64 52008 · UFA-REVUE NUTZTIERE
Die Anforderungen an ein Fleisch- produkt werden durch die Vermark- tung bestimmt. Für die Mäster ist das maximale Schlachtgewicht massgebend, ab dem es Preisabzüge gibt. Grundsätzlich soll bei der Vermark- tung ein optimaler Ausmastgrad erreicht sein (Fettklasse 3 gemäss CH-TAX). Die Beziehung zwischen Schlachtgewicht und Ausmastgrad sieht jedoch bei jedem Tiertyp anders aus. Sie lässt sich durch die Fütterungsintensität beeinflussen.
Tiertyp ist entscheidend Als Tier- typ versteht man grundsätzlich die Kombination aus Geschlecht und Rasse.
Man kann präziser sein und den Tiertyp zusätzlich an ein bestimmtes Alter und ähnliche Aufzuchtsbedingungen knüp- fen. Zum Beispiel können männliche Mastremonten der Rasse Charolais mit sieben bis neun Monaten einen Typ re- präsentieren. Die Frühreife ist das Hauptkriterium, um für einen bestimm- ten Tiertyp die Fütterungsintensität für ein anvisiertes Schlachtgewicht festzule- gen. Sie hängt davon ab, wie schnell ein Tier gewisse adulte Eigenschaften errei- chen kann. Innerhalb einer Rasse nimmt die Frühreife vom Rind zum Ochsen und von diesem zum Muni ab. Das bedeu- tet, dass sich die weiblichen Tiere mit der gleichen Fütterung schneller mästen
lassen als die männlichen. Milchrassen sind frühreifer als die Fleischrassen und innerhalb dieser Rassen herrschen gros- se Unterschiede in der Frühreife. Sie variiert zwischen der frühreifen Angus- Rasse bis hin zu den spätreifen Piemon- tesern. Dazwischen liegen Rassen wie Li- mousin oder Charolais.
Fettansatz am Mastende Am Mastende nimmt der Tageszuwachs tendenziell ab. In diesem Stadium wächst das Fettgewebe schneller als die Muskeln. Konsequenterweise steigt mit zunehmendem Alter der Fettanteil auf Kosten des Muskelgewebes. Deswegen erfordert die Endphase eine energierei- che Ration und weniger Protein, im Ge- gensatz zur Vormastphase, während der
Lipid-Anteile, beeinflussen. Wenn man zum Beispiel das Schlachtgewicht redu- zieren will – immer mit dem Ziel, einen optimalen Ausmastgrad zu erreichen – erhöht man die Fütterungsintensität.
Das führt dazu, dass das Wachstum der Fettgewebe an Geschwindigkeit zulegt (Grafik). Die Reaktion ist umso stärker, je frühreifer die Tiere sind. Es ist aber möglich, den Ausmastgrad der sehr frühreifen Tiere zu reduzieren und so
DIE FÜTTERUNG IN DER ENDMAST spielt eine zentrale Rolle für die Schlacht - körperqualität und für den Preis, der pro Kilogramm Schlachtgewicht gelöst wird.
In der Endmast muss besonders die Energiekonzentration stimmen. Agroscope
Liebefeld-Posieux hat neue Fütterungsempfehlungen erarbeitet, die das Produktionsziel und den Tiertyp berücksichtigen.
Das entscheidende Finale
André Chassot
Tabelle 1: Im ALP-Versuch verwendete Tiertypen
Charakteristik Typ I Typ II Typ III
Frühreife +++ ++ +
Milchleistungspotenzial ++ +++ +
der Mutterkühe
Rasse (Mutter x Vater) Angus x Angus (Red Holstein x Limousin) Limousin x x Limousin Limousin
Angus.
In dieser Reihenfolge nimmt die Frühreife bei den gebräuchlichen Fleischrassen ab und die empfohlene Fütterungs- intensität zu.
Simmental.
Limousin.
schwerere, aber nicht zu verfettete Schlachtkörper zu produzieren, indem die Wachstumsgeschwindigkeit bei die- sen Tieren während der Mast limitiert wird. Die Reduktion der Energiezufuhr wird mit dem Tieralter effizienter, da der depressive Effekt auf den Ausmastgrad stärker ausgeprägt ist, wenn die Tiere sich in einer Phase befinden, in der sie viel Fettgewebe ansetzen.
Der Tageszuwachs muss an die An- forderungen des Endproduktes ange- passt werden, wobei der Frühreife des das Muskelwachstum dominiert.
Indem die Fütterungsintensität vari- iert wird, lassen sich die Körperzusam- mensetzung, hauptsächlich die Propor- tionen respektive die Muskel- und
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und das Milchproduktionspotenzial der Mütter unterschieden (Tabelle 1).
Wie füttern? Obwohl die Resulta- te noch ausgewertet werden, kann man anhand dieser Versuche schon ei- nige praktische Empfehlungen formu- lieren. So zum Beispiel für die Mastre- monten (Typ III), die eine intensive Endmast durch professionelle Mäster bevorzugen. Um leichte Schlachtkör- per von 280 kg zu produzieren, sollte der mittlere Gehalt der Ration mindes- tens 8 MJ NEV pro Kilogramm Tro- ckensubstanz (TS) aufweisen. Das wird zum Beispiel mit der Verabreichung von Maissilage (ganze Pflanze) und Grassilage im Verhältnis von 3:1 (be- züglich TS) ergänzt durch gleich viel (kg TS) vorwiegend energiereiches Kraft- futter erreicht. Um dagegen schwere Schlachtkörper von ungefähr 330 kg zu produzieren, darf die Energiekonzen- tration der Ration um rund 1 MJ NEV pro Kilogramm TS reduziert werden.
Bezüglich Geschlecht sollte im ersten Fall Ochsen oder Rindern der Vorzug gegeben werden, während sich im zweiten Fall Munis besser eignen. Auf-
von vier bis sechs Wochen erlaubte, die- ses Manko zu korrigieren und die Flei- schigkeit beachtlich zu verbessern, alles inklusive einer schnellen Zunahme des Schlachtgewichts. Auf eine relativ res- triktive Fütterung am Ende der Weide- saison folgte eine intensive Fütterung in
Autor André Chassot, Forschungs - anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP), 1725 Posieux,
andre.chassot@alp.admin.ch,
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026 407 72 79Wollen Sie mehr über die Forschungs - resultate zur Munifütterung in der Endmast wissen? Dann fragen Sie beim Autor nach.
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Tabelle 2:Empfohlene Energie- konzentration
(MJ NEV/kg TS) Tiertyp Schlachtgewicht
leicht schwer frühreif < 6,5
mittel-spätreif 8,0 > 7,0
spätreif – 8,0
Grafik: Zusammensetzung des Zuwachses
Quelle: Micol et al (1993)
Fettgewebe
Je frühreifer das Tier, desto stärker der Effekt
Muskeln
39 %
35 %
Tageszuwachs
31 % 27 %
29 %
43 %
50 %
Tageszuwachs der Gewebe Anteil im Zuwachs (% des leeren LG)
Charolais.
können. Diese Versuche wurden mit Mutterkuhkälbern durchgeführt, die unterschiedliche genetische Profile auf- wiesen. Die Aufzuchtbedingungen wa- ren die gleichen. Bis zum Absetzen mit rund zehn Monaten frassen Mutterkuh und Kalb ausschliesslich Gras und des- sen Konserven. Während der ersten fünf Säugemonate bestand die Ration aus Heu und Grassilage und danach Vollweide, teils auf Sömmerungsweide.
Es wurden drei Tiergruppen verglichen, die sich vor allem durch die Frühreife
grund der ALP-Versuche kann man mi- nimale Energiekonzentrationen vorge- ben oder maximale, die während der Endphase nicht zu überschreiten sind – und dies für Tiere unterschiedlicher Frühreife und für verschiedene Schlachtgewichte (Tabelle 2).
ALP machte auch Versuche, in denen die Endmast von Jungvieh zwischen 20 und 22 Monaten angeschaut wurde.
Die Tiere wurden während zwei Weide- saisons gemästet, wobei während der zweiten Saison eine Sömmerung statt- fand. Es handelte sich um Ochsen, ge- kreuzt zwischen Limousin und Fleckvieh von einer Milchherde. Ohne Endmast war ihr Ausmastgrad generell nicht zu- frieden stellend. Eine kurze Endmast
Blonde d’Aquitaine. Piemonteser.
rungsintensität oder der Rationszu- sammensetzung. Aus Sicht der Wirt- schaftlichkeit hat sich die Endmast bei diesen Versuchen als sehr vorteilhaft
erwiesen. 䡵
verwendeten Tiertyps Rechnung zu tra- gen ist. Man kann auch einen Tiertyp wählen, der an eine Fütterungsintensi- tät angepasst ist, die man mit vernünf- tigem Aufwand auf seinem Betrieb so- wohl aus wirtschaftlicher als auch ökologischer Sicht gewährleisten kann.
Je spätreifer die Rasse, desto höher muss die Fütterungsintensität sein, um einen vergleichbaren Schlachtkörper und Ausmastgrad zu erhalten. Es geht also darum, in jedem Fall das Optimum zwischen den Betriebsbedingungen, dem Tiertyp und den Vermarktungs- möglichkeiten zu finden. Wird dieser Grundsatz nicht respektiert, leidet auch das wirtschaftliche Resultat.
Genauere Empfehlungen in Be- arbeitung Während der letzten Jahre hat die Forschungsanstalt Agro - scope Liebefeld-Posieux (ALP) ver- schiedene Versuche durchgeführt, um Fütterungsempfehlungen nach Tiertyp und Produktionsrichtung erarbeiten zu
der Endmast, während der ein starkes kompensatorisches Wachsum provo- ziert wurde. So waren die Mastleis - tungen in der Endphase immer höher, unabhängig von der Dauer, der Fütte-