DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Hormon im Herzen
Viruserkrankungen
• Fortsetzung von Seite 190 Nebenwirkungen hatten, hat man mittlerweile einige hochvirusse- lektive Antimetabolite gefunden.
Die Selektivität beruht darauf, daß für die Aktivität solcher Substan- zen eine Modifikation durch ein virales Enzym Voraussetzung ist und/oder daß eine besondere Affi- nität zu viralen Enzymen besteht.
Die Gruppe der Nicht-Nukleosid- analoga umfaßt chemisch ganz verschiedene Substanzen, die spezifische Prozesse hemmen, wie das Eindringen der Viren in die Wirtszelle (Adsorption, Pene-
tration), das Freisetzen der viralen Nukleinsäure in der Zelle (Un- coating), den Zusammenbau von Nachkommenviruspartikeln, oder auch die Hemmung der reversen Transkriptase von Retroviren.
Trotz mancher offenen Fragen, die sich vor allem bei der In-vivo- Testung und der klinischen An- wendung ergeben können, stim- men gerade die Ansätze der Grundlagenforschung sehr hoff- nungsvoll.
Dr. med. Hans-Peter Legal Orleansplatz 5
8000 München 80
messenger" in Frage. ANF erhöht die cGMP-Plasma-Konzentration und seine Ausscheidung im Urin.
Nach den ersten Veröffentlichun- gen über die mögliche Implikation partikulärer Guanylat-Zyklase ha- ben andere Arbeitsgruppen be- richtet, daß die ANF-induzierte Gefäßrelaxation cGMP-vermittelt ist, und daß partikuläre Guanylat- Zyklase auch in der Leber und ei- nigen weiteren Geweben von ANF aktiviert wird. Obwohl diese Er- gebnisse dafür sprechen, daß zu- mindest ein Teil der ANF-Wirkung über cGMP vermittelt wird, fehlt noch ein eindeutiger Beweis da- für, daß cGMP als „second mes- senger" für ANF fungiert.
FÜR SIE GELESEN
Neues Hormon im Herzen
ANF (atrialer natriuretischer Fak- tor) heißt ein neu entdecktes Pep- tidhormon, das zumindest einen Teil der bisher unklaren Zusam- menhänge zwischen Herz-Vorhö- fen und Diurese erklärt.
ANF führt bei Ratten bis zu einer 40fachen Steigerung der Diurese und einem 100fachen Anstieg der Natriurese; der Mechanismus ist nicht eindeutig geklärt. Wahr- scheinlich ist sowohl eine Beein- flussung des Flüssigkeitstranspor- tes in den Sammelrohren als auch eine Änderung der intrarenalen Hämodynamik daran beteiligt. Nur Modifikationen am C-terminalen Ende des Moleküls ändern die re- laxierende Wirkung, während die renalen Effekte sowohl durch Än- derungen am C- als auch am N- terminalen Ende beeinflußbar sind. Dies weist darauf hin, daß die verschiedenen Effekte durch unterschiedliche Rezeptortypen vermittelt sein könnten. Die Hem- mung der Aldosteronsekretion durch ANF scheint ebenfalls über spezifische Rezeptoren abzulau- fen. In vitro wird auch die stimu- lierte Cortisolsekretion aus der Nebennierenrinde gehemmt.
Typischerweise können Peptid- hormone wie ANF nicht in Zellen
eindringen. Sie vermitteln ihre Wirkung auf Zellen über spezifi- sche Rezeptoren, welche über
„second messenger"-Systeme die intrazellulären Reaktionen auslösen.
ANF-haltige Granula finden sich im linken und rechten Vorhof von Säugetieren, nicht in den Ventri- keln. Außerdem wurden sie in Speicheldrüsen, Hypothalamus und Tegumentum lokalisiert. Die Freisetzung des ANF aus den Gra- nula ist erst teilweise untersucht.
Azetylcholin kann ANF aus den Granula freisetzen. Bisher konn- ten sowohl in der Nebennierenrin- de als auch an isolierten Gefäß- muskelzellen und an Hypophy- sen-Vorder- und -Hinterlappen hochspezifische Bindungsstellen gefunden werden. ANF kann durch Kallikrein inaktiviert wer- den.
Die Bildung von zyklischem AMP wird durch ANF vermindert, da- durch könnte die in nicht vorkon- trahierten Gefäßen zu beobach- tende Vasokonstriktion durch ANF erklärt werden, weil zyklisches AMP vasorelaxierend wirkt. Auf- grund der vasorelaxierenden Wir- kung und des Einflusses von ANF auf den Flüssigkeitstransport kam auch zyklisches GMP als „second
Hamster von einem Stamm mit hereditärer Kardiomyopathie ster- ben innerhalb eines Jahres an kongestiver Herzinsuffizierung unter ausgeprägtem ANF-Mangel.
Nach Transfusionen normalen, ANF-haltigen Blutes überleben die Tiere wesentlich länger.
Die Konzentration ANF-haltiger Granula steigt bei Ratten sowohl im Durstversuch als auch bei salz- armer Ernährung an. Dies spricht dafür, daß ANF an der Regulation der Volumenhomöostase in vivo beteiligt ist. An narkotisierten Hunden bewirkt ANF eine Sen- kung des mittleren Blutdrucks und eine deutliche Diurese mit ausgeprägter Natriurese.
In einer ersten klinischen Studie mit gesunden Probanden wurde gefunden, daß ANF auch beim Menschen diuretisch und blut- drucksenkend wirkt. Krankheits- bilder, bei denen der Einsatz von ANF sinnvoll sein könnte, umfas- sen alle Zustände, bei welchen ei- ne Gefäßerweiterung und ver- mehrte Natriurese erwünscht ist wie Hypertonus, Herzinsuffizienz, Ödeme, Aszites und Nierenversa- gen, sowie alle Mangelzustände von ANF. cas
R. Gerzer, Das Herz, ein endokrines Organ.
Klin. Wochenschr. (1985) 63: 529-536. — Medi- zinische Klinik Innenstadt der Universität Mün- chen
194 (62) Heft 4 vom 22. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A