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Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz Ergebnisse einer Studie zum Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

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Academic year: 2022

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Forschung der ADS auf einen Blick:

Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Ergebnisse einer Studie zum Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Die Studie im Überblick

Die Studie befasst sich mit Ausmaß, Umgang sowie möglichen Ansätzen zur Prävention und Interven- tion bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Sie beinhaltet eine im Herbst 2018 durchgeführte re- präsentative Telefonbefragung von 1.531 Personen, die in den letzten drei Jahren beschäftigt waren und in einem qualitativen Teil Interviews mit Betroffenen und Fokusgruppendiskussionen mit ver- schiedenen Zielgruppen. Zusätzlich wurden eine Literaturanalyse, sowie eine Analyse von Rechtsfäl- len vorgenommen.

Titel der Studie, Leitung und Autor_innen:

Die Studie wurde geleitet von Dr. Monika Schröttle, Institut für empirische Soziologie (IfeS) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Dr. Henry Puhe, SOKO-Institut Bielefeld.

Sie wird folgendermaßen zitiert:

Schröttle, Monika; Meshkova, Ksenia; Lehmann, Clara (2019): Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz – Lösungsstrategien und Maßnahmen zur Intervention. Eine Studie im Auftrag der Anti- diskriminierungsstelle des Bundes.

Ergebnisse

Ausmaß und Verursachende von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

- Mit rund 9 Prozent der Befragten war etwa jede elfte erwerbstätige Person in den letzten drei Jahren von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen. Frauen sind mit 13 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer mit 5 Prozent.

- 82 Prozent aller Betroffenen gaben an, die Belästigenden seien ausschließlich oder überwie- gend männlich gewesen. Bei weiblichen Betroffenen war dies fast durchgängig der Fall (98 Prozent). Männliche Betroffene gaben dies zu 39 Prozent an, nannten zu 16 Prozent beide Geschlechter und zu 46 Prozent ausschließlich oder überwiegend weibliche Personen.

- Die meisten Betroffenen (53 Prozent) haben sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz durch Kund_innen, Klient_innen und Patient_innen erfahren, was Frauen (57 Prozent) häufiger als Männer (40 Prozent) berichteten.

- 43 Prozent der Belästigenden waren gleichgestellte Kolleg_innen, während 19 Prozent der Belästigungen von Vorgesetzten ausgingen und 10 Prozent durch unterstellte oder niedriger positionierte Personen.

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- Auffällig war, dass sexuelle Belästigungen gegen Frauen häufiger im Kontext ungleicher Macht- und Abhängigkeitsbeziehungen standen und häufiger als bei Männern von Vorgesetz- ten ausgingen (23 Prozent vs. 7 Prozent), was mit besonderen Belastungen und schwieriger zu lösenden Situationen verbunden ist.

Formen der Belästigung und Auswirkungen

- Grundsätzlich variieren sexuelle Belästigungen in Schwere und Art. So kommen am häufigs- ten verbale Belästigungen, wie sexualisierte Kommentare (62 Prozent) oder Belästigungen durch Blicke und Gesten (44 Prozent) vor. Unerwünschte Berührungen oder Annäherungen werden von mehr als einem Viertel der Betroffenen (26 Prozent) genannt. Unerwünschtes Zeigen von sexualisierten Bildern und Filmen (14 Prozent), unerwünschte Aufforderungen zu sexuellen Handlungen (11 Prozent), belästigende Nachrichten (9 Prozent) oder unerwünsch- tes Entblößen (5 Prozent) sind weitere relevante Formen der sexuellen Belästigung. Erpres- sung, Nötigung oder Zwang zu sexuellen Handlungen (1 Prozent) kommen dagegen recht sel- ten vor.

- Oft bleibt es nicht bei einer Belästigung, zumeist wiederholen sich die Handlungen.

- Jede dritte bis vierte betroffene Person fühlte sich jeweils durch die Handlungen mäßig bis sehr stark bedroht oder ausgeliefert bzw. ohnmächtig. Ein mäßiges bis sehr starkes Gefühl der Scham, der Erniedrigung und Abwertung sowie der psychischen Belastung durch die Situ- ation(en) gibt jede/r zweite bis dritte Betroffene an, Frauen noch häufiger als Männer. Ge- schlechtsspezifische Unterschiede können hierbei auf ungleiche Positionen und Machtbezie- hungen in der Arbeitswelt zurückgeführt werden, in denen die Gesundheit, Integrität und die beruflichen Chancen und Positionen von Frauen durch sexuelle Belästigung und Diskriminie- rung beeinträchtigt werden.

- Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz schädigt Individuen und Betriebe. Betroffene von sexu- eller Belästigung am Arbeitsplatz weisen eine deutlich geringere Arbeitsplatzzufriedenheit auf, sind zum Teil stärker gesundheitlich beeinträchtigt und bewerteten auch die Beziehun- gen zu ihren Vorgesetzten weniger positiv als nicht davon Betroffene.

Betroffene Branchen und Berufe

- Grundsätzlich besteht in allen Branchen ein hohes Risiko für sexuelle Belästigung. Soweit dies angesichts geringer Fallzahlen möglich war, konnten in der vorliegenden Studie einige Bran- chen ausdifferenziert werden. Demnach sind am stärksten die Bereiche Gesundheits- und Sozialwesen (29 Prozent), Verarbeitendes Gewerbe (11 Prozent), Handel (12 Prozent), Ver- kehr (6 Prozent), Wasser- und Energieversorgung sowie Erziehung und Unterricht (10 Pro- zent) betroffen.

- Die meisten Fälle der sexuellen Belästigungen (34 Prozent) tauchen in Dienstleistungsberufen auf, die Kundenkontakt voraussetzen. Die belästigenden Personen sind größtenteils

Kund_innen, Klient_innen oder Patient_innen.

- Ein erhöhtes Risiko besteht außerdem für weibliche Führungskräfte (22 Prozent), Frauen in akademischen Berufen (14 Prozent) sowie Frauen in technischen und typischen Männerberu- fen (13 Prozent).

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Reaktionen auf sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und die Inanspruchnahme von Unterstützung - Die Studie zeigt, dass Betroffene sich der Belästigung zwar häufig verbal widersetzen, den-

noch aber mehrheitlich keine Unterstützung suchen oder Beschwerden einleiten. So haben sich nur 39 Prozent der Betroffenen in spezifischen Situationen an Dritte gewandt und nur 23 Prozent offiziell beschwert. Nur 4 Prozent der Betroffenen haben professionelle Hilfe, Bera- tungsstellen oder therapeutische Einrichtungen aufgesucht. Den Rechtsweg hat lediglich 1 Prozent der Befragten beschritten.

- Gesetzlich sind nach §13 AGG alle Arbeitgeber dazu verpflichtet, eine betriebsinterne Be- schwerdestelle zu errichten und Informationen über solche Stellen im Betrieb oder in der Dienststelle bekannt zu machen. Trotzdem wussten etwa 40 Prozent der Befragten nichts von einer solchen Beschwerdestelle.

Handlungsempfehlungen

Führungskräften kommt eine Schlüsselrolle in der Prävention zu, aber auch im adäquaten Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Sie können durch die eigene Vorbildfunktion, verbindliche Richtlinien, konsequente Sanktionen, regelmäßige betriebsinterne Öffentlichkeitsarbeit und geeigne- te Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen (in Kooperation mit betrieblichen Ansprechpersonen für Beratung sowie Beschwerdestellen) sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz weitgehend verhindern und beenden. Führungskräfte tragen hier eine zentrale Verantwortung und sind entsprechend flächende- ckend zu schulen.

Zudem ist der Ausbau externer Beschwerdestellen von großer Bedeutung, da diese gerade für Be- schäftigte in kleineren Betrieben, aber auch für Betroffene in schwieriger zu lösenden Konfliktsituati- onen eine zuverlässige Hilfestellung bieten können. Hierbei sollte das Unterstützungsangebot von Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene, aber auch für Belästigende flächendeckend auf- und ausgebaut werden. Als besonders hilfreich wurden auch zusätzliche branchenbezogene Stellen und ganzheitliche Angebote (mit psychosozialer, rechtlicher und psychologischer Beratung), eingeschätzt.

Rechtlich gesehen ist es sinnvoll, bestehende Gesetzeslücken zu schließen, beispielweise die Fristen zur Geltendmachung von Ansprüchen im AGG zu verlängern.

Letztendlich ist es notwendig, die Prävention sexueller Belästigung auch gesamtgesellschaftlich an- zugehen und die Öffentlichkeits-, Bildungs- und Informationsarbeit zum Thema zu intensivieren, um Sexismus, ungleichen Machtstrukturen und sexueller Belästigung auf allen Ebenen entgegenzuwir- ken. Hierbei sind auch die Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen konsequent einzubeziehen und Kampagnen von Politik und Branchen in der Arbeitswelt zu forcieren.

Mehr Informationen

Die Studie „Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz“ steht => hier zum Download zur Ver- fügung.

Kontaktdaten: Antidiskriminierungsstelle des Bundes Glinkastraße 24

10117 Berlin

Telefon: +49 (0) 3018 555 – 1855

Juristische Erstberatung - E-Mail: beratung@ads.bund.de Allgemeine Anfragen - E-Mail: poststelle@ads.bund.de

Referenzen

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