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Archiv "Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Aus der UAW-Datenbank Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin (Lyrica ® )" (28.01.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 4

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28. Januar 2011 A 183 Lyrica® (Pregabalin) ist zugelassen zur Behandlung von neuro-

pathischen Schmerzen (beispielsweise bei Diabetes mellitus, Gürtelrose [Herpes zoster] oder Rückenmarksverletzungen), als Zusatztherapie bei Epilepsiepatienten mit partiellen Anfällen und bei generalisierten Angststörungen (1). Der Wirkstoff Pregabalin ist ein Analogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA), er bin- det an eine Untereinheit spannungsabhängiger Calciumkanäle im ZNS und moduliert die Freisetzung verschiedener exzitatorischer (erregender) Neurotransmitter. Entsprechend zählen Benommen- heit und Schläfrigkeit zu den häufigsten unerwünschten Arznei- mittelwirkungen von Pregabalin.

Lyrica® ist seit 2004 in Deutschland verfügbar und wird vor allem in der Indikation neuropathischer Schmerz zunehmend eingesetzt, obwohl eine bessere Wirksamkeit im Vergleich zu beispielsweise Gabapentin oder Amitriptylin nicht belegt ist (2).

Im Jahr 2009 wurden 45,7 Millionen DDD verordnet; dies ent- spricht einer Zunahme von etwa 22 Prozent gegenüber dem Vor- jahr (3). Lyrica® steht in Deutschland auf Platz 12 der umsatz- stärksten patentgeschützten Arzneimittel mit einem Umsatz von etwa 220 Millionen Euro im Jahr 2009.

Die AkdÄ wurde von einem niedergelassenen Neurologen und Psychiater über den Fall eines 39-jährigen Patienten informiert (AkdÄ, Fall-Nr. 153347), der wegen einer generalisierten Angst- störung mit Pregabalin behandelt wurde. Mehrfache Versuche des Patienten, sich Rezepte zu erschleichen, und das Eingeständnis, bis zu 3 000 mg des Medikaments täglich einzunehmen (empfoh- lene Tageshöchstdosis 600 mg), lassen auf eine Abhängigkeit schließen. Der meldende Arzt berichtet, dass ihm durch Kollegen weitere Fälle von Abhängigkeit von Pregabalin bekannt seien.

Pharmakodynamisch ist aufgrund der GABA-ergen Eigen- schaften von Pregabalin eine Abhängigkeitsentwicklung vor- stellbar. GABA löst als der wichtigste sedierende und entspan- nende Neurotransmitter geeignete psychische Reaktionen aus, und bei zahlreichen GABA-ergen Substanzen, wie zum Beispiel Benzodiazepinen, Barbituraten oder Alkohol, liegt ein Abhängig- keitspotenzial vor.

Kürzlich wurde von deutschen Autoren ein weiterer Fallbericht einer Abhängigkeit von Pregabalin publiziert (4). Der betroffene Patient hatte eine Heroinabhängigkeit in der Vorgeschichte, und Pregabalin war ihm von einem Freund wegen der euphorisieren- den Wirkungen empfohlen worden. Er konsumierte neben Prega- balin (bis zu 7 500 mg pro Tag) Cannabis und Alkohol. Bei einem selbst durchgeführten Entzugsversuch kam es zu ausgeprägten vegetativen Symptomen, ein stationärer Entzug schlug fehl.

Mitarbeiter der schwedischen Arzneimittelbehörde haben im Juni dieses Jahres anhand von 16 Spontanberichten ein Signal für ein Abhängigkeits- und Missbrauchspotenzial von Pregabalin veröffentlicht (5). Auch in der globalen Datenbank von Spontan-

berichten bei der Weltgesundheitsorganisation konnte durch eine neu entwickelte Analysemethode von Fallberichten mit Hilfe von Indikatoren für ein Abhängigkeitspotenzial retrospektiv bereits Mitte 2005 ein entsprechendes Signal für Pregabalin detektiert werden (6). In der Datenbank des deutschen Spontanmeldesys- tems sind aktuell circa 1 200 Berichte unerwünschter Arzneimit- telwirkungen von Pregabalin erfasst, darunter neben dem oben geschilderten Fall weitere Fälle von Arzneimittelabhängigkeit und -missbrauch.

Die Hinweise auf ein Missbrauchspotenzial von Pregabalin wurden in diesem Jahrunter die Warnhinweise in die Fachinfor- mation aufgenommen (1). Auch wenn das Risiko möglicherwei- se nur gering ist, sollten Patienten vor Beginn einer Behandlung darauf aufmerksam gemacht werden. Insbesondere bei Sucht - erkrankungen in der Vorgeschichte sollte auf Zeichen für eine Abhängigkeitsentwicklung beziehungsweise einen Missbrauch, wie eine Zunahme der eingenommen Dosis, geachtet werden.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den Berichtsbogen verwenden, der regelmäßig im Deutschen Ärzteblatt abgedruckt wird oder über die Homepage der AkdÄ abrufbar ist. Es besteht auch die Möglichkeit, über www.akdae.de direkt online einen UAW-Verdachtsfall zu melden.

LITERATUR

1. Pfizer Pharma GmbH: Fachinformation „Lyrica® Hartkapseln“. Stand: August 2010.

2. Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arzneimittelkommission der deutschen Ärz- teschaft: Pregabalin (Lyrica® Hartkapseln): www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/

WA/Archiv/Pregabalin.pdf. Wirkstoff aktuell 02/2007. Stand: 26. März 2007.

3. Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2010. Heidelberg:

Springer Medizin Verlag, 2010.

4. Grosshans M, Mutschler J, Hermann D et al.: Pregabalin abuse, dependence, and withdrawal: a case report. Am J Psychiatry 2010; 167: 869.

5. Schwan S, Sundstrom A, Stjernberg E et al.: A signal for an abuse liability for pre- gabalin results from the Swedish spontaneous adverse drug reaction reporting system. Eur J Clin Pharmacol 2010; 66: 947–53.

6. Caster O, Edwards IR, Noren G0N, Lindquist M: Earlier discovery of pregabalin’s dependence potential might have been possible. Eur J Clin Pharmacol 2010;

Epub ahead of print.

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„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“

vom 3. bis 5. Februar 2011 in Berlin (eine Veranstaltung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft)

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