S E N S I B I L I S I E R U N G S M O D U L D E R
E VA N G E L I S C H E N L A N D E S K I R C H E T H U R G A U
S O R G F A LT U N D V E R A N T W O R T U N G I N A S Y M M E T R I S C H E N B E Z I E H U N G E N
Nähe und Distanz
Grenzwahrung in kirchlichen/seelsorgerlichen Arbeit
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Bedürfnismodell (F. Riemann)
Monica Kunz, www.meglio.ch
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Bedürfnismodell (F. Riemann)
Wieviel Nähe brauche ich?
Wie stille ich mein Bedürfnis nach Nähe in Beziehungen zu Partner/in, Kinder, Familie, Freunde?
Wie gehe ich mit Mangel und Frustration um?
Wie grenze ich mich gegenüber einem Übermass nach Nähe(-Bedürfnis) von Aussenstehenden ab?
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Asymmetrische Beziehungen
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Asymmetrische Beziehungen
Seelsorger/innen haben
reflektierte Bilder davon, was Ratsuchende an Nähe und Distanz von ihnen erwarten dürfen
Seelsorger/innen bewältigen persönliche Sorgen und Nöte im eigenen sozialen Umfeld oder mit professioneller Hilfe
Seelsorger/innen begegnen Menschen aus ihrem
Berufsumfeld in anderen Rollen
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Asymmetrische Beziehungen – Sorgfalt und Verantwortung
«Seelsorgende müssen sich bewusst sein, dass seelsorgerliche Beziehungen immer
asymmetrische Beziehungen sind.»
Seelsorgende sind in jeder Begegnung verantwortlich für den grenzwahrenden Umgang.
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Grenzverletzungen – Übergriffe – sexuelle Gewalt
Grenzverletzungen
Unabsichtliche Verletzung der Grenzen aufgrund fachlicher oder
menschlicher Unzulänglichkeiten oder fehlender Sorgfalt. (Unerwünschte Berührungen, näher kommen als angenehm)
Übergriffe
Grenzüberschreitungen aufgrund mangelndem Respekt, fachlicher Mängel oder als gezielte Desensibilisierung zur Vorbereitung von sexueller Gewalt.
(Verbale sexistische Demütigung, angeblich zufällige Berührung von Brüsten oder Genitalien)
Strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt
Gezielte Ausübung sexueller Gewalt. (Zeigen von Pornografie, sexuelle Handlungen, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz)
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Definition
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Sexuelle Ausbeutung an Kindern und
Jugendlichen ist körperliche und psychische Gewaltanwendung und Machtausübung
mittels sexueller Handlungen am Körper und an der Seele des Kindes.
(Rosmarie Steinhage 1994)
Bild: zeig-dein-gesicht.de
Definition
Unter sexueller Belästigung wird jedes Verhalten sexueller Art verstanden, das von einer Seite
unerwünscht ist und die betroffenen Personen in ihrer ganzheitlichen Integrität aufgrund ihres
Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung herabwürdigt.
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Grooming
Aufbau einer besonders engen Beziehung zwischen Täterperson und späterem Opfer
Allmähliche Sexualisierung der Beziehung durch scheinbar zufällige Grenzverletzungen
Isolierung des Opfers im sozialen Umfeld
Übergriffe im Wissen, dass das Opfer sich nicht dagegen wehrt
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Prävention –
Schutzmassnahmen auf allen Ebenen
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Charta gegen Gewalt
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Charta zur Prävention von sexueller Ausbeutung, Missbrauch und anderen Grenzverletzungen
www.charta-praevention.ch
Prävention
(Gerald Caplan)Primärprävention
(Gewalt generell verhindern durch Veränderung von Strukturen und Machtverhältnissen. Empowerment)
Opfer
Täter/innen Umfeld
Sekundärprävention
(frühzeitig erkennen, stoppen, negative Auswirkungen minimieren)
Opfer
Täter/innen Umfeld
Tertiärprävention
(Verminderung des
Reviktimisierungsrisikos, Therapie zur
Opfer
Täter/innen Umfeld
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Prävention –
Schutzmassnahmen auf allen Ebenen
Ebene Mitarbeitende
Ebene potenzielle Opfer
Ebene potenzielle Täterpersonen
Ebene Team
Ebene Institution
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Prävention –
Schutzmassnahmen auf allen Ebenen
Wer muss was wissen?
Wie wird es vermittelt?
Wo wird es vermittelt?
Wie wird Wissen gesichert?
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Prävention – Ebene Mitarbeitende
Stärkung der Kompetenz im Umgang mit Nähe und Distanz
Reflexion zur eigenen Rolle
Reflexion der Gestaltung des Umgangs mit Nähe und Distanz
Einhalten verbindlicher ethischer Richtlinien und Standards
Selbstsorge, um persönliche Bedürfnisse nicht im Beruf befriedigen zu müssen
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Prävention – Ebene potenzielle Opfer
Stärkung, um Übergriffe wahrzunehmen und sich dagegen zu wehren
Information und Sensibilisierung zu Formen und Dynamik sexueller Ausbeutung
Information zu Anlaufstellen
Ermutigung, Grenzverletzungen zu benennen und Hilfe in Anspruch zu nehmen
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7 Präventionspunkte
(Limita)1.
Über deinen Körper bestimmst du allein
2.
Deine Gefühle sind wichtig
3.
Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen
4.
Du hast das Recht NEIN zu sagen
5.
Es gibt gute und schlechte Geheimnisse
6.
Sprich darüber und suche Hilfe
7.
Du bist nicht schuld
Prävention – Ebene Team
Offenes Gesprächsklima und konstruktive Feedback- Kultur
Gemeinsames Tragen von Vereinbarungen zum Schutz gegen sexuelle Ausbeutung
Offener Austausch über Beobachtungen und Irritationen bei nicht grenzwahrendem Verhalten (Ausnahme: Verdacht
von sexueller Ausbeutung – Beizug von Fachpersonen)
Entwicklung einer Kultur des «aufmerksamen Hinschauens» und der Transparenz
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Prävention – Ebene Team
Offenes Gesprächsklima und konstruktive Feedback- Kultur
Gemeinsames Tragen von Vereinbarungen zum Schutz gegen sexuelle Ausbeutung
Offener Austausch über Beobachtungen und Irritationen bei nicht grenzwahrendem Verhalten (Ausnahme: Verdacht
von sexueller Ausbeutung – Beizug von Fachpersonen)
Entwicklung einer Kultur des «aufmerksamen Hinschauens» und der Transparenz
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Prävention – Ebene Organisation
Kultur, die sich klar zur Verhinderung von sexueller Ausbeutung bekennt
Gewaltverhindernde Strukturen
Institutionelle Prävention mit Massnahmen auf allen Ebenen
Verbindliche Standards
Konsequenz bei Widerhandlung gegen Standards
Kooperation und Transparenz gegen aussen
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Prävention – Ebene Organisation
Formen, Gefässe und Methoden zur Thematisierung von und Sensibilisierung für Nähe und Distanz
Hilfreiche Abmachungen, um den Umgang mit Nähe und Distanz sorgfältig zu gestalten
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Prävention – Ebene Organisation
Bei Verdacht auf sexuelle Ausbeutung sollte in jedem Fall
eine externe und unabhängige Stelle einbezogen werden, um professionelles Vorgehen sicherzustellen
(Limita, Fachstelle zur Prävention sexueller Ausbeutung) 23
Prävention – Ebene Organisation
Eine Organisation hat nicht nur gegenüber dem Opfer,
sondern auch gegenüber allfällig weiteren Betroffenen die Pflicht zu handeln und weitere Fälle zu verhindern.
(Limita, Fachstelle zur Prävention sexueller Ausbeutung)
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Intervention – professioneller Umgang mit Verdacht und Wissen
Grundsätze
Nie allein!
Nie potenzielle Täterperson auf mögliche Tag ansprechen!
Rücksprache mit Vorgesetzten
Kontakt zur internen Anlaufstelle der evangelischen Landeskirche Thurgau oder zur externen
Beratungsstelle (Fachstelle Opferhilfe TG)
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