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Bleistein, U. (1993). Die Kunstwerke Anton Egloffs an der WSL. Birmensdorf: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

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Academic year: 2022

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Die

Kunstwerke

Anton Egloffs

an der WSL

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Die

Kunstwerke Anton Egloffs

an derWSL

Herausgeber

Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf

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Verantwortlich für die Herausgabe

Professor Rodolphe Schlaepfer, Direktor WSL

Text

Ulrike Bleistein

Layout und Gestaltung Jacqueline Gilgien

© Eidgenössische Forschungsanstalt

für Wald, Schnee und Landschaft, Blrmensdorf, 1993

Umschlagbild

«Daphne» auf dem Gelände der WSL

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Davon, dass nicht nur Waffen zum Sieg verhelfen, sondern sich auch im feinen Spiel der Emotionen bereits mancher Kämpfer verfangen und verloren hat, erzählt uns die «Daphne», Bronze des Künstlers Anton Egloff, die unter der Lärche zwischen Kantine und Mehrzweckgebäude ihren Platz gefunden hat.

Die Geschichte der Daphne ist eine alte Geschichte, die wie vieles Erzählte ihre traurigen, lustigen und spannenden Seiten hat.

In unserer Geschichte reizte der Apoll den Amor und nahm dabei den Mund etwas zu voll, wie sich später herausstellen sollte.

"Ach, mutwilliger Junge, was soll dir die Waffe des Starken?

Meinen Schultern geziemt es, den Bogen zu tragen: denn sicher Treff ich das Wild und treff ich den Feind: hab ich jüngst doch

den Python

Niedergestreckt mit unzähligen Pfeilen: er lag über viele Hufen sich dehnend gedunsenen Leibes, der giftige Drache.

Sei du zufrieden, das Liebesgetändel zu schüren mit deiner Fackel: auf Ehren, wie mir sie gebühren, erhebe nicht Anspruch/,,•

Ohne lange zu fackeln, entnahm der Amor seinem Köcher zwei Pfeile, die er beide treffsicher zu ihrem Ziel lenkte und die doch beide von ganz unter- schiedlicher Qualität waren. Denn der eine war stumpf und verscheuchte die Liebe. Den lenkte er auf Daphne, während der andere, spitze, sich in Apolls Brust bohrte und die Liebe entzündete. Und dann begann, was in der menschlichen Geschichte

• Ovid. Metamorphosen: l ,456-1,46 l

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uns stetig begleitet, früher oft tragisch endete und heute als «Beziehungskiste» zum Alltag geworden ist.

Apoll versuchte die Liebe der Daphne zu gewinnen und verfolgte sie, die ausdauernd vor ihm floh.

Daphne liebte die Jagd, das Herumstreiten in den Wäldern und gab auch dem Drängen ihres Vaters nicht nach, der sich wiederholt Schwiegersohn und Enkel wünschte. Stolze Unabhängigkeit oder Bin- dungsangst - auch hier bestimmt der Zeitgeist das Urteil. Als schliesslich Apoll die Daphne fast eingeholt hatte, rief sie ihren Vater um Hilfe an:

"Oh. so verwandle mich! Nimm die Gestalt, die der Kränkung

mich preisgibt/,,·

Da begann sich die Haut zu feiner Rinde, begannen sich die Füsse zu Wurzeln und die Arme zu Zweigen zu formen. Aus den Haaren wurden Blätter, und aus dem Kopf bildete sich eine Krone. Daphne hatte sich in einen Lorbeerbaum verwandelt. Apoll in seiner Verblendung, oder auch in Projektionen verfangen, um hier ebenfalls die Redeweise unseres Jahrhun- derts zu berücksichtigen, liebte auch den Baum. Und weil er Daphne als Frau nicht haben konnte, wollte er den Baum besitzen. Er schmückte seitdem sein Haar, seinen Köcher und seine Leier mit einem Lorbeerkranz.

Verwandlung und Macht, in der Natur sein oder die Natur besitzen wollen, was hier in einer Geschichte uns unterhält, ist auch Verweis auf unseren Umgang

• Ovid. Metamorphosen: 1,547a

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mit der Natur. Ganz entscheidend wird unser Na- tuNerständnis von den frühen Denkern der Neuzeit geprägt. «Das Tier ist eine gut funktionierende Maschine», formulierte der französische Philosoph Descartes. Und auch wenn dieses mechanistische Denken uns heute befremdet, ist es in seiner gemäs- sigt rationalen Form immer noch Grundlage des Diskutierens über die Natur. Unabhängig davon, ob Naturschützer den sorglosen Umgang mit der Natur beklagen oder Ökonomen vor unrealistischen Forde- rungen warnen, ist der blasse Verstand Mass des Urteils. Als Gegenpol dazu wünschte sich Albert Schweizer, dass wir uns in die «Natur hineinfühlen», eine bei uns selten erreichte Art, sich mit Natur zu befassen.

Dass Verstand allein nicht ausreicht, uns zu bewe- gen, zeigt die Erfahrung des Alltags. Nur wirklich Erlebtes, Durchlebtes, motiviert und veranlasst zum Handeln. Reiner Verstand bringt allenfalls Zynismus als Antwort auf die Unvernunft der menschlichen Gesellschaft heNor. Wenn Natur als Lebens- und Erlebnisraum geschützt werden soll, braucht es mehr als gute Argumente für die Erhaltung der Biodiversi- tät, vielmehr ein nachhaltiges Empfinden für das Naturschöne und die NatuNielfalt, für die Schöpfung und eine Kultur des Emotionalen.

In einer solchen Kultur des Emotionalen haben dann auch Kunstwerke ihren Ort, weil sie über das blass Faktische hinausweisen und Bilder noch den Zugang zu uns finden, wo Sprache scheitert.

Zwischen den Polen aus Natur und Kultur, als Aus- druck eines anderen NatuNerständnisses, sind die Kunstwerke Anton Egloffs zu begreifen. Er nimmt die-

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sen Widerspruch bereits bei der Wahl der Materialien seiner Installationen auf, indem er Organisches wie einen Baumstamm aus Bronze nachbildet oder einen Findling in Bronze wiederholt. Die Kunst steht hier zu ihrer Künstlichkeit und verweigert .sich dem lmmitat, wie es etwa eine «Daphne» aus Holz wäre.

Das Emotionale ist das uns eigentlich Bewegende und auch in der Natur ist die Bewegung, der Wandel, Zeichen des Lebendigen. Bewegung und Dynamik zeigen die «Kristalle» im West-Eingang des Mehr- zweckgebäudes. Sie geben Kraft, Intensität und Verwandlung Raum: Von der rohen kantigen Ober- fläche des ersten Kristalls über die mit unregelmässi- gen Sechsecken überformte des zweiten hält die

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Entwicklung mit dem dritten Kristall scheinbar inne, dessen Oberfläche mit fast geometrisch klaren Sechsecken strukturiert ist. Am kraftvollsten wirken dann die gedrängten Rundungen des vierten Kri- stalls.

Wandel ist auch in der Installation «Winterschatten, Sommerschatten» zu suchen und zu finden, die den Eingang zur WSL begrenzt und eröffnet. Sie wirkt gemeinsam mit der Gartenanlage, den Blumen im Halbrund und bildet mit dem Findling auf der gegen- überliegenden Seite der Strasse ein Pforte. Anton Egloff bindet seine Kunstwerke in ihre Umgebung ein:

So wie die «Daphne» in Bezug zur Lärche und dem Steg zwischen Kantine und Mehrzweckgebäude entstanden ist (siehe S. 8/9), wurde «Winterschatten, Sommerschatten» für den Eingangsbereich konzi- piert (siehe S. 12/13). Auf den Bronzen der Installation spiegeln sich die Schatten der sich in den Jahres- zeiten wandelnden Natur wieder, Schatten, deren Veränderung Anton Egloff im Verlauf eines Jahres verfolgte.

Die Natur setzt Zeichen, die wir lesen können, und auch solche, die wir mit unserer Forschungsarbeit zu lesen versuchen. Die Natur setzt Zeichen, sie ist nicht nur Objekt. «Dass sie sich schürfen lassen», wünscht sich Anton Egloff von den Betrachtern seiner Kunst- werke.

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Von der Idee zum Werk -

über die Herstellung der Bronzen

In den Kunstwerken Anton Egloffs steckt auch einiges an hand- fester Handwerksarbeit, denn nach dem Entwurf der Bronzen müssen diese in der Giesserei hergestellt werden. Der technische Fertigungsprozess spiegelt noch einmal das zentrale Thema des Künstlers wieder, die Verwandlung.

Die Bronzen wurden nach dem Wachsschmelzverfahren gefer- tigt. Dafür musste Anton Egloff zunächst eine Vorlage herstellen.

Im Fall der «Daphne» war dies ein bearbeiteter Baumstamm. Für die Installation am Eingang musste der Findling neben der Kantine Modell stehen.

Die Giesser stellen zunächst eine Form aus Silikon her, ein nega- tives Abbild des Modells. Die weiche Silikonform wird mit einem Gipsmantel verstärkt und mit Wachs ausgegossen, so dass man eine positive Wachsform erhält, die dann mit einer Gipsscha- mottform ummantelt wird. Weil das Wachs beim eigentlichen Bronzeguss stören würde, muss die Form für eine Woche in einen Ofen. wo das Wachs ausbrennt. Danach wird die Gipsform in eine Bodenöffnung mit Sand eingebettet und das Schmelzgut hineingegossen. Damit ist die Bronze aber noch nicht fertig. Der Giesser reinigt die Bronzen. schneidet die Eingüsse ab und be- handelt die Oberfläche. Die Bronze kann dann noch patiniert werden. das heisst die Oberfläche wird oxidiert. Bei einer im Freien aufgestellten Plastik besorgt dies normalerweise das Wetter. Während die «Daphne» und auch der «Findling» am

Eingang nicht patiniert sind, weil sie bereits die gewünschte

erzene Farbe besassen, sind die anderen Bronzen behandelt worden. Dies gibt ihnen die von Anton Egloff erwünschte Künstlichkeit. Die nicht behandelten Oberflächen werden sich im Lauf der Zeit verändern. ständige Verwandlung auch hier.

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Abbildungen

Seite 6: Oberflächenstruktur von «Winterschatten, Sommer- schatten»

Seite 8 und 9: «Daphneplan», 1992, Acryl/Bleistift, Doppelblätter, je 29.7 x 21 cm, WSL Birmensdorf

Seite lO und l l: «Konstellation IV», 1992, Acryl/Bleistift, Doppelblätter, je 29.7 x 21 cm, WSL Birmensdorf

Seite 12 und 13: «Winterschatten, Sommerschatten», 1992, Acryl/Bleistift, Doppelblätter,je 29.7 x 21 cm, WSL Birmensdorf

Kunstwerke auf dem Gelände der WSL:

«Daphneplan» 1991 /93

zur Lärche und zum Steg konzipiert Durchmesser 70 cm, Länge 130 cm Bronzeguss

zwischen Kantine und Mehrzweckgebäude

«Konstellation IV» (aus Modelsystem) 1992/93 Kristall l, 2, 3 und Welten

Durchmesser je Körper ca. 32 cm

Obereck angeordnet, Ausdehnung auf den Wänden:

270 cm hoch, 265 cm breit; gegenüberliegende blaue Wand 270 cm hoch, 260 cm breit

Bronzeguss punktuell auf die Wand montiert West-Eingang des Mehrzweckgebäudes

«Winterschatten, Sommerschatten» 1992/93 dreiteilige Installation auf gestuftem Betonsockel 360 x 160 cm, Höhe der Einzelkörper 89, 60, 60 cm Bronzeguss, Weisszementbeton

an der Einfahrt zum Haupteingang

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Anton Egloff

Geboren 1933 in Wettingen, Aargau Lebt in Luzern

Studium an der Kunstgewerbeschule Luzern und an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf

Assistent an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Lehrer an der Kantonalen Schule für Gestaltung Luzern Bis 1990 Leiter der Abteilung Freie Kunst

1984 Kunstpreis der Stadt Luzern

Künstlerische Projekte im öffentlichen Raum Kürzere Studienaufenthalte im Ausland

Beteiligung an Gruppenausstellungen im In- und Ausland, Einzelausstellungen u.a.

1986 Museum zu Allerheiligen Schaffhausen (Katalog) 1991 Kunstmuseum Luzern

Monografie, ediert durch das Kunstmuseum Luzern und den Wieseverlag, Basel

1991 Londonaufenthalt, Kulturstiftung Landis & Gyr, Zug 1992 zweibändige Edition: Londonjournal (A. Egloff) und Londoner Textstücke (H. Stalder), Verlag Periferla, Poschiavo. Luzern

Arbeiten in öffentlichen und privaten Sammlungen

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Referenzen

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