bisher für beide Formen des malnu- tritionsbedingten Diabetes mellitus keine genetischen Faktoren doku- mentiert werden.
Diagnostik und Therapie der Diabetes-Subtypen
In der industrialisierten Welt ist der mit Überalimentation und Fett- sucht einhergehende nicht insulin- abhängige Diabetes mellitus (NIDDM) die häufigste Manifesta- tionsform der Zuckerkrankheit. Der NIDDM steht pathogenetisch im Gegensatz zu dem malnutritionsbe- dingten Diabetes mellitus (14).
Bei Patienten aus Drittländern mit klinischen Hinweisen auf eine frühere oder noch manifeste Man- gelernährung sowie einen Diabetes mellitus sollten zur differentialdia- gnostischen Abklärung zusätzliche Untersuchungen veranlaßt werden (Tabelle 2). Als Beispiele für poten- tiell betroffene Patienten seien Asyl- bewerber aus Sri Lanka (Tamilen), Äthiopien (Eritreaer) sowie aus dem
gesamten Fernen Osten (zum Bei- spiel Vietnamesen) genannt. Beide
„tropischen" Diabetessubtypen tre- ten im Adoleszenten- bis frühen Er- wachsenenalter auf. Manche Auto- ren berichten von einem teilweise erhöhten Insulinbedarf zur Erlan- gung einer normnahen Stoffwechsel- einstellung (1, 2).
Die Gründe dieses Phänomens verbleiben spekulativ. Bestimmte Ursachen eines erhöhten Insulinbe- darfs, zum Beispiel hohe Insulinanti- körpertiter, bedingt durch eine mit nicht hochgereinigten Insulinpräpa- rationen begonnene Therapie in den Drittländern, sollten ausgeschlossen werden.
Zeichen exokriner Pankreasin- suffizienz sowie Kalzifikationen im Pankreas weisen auf einen fibrocal- culären pankreatischen Diabetes mellitus hin. Diese Befunde fehlen bei dem Proteinmangel-Diabetes mellitus stets.
Differentialtherapeutisch kann bei dem Proteinmangel-Diabetes mellitus der Einsatz von oralen An- tidiabetika vom Typ der Sulfonyl-
harnstoffe erwogen werden. Der Therapieerfolg mit Sulfonylharn- stoffen kann nach Erfahrungen von in den betroffenen Regionen tätigen Ärzten ausreichend sein (15).
Die Indikation chirurgischer Maßnahmen bei dem fibrocalculä- ren pankreatischen Diabetes melli- tus ist von dem Ausmaß der Verkal- kungen und der begleitenden abdo- minalen Schmerzsymptomatik ab- hängig. Noch vorhandene Sympto- me einer Mangelernährung sind diä- tetisch zu behandeln. Eine völlige Reversibilität des Diabetes mellitus ist jedoch nicht wahrscheinlich.
Die in Klammern gesetzten Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, zu beziehen über die Ver- fasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Stefan Zeuzem Zentrum der Inneren Medizin Abteilung für Endokrinologie Klinikum der Johann
Wolfgang Goethe-Universität Theodor-Stern-Kai 7
6000 Frankfurt am Main
KONGRESSNOTIZEN
Der Kapselbandschaden des Kniegelenks
H. Krahl aus Essen gab in sei- nem Vortrag auf dem 5. Kongreß der Gesellschaft für orthopädisch- traumatologische Sportmedizin in München eine Übersicht über die Entwicklung der operativen Kniege- lenksversorgung. In den letzten 10 Jahren hat sich hinsichtlich der fri- schen Kapselband-Läsionen nichts Wesentliches geändert. Allerdings habe man bei frischen vorderen Kreuzband-Läsionen die Erfahrung gemacht, daß nicht nur die interme- diären, sondern auch die ansatzna- hen Rupturen wegen mangelnder Vaskularisierung der Bandstümpfe Schwierigkeiten bei der Versorgung
bereiten können. Werde das Liga- ment transossär refixiert, müsse es daher mit heterologen Materialien (zum Beispiel PDS-Band) verstärkt werden, in einigen Fällen sei sogar eine Ersatzplastik indiziert.
Bezüglich der chronischen In- stabilität habe sich die Auffassung durchgesetzt, daß das vordere Kreuzband als Stabilitätspfeiler un- verzichtbar ist. Zusätzlich dienen ex- traartikuläre Verfahren wie die me- diale Rekonstruktion nach O'Do- noghue und Trillat oder die laterale Verstärkung durch die Tractopexie nach Müller und Hughston der Ver- besserung der Stabilität. Als ge- bräuchlichster autologer Kreuz- bandersatz habe sich mittlerweile die freie Ligamentum-Patellae-Pla- stik bewährt.
Eine im Moment noch weniger erprobte, jedoch zum Teil erfolg- versprechende Methode sei der Er- satz mit homologem Material aus der Sehnenbank sowie mit verschie- denen heterologen Materialien.
Zum Einsatz unterschiedlicher heterologer Materialien äußerte sich Krahl über eigene Erfahrungen mit der Goretex-Kreuzbandplastik. Seit 1983 wurden an seiner Klinik 56 Go- retex-Prothesen bei Patienten mit chronischer vorderer Instabilität im- plantiert. Die ersten 30 Patienten wurden im Herbst 1986 einer Ver- laufsanalyse unterzogen. Subjektive Symptome wie Schmerzen und Schwellung hatten sich in gut zwei Dritteln der Fälle gebessert. Objek- tive Befunde wie Pivot-Shift und Giving-Way-Phänomen waren bei keinem Patienten mehr nachweis- bar. Das vordere Schubladenzeichen und der Lachmann-Test waren in 36 Prozent der Fälle noch positiv.
Als Vorteil der Goretex-Prothe- se stellte sich zudem heraus, daß sie im Körper nicht durch Bindegewebe ersetzt wird und sofort und sehr lan- ge die volle Bandstabilität gewähr- leistet; daher kann eine postoperati- ve Immobilisierung vermieden wer- den. shu A-2324 (56) Dt. Ärztebl. 84, Heft 36, 3. September 1987