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Archiv "Deutscher Ärztekongress in Berlin vom 10. bis 12. September" (06.08.2007)

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A2222 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 31–32⏐⏐6. August 2007

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

Topiramat (Topamax®) zählt zu den neueren Antikonvulsiva und ist in Deutschland zugelassen zur Monotherapie einer Epilepsie bei Erwachsenen und Kindern ab zwei Jahren sowie zur Zusatzthera- pie bei fokalen Anfällen, primär generalisierten Anfällen und beim Lennox-Gastaut-Syndrom. Seit 2005 besteht darüber hinaus die Zulassung als Mittel der zweiten Wahl zur Prophylaxe von Migrä- nekopfschmerzen bei Erwachsenen. Die antiepileptische Wirkung der Substanz beruht unter anderem auf einer Blockade spannungs- abhängiger Natriumkanäle, der Antagonisierung von exzitatorisch wirkendem Glutamat und einer Modulierung des GABAA-Re- zeptors. Das Mittel wurde 2005 mit 3,8 Mio. DDD verordnet, ent- sprechend einem Zuwachs von 19 % gegenüber dem Vorjahr (1).

Der AkdÄ wurde jetzt der Fall eines vierjährigen Kindes ge- meldet (AkdÄ-Nr.143 029), das wegen fokal-partiellen Krampf- anfällen im Rahmen einer tuberösen Sklerose mit Topiramat 100 mg/Tag behandelt wurde (empfohlene Dosis für ein Kind mit einem altersentsprechenden Gewicht: 90 bis 160 mg/Tag). Wegen rezidivierendem Fieber bis 40 °C ohne sonstige Infektzeichen er- folgte die stationäre Aufnahme. Die bereits klinisch beobachtete Anhidrosis konnte durch einen negativen Schweißprovokations- test bestätigt werden. Laborchemisch zeigte sich eine kompen- sierte metabolische Azidose. Unter schrittweiser Reduktion der Dosis und Einleitung einer antikonvulsiven Therapie mit Leveti- racetam klang die Symptomatik ab.

Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: Juni 2007) sind 688 Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Gabe von Topiramat erfasst. Am häufigsten wurden Krampfanfälle unter laufender Therapie, Gewichtsverlust und Depression gemeldet. 15-mal wird Fieber als UAW genannt, und man findet einen weiteren Fall einer Anhidrosis bei einem zweijährigen Kind.

Störungen der Schweißsekretion (Oligohidrosis, Anhidrosis) mit einer resultierenden Erhöhung der Körpertemperatur sind bekannte Nebenwirkungen einer Therapie mit Topiramat und werden auch in der Fachinformation aufgeführt (2). Kinder sind davon häufi- ger betroffen als Erwachsene. Ursächlich ist vermutlich eine Hem- mung von Isoenzymen der Carboanhydrase in Schweißdrüsen.

Über diesen Mechanismus erklärt sich auch die metabolische Azi- dose, die bei einigen Patienten unter Topiramat beobachtet wird.

Ähnliche Nebenwirkungen zeigen sich unter dem Antiepileptikum Zonisamid (Zonegran®), das ebenfalls die Carboanhydrase hemmen kann (3). Kürzlich publizierte Ergebnisse aus Tierversuchen zeigen, dass möglicherweise eine durch Topiramat verminderte Expression in den Schweißdrüsen von Aquaporin-5, einem Membrantranspor- ter für Wasser, zur Hemmung der Schweißsekretion beiträgt (4).

In einer israelischen Studie, die 13 Patienten im Alter zwischen einem und 37 Jahren unter Medikation mit Topiramat untersucht

hatte, zeigte sich bei neun Patienten eine reduzierte Schweißbil- dung, die jedoch nur in drei Fällen im Sinne einer Hitzeintoleranz symptomatisch war (5). Patienten und deren Eltern sollten vor der Therapie mit Topiramat auf Symptome wie vermindertes Schwit- zen und erhöhte Körpertemperatur, insbesondere bei hohen Außentemperaturen und sportlicher Betätigung, aufmerksam ge- macht und auf die Notwendigkeit ausreichender Flüssigkeitszu- fuhr unter der Therapie hingewiesen werden. Besondere Vorsicht ist geboten bei der Kombination mehrerer Substanzen, die eine Hemmung der Carboanhydrase bewirken können, wie Topiramat, Zonisamid und Sultiam (Ospolot®).

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlag- seite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

LITERATUR

1. Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2006. Heidelberg:

Springer Medizin Verlag, 2007.

2. Janssen-Cilag GmbH: Fachinformatioin Topamax®Filmtabletten/Kapseln. Stand:

Juni 2006.

3. Cerminara C, Seri S, Bombardieri R et al.: Hypohidrosis during topiramate treat- ment: a rare and reversible side effect. Pediatr Neurol 2006; 34: 392–4.

4. Ma L, Huang YG, Deng YC et al.: Topiramate reduced sweat secretion and aquapo- rin-5 expression in sweat glands of mice. Life Sci 2007; 80: 2461–8.

5. Ben-Zeev B, Watemberg N, Augarten A et al.: Oligohydrosis and hyperthermia: pi- lot study of a novel topiramate adverse effect. J Child Neurol 2003; 18: 254–7.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert- Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, Postfach 12 08 64, 10598 Berlin, Telefon: 0 30/40 04 56-5 00, Fax: 0 30/40 04 56-5 55, E-Mail:

info@akdae.de, Internet: www.akdae.de )

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT

„Aus der UAW-Datenbank“

Anhidrose und Hyperthermie unter Topiramat (Topamax ® ) bei einem Kind

Deutscher Ärztekongress in Berlin

vom 10. bis 12. September

In Zusammenarbeit mit der Bundesärztekammer und der Ärztekammer Berlin

Kongressleitung: Prof. Dr. R. Gotzen, Prof. Dr. M. Paul, Prof. Dr. W.

A. Scherbaum

Partner: Hartmannbund – Verband der Ärzte Deutschlands e.V., Be- rufsverband Deutscher Internisten e.V., KV Berlin, Deutsche Gesell- schaft für Innere Medizin e.V.

Veranstaltungsort: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum/Lehrgebäude, Augustenburger Platz, 13353 Berlin Weitere Veranstaltungen: 40. Deutscher zahnärztlicher Fortbil- dungskongress, 36. Pflegefachtagung, 15. Physiotherapie-Forum, MTA-Fortbildung, Fortbildung für die Medizinische Fachangestell- te, Arzt-Patienten-Forum

Zertifizierte Fortbildung

Veranstalter: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Kongressgesell- schaft für ärztliche Fortbildung e.V., MEDICA Deutsche Gesell- schaft zur Förderung der Medizinischen Diagnostik e.V.

Organisation/Auskunft: MedCongress GmbH, Postfach 70 01 49, 70571 Stuttgart, Telefon: 07 11/72 07 12-0, Fax: 07 11/72 07 12-29, E-Mail: info@deutscher-aerztekongress.de, Internet: www.deutscher-

aerztekongress.de )

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