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Wytweiden des Berner Jura – Problematik des Verbisses von Bäumen durch Pferde

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Obwohl die Entrindung vermutlich nicht erst seit gestern ein Problem ist, gibt es bis heute nur wenige Studien zu dieser Thematik. Sie führt jedoch zu ernst zu nehmen- den Unstimmigkeiten bezüglich Nutzung von Wytweiden insbeson- dere zwischen Förstern und Pfer- dehaltenden. Die Bäume sind ein natürlicher Witterungsschutz für die Pferde. Allerdings faulen sie oder trocknen aus, wenn sie ver- bissen werden. Damit Pferde auf-

grund der Schäden durch Entrin- dung von diesen Weideflächen nicht verbannt werden, wurde eine Studie mit dem Ziel durchgeführt, einen Gesamtüberblick der Situa- tion zu erhalten.

Literaturrecherche

In bereits vorhandenen Studien wurden verschiedene Faktoren genannt, welche den Verbiss be- günstigen wie das Absetzen, Lan- geweile, Nährstoffmängel (z.B.

Mineralstoffe oder Rohfaser) oder zu wenig körperliche Arbeit. Eine Studie an Wildpferden erwähnt sogar, dass Nagen zum Normalver- halten von Pferden gehört. Eine Überbestossung mit Pferden oder klimatische Faktoren könnten ebenfalls eine Rolle spielen.

Fragebogen

Für die Studie wurden zwei verschie- dene Fragebögen erarbeitet, einer für die Förster, der andere für die Besit- zer und Pferdehaltenden, die Mitglied einer Pferdezuchtgenossenschaft der Region waren. Die Fragen bezogen sich auf folgende Themenbereiche : Vorhandensein ja/nein von Verbiss - chäden, das Ausmass und das örtliche Vorkommen, die Art der be- troffenen Bäume, die getroffenen Massnahmen zur Verhinderung der Entrindung und schliesslich die per- sönliche Meinung der Befragten. Die Besitzer und Pferdehaltenden wur- den zusätzlich zu Fütterung, Art der Haltung und Nutzung der Pferde be- fragt.

Ausmass der Schäden Von den 17’000 ha Wytweiden des Berner Jura stehen 20% Pferden zur Verfügung. Schäden durch Ver- biss wurden in der gesamten Re-

gion erfasst. 2/3 der Besitzer/

Pferdehaltenden haben Schäden auf ihren Weideflächen beobachtet.

Der Grad und die Art der Schäden, der Anteil beschädigter Bäume und das örtliche Vorkommen der Schä- den variierten von Weide zu Weide stark.

Tendenzen, aber keine wissenschaftlichen Beweise Statistische Tests, die im Rahmen dieser Studie durchgeführt wurden, ergaben keine eindeutigen Resul- tate. Es konnten lediglich Tenden- zen aufgezeigt werden. So scheinen Pferde im Allgemeinen eher Bäume mit geringem Durchmesser und/

oder dünnerer Rinde zu bevorzugen, und verbeissen eher freistehende, Laubbäume. Nadelbäume sowie Waldsäume und kleinere Baum- gruppen sind tieferm Verbiss aus- gesetzt.

Einflussfaktoren auf die Entrindung

Die Zufütterung von Rohfaser in Form von Stroh oder Heu verringerte schein- bar das Ausmass der Schäden. Der Prozentsatz der Schäden ohne Rohfa- ser-Zufütterung betrug 86%, mit Roh- faser-Zufütterung dagegen nur 63%.

Die Zufütterung von Mineralstoffen

Wytweiden des Berner Jura – Problematik des Verbisses von Bäumen durch Pferde

Da die Entrindung von Bäumen durch Pferde auf den Wytweiden des Berner Jura wiederholt auftritt, haben sich das Nationalgestüt und die Commission des pâturages boisés du Jura Bernois (CPBJB) dieses Themas angenommen. Um die Problematik zu erfassen, führten zwei Studentinnen der Vertiefung Pferdewissenschaften der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL) in Zollikofen Anfang des Jahres eine Studie zum Thema durch.

Groupe de petits sapins blancs et hêtres rongés (Source : Y.Gindrat) Eine Gruppe verbissener Weisstannen und Buchen (Quelle : Y. Gindrat) 111530_FM_117_2011 ok_Mise en page 1 15.09.11 14:27 Page26

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27 schien keinen Einfluss auf den Verbiss

zu haben, allerdings schienen Pferde mehr zu nagen, wenn sie kein Kraft- futter erhielten.

Ein Pferdeanteil von über einem Drit- tel im Verhältnis zu Rindern schien einen negativen Einfluss auf die Schäden zu haben. Die Weiden, auf

denen ausschliesslich Freiberger ge- halten wurden, zeigten weniger Schäden als diejenigen Weiden, auf denen Freiberger mit Pferden ande- rer Rassen zusammen gehalten wurden. Die Weiden wiesen mehr Schäden auf, wenn die Pferde län- ger als 13 Stunden pro Tag draus- sen waren. Die Arbeitsbelastung der Pferde zeigte keinen nennenswer- ten Einfluss. Grundsätzlich konnten gemäss Studie mehr Weiden mit Schäden gezählt werden als ohne.

Massnahmen

Einige Massnahmen, die gemäss Befragung getroffen wurden : Bau eines Unterstandes, Einzäunung der zu schützenden Bäume, Zufütte- rung von Heu, Verbot von Pferden, die Bäume benagen, Aufstallen der Pferde während einigen Stunden am Tag, Zufütterung von Mineral - stoffen, Schutzgitter um die Bäume.

Dornenhecken könnten ebenfalls als Schutz dienen; dieser Lösungs - ansatz müsste genauer untersucht werden. Folgende Massnahmen sind auf jeden Fall zu empfehlen :

• Insbesondere junge Bäume mit glatter Rinde und wertvolle Bäume durch einen Zaun schüt- zen. Maschengitter sind eben-

falls möglich, es hat sich jedoch herausgestellt, dass dieser Schutz teuer und schwierig zu montieren ist.

• Bei grosser Hitze die Pferde in den Stall bringen oder ihnen einen Unterstand anbieten.

• Den Pferden zusätzlich zum Gras genügend Rohfaser zufüttern.

Weitere Untersuchungen nötig Pferde wie Rinder tragen zum Er- halt des Gleichgewichts der Wyt- weiden bei und sind für den Tourismus von grosser Bedeutung.

Es ist zu hoffen, dass sich alle be- troffenen Parteien darum bemühen, die typische Landschaft der Jura- Region zu erhalten. Mit dieser Ar- beit konnte der aktuelle Stand der Situation im Berner Jura erhoben werden ; nun müssten gezieltere Untersuchungen folgen, um oben genannte Tendenzen unter Beweis zu stellen.

Jeanne Häring und Yveline Gindrat-von Allmen

Abbildung 1: Vorkommen von Schäden, Einschätzung Zeitraum durch Förster

Abb. 2: Vorkommen von Schäden, Einschätzung Zeitraum durch Pferdebesitzer Seit 1 bis 10

Jahren 12%

Seit mehr als 10 Jahren

69%

Weiss nicht oder keine Schäden

19%

Vorkommen von Verbissschäden, Einschätzung durch die Förster

n=16

Seit 1bis 10 Jahren

32%

Seit mehr als 10 Jahren

51%

Weiss nicht oder keine Schäden

17%

Vorkommen von Verbissschäden, Einschätzung durch Pferdebesitzer

n=47

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