nur in den Fällen nachweisbar, in denen sich die Entzündung auch auf andere Strukturen wie ekkrine Schweißdrüsen und Haarfollikel er- streckte. Attanoos et al. (2) fanden, unabhängig von der Erkrankungsdau- er, in allen Hautproben von Patien- ten mit Hidradenitis suppurativa eine follikuläre Verhornungsstörung. Über- einstimmend wiesen beide Arbeits- gruppen darauf hin, dass eine Entzün- dung der apokrinen Schweißdrüsen nur dann vorkommt, wenn gleichzeitig eine Entzündung der Follikel vorhan- den ist (2, 8). Die Einbeziehung der apokrinen Schweißdrüsen in den Ent- zündungsprozess ist nur ein Sekundär- phänomen im Rahmen der Vorgänge, die sich am Follikel abspielen. Die Bezeichnung Hidradenitis suppura- tiva ist unzutreffend, da es sich nicht um eine primär an die apokrinen Schweißdrüsen gebundene Erkran- kung handelt. Es liegt auch keine Pyo- dermie der apokrinen Schweißdrüsen vor. Vielmehr besteht eine follikuläre, zunächst nicht durch Bakterien aus- gelöste Entzündung. Die durch Bakte- rien verstärkte Entzündung ist ein Se- kundärphänomen und stellt kein in- itiales Ereignis dar. Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt eine primäre bakterielle Infektion der apokrinen Schweißdrüsen beim Erwachsenen gibt. Bis heute ist eine solche nicht ge- sichert. Zur Korrektur des missver- ständlichen Ausdrucks und zur Her- vorhebung der inversen Lage der ent- zündlichen Läsionen wurde die Be- zeichnung Acne inversa eingeführt (5). Die Zuordnung zum Formenkreis der Akne ist gerechtfertigt, da der pa- thogenetische Mechanismus identisch mit dem der Acne vulgaris ist. Es han- delt sich um eine chronisch rezidivie- rend verlaufende Erkrankung, die im Gegensatz zu den übrigen Aknefor- men, bei denen die Talgdrüsenfollikel betroffen sind, lediglich die Terminal- haarfollikel befällt. In den intertri- ginösen Arealen finden sich Terminal- haarfollikel und keine oder nur sehr wenige Talgdrüsenfollikel. Diese Auf- fassung hat sich im internationalen Schrifttum weitgehend durchgesetzt und konnte durch eigene Untersu- chungen an Serienschnitten bestätigt werden (3, 4).
Literatur bei den Verfassern
Dr. med. Thomas Jansen
Klinik für Dermatologie und Allergologie Ruhr-Universität Bochum
Gudrunstraße 56 44791 Bochum
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Gerd Plewig
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie Ludwig-Maximilians-Universität München
Frauenlobstraße 9–11 80337 München
Schlusswort
Die Beobachtungen von Kötz über die erfolgreiche Therapie der streptoge- nen perianalen Dermatitis mit topi- scher Anwendung von Gentamicin sind sehr interessant. National sowie international wird in den entsprechen- den Textbüchern bislang jedoch die orale Behandlung mit Penicillinen oder Erythromycin favorisiert (3, 5).
In der Literatur wurde jedoch kasui- stisch über die erfolgreiche Behand- lung mit topischem Mupirocin be- richtet (1). Für die Zukunft sind ver- gleichende klinische Untersuchungen äußerst sinnvoll
Den Autoren Jansen und Plewig sei gedankt für ihre umfassenden und in- teressanten Ausführungen. Die Dis- kussion zur nosologischen Einord- nung der Hidradenitis suppurativa ist eine sehr alte und auch kontrovers ge- führte. Neben der von Jansen und Ple- wig präferierten Zuordnung der Er- krankung zur Acne inversa sehen an- dere Autoren diese Erkrankung auf- grund verschiedener Epidemiologi- en, der Unabhängigkeit vom Sebum und der einzigartigen Topographie als eine akneähnliche, jedoch nicht iden- tische (4, 6). Die von uns vertretene Unterscheidung der akuten Hidrosa- denitis suppurativa als eine äußerst schmerzhafte, eitrig einschmelzende Entzündung apokriner Drüsen im Axillarbereich, die akut auftritt und meist von episodischem Charakter ist, wird in Abgrenzung von der chroni- schen Hidradenitis suppurativa auch von anderen Autoren vertreten (2).
Auch wir stimmen mit dem Kolle- gen Petersen voll und ganz überein, dass gerade im Bereich der mikrobiel- len Infektiologie kontinuierliche Fort-
bildung entscheidend ist, um häufi- ge, im klinischen Alltag gemachte Fehler zu vermeiden wie beispielswei- se auch eine unsachgemäße Verord- nung von Antibiotika (Erythromycin- gabe bei durch Staphylococcus-aure- us-bedingten Infektionen, topischer Einsatz von Antibiotika). Der Hin- weis auf ein erhöhtes Infektionsrisiko von Patienten mit rezidivierenden Py- odermien bei Operationen ist wichtig.
Den Autoren ging es in ihrem Beitrag um eine Präsentation des klinischen Bildes, der einzuleitenden diagnosti- schen Maßnahmen sowie den aktuel- len Therapieempfehlungen für die im Praxisalltag häufigsten Pyodermien.
Die von Herrn Petersen angeregte Aufnahme der familiären Verhaltens- maßnahmen beim zweiten Rezidiv ei- ner schweren A-Streptokokken-Vul- vitis bei einem dreijährigen Mädchen ist jedoch sehr speziell und würde den Umfang des Beitrages sprengen. Die- se Fälle sollten für den betreuenden Arzt unserer Meinung nach immer Anlass sein, Rücksprache mit den mi- krobiologisch versierten Kollegen vor Ort zu halten.
Literatur
1. Barnett BO, Frieden IJ: Streptococcal skin diseases in children. Semin Dermatol 1992; 11: 3–10.
2. Fritsch P: Dermatologie und Venerologie. Berlin:
Springer 1998; 240; 679–680.
3. Hay RJ, Adriaans BM: Perianal streptococcal infec- tion. In: Champion RH, Burton JL, Burns DA, Breath- nach SM (eds): Textbook of Dermatology. Oxford:
Blackwell 1998; 1128.
4. Jemec GBE: Hidradenitis suppurativa – investiga- tions into the clinical aspects of inverse, recurrent suppuration and its nosology. Lörrach: Alix 1998;
1–31.
5. Marsch WC: Perianale Streptodermie: S. 275 In:
Traupe H, Hamm H (Hrsg.): Pädiatrische Dermatolo- gie: Berlin: Springer 1999.
6. Mortimer PS: Hidradenitis suppurativa – diagnostic criteria. In: Marks R, Plewig G (eds): Acne and rela- ted disorders. London: Dunitz 1988; 359–360.
Prof. Dr. med. Dietrich Abeck Klinik und Poliklinik für Dermatolgie und Allergologie am Biederstein Technische Universität München Biedersteiner Straße 29, 80802 München M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 8½½½½22. Februar 2002 AA513