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Archiv "Schwerpunkte der Unfallchirurgie: 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde e. V. in Berlin" (18.10.1990)

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ONGRESSBERICHT

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Schwerpunkte

der Unfallchirurgie

'nie 53. Jahrestagung der deut- Lischen Unfallchirurgen stand — zwei Wochen nach dem Fall der Mauer — unter dem Zeichen des poli- tischen Wandels im anderen Teil Deutschlands. Wenngleich die wis- senschaftlichen Leitthemen auch diesmal den Ton angaben, so gab die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze im November 1989 dieser Veranstaltung im Herzen Berlins ein ganz besonderes Niveau. Mit offe- nen Armen empfing man über 600 zusätzliche unfallchirurgische Kolle- gen aus der DDR, nachdem viele be- reits durch die Kongreßorganisation des Präsidenten der Deutschen Ge- sellschaft für Unfallheilkunde e. V., Prof. Dr. K. P. Schmit-Neuerburg, di- rekt eingeladen worden waren.

Daß das unfallchirurgische Spe- zialgebiet in den letzten Jahren im- mer komplexer geworden ist, war in Berlin offensichtlich. Obschon der Kongreß mit über 400 Vorträgen und Einzelbeiträgen eine fast er- drückende Fülle von Informationen anbot, bestand für viele der Teilneh- mer auch die Möglichkeit, aktiv an verschiedenen Fortbildungskursen teilzunehmen. So steht derzeit die

Der Traumatische Schock Gerade die Behandlung des traumatischen Schocks und die klini- sche Forschung, die sich mit diesem nach wie vor herausfordernden The- ma auseinandersetzt, hat in den letz- ten Jahren zu einer fast spektakulär zu nennenden Verbesserung der Le- benserwartung vieler Unfallverletz- ter und hier insbesondere der Poly- traumatisierten geführt.

Die Kenntnis über die komple- xen pathophysiologischen Zusam- menhänge nach schwersten Verlet- zungen wie zum Beispiel dem Ver- brennungstrauma, die noch Wochen nach dem eigentlichen Unfallereig- nis das Leben des Polytraumatisier-

53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde

e. V. in Berlin

Sonographie der Gelenke, also die Arthrosonographie, als elegante nicht invasive Methode bei den Un- fallchirurgen hoch im Kurs. Im Rah- men eines apparativ bestens ausge- statteten Trainingsprogramms konn- ten die Teilnehmer sich über diese aktuelle Methode aus erster Hand unterrichten lassen. Aber auch die schon fast traditionell gewordenen Methoden des Fixateur externe, der Arthroskopie und die Methodik des Fracture Bracings gaben vielen Teilnehmern Gelegenheit, inmitten eines wissenschaftlichen Fachkon- gresses internationalen Zuschnittes praktische Erfahrungen zu machen.

ten bedrohen, hat dazu geführt, daß auch dank der Vorreiterrolle der deutschen Traumatologen viele tau- sende Menschen das sogenannte

„MOV" (Multiorganversagen) über- leben. Gemessen daran, daß diese Patienten oftmals nach überstande- ner Intensivstation ihrem früheren Erwerbsleben wieder nachgehen können, ist auch der volkswirtschaft- liche Aspekt einer modernen unfall- chirurgischen Grundlagenforschung bedeutsam. So wies eine in Berlin vorgestellte Studie der Medizini- schen Hochschule Hannover, vorge- legt von Prof. Dr. J. A. Sturm, nach, daß sich die Überlebenswahrschein- lichkeit Polytraumatisierter in den letzten 15 Jahren durch Anwendung

der modernen aggressiven Schockbe- handlung und durch ein differenzier- tes operatives Vorgehen um mehr als ein Drittel erhöht hat. In der glei- chen Studie hat sich gezeigt, daß die Überlebenschancen eines Verletzten um elf Prozent steigen, wenn seine Versorgung in einer eben auf die dif- ferenzierte Versorgung Schwerstver- letzter auch personell eingestellten Schwerpunktklinik erfolgt.

Die Schlußfolgerung, die die in Berlin versammelten Unfallchirur- gen aus dieser Tatsache ziehen, ist eindeutig. Erforderlich ist eine flä- chendeckende Versorgung mit appa- rativ und personell optimal ausge- statteten unfallchirurgischen Fach- abteilungen an allen größeren Klini- ken. Gerade aber die Universitätskli- niken müßten hier mit der Einrich- tung der noch vielfach fehlenden un- fallchirurgischen Lehrstühle die not- wendige Schockforschung und die unfallchirurgische Behandlungsqua- lität insgesamt voranbringen.

Replantationstechnik

Die Replantationstechnik hat in Deutschland den operativen Stan- dard erreicht, wie er heute weltweit üblich ist. Obschon durch das flexi- ble Rettungswesen in Deutschland ein rascher Transport von Patient und traumatischem Amputat gesi- chert ist, sind wir weit davon ent- fernt, jedes replantationswürdige Amputat einer qualifizierten Re- plantation zuzuführen. Dabei ent- scheidet laut Prof. A. Berger, MH Hannover, nicht etwa die hohe Ein- heilungsrate von 80 Prozent für Ein- zelfinger- und Mehrfingeramputate über die Qualität der deutschen Replantationstechnik.

Wichtig ist besonders die jeweils erreichbare Funktion der Replanta- te, die bei vorhandenen technisch-o- perativen Voraussetzungen auch vom organisatorischen Umfeld der Replantationschirurgie abhängt. Nur an drei Universitätskliniken wird in Deutschland im Rahmen der plasti- schen Chirurgie Replantationschir- urgie systematisch betrieben. Zudem fehlt es an geeigneten Einrichtungen zur Rehabilitation und Nachsorge. >

Dt. Ärztebl. 87, Heft 42, 18. Oktober 1990 (51) A-3219

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Frakturversorgung im Kindesalter

Kinder sind auch aus unfallchir- urgischer Sicht, so Prof. Dr. G. Muhr, Bergmannsheil Bochum, keine klei- nen Erwachsenen. Wenngleich Kin- der eine längere konservative Thera- pie zum Beispiel im Gipsverband physisch eher tolerieren als Erwach- sene, sind die psychischen Folgen durch eine längere Hospitalisierung bei Kindern gravierender.

Da verschiedene operative Be- handlungsverfahren wie zum Bei- spiel die Plattenosteosynthese oder der Fixateur externe — fachgerecht angewandt — heute ein geringes ope- ratives Risiko haben, müssen nach Ansicht von Dr. J. Hanke, Universi- tätsklinikum Essen, zum Beispiel bei der Oberschenkelschaftfraktur im Wachstumsalter erweiterte Operati- onsindikationen neben den klassi- schen wie dem schweren Weichteil-

trauma oder den offenen Brüchen zweiten und dritten Grades durchaus diskutiert werden.

Sportverletzungen

Mit etwa 83 000 Sportverletzten pro Jahr muß in der Bundesrepublik Deutschland gerechnet werden.

Nach Angaben von Prof. Dr. Th. Ti- ling, Unfallchirurgische Klinik Köln- Merheim, ist der Fußball Spitzenrei- ter in dieser speziellen Unfallstati- stik, da dieser meistbetriebene Sport statistisch allein zu 3,9 Verletzungen pro Sportler und Jahr führt. Dabei sind die erlittenen Traumen nicht unerheblich. Aufgrund der Dynamik der sportlichen Bewegungsabläufe sind Gelenkverletzungen häufig.

Heute steht das Knie- und Sprunggelenk eindeutig im Vorder- grund. 75 Prozent der Patienten mit einem blutigen Kniegelenkserguß — einem Hämarthros — haben eine Kreuzbandverletzung. Insbesondere

die perfektionierte Arthroskopie macht im Gegensatz zu früher diese Diagnose sicherer. Zudem ermögli- chen die modernen Operationstech- niken mit primärer Augmentation des Kreuzbandes eine physiologische Rekonstruktion, die bei zusätzlich frühfunktioneller Bewegungsthera- pie oft die Sportfähigkeit des Betrof- fenen wiederherstellt. Obschon auch der Kniegelenkersatz zum Reper- toire der Unfallchirurgen gehört, muß trotz des erreichten technischen Standards darauf hingewiesen wer- den, daß rekonstruktive Maßnahmen auch bei degenerativen Erkrankun- gen zunächst vollständig ausge- schöpft werden sollten, da der Ge- lenkersatz hier nach wie vor nicht unproblematisch ist.

Dr. med. Lucien C. Olivier Medizinische Einrichtungen der Universität (GHS) Essen Abteilung für Unfallchirurgie Hufelandstraße 55

4300 Essen 1

Omeprazol besser als Ranitidin?

Omeprazol, seit einigen Wochen auf dem deutschen Markt einge- führt, legt die Säureproduktion des Magens weitgehend lahm. In mehre- ren Studien konnte gezeigt werden, daß die effektive Hemmung der Säu- resekretion insbesondere beim Ulcus duodeni zu einer beschleunigten Heilung führt. In einer Dopelblind- studie an 248 Patienten mit sympto- matischen Ulcera duodeni erhielten 126 Patienten 20 mg Omeprazol morgens, 122 Patienten Ranitidin 300 mg zur Nacht. 79 Prozent der mit Omeprazol therapierten Geschwüre waren nach zwei Wochen bereits ab- geheilt, 62 Prozent unter einer Rani- tidintherapie. Die entsprechenden Vergleichszahlen nach 4 Wochen waren 91 Prozent (Omeprazol) und 80 Prozent (Ranitidin). Neben die- sen signifikanten Unterschieden hin- sichtlich der Heilungsraten ergaben sich ähnliche Befunde bezüglich der Schmerzfreiheit. Nach zwei Wochen waren 77 Prozent der mit Omeprazol

behandelten Patienten und 59 Pro- zent der mit Ranitidin behandelten Patienten schmerzfrei. Auch hin- sichtlich der Einnahme von Antazida ergaben sich signifikante Unterschie- de zugunsten des Omeprazols. Bei den Nebenwirkungen ergaben sich keine Unterschiede.

McFarland, R. J., M. C. Bateson, J. R. B.

Green et al.: Omeprazole Provides Quick- er Symptom Relief and Duodenal Ulcer Healing Than Ranitidine. Gastroenterolo- gy 98: 278-283, 1990.

Ulster Hospital, Dundonald, Belfast

Präklinische Analgesie

bei internistischen Notfallpatienten

Der Schmerz ist nicht nur Leit- symptom, sondern therapeutischer Imperativ bei internistischen Notfäl- len. Nach Einordnung des Schmer-

FÜR SIE REFERIERT

zes im Rahmen der Anamnese gibt es jedoch keinen Grund mehr, den Notfallpatienten weiterhin in diesem Zustand zu belassen. Das Fortbeste- hen eines Schmerzzustandes kann aufgrund der Erhöhung des adrener- gen Tonus zu negativen Beeinflus- sungen sowohl der Hämodynamik wie auch der Respiration führen.

Die medikamentöse Schmerzthera- pie stellt im Gesamtbehandlungs- konzept ein wesentliches Element dar. Das ideale Analgetikum, das, an den spezifischen Schmerz adaptiert, keine Nebenwirkungen hat, ist bis heute nicht gefunden, weshalb die Auswahl immer einen Kompromiß zwischen erwünschter Wirkung und noch akzeptabler Nebenwirkung darstellt. Jhn

Sefrin, P; Blumenberg, D.: Präklinische Analgesie bei internistischen Notfallpa- tienten. Fortschritte der Medizin 106 (1988) 636-641.

Prof. Dr. med. P. Sefrin, Dr. med. D. Blu- menberg, Institut für Anaesthesiologie der Universität Würzburg.

A-3222 (54) Dt. Ärztebl. 87, Heft 42, 18. Oktober 1990

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