le und Agnew (2003) die Beziehungszufriedenheit als bedeutendster Prädiktor herausstellte.

Abbildung 1. Investitionsmodell von Rusbult (1983).

Anmerkungen. Plus (+) bezeichnet positive Zusammenhänge; Minus (-) meint einen negativen Zusammenhang

Das Investitionsmodell basiert auf der Interdependenztheorie von Thibaut und Kelley (1959; Kelley & Thibaut, 1978). Die Interdependenztheorie beruht auf der zentralen Annahme

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wechselseitiger Abhängigkeit, das bedeutet, dass es sich um ein „Geben“ und „Nehmen“ zwi- schen Personen handelt und dass Handlungen einer Person Einfluss auf die Handlungen anderer Personen haben (Thibaut & Kelley, 1959; zitiert nach Athenstaedt, Freudenthaler & Mikula, 2001). Als ein weiterer bedeutender Aspekt der Interdependenztheorie kann das Verhältnis zwi- schen Belohnungen und Kosten gesehen werden. Das Ergebnis dieses Abwägens von Beloh- nung und Kosten, im Verhältnis zu den erwarteten Ergebnissen der besten zur Verfügung ste- henden Alternative, veranlasst eine Person in weiterer Folge dazu, in einer Beziehung zu ver- bleiben oder die Beziehung zu beenden.

Hinsichtlich der Beziehungszufriedenheit im Investitionsmodell von Rusbult (1983) ist, ähnlich der Interdependenztheorie von Thibaut und Kelley (1959), ein Abwägen von Beloh- nungen und Kosten und die Gegenüberstellung dieses Ergebnisses mit einem Vergleichsniveau (CL) gemeint. Das Vergleichsniveau meint, eine gewisse subjektive Vorstellung einer Person davon, was ihr zusteht. Werden diese Vorstellungen erfüllt oder sogar übertroffen, wird die Beziehung als attraktiv bewertet werden, was zu einer höheren Beziehungszufriedenheit führt.

Liegt das Ergebnis unter den Erwartungen, wird die Person die Beziehung negativ beurteilen und über eine geringere Beziehungszufriedenheit berichten. Diese subjektiven Vorstellungen einer Person resultieren aus vergangenen Erfahrungen oder aus der Beobachtung anderer Per- sonen und können sich durch neue Erfahrungen verändern (Thibaut & Kelley, 1959, zitiert nach Athenstaedt et al., 2001).

Die Qualität der Alternativen im Investitionsmodell von Rusbult (1983) leitet sich aus dem Vergleichsniveau für Alternativen (CLalt) der Interdependenztheorie ab. Als Alternativen können, neben anderen potenziellen Partnern, auch noch das Alleinsein oder beispielsweise der Job bezeichnet werden. Das Vergleichsniveau für Alternativen entspricht demnach dem erwar- teten Ergebnis der besten Alternative, die zur Verfügung steht, im Falle der Beendigung der derzeitigen Beziehung. Hat eine Person über längere Zeit hinweg das Gefühl, dass ihr die best- mögliche Alternative zusätzlichen Gewinn bringen würde, wird sie die derzeit bestehende Be- ziehung zugunsten der Alternative verlassen. Umgekehrt ist es aber auch möglich, dass die Person in ihrer aktuellen Beziehung, mangels adäquater Alternativen, verbleibt, obwohl ihre Erwartungen nicht erfüllt werden (Thibaut & Kelley, 1959; zitiert nach Athenstaedt et al., 2001;

Le & Agnew, 2003).

Unter Investitionen werden nach Rusbult (1983) all jene Dinge verstanden, die im Falle der Beendigung der aktuellen Beziehung verloren gehen würden. Mehr Investitionen in einer Beziehung führen demnach zu einer höheren Abhängigkeit von der Beziehung. Investitionen

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beinhalten unter anderem Zeit, Emotionen, gemeinsame Freunde, gemeinsame materielle An- schaffungen oder auch gemeinsame Aktivitäten und Ereignisse (Thibaut & Kelley, 1959, zitiert nach Athenstaedt et al., 2001). Investitionen können intrinsischer oder extrinsischer Natur sein.

Intrinsische Investitionen beinhalten gemeinsam verbrachte Zeit, Emotionen, die man mitei- nander teilt beziehungsweise die einen durch bestimmte gemeinsame Erfahrungen verbinden, sowie auch eigene Gefühle, die man in der Beziehung preisgegeben hat. Extrinsische Investiti- onen meinen Ressourcen, die zuvor nicht an die Beziehung gebunden waren, dann aber Teil davon wurden. Ein Beispiel hierfür sind gemeinsame Freunde. Im Falle einer Trennung kann es sein, dass einer der Partner nicht mehr zu diesem Freundeskreis dazugehört, obwohl vor dem Eingehen der Beziehung beide Personen den gleichen Freundeskreis hatten. Das erhöht die Kostspieligkeit einer Trennung und kann dazu beitragen die aktuelle Beziehung fortzuführen (Le & Agnew, 2003).

Eine wichtige begriffliche Abgrenzung muss an dieser Stelle zwischen Commitment und Abhängigkeit vorgenommen werden. Unter Abhängigkeit versteht man ein strukturelles Konstrukt. Das bedeutet, dass eine Person ihre Beziehung benötigt, weil sie beispielsweise viel zur Beziehung beigetragen hat oder ihr keine Alternativen zur aktuellen Beziehung zur Verfü- gung stehen. Commitment hingegen meint vielmehr das Erleben dieser Abhängigkeit, ohne sich der strukturellen Komponente dahinter bewusst sein zu müssen. Es ist schlussendlich auch das subjektiv empfundene Commitment, im Gegensatz zur strukturellen Beziehungsabhängigkeit, das sich im täglichen Verhalten stärker widerspiegelt (Athenstaedt et al., 2001).

1.3 Commitment und verhaltensbezogene Commitmentindikatoren

Eine Person, die in ihrer aktuellen Beziehung ein starkes Commitment erlebt, also die Intention hat, langfristig mit ihrem/ihrer Partner/in zusammenzubleiben, muss dieses Commit- ment auch irgendwie an ihren/ihre Partner/in kommunizieren, damit er/sie eine gewisse Vor- stellung über das Commitment des/der Partner/in hat. Gerade diese Kommunikation des Com- mitments trägt dazu bei, das Commitment in einer Partnerschaft jeden Tag aufs Neue aufrecht- zuerhalten (Marston, Hecht, Manke, McDaniel & Reeder, 1998; Weigel & Ballard-Reisch, 2002; Thompson-Hayes & Webb, 2004). Aber wie wird Commitment kommuniziert?

Bisherige Forschung beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Commitment als kogni- tive Variable. Sehr wenig Aufmerksamkeit wurde der Kommunikation des Commitments in Form von Verhaltensweisen gewidmet. Eine Person entwickelt in ihrer Beziehung demnach ein

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gewisses Commitment. Die Frage ist nun, wie der/die Partner/in erfährt, wie stark das Commit- ment des Partners/der Partnerin gegenüber der aktuellen Beziehung ist? Alle jene Verhaltens- weisen, die dazu beitragen Commitment auszudrücken, werden im weiteren Verlauf der Arbeit als verhaltensbezogene Commitmentindikatoren bezeichnet.

Nach Weigel und Ballard-Reisch (2002) wird Commitment erst dann greifbar, wenn es auch irgendwie an den/die Partner/in kommuniziert wird. Die Autoren nahmen genau diese Annahme zum Anlass, im Rahmen einer Untersuchung verhaltensbezogene Commitmentindi- katoren zu erfassen, die Personen in Beziehungen verwenden, um ihr Commitment gegenüber dem/der Partner/in auszudrücken. Insgesamt wurden 928 verhaltensbezogene Commitmentin- dikatoren erfasst. Anschließend wurden die erfassten verhaltensbezogenen Commitmentindi- katoren auf 38 Indikatoren reduziert und zehn Kategorien zugeordnet. Diese zehn Kategorien umfassen Zuneigung zeigen, Unterstützung geben, Anstand aufrechterhalten, Gemeinsamkeiten teilen, sich um Kommunikation bemühen, Respekt zeigen, gemeinsame Zukunft schaffen, eine positive Atmosphäre schaffen, gemeinsam an Beziehungsproblemen arbeiten und Commitment ausdrücken. In einer zweiten Untersuchung von Weigel und Ballard-Reisch (2002) wurden die zuvor erfassten und kategorisierten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren einer neuen Stichprobe zur Einschätzung der Häufigkeit der Verwendung verhaltensbezogenen Commit- mentindikatoren anhand einer siebenstufigen Skala vorgegeben. Weiters wurden zusätzlich auch das Commitment und die Beziehungszufriedenheit erfasst. Die Stichprobe umfasste 350 Personen zwischen 17 und 73 Jahren, die sich seit mindestens einem Monat in einer Beziehung befanden. Ziel der Autoren war es herauszufinden, ob sich Unterschiede in der Verwendung der verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren hinsichtlich des Beziehungstyps, der Bezie- hungsdauer sowie des Geschlechts ergeben. Die zentralen Ergebnisse zeigten, dass verheirate und verlobte Personen sowie Personen, die sich ernsthaft miteinander treffen, im Vergleich zu Personen, die sich nur gelegentlich miteinander treffen, mehr verhaltensbezogene Commitmen- tindikatoren einsetzen. Verlobte Personen und Personen, die sich ernsthaft miteinander treffen, verwenden mehr verhaltensbezogene Commitmentindikatoren der Kategorien Zuneigung zei- gen und gemeinsame Zukunft schaffen im Vergleich zu verheirateten Personen. Keine Unter- schiede ergaben sich hinsichtlich der Beziehungslänge. Frauen verwenden verhaltensbezogene Commitmentindikatoren generell häufiger als Männer. Dies führen die Autoren darauf zurück, dass sich Frauen der Verwendung verhaltensbezogener Commitmentindikatoren bewusster sind als Männer und ihrer Beziehung generell einen höheren Stellenwert zusprechen. Unter Einbe- zug des ebenfalls erfassten Commitments sowie der Beziehungszufriedenheit konnten Weigel und Ballard-Reisch (2002) weiters zeigen, dass Personen, die über ein starkes Commitment und

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über eine hohe Beziehungszufriedenheit in ihrer aktuellen Beziehung berichten, mehr verhal- tensbezogene Commitmentindikatoren aller zehn Kategorien verwenden.

Einige Jahre später befasste sich Weigel (2008) mit der Konstruktion eines geeigneten Messinstrumentes zur Erfassung verhaltensbezogener Commitmentindikatoren. Die in der Un- tersuchung von Weigel und Ballard-Reisch (2002) 38 verhaltensbezogenen Commitmentindi- katoren dienten Weigel (2008) als Grundlage zur Erstellung eines Fragebogens. Zusätzlich fügte er noch zehn weitere Items hinzu, um das Thema der jeweiligen Kategorien inhaltlich besser widerzuspiegeln. Der Fragebogen wurde einer Stichprobe von 121 heterosexuellen Per- sonen, im Alter zwischen 18 und 59 Jahren, die sich mindestens drei Mal mit ihrem/ihrer aktu- ellen Partner/in getroffen haben, vorgegeben. Die Untersuchungsteilnehmer/innen mussten die einzelnen Items des Fragebogens anhand einer siebenstufigen Zustimmungsskala hinsichtlich der aktuellen Verwendung verhaltensbezogener Commitmentindikatoren beantworten. Eine im Anschluss durchgeführte Faktorenanalyse ergab sechs Faktoren, dass bedeutet, dass die insge- samt 48 Items sechs unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden konnten. Diese Katego- rien beinhalten Unterstützung geben, dem/der Partner/in Gefühle zeigen, greifbare Hinweise geben, gemeinsame Zukunft schaffen, den/die Partner/in mit Anstand behandeln sowie an der Beziehung arbeiten. In weiterer Folge wurde der Zusammenhang zwischen der Verwendung verhaltensbezogener Commitmentindikatoren und Commitment untersucht. Die Ergebnisse zeigten, wie aufgrund der vorangegangenen Untersuchung von Weigel und Ballard-Reisch (2002) bereits angenommen, dass über die Verwendung von mehr spezifischen Verhaltensin- dikatoren berichtet wird, je höher das Commitment der jeweiligen Person ist. Ähnliche Ergeb- nisse fanden die Autoren im Zusammenhang zwischen der bei dem/der Partner/in wahrgenom- menen Verwendung verhaltensbezogener Commitmentindikatoren und dem wahrgenommenen Commitments des/der Partner/in. Je höher das wahrgenommene Commitment des/der Part- ner/in ist, desto mehr verhaltensbezogene Commitmentindikatoren werden bei dem/der Part- ner/in wahrgenommen. Frauen berichten, selbst mehr Verhaltensindikatoren der Kategorien Gefühle zeigen, greifbare Hinweise geben, gemeinsame Zukunft schaffen, den Partner mit An- stand behandeln und an der Beziehung arbeiten zu verwenden als Männer. Frauen berichten im Gegensatz zu Männern auch über ein höheres Commitment. Diese Ergebnisse erklären die Autoren damit, dass sich Frauen besser mit ihren Beziehungen identifizieren können und sich häufiger damit beschäftigen, die Beziehung zu fördern als Männer. Keine Unterschiede zwi- schen Männern und Frauen zeigten sich hinsichtlich der bei dem/der Partner/in wahrgenomme- nen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren.

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Einige Autoren beschäftigten sich mit der Fragestellung, ob es unterschiedliche Arten verhaltensbezogener Commitmentindikatoren gibt (Canary & Stafford, 1994; Dainton & Staf- ford, 1993; Stafford, Dainton & Haas, 2000). Demnach kamen sie zu dem Ergebnis, dass sich verhaltensbezogene Commitmentindikatoren in strategische und routinierte verhaltensbezo- gene Commitmentindikatoren einteilen lassen. Unter strategischen verhaltensbezogenen Com- mitmentindikatoren werden all jene Verhaltensweisen verstanden, die eine Person bewusst an- wendet, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das der Beziehung dienlich ist. Routinierte ver- haltensbezogene Commitmentindikatoren umfassen Verhaltensweisen, die weniger bewusst er- folgen. Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass routinierte verhaltensbezogene Commitment- indikatoren nicht auch dazu beitragen sollen, die Beziehung zu dem/der Partner/in beizubehal- ten. Routinierte verhaltensbezogene Commitmentindikatoren können auch als selbstverständli- che und regelmäßig verwendete Verhaltensweisen beschrieben werden. Das Zubereiten des Abendessens, Wäsche waschen oder Zeit miteinander verbringen sind Beispiele routinierter verhaltensbezogener Commitmentindikatoren. Eine Person bereitet das Abendessen, in den meisten Fällen, nicht zu, um die Beziehung gezielt aufrechtzuerhalten, aber kann ein solches Verhalten gleichzeitig auch beziehungsförderlich sein (Dainton & Stafford, 1993).

Personen in Beziehungen kommen immer wieder in Situationen, in denen sie entschei- den müssen, ob sie zu ihrem eigenen Wohle oder zum Wohle der Beziehung handeln. Diese Situationen werden als Interdependenz-Dilemmata bezeichnet. Beispielsweise entscheidet sich eine Person, deren Partner/in in einer Situation unangemessen agiert, ob sie darauf ebenfalls unangemessen oder beziehungsförderlich reagiert, um dem Konflikt entgegenzuwirken. Ku- mashiro, Finkel und Rusbult (2002) konnten zeigen, dass Personen mit starkem Commitment und hoher Selbstachtung häufiger beziehungsförderliche Verhaltensweisen anwenden. Dies er- klären die Autoren dadurch, dass Personen mit hoher Selbstachtung danach streben, ihre Im- pulse zu kontrollieren um ihren eigenen moralischen Standards zu entsprechen. Zudem konnten Hinweise dahingehend gefunden werden, dass das beziehungsförderliche Verhalten und die Selbstachtung des/der einen Partners/Partnerin beziehungsförderliches Verhalten des/der ande- ren Partners/Partnerin fördert. Diese Annahme bezieht sich auf die Partnerwahrnehmung ver- haltensbezogener Commitmentindikatoren, worauf ich im Folgenden näher eingehen möchte.

1.3.1 Partnerwahrnehmung verhaltensbezogener Commitmentindikatoren

Sind die verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, die wir bei unserem/unserer Partner/in wahrnehmen auch die verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, die unser/un-

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sere Partner/in selbst berichtet? Kenny und Acitelli (2001) postulierten, dass Personen in Be- ziehungen über ein gewisses Maß an Genauigkeit in der Wahrnehmung, des/der Partners/Part- nerin verfügen. Dies wird darin begründet, dass Personen in Beziehungen generell mehr Zeit miteinander verbringen und dadurch mehr Möglichkeiten haben, den/die Partner/in genau ken- nenzulernen. Andererseits ist die Wahrnehmung des/der Partner/in auch zu einem gewissen Anteil fehlerbehaftet. Für die vorliegende Arbeit bedeutet das, dass die bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren zu einem gewissen Anteil nicht den von dem/der Partner/in selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikato- ren entsprechen. Manchmal neigen Personen in Partnerschaften dazu, die Verhaltensweisen des Partners/der Partnerin positiver wahrzunehmen, als sie in Wirklichkeit sind, insbesondere dann, wenn diese bedrohlich erscheinen (Simpson, Orina & Ickes, 2003).

Personen in engen Beziehungen nehmen ihren/ihre Partner/in oft so wahr, wie sie sich selbst wahrnehmen (Kenny & Acitelly, 2001). Für den weiteren Verlauf der Arbeit ist es von besonderer Bedeutung, genau dieses Phänomen, nämlich die Projektion, in der Partnerwahr- nehmung näher zu betrachten, um die Partnerwahrnehmung besser zu verstehen. Weigel (2008) konnte in einer Untersuchung zeigen, dass Personen dazu neigen, selbstberichtete verhaltens- bezogene Commitmentindikatoren auch bei ihrem/ihrer Partner/in wahrzunehmen. Er geht da- von aus, dass Personen ein besseres Gefühl dabei haben, ihrem/ihrer Partner/in ein ähnliches Commitment zuzuschreiben, wie sie selbst empfinden. Murray, Holmes und Griffin (1996) ver- treten die Annahme, dass Projektion zu einer Steigerung der Sicherheit und Vorhersagbarkeit in einer Beziehung führen kann.

1.4 Commitment und Bindungs(un)sicherheit

Neben den bisher vorgestellten Modellen und Theorien besteht auch ein wesentlicher Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Bindungsmuster einer Person und ihrem Commit- ment. Die Adult Attachment Theory nach Hazan und Shaver (1994) besagt, dass sich das Bin- dungsmuster anhand frühkindlicher Erfahrungen entwickelt. Diese Erfahrungen beeinflussen später neue Beziehungen in Form von Erwartungen, die eine Person gegenüber ihrer Beziehung hat und dem Verhalten, das sie in der Beziehung zeigt. Auch Mikulincer und Shaver (2007) postulieren, dass verschiedene Beziehungen unterschiedlicher Beziehungsqualität zu unter- schiedlichen internalen Arbeitsmodellen führen. Unter einem internalen Arbeitsmodell wird ein System verstanden, das durch soziale Einflüsse, insbesondere durch die Einflüsse der primären Bezugsperson, organisiert wird. Durch die Interaktion mit der primären Bezugsperson in der

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Kindheit, zumeist der Mutter, entstehen Erwartungen, die mit einem bestimmten Verhalten ver- knüpft sind. Diese sogenannten internalen Arbeitsmodelle formen in späteren Beziehungen un- sere Gedanken, Gefühle sowie unser Verhalten in engen Beziehungen (Hazan & Shaver, 1994).

Im Gegensatz zu Kleinkindern, die auf Schutz und Sicherheit durch die primäre Bezugsperson angewiesen sind, stehen erwachsenen Personen mehr Möglichkeiten zur Verfügung, ein Gefühl der Sicherheit zu erhalten. Die primäre Bindungsperson ist im Erwachsenenalter meistens nicht mehr ein Elternteil, sondern ein/e Freund/in oder in Beziehungen der/die Partner/in. Beziehun- gen im Erwachsenenalter sind demnach gekennzeichnet durch Bindung, Fürsorge und Sexuali- tät (Shaver, Hazan & Bradshaw, 1988; Weiss, 1982; zitiert nach Hazan & Shaver, 1994). Hazan und Shaver (1994) beschreiben Bindung zwischen Erwachsenen als reziprok. Beide Partner sind sowohl Sender als auch Empfänger von Fürsorge.

Einigkeit herrscht mittlerweile darüber, dass im Paarkontext zwischen zwei Bindungs- Dimensionen unterschieden werden kann, nämlich der Angst vor Trennung und Distanz sowie der Vermeidung von Nähe und Intimität (Brennan, Clark & Shaver, 1998). Sind beide Dimen- sionen nur gering ausgeprägt, spricht man von einem sicheren Bindungsstil (Neumann, Roh- mann & Bierhoff, 2007). Ein sicherer Bindungsstil ist gekennzeichnet durch eine angemessene Aktivierung des Bindungssystems. Sicher gebundene Personen sehen sich selbst als wertvoll und liebenswert, empfinden andere Personen als vertrauensvoll und haben kein Problem mit Nähe und Intimität (Neumann et al., 2007; Bartholomew & Horowitz, 1991). Nach Hazan und Shaver (1994) beeinflusst Bindung zwischenmenschliche Interaktionen in Bezug auf die Be- dürfnisse und Erwartungen. Zudem stehen die Bindungsdimensionen laut Bartholomew und Horowitz (1991) in Zusammenhang mit der Wahrnehmung anderer und den Erwartungen an den/die Partner/in.

Personen mit starker Angst vor Trennung und Distanz legen großen Wert auf die Befrie- digung ihrer Bedürfnisse und wünschen sich verstärkt Nähe und Intimität in ihrer Beziehung.

Sie sind wachsamer hinsichtlich des Engagements des Partners/der Partnerin und eifersüchtiger als vermeidende Personen und Personen mit sicherer Bindung (Mikulincer & Shaver, 2007).

Aufgrund des negativen Fremdbildes, das ängstliche Personen aufweisen, ist es für den/die je- weilige/n Partner/in umso schwieriger, den Anforderungen gerecht zu werden und die Bedürf- nisse zu erfüllen, da ihre Bemühungen oftmals als widerwillig und unbefriedigend angesehen werden (Mikulincer & Shaver, 2007). Nach Bowlby (1973) besteht auch ein enger Zusammen- hang zwischen dem Bindungsmuster und dem Selbstbild. Das Selbstbild beschreibt, ob eine Person selbst empfindet, dass sie von anderen als liebenswert und attraktiv empfunden werden kann. Personen mit unsicherer Bindung, das heißt mit starker Angst vor Trennung und Distanz

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beziehungsweise Vermeidung von Nähe, haben demnach ein negatives Selbstbild, fühlen sich wertlos und sind der Meinung nicht geliebt zu werden. Dieses negative Selbst- und Fremdbild hängt zudem mit erhöhter Wahrnehmung von Konflikten, weniger Sicherheitsgefühl und stär- kerer Angst vor Zurückweisung zusammen (Campell, Simpson, Boldry & Kashy, 2005). Bei stärkerer Angst vor Trennung und Distanz wenden Personen oftmals sogenannte hyperaktive Strategien an, um mehr Schutz, Aufmerksamkeit und Unterstützung von dem/der Partner/in zu erhalten. Hyperaktive Strategien sind sogenannte sekundäre Bindungsstrategien. Unter pri- mären Bindungsstrategien werden sicherheitsbasierte Strategien wie situationsadäquates prob- lemorientiertes Bewältigungsverhalten, die sich bei bindungssicheren Personen aus der Erfah- rung und Repräsentation einer verfügbaren Bindungsfigur entwickeln, verstanden. Im Gegen- satz dazu werden sekundäre Bindungsstrategien als alternative Strategien beschrieben, bei de- nen die Repräsentation einer verfügbaren Bindungsfigur fehlt. Aufgrund des Fehlens dieser Repräsentation einer verfügbaren Bindungsfigur müssen sekundäre Strategien angewendet werden, um Stress und Angst in bedrohlichen Situationen zu minimieren. Hyperaktive Strate- gien umfassen die permanente Suche nach Nähe und Sicherheit. Gefahren werden gegenüber dem/der Partner/in extra hervorgehoben, um vermehrt Schutz und Sicherheit zu erhalten (Main, 1990; Mikulincer & Shaver, 2003).

Eine starke Vermeidung von Nähe und Intimität ist gekennzeichnet durch die Verwen- dung deaktivierender Strategien. Bindungsbedürfnisse werden demnach unterdrückt, das be- deutet Nähe und Intimität werden vermieden, um Frustration präventiv entgegenzuwirken (Mi- kulincer & Shaver, 2003). Zudem haben Personen mit vermeidendem Bindungsmuster ebenso wie Personen mit ängstlichem Bindungsmuster ein negatives Fremdbild. Das führt dazu, dass sie sich weniger auf andere Personen verlassen und die Abhängigkeit von anderen Personen gemieden wird (Mikulincer & Shaver, 2003; Bartholomew, 1990). Die Vermeidung von Nähe und Intimität steht auch in engem Zusammenhang mit der Sexualität. Hoch vermeidende Per- sonen empfinden weniger sexuelle Anziehung gegenüber ihrem/ihrer Partner/in und neigen dazu, sexuelle Bedürfnisse eher in unverbindlichen Affären auszuleben. Zudem stellen Perso- nen mit vermeidendem Bindungsmuster in Beziehungen vorwiegend ihre eigenen Ziele und Interessen in den Mittelpunkt (Neumann et al., 2007). Personen mit starker Vermeidung von Nähe öffnen sich weniger häufig in Beziehungen, empfinden es als unangenehm, wenn sich ihr/ihre Partner/in ihnen gegenüber öffnet, werden von anderen Personen häufig als feindselig beschrieben, gehen lieber ihrer Arbeit nach anstelle sich an sozialen Interaktionen zu beteiligen und gelten als anfälliger gegenüber Alkohol- und Drogenmissbrauch im Vergleich zu ängstlich und sicher gebundenen Personen (Hazan & Shaver, 1994).

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Simpson (1990) sowie Kirkpatrick und Davis (1994) berichten, dass Personen mit unsi- cherer Bindung schwächeres Commitment als Personen mit sicherer Bindung erleben. Zudem konnte in einer anderen Untersuchung von Tran und Simpson (2009), in der die Emotionen sowie das Verhalten in bedrohlichen interpersonellen Situationen verheirateter Paare mit unter- schiedlichen Bindungsmustern erfasst wurden, gezeigt werden, dass Personen mit niedrigerem Commitment, die mit einer hoch ängstlichen Person verheiratet sind, negativere Emotionen empfinden und sich in Interaktionen destruktiver verhalten als Personen mit starkem Commit- ment, die ebenfalls einen/eine hoch ängstliche/n Partner/in haben. Commitment kann demnach auch als Puffer hinsichtlich der schädlichen Auswirkungen des Bindungsmusters des Part- ners/der Partnerin gesehen werden.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird im folgenden Kapitel ein Modell vorgestellt, das die Bindungstheorie und das Investitionsmodell vereint. Da Commitment sowohl in engem Zusammenhang mit dem Investitionsmodell von Rusbult (1983) als auch mit der Bindungsthe- orie steht, diese allerdings bisher als konkurrierend gesehen wurden, haben Etcheverry, Le und Wu (2013) ein Modell entwickelt, das beide theoretischen Ansätze miteinander vereint. Dieses Modell dient auch als Basismodell für die im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit durch- geführte Untersuchung.

1.5 Bindungs(un)sicherheit und das Investitionsmodell

Das Modell von Etcheverry et al. (2013) zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz beziehungsweise Vermeidung von Nähe und Commitment zumin- dest teilweise durch die Commitmentfaktoren Beziehungszufriedenheit, Qualität der Alternati- ven und Investitionen mediiert wird (siehe Abbildung 2).

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Abbildung 2. Bindungs(un)sicherheit und das Investitionsmodell nach Etcheverry et al. (2013).

Anmerkungen. Durchgehende Linien beschreiben signifikante Zusammenhänge; gestrichelte Linien beschreiben nicht signifikante Zusammenhänge; Plus (+) = positiver Zusammenhang; Minus (-) = negativer Zusammenhang

Die Autoren zeigten auch, dass Personen mit stärkerer Angst vor Trennung und Distanz nehmen weniger Sicherheit und häufiger Konflikte sowie Zurückweisung. Dies soll in weiterer Folge mit dem Erleben niedriger Belohnung und hoher Kosten einhergehen und zu verminder- ter Beziehungszufriedenheit führen. Entsprechend dieser Annahme zeigten Etcheverry et al.

(2013), je stärker die Angst vor Trennung und Distanz ist, desto niedriger ist die Beziehungs- zufriedenheit und desto geringer ist auch das Commitment einer Person. Im Investitionsmodell von Rusbult (1983) wird davon ausgegangen, dass niedrigere Qualität der Alternativen mit hö- herer Abhängigkeit in der aktuellen Beziehung einhergeht. Aufgrund der angenommenen ho- hen Abhängigkeit von dem/der Partner/in sollten ängstlichere Personen über eine niedrigere Qualität der Alternativen berichten. Der Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment wird im Modell von Etcheverry et al. (2013) allerdings nicht über die Qualität der Alternativen mediiert. Dieses Ergebnis geht mit einer Untersuchung von Pistole, Clark und Tubbs (1995; zitiert nach Etcheverry et al., 2013) einher, bei der keine signifikanten Unterschiede zwischen den Bindungsstilen und der wahrgenommenen Qualität der Alternati- ven gefunden werden konnte. Die Annahme, dass ängstlichere Personen verstärkt nach Nähe suchen und deshalb mehr Investitionen in ihrer aktuellen Beziehung tätigen, konnte im Modell von Etcheverry et al. (2013) bestätigt werden. Je stärker die Angst vor Trennung und Distanz ausgeprägt ist, desto mehr investieren Personen in ihre Beziehung und umso stärker ist ihr Com- mitment.

Ähnlich wie stark ängstliche Personen sollten Personen mit starker Vermeidung von Nähe die Kosten hinsichtlich der Beziehungszufriedenheit höher bewerten als die Belohnungen.

Dies lässt sich darin begründen, dass stark vermeidende Personen ihre eigenen Interessen in

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den Fokus der Beziehung stellen und andere Personen als unzuverlässig wahrnehmen (Collins

& Read, 1990; zitiert nach Etcheverry et al., 2013). Auch diese Annahme konnten Etcheverry et al. (2013) bestätigen. Das bedeutet, je stärker die Vermeidung von Nähe einer Person ist, desto unzufriedener ist sie und desto geringer ist ihr Commitment. Hinsichtlich der Qualität der Alternativen wird angenommen, dass stark vermeidende Personen wenig beziehungsweise keine Abhängigkeit in ihrer aktuellen Beziehung verspüren möchten und deshalb dazu neigen, über bessere Alternativen zu verfügen (Etcheverry et al. 2013). Im Gegensatz zu Angst vor Trennung und Distanz zeigte sich, dass Personen mit starker Vermeidung von Nähe über eine bessere Qualität der Alternativen berichten und ein geringeres Commitment aufweisen. Zudem wird angenommen, dass stark vermeidende Personen weniger Investitionen in ihren Beziehun- gen tätigen. Auch dies ist darin begründet, möglichst wenig Abhängigkeit zu dem/der Partner/in herzustellen (Pistole et al., 1995; zitiert nach Etcheverry et al., 2013). Die Ergebnisse von Et- cheverry et al. (2013) zeigen den vermuteten indirekten Effekt. Je stärker die Vermeidung von Nähe einer Person ist, desto weniger investiert sie in eine Beziehung und desto geringer ist ihr Commitment. Der direkte negative Effekt zwischen Vermeidung von Nähe und Commitment bleibt allerdings signifikant. Das bedeutet, je stärker die Vermeidung von Nähe und Distanz einer Person ist, desto geringer ist ihr Commitment. Das macht zwar Sinn, da stark vermeidende Personen versuchen ihre Gefühle so gut wie möglich zu minimieren, um auch eine Abhängig- keit von dem/der Partner/in zu reduzieren (Etcheverry et al., 2013). Die Autoren können diesen verbleibenden signifikanten Effekt jedoch nicht hinreichend erklären.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass beide Bindungsdimensionen, also sowohl Angst vor Trennung und Distanz als auch Vermeidung von Nähe, negative Auswirkungen auf das Commitment haben. Wobei der Zusammenhang zwischen Vermeidung von Nähe und Com- mitment durch alle drei Commitmentfaktoren, nämlich Beziehungszufriedenheit, Qualität der Alternativen und Investitionen, vermittelt wird. Zusätzlich verbleibt jedoch ein signifikanter negativer Effekt zwischen Vermeidung von Nähe und Commitment. Der Zusammenhang zwi- schen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment wird lediglich durch die Commit- mentfaktoren Beziehungszufriedenheit und Investitionen mediiert.

In einer Untersuchung (Schiller, 2015) konnte allerdings gezeigt werden, dass sich der direkte Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment nach Hin- zunahme der Beziehungszufriedenheit als Mediator umkehrt. Der direkte Zusammenhang ist demnach nicht wie bei Etcheverry et al. (2013) negativ, sondern positiv. Das bedeutet, je stärker die Angst vor Trennung und Distanz einer Person ist, desto stärker ist ihr Commitment. Dieses Ergebnis mag in Anbetracht der Annahme, dass unsicher gebundene Personen niedrigeres

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Commitment aufweisen, verwunderlich erscheinen (Kirkpatrick & Davis, 1994). In einer ande- ren Untersuchung von Joel, MacDonald und Shimotomai (2011) wurde der Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment näher betrachtet. Auch in dieser Untersuchung konnte gezeigt werden, dass sich nach Hinzunahme der Beziehungszufriedenheit und der wahrgenommenen Wertschätzung des Partners/der Partnerin als Suppressoren ein sig- nifikanter positiver Zusammenhang zwischen Angst vor Distanz und Trennung und Commit- ment ergibt. Unter einem Suppressor versteht man, dass der direkte Zusammenhang zwischen Prädiktor und Kriterium, unter Hinzunahme einer dritten Variable, verstärkt wird (MacKinnon, Krull, & Lockwood, 2000; zitiert nach Joel et al., 2011). Vor Hinzunahme der Suppressoren ergab sich kein bedeutender Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und dem Commitment. Die Autoren führen dieses Ergebnis darauf zurück, dass vorangegangene Untersuchungen das Konstrukt der Ambivalenz nicht in ihre Überlegungen miteinbezogen ha- ben. Ambivalentes Verhalten ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Person ihrem/ihrer Part- ner/in gegenüber gleichzeitig positive und negative Gefühle hat. Kinder mit ambivalentem Bin- dungsstil entwickeln gegenüber ihrer Bindungsperson einerseits Ängste, andererseits neigen sie trotzdem zu klammerndem Verhalten (Kaplan, 1972; Ainsworth, Blehar, Waters & Wall, 1978;

Bowlby, 1982; zitiert nach Joel et al., 2011). Ambivalente Personen sollten demnach später unsicheres Verhalten dahingehend zeigen, ob sie eine Beziehung aufrechterhalten oder beenden möchten. In einer zweiten Studie von Joel et al. (2011) wurde die Abhängigkeit als dritte zu- sätzliche Suppressorvariable aufgenommen. Die Ergebnisse zeigten zwar, dass sich ebenso wie in der ersten Untersuchung, bei der nur die Beziehungszufriedenheit und die wahrgenommene Wertschätzung des/der Partner/in in die Analyse miteinbezogen wurden, ein positiver direkter Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment ergab, die Bezie- hungszufriedenheit konnte allerdings, verwunderlicherweise, nicht als bedeutender Suppressor identifiziert werden. Obwohl sich die Autoren die unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Un- tersuchungen hinsichtlich der Beziehungszufriedenheit nicht erklären können, vermuten sie dennoch, dass Personen mit starker Angst vor Trennung und Distanz eher ein Gefühl des Ge- fangenseins verspüren. Das bedeutet, dass sie nicht aus einer intrinsischen Motivation heraus in einer Beziehung verbleiben, sondern aus Angst vor den Konsequenzen einer Trennung, was dem strukturellen Commitment nach Johnson et al. (1999) entspricht.

Alle bisher erwähnten Befunde, Theorien und Ansätze, insbesondere die Integration der Bindungstheorie und des Investitionsmodells nach Rusbult (1983) in einem Modell zur Vor- hersage des Commitments, führen zu den im nächsten Kapitel vorgestellten Hypothesen. Als

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zentraler Aspekt kann die Erweiterung des Modells von Etcheverry et al. (2013) um selbstbe- richtete und bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindika- toren gesehen werden.

1.6 Hypothesen

1.6.1 Mediationseffekt der Beziehungszufriedenheit auf den Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment

Im Modell von Etcheverry et al. (2013) zeigt sich ein negativer direkter Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment, vermittelt durch die Beziehungszufrieden- heit. In anderen Arbeiten wird ein positiver direkter Zusammenhang zwischen Angst und Com- mitment postuliert (Schiller, 2015; Joel et al., 2011). Aufgrund der zu Etcheverry et al (2013) gegensätzlichen Ergebnisse anderer Arbeiten hinsichtlich des direkten Zusammenhangs zwi- schen Angst und Commitment, vermittelt durch die Beziehungszufriedenheit, werden nun fol- gende Hypothesen aufgestellt:

Hypothese 1. Je mehr Angst vor Trennung und Distanz besteht, desto geringer ist das Commitment gegenüber dem/der Partner/in, wobei der Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und dem Commitment durch eine niedrige Beziehungszufriedenheit, zumindest teilweise vermittelt wird.

b) Der direkte Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment kehrt sich bei Hinzunahme der Beziehungszufriedenheit als Mediator um: Je stärker die Angst vor Trennung und Distanz ist, desto stärker ist das Commitment.

1.6.2 Mediationseffekt der bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezoge- nen Commitmentindikatoren auf den Zusammenhang zwischen Angst vor Tren- nung und Distanz und Commitment

Personen mit starker Angst vor Trennung und Distanz verfügen über ein negativeres Fremdbild als sicher gebundene Personen (Mikulincer & Shaver, 2007). Außerdem postulieren Simpson (1990) sowie Kirckpatrick und Davis (1994), dass Personen mit unsicherer Bindung schwäche- res Commitment erleben als sicher gebundene Personen. Demnach wird in Hypothese 2 ange- nommen, dass die Partnerwahrnehmung eine bedeutende Rolle in Hinblick auf die Bildung des Commitments stark ängstlich gebundener Personen spielt. Zudem wird angenommen, dass sich der direkte Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment bei Hinzu-

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nahme der bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindika- toren als Mediator, aufgrund der stärker ausgeprägten Ambivalenz hoch ängstlich gebundener Personen im Vergleich zu Personen mit vermeidendem oder sicherem Bindungsmuster (Joel et al., 2011), in einen positiven Effekt umkehrt.

Hypothese 2. Je mehr Angst vor Trennung und Distanz besteht, desto geringer ist das Commitment gegenüber dem/der Partner/in, wobei dieser Zusammenhang durch die bei dem/der Partner/in wahrgenommene geringere Verwendung verhaltensbezogener Commitmen- tindikatoren, zumindest teilweise vermittelt wird.

b) Der direkte Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment kehrt sich bei Hinzunahme der bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Com- mitmentindikatoren als Mediator um: Je stärker die Angst vor Trennung und Distanz ist, desto stärker ist das Commitment.

1.6.3 Hypothesen zur Bindungs(un)sicherheit, dem Investitionsmodell und verhaltens- bezogenenen Commitmentindikatoren

Die Befunde von Weigel (2008) lassen darauf schließen, dass verhaltensbezogene Com- mitmentindikatoren das Ergebnis des Commitments einer Person sind. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Modell von Etchverry et al. (2013) um genau diese verhaltensbezogenen Com- mitmentindikatoren zu erweitern, um zu prüfen, ob die Hinzunahme der bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren zur Verbesserung der Vor- hersage des Commitments führt und ob die Verwendung von selbstberichteten Commitmentin- dikatoren dadurch erklärt werden kann. Die Erweiterung des Modells führt zu den in Abbildung 3 und 4 schematisch dargestellten Hypothesen. Im Folgenden werden zwei Modelle in verschie- dener Reihenfolge der Prädiktoren aufgestellt.

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Hypothese 3a und Hypothese 3b.

Abbildung 3. Modell 1. Modell von Etcheverry et al. (2013) um selbstberichtete verhaltensbezogene Commitmen- tindikatoren und bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindikatoren erweitert.

Anmerkungen. Plus (+) = positiver Zusammenhang; Minus (-) = negativer Zusammenhang; Schwarze Vorzeichen (+/-) bedeuten gleiche Richtung des Zusammenhangs für Angst vor Distanz und Trennung und Vermeidung von Nähe; Grüne Vorzeichen (+/-) beschreiben die Richtung des Zusammenhangs für Angst vor Trennung und Dis- tanz; Blaue Vorzeichen (+/-) beschreiben die Richtung des Zusammenhangs für Vermeidung von Nähe; Graue Vorzeichen weisen auf einen umgekehrten Zusammenhang zwischen Angst vor Distanz und Trennung und Com- mitment sowie selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren hin (Schiller, 2015; Joel et al., 2011); PW VCI = bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindikatoren; SB VCI

= selbstberichtete verhaltensbezogene Commitmentindikatoren

In Modell 1 wird angenommen, dass die bei dem/der Partner/in wahrgenommenen ver- haltensbezogenen Commitmentindikatoren, bei stärkerer Angst vor Trennung und Distanz be- ziehungsweise Vermeidung, mit (a) geringerer Beziehungszufriedenheit, (b) geringerer Quali- tät der Alternativen, (c) geringeren Investitionen, einem geringeren Commitment sowie in wei- terer Folge mit weniger selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren in Zu- sammenhang stehen. Demnach wird in Modell 1 die bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren als weiterer Mediator zwischen Angst vor Tren- nung und Distanz beziehungsweise Vermeidung von Nähe in das Modell von Etcheverry et al.

(2013) aufgenommen.

Angst vor Trennung und Distanz. Das würde hinsichtlich Hypothese 3a sowie Hypo- these 3b bedeuten, je stärker die Angst vor Trennung und Distanz ist, umso weniger verhaltens- bezogene Commitmentindikatoren werden bei dem/der Partner/in wahrgenommen, (a) umso geringer ist die Beziehungszufriedenheit, was zu einem schwächeren Commitment führt und

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schließlich mit einer geringeren Verwendung von verhaltensbezogenen Commitmentindikato- ren zusammenhängt. Je stärker die Angst vor Trennung und Distanz ist, umso weniger verhal- tensbezogene Commitmentindikatoren werden bei dem/der Partner/in wahrgenommen, (b) umso geringere Qualität der Alternativen wird wahrgenommen, (c) umso mehr wird in die Beziehung investiert, was zu einem stärkeren Commitment führt und schließlich mit einer stär- keren Verwendung selbstberichteter verhaltensbezogener Commitmentindikatoren zusammen- hängt.

Vermeidung von Nähe. Je stärker die Vermeidung von Nähe ist, umso weniger verhal- tensbezogene Commitmentindikatoren werden bei dem/der Partner/in wahrgenommen, (a) umso geringer ist die Beziehungszufriedenheit, (b) umso höhere Qualität der Alternativen wird wahrgenommen, (c) umso weniger wird in die Beziehung investiert, was zu einem schwächeren Commitment führt und schließlich auch mit einer geringeren Verwendung von verhaltensbezo- genen Commitmentindikatoren zusammenhängt.

Direkter Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commmitment be- ziehungsweise selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren. Zudem wird in Hypothese 3a, entsprechend der Ergebnisse von Etcheverry et al. (2013), von einem nicht signifikantem negativem direktem Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment beziehungsweise verhaltensbezogener Commitmentindikatoren ausgegangen.

Das bedeutet, dass es sich um eine vollständige Mediation des Zusammenhangs zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment beziehungsweise verhaltensbezogenen Commit- mentindikatoren nach Hinzunahme (a) der Beziehungszufriedenheit, (b) der Qualität der Alter- nativen,(c) der Investitionen und, hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Angst vor Tren- nung und Distanz und selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, des Commitments als Mediatoren handelt.

Alternativ dazu und unter Berücksichtigung der Befunde von Schiller (2015) und Joel et al. (2011) wird in Hypothese 3b ein signifikanter positiver direkter Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment sowie verhaltensbezogener Commitment- indikatoren, nach Hinzunahme (a) der Beziehungszufriedenheit, (b) der Qualität der Alternati- ven, (c) der Investitionen und, hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Angst vor Trennung und Distanz und selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, des Commit- ments als Mediatoren, angenommen. Je stärker die Angst vor Trennung und Distanz einer Per- son ist, umso stärkeres Commitment beziehungsweise umso mehr verhaltensbezogene Com- mitmentindikatoren werden von ihr selbst berichtet.

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Direkter Effekt zwischen Vermeidung von Nähe und Commitment beziehungs- weise selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren. Sowohl in Hypo- these 3a als auch in Hypothese 3b wird, entsprechend des Modells von Etcheverry et al. (2013), ein negativer direkter Zusammenhang zwischen Vermeidung von Nähe und Commitment be- ziehungsweise verhaltensbezogener Commitmentmentindikatoren nach der Mediation durch (a) die Beziehungszufriedenheit, (b) die Qualität der Alternativen, (c) die Investitionen und, hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Angst vor Trennung und Distanz und selbstberich- teten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, das Commitment, angenommen.. Das heißt, je stärker die Vermeidung von Nähe einer Person ist, umso geringeres Commitment be- ziehungsweise umso weniger verhaltensbezogene Commitmentindikatoren werden selbst be- richtet.

Hypothese 4a und Hypothese 4b.

Abbildung 4. Modell 2. Modell von Etcheverry et al. (2013) um selbstberichtete verhaltensbezogene Commitmen- tindikatoren und bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindikatoren erweitert.

Anmerkungen. Plus (+) = positiver Zusammenhang; Minus (-) = negativer Zusammenhang; Schwarze Vorzeichen (+/-) bedeuten gleiche Richtung des Zusammenhangs für Angst vor Distanz und Trennung und Vermeidung von Nähe; Grüne Vorzeichen (+/-) beschreiben die Richtung des Zusammenhangs für Angst vor Trennung und Distanz.

Blaue Vorzeichen (+/-) beschreiben die Richtung des Zusammenhangs für Vermeidung von Nähe; Alt./Inv. = Zusammenhang gilt nur für Qualität der Alternativen sowie Investitionen; Graue Vorzeichen weisen auf einen umgekehrten Zusammenhang zwischen Angst vor Distanz und Trennung und Commitment sowie selbstberichte- ten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren hin (Schiller, 2015; Joel et al., 2011); PW VCI = bei dem/der Partner/in wahrgenommene verhaltensbezogene Commitmentindikatoren; SB VCI = selbstberichtete verhaltens- bezogene Commitmentindikatoren

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Andererseits wäre es auch plausibel, dass die bei dem/der Partner/in wahrgenommenen Commitmentindikatoren erst nach den Commitmentvariablen Beziehungszufriedenheit, Quali- tät der Alternativen und Investitionen eine Rolle spielen. In Modell 2 werden deshalb die bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren als weite- rer Mediator zwischen Beziehungszufriedenheit, Qualität der Alternativen sowie Investitionen und Commitment in das Modell von Etcheverry et al. (2013) miteinbezogen.

Angst vor Trennung und Distanz. Das würde bedeuten, je stärker die Angst vor Tren- nung und Distanz ist, (a) umso geringer ist die Beziehungszufriedenheit, umso weniger verhal- tensbezogene Commitmentindikatoren werden in weiterer Folge bei dem/der Partner/in wahr- genommen, was zu einem schwächeren Commitment führt und schließlich mit einer geringeren Verwendung von verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren zusammenhängt. Je stärker die Angst vor Trennung und Distanz einer Person ist, (b) umso geringere Qualität der Alternativen wird wahrgenommen, (c) umso mehr investiert sie in ihre Beziehung, umso weniger verhal- tensbezogene Commitmentindikatoren werden bei dem/der Partner/in wahrgenommen, umso höher ist das Commitment und umso mehr verhaltensbezogene Commitmentindikatoren wer- den in weiterer Folge von ihr selbst berichtet.

Vermeidung von Nähe. Je stärker die Vermeidung von Nähe ist, (a) umso geringer ist die Beziehungszufriedenheit, (c) umso geringere Qualität der Alternativen wird wahrgenom- men, (c) umso weniger wird in die Beziehung investiert, umso weniger verhaltensbezogene Commitmentindikatoren werden bei dem/der Partner/in wahrgenommen, was zu einem schwä- cheren Commitment führt und schließlich auch mit einer geringeren Verwendung von verhal- tensbezogenen Commitmentindikatoren zusammenhängt.

Direkter Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment be- ziehungsweise selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren. Zudem wird in Hypothese 4a, entsprechend der Ergebnisse von Etcheverry et al. (2013), von einem nicht signifikantem negativem direktem Effekt zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment beziehungsweise verhaltensbezogener Commitmentindikatoren ausgegangen.

Das bedeutet, dass es sich um eine vollständige Mediation des Zusammenhangs zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment beziehungsweise verhaltensbezogenen Commit- mentindikatoren nach Hinzunahme (a) der Beziehungszufriedenheit, (b) der Qualität der Alter- nativen,(c) der Investitionen und, hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Angst vor Tren- nung und Distanz und selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, des Commitments als Mediatoren handelt.

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Alternativ dazu und unter Berücksichtigung der Befunde von Schiller (2015) wird in Hypothese 4b ein signifikanter positiver direkter Zusammenhang zwischen Angst vor Trennung und Distanz und Commitment sowie verhaltensbezogener Commitmentindikatoren, nach Hin- zunahme (a) der Beziehungszufriedenheit, (b) der Qualität der Alternativen, (c) der Investitio- nen und, hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Angst vor Trennung und Distanz und selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, des Commitments als Media- toren, angenommen. Je stärker die Angst vor Trennung und Distanz einer Person ist, umso höheres Commitment beziehungsweise umso mehr verhaltensbezogene Commitmentindikato- ren werden von ihr selbst berichtet.

Direkter Effekt zwischen Vermeidung von Nähe und Commitment beziehungs- weise selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren. Sowohl in Hypo- these 4a als auch in Hypothese 4b wird, entsprechend des Modells von Etcheverry et al. (2013), ein negativer direkter Zusammenhang zwischen Vermeidung von Nähe und Commitment be- ziehungsweise verhaltensbezogener Commitmentmentindikatoren nach der Mediation durch (a) die Beziehungszufriedenheit, (b) die Qualität der Alternativen, (c) die Investitionen und, hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Angst vor Trennung und Distanz und selbstberich- teten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren, das Commitment, angenommen.. Das heißt, je stärker die Vermeidung von Nähe einer Person ist, umso geringeres Commitment be- ziehungsweise umso weniger verhaltensbezogene Commitmentindikatoren werden von ihr selbst berichtet.

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2 METHODE

2.1 Vorstudie

Im Rahmen einer Vorstudie, durchgeführt durch Student/innen eines von Frau Mag. Dr.

Macher angeleiteten Seminars zur Diagnostik an der Karl-Franzens-Universität in Graz, hatten die Student/innen des Seminars die Aufgabe ein deutsches Messinstrument zu entwickeln, um die selbstberichteten verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren und die bei dem/der Part- ner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren zu erfassen. Als Grundlage hierfür diente der von Weigel (2008) entwickelte Fragebogen zur Erfassung verhal- tensbezogener Commitmentindikatoren. Es wurden Kleingruppen gebildet und jeweils eine der nach Weigel (2008) eruierten sechs Subskalen, nämlich Unterstützung geben, Gefühle zeigen, greifbare Hinweise geben, gemeinsam an der Zukunft arbeiten, den Partner mit Anstand be- handeln und an der Beziehung arbeiten, den einzelnen Gruppen zugeteilt. Die Items der Sub- skalen wurden übersetzt und inhaltlich sinnvoll erweitert. Die auf diesem Wege von den Stu- dent/innen konstruierte deutsche Version des Fragebogens nach Weigel (2008) diente als Basis des in der vorliegenden Arbeit verwendeten Fragebogens zur Erfassung der selbstberichteten und bei dem/der Partner/in wahrgenommenen verhaltensbezogenen Commitmentindikatoren.

Der Fragebogen wurde in weiterer Folge von mir evaluiert und adaptiert um die Version des Fragebogens, die in der vorliegenden Arbeit Verwendung fand, zu erhalten.

2.1.1 Stichprobe

Um an der Untersuchung teilzunehmen, sollten sich die Personen seit mindestens sechs Monaten in einer Beziehung befinden und zwischen 18 und 50 Jahre alt sein. Weiters waren gute Deutschkenntnisse erforderlich.

Insgesamt füllten 393 Personen, davon 197 Männer und 196 Frauen, den Online-Fragebogen vollständig aus. Die Untersuchungsteilnehmer/innen waren im Mittel 26.20 Jahre alt (SD = 8.16 Jahre), wobei die jüngsten neun Personen 18 Jahre alt und die ältesten zwei Personen 51 Jahre alt waren. Ich habe mich dafür entschieden, die zwei Personen, die 51 Jahre alt waren, trotzdem in die Analyse miteinzubeziehen, da in der Hauptstudie Personen bis zu 60 Jahre an der Unter- suchung teilnehmen konnten. In Bezug auf die höchste abgeschlossene Bildung gaben 5% einen Mittelschlussabschluss, 11% einen Lehrabschluss, 3% einen BHS-/AHS-Abschluss ohne Ma- tura, 63% einen BHS-/AHS-Abschluss mit Matura, 23% einen Hochschulabschluss und 3% die Absolvierung sonstiger Ausbildungen an. Von den 393 Untersuchungsteilnehmer/innen waren

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