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er Bundesfachverband der Medizinproduktein- dustrie (BVMed) setzt sich seit geraumer Zeit für die Schaffung von einheitlichen Standards für die Kommuni- kation ein. Ende Mai lud der BVMed Vertreter aus Unter- nehmen der medizinischen Versorgung, Verantwortliche der Krankenhäuser und Fachleute aus dem Bereich Kommunikation und Logi- stik in Wiesbaden zu ei- ner Informationsveranstal- tung ein. Im Mittelpunkt stand dort die Anwendung von Nummernsystemen und deren Verschlüsselung in Strichcodes für den elek- tronischen Datenaustausch.Joachim Schmitt, Geschäfts- führer des BVMed, sieht ein beträchtliches Potential in den neuen Kommunikations- techniken: „Kürzere Kom- munikationswege tragen zu einer besseren medizinischen Versorgung bei. Im Hinblick auf Anstrengungen zur Ko- stensenkung verbirgt sich hier ein erhebliches Rationa- lisierungspotential. Die Eta- blierung moderner Medien- technologien im Gesund- heitsmarkt steht heute erst am Anfang.“
Um einen raschen und si- cheren Datenaustausch per EDV zu erreichen, ist eine Verschlüsselung der Informa- tion notwendig. Als Schnitt- stelle für den Datenaustausch zwischen Mensch und Com- puter haben sich Strichcodes bewährt, die ein Laserscan- ner erfassen kann. Damit die Kommunikation bran- chen- und unternehmens- übergreifend funktioniert, kümmert sich die Internatio- nale Artikelnummern-Orga- nisation weltweit um einheit- liche Standards.
In 80 Ländern ist mittler- weile das Internationale Arti-
kel-Nummernsystem (EAN- Systeme) eingeführt. EAN- Standards sollen nun auch im Gesundheitswesen die Logi- stik und den Datentransfer vereinfachen und beschleuni- gen. Einsatzgebiete für Num- mernsysteme und Strichko- dierungen sind so vielfältig wie die Beziehungen zwi- schen den Leistungsanbie- tern im Gesundheitswesen.
In Deutschland regelt die Centrale für Coorganisation (CCG) als Nonprofit-Institut die Vergabe von Nummern- systemen und Strichcodes.
Die 73 000 Mitglieder der CCG erhalten Unterstützung bei der Einführung von Iden- tifikations- und Kommunika- tionssystemen. Die CCG ver- gibt an Unternehmen und Einrichtungen individuelle Identifikationsnummern, die den Datenaustausch lenken.
Zahlenfolgen im EAN-System
Was verbirgt sich nun hin- ter dem schwarzweißen Bal- kenmuster? Die unterschied- lichen Strichkombinationen repräsentieren im EAN-Sy- stem Zahlenfolgen. Die Kunst der Informationsver- schlüsselung liegt in der syste- matischen Vergabe der Zah- lenfolgen. Sie folgen einem einheitlichen Muster, aber werden dennoch nur einmal vergeben. Grundlage des EAN-Systems ist die soge- nannte Basisnummer. Jedes Krankenhaus, jeder Herstel-
ler von Arznei- oder Medi- zinprodukten kann sich die siebenstellige Basisnummer zuweisen lassen. Der Inhaber dieser Nummer kann da- mit Internationale Lokati- onsnummern (ILN) und In- ternationale Artikelnummern (EAN) zusammenstellen und vergeben. Die ILN funktio- niert wie eine Adresse, mit deren Hilfe Waren, Informa- tionen oder elektronische Daten an den richtigen Ort geliefert werden. Ein Kran- kenhaus kann zum Beispiel seinen einzelnen Fachabtei- lungen eigene ILN zuweisen, damit diese eindeutig identi- fiziert werden können. Die ILN dient dann bei allen An- wendungen als Zugriffs- schlüssel auf die im Compu- tersystem hinter diesem Code abgelegten Stammdaten. Die EAN kennzeichnen die ein- zelnen Waren und Dienstlei- stungen. Die dazugehörige Strichcodierung stellt die Verbindung der einzelnen Artikel mit der elektroni- schen Datenverarbeitung her.
Karlheinz Hagen, Ge- schäftsführer der CCG, sieht im Gesundheitssektor vier Bereiche, in denen die Identi- fikation anhand von Codes Vorteile bringt: Bei Patien- ten, die im Krankenhaus eine eigene Identifikationsnum- mer erhalten, lassen sich Dia- gnosen, Verordnungen, Be- handlungen über EAN-Num- mern lückenlos dokumentie- ren. ILN regeln die externe Kommunikation mit Liefe- ranten von Arzneimitteln, Medizinprodukten, aber zum
Beispiel auch von Wasch- und Lebensmitteln. Intern kann der Warenfluß anhand der EAN jederzeit verfolgt wer- den. Im Bereich der Entsor- gung ließe sich mit Hilfe der ILN auch die Rückführung von Verpackungen organisie- ren. Die Einführung der EAN-Codierung für das Pharmasortiment erleichtert den Datenaustausch mit den Apotheken.
Erste Projekte
Seit Beginn der 90er Jahre entwickelt die CCG Stan- dards für den elektronischen Datenaustausch (EDI). In- nerhalb des sogenannten EDIFAKT- und EANCOM- Standards können Nachrich- ten je nach Inhalt so ver- schlüsselt werden, daß sie sich elektronisch übermit- teln und identifizieren lassen.
Die Einsatzmöglichkeiten für EDI sind vielfältig: Kosten- abrechnungen, Behandlungs- genehmigungen, elektroni- sche Rezepte, Infos aus Da- tenbanken oder Meldungen von Infektionskrankheiten – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die Europäische Kommission fördert Projek- te, die die Umsetzung von EDI im Gesundheitswesen erproben und validieren sol- len.
Derzeit befinden sich in Deutschland zwölf Kranken- häuser in einer Testphase. Sie beginnen damit, Patientenda- ten auf elektronischem Weg den Krankenversicherungen zu übermitteln. Ziel ist die Durchsetzung einheitlicher Standards für alle nationalen und internationalen Kommu- nikationswege. Nur so wer- den sich weitere Partner in das Informationssystem ein- klinken. Dr. Lisa Kempe A-2515 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 39, 26. September 1997 (71)
V A R I A TECHNIK FÜR DEN ARZT
Nummernsysteme und Strichcodes
Kommunikation auf
den Punkt gebracht
A-2516 (0) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 39, 26. September 1997
V A R I A PERSONALIEN