A-2932 (80) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 44
V A R I A WIRTSCHAFT
D
ie Direkt Anlage Bank (DAB) in München, Deutschlands erster Discount-Broker, macht es möglich: Für alle 100 Aktien des DAX-100-Index werden Aktienpläne für Direktan- leger angeboten. Allerdings reichen bei diesem Service 100 DM nicht; mindestens 250 DM sind regelmäßig not- wendig. Dieser Betrag kann monatlich, zweimonatlich, al- le drei oder auch alle sechs Monate angelegt werden.Für jede Ausführung eines Aktienkaufs werden pauschal acht DM Transaktionsgebühr genommen. Das sind bei der Mindesteinzahlung von 250 DM nur 3,2 Prozent. Vergli- chen mit den Ausgabeauf- schlägen bei Aktienfonds, die in der Regel zwischen vier und fünf Prozent liegen, ist das Angebot preiswert. Denn es fallen keine Depotgebühren an, und die Einrichtung, Än- derung und Löschung des Ak- tiensparplans ist kostenlos.
Allerdings fehlt im Ver- gleich zu den Fonds-Sparplä- nen ein wesentliches Element:
die Risikostreuung. Mit den monatlichen Sparbeträgen der Fondsgesellschaften kann sich der Anleger zum Beispiel an einem Topf von Aktien beteiligen. Das Risiko ist also verteilt auf eine Vielzahl von Aktien und Branchen. Diese Risikostreuung ist mit einem direkten Aktiensparplan nur sehr unvollkommen zu errei- chen. Zudem arbeitet für den Fondssparer ein professionel- les Management. Das muß er allerdings durch die jährliche Verwaltungsgebühr von 0,75 bis 1,25 Prozent bezahlen.
Andererseits muß sich der Anleger auch bei einem Akti- ensparplan nicht auf eine ein- zige Aktie stützen. Wer im Monat 250 DM aufbringen kann, hat zum Beispiel die Möglichkeit, Sparpläne auf sechs verschiedene Aktien abzuschließen. Jeden Monat fließen die 250 DM in eine an- dere Aktie. Bei dieser Strate- gie geht aber ein anderer Vor- teil verloren, den die regel- mäßige Anlage in einen Akti- enfonds bietet: der berühmte Cost-average-Effekt.
Antizyklisch
Wer monatlich immer ei- nen festen Betrag in Fondsan- teile steckt, handelt automa- tisch antizyklisch. Denn bei hohen Kursen kauft er weni- ger Anteile als bei niedrigen.
Für 100 DM können fünf Ak- tien gekauft werden, wenn der Kurs bei 20 DM steht, aber nur zwei, wenn die Aktie bei 50 DM notiert. Am Ende hat der Anleger nachweislich ei- nen Einstandskurs, der unter dem Durchschnittskurs liegt.
Um diesen Cost-average- Effekt in vollem Umfang zu nutzen, ist es notwendig, daß Bruchteile von Anteilen er- worben werden können. Das ist bei den Fondssparplänen üblich, läßt sich aber bei den Aktiensparplänen natürlich nicht realisieren. Es können nur ganze Aktien gekauft wer- den, keine Bruchteile. Damit ist die Wirkung des Cost-aver- age-Effekts praktisch dahin.
Beide Nachteile des Akti- ensparplans lassen sich aller- dings durch den Direkt-In-
Neues Angebot
Aktien-Sparpläne für Direktanleger
Bislang war es das Privileg der Fondssparer, also der indirekten
Wertpapieranleger, mit monatlichen Kleinbeträgen ein Vermögen
zu bilden, das später auch der Altersversorgung dienen kann. Seit
einiger Zeit werden solche Sparpläne, wie es sie für Fondsanleger
schon seit 35 Jahren gibt, auch für den Direktanleger angeboten.
dex-Sparplan vermeiden, den die DAB auch anbietet.
Ebenfalls mit jeweils 250 DM können Zertifikate auf den deutschen Aktienindex DAX, den MDAX (deutsche Ak- tien mit mittlerer Börsen- kapitalisierung), den Nikkei 225 (Japan), den S & P 500 (USA) und den CAC 40 (Frankreich) erworben wer- den. Mit dem Erwerb von In- dexzertifikaten erreicht der Anleger eine optimale Risi- kostreuung. Außerdem hat er gute Chancen, in der Wert- entwicklung besser abzu- schneiden als mit einem Fonds. Denn nur wenigen Aktienfonds gelingt es, in der Performance den Index zu schlagen.
Nachteile
Allerdings haben Index- zertifikate den Nachteil, daß sie nur eine begrenzte Laufzeit haben. Wenn das Ende der Laufzeit gerade in einen Crash fällt, hat ein Anleger nur die Chance, den Verlust wieder aufzuholen, wenn er sich in einem neu emittierten Index- zertifikat engagiert. Das kostet Geld – zum einen Trans- aktionskosten, zum anderen die Gebühr, die der Emittent der Indexzertifikate kassiert.
Was die Gebühren anbe- langt, ist der Index-Sparplan durchaus konkurrenzfähig mit den Fondssparplänen.
Der Anleger zahlt (wie bei
den Aktiensparplänen auch) je Kauf eine Transaktionsge- bühr von acht DM. Beim Min- destanlagebetrag von 250 DM sind dies 3,2 Prozent, bei mo- natlich 500 DM nur 1,6 Pro- zent. Bei den Aktienfonds- Sparplänen zahlt der Anleger dagegen auch bei höheren Anlagebeträgen in der Regel einen Ausgabeaufschlag von vier bis fünf Prozent.
In den Vereinigten Staa- ten bieten übrigens viele Un- ternehmen ihren Aktionären die Möglichkeit, ihre Depots aufzubewahren. Dividenden werden automatisch reinve- stiert. Außerdem kann der Aktionär mit regelmäßigen monatlichen oder vierteljähr- lichen Einzahlungen Aktien
„seines“ Unternehmens zu- kaufen. Die Transaktionsko- sten sind geringer als beim Erwerb über die Börse oder fallen ganz weg.
Dieses Modell möchte die DAB in abgewandelter Form auch in Deutschland reali- sieren. Aktiengesellschaften sollen dabei in Aktienspar- pläne eingebunden werden.
Diese sollen die Spesen für den monatlichen Ankauf der Aktien übernehmen, die DAB würde ihrerseits die ko- stenlose Depotführung an- bieten. Nur beim Verkauf müßte der Anleger Börsen- spesen zahlen. Bislang hat sich aber noch kein Unter- nehmen zu dieser Art von Aktionärspflege entschließen können. Armin Löwe
A-2934 (82) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 44
V A R I A WIRTSCHAFT
Eisern durchhalten
Oft wird zum „geschickten Timing“ beim Aktienkauf und zum Einkauf „bei möglichst niedrigen Kursen“ geraten. Lei- der gibt es niemanden, der bei niedrigen Kursen klingelt.
Auch wird es niemand schaffen, nur bei Kursaufschwüngen dabeizusein. Oft läuft es anders, als die sogenannten Experten glauben, weil kurzfristig viel zu viele Einzelfaktoren Einfluß haben. Bei Timing-Versuchen ist immer die Gefahr gegeben, den Aufschwung zu verschlafen oder zu früh wieder auszu- steigen.
Deshalb kann ein seriöser Rat nur lauten: Kaufen und in- vestiert bleiben. Sieben von zehn Jahren sind gute Börsen- jahre. Streuung und Geduld sind dann die einzigen, zusätzlich nötigen Faktoren. Riskant sind dann nur Käufe auf Kredit oder mit anderweitig schon verplantem Geld. Die Durchhal- temethode erfordert eiserne Disziplin. Aber sie ist sehr, sehr erfolgreich – siehe Warren Buffet und andere.
Dr. med. Ludwig Jakob, Arzt und Alt-Börsianer