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Archiv "Katastrophen: Großes Erstaunen" (19.09.2003)

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Karl Marx

Zu dem Leserbrief „Widerspruch“

von Dr. Roland Haßelbacher in Heft 26/2003:

Naiv

Es gehört eine gehörige Porti- on Naivität dazu, Karl Marx für alles verantwortlich zu ma- chen, was unter Stalin und Ul- bricht geschehen ist. Dass er auch für Pol Pot verantwort- lich sein soll, ist absurd. Karl Marx lebte im 19. Jahrhun- dert. Wir leben im 21. Jahr- hundert.

Dr. med. Horst Rocholl,

Usedomstraße 13, 15366 Neuenhagen

Katastrophen

Zu dem Beitrag „Sichtungskategori- en und deren Dokumentation“ von Prof. Dr. med. Peter Sefrin et al. in Heft 31–32/2003:

Großes Erstaunen

Der Bericht von Sefrin et al.

über Sichtungskategorien und deren Dokumentation hat in unserer Gruppe Leitender Notärzte großes Erstaunen hervorgerufen, insbesondere die Kernaussage, dass bei Ka- tastrophen neben den drei Ka- tegorien der Verletzungs- schwere (vital bedroht, schwer verletzt, leicht verletzt) nun doch wieder eine vierte Kate- gorie eröffnet werden müsse für diejenigen, die voraussicht- lich ohnehin sterben würden und einer „abwartenden Be- handlung“ zugeführt werden müssten. Es sei dies das Er- gebnis einer „Konsensus- Konferenz“ von Experten aus Deutschland und sechs europäischen Staaten.

Was treibt eine Experten- gruppe aus Katastrophenme- dizinern dazu, erneut mit ei- ner derartigen Vehemenz Strukturen vorzubereiten, die bei einem größeren Ereignis sehr früh „Schwerverletzte und Schwererkrankte mit we- nig Überlebensaussichten“

erfassen und separieren möchte? Wo sind die Beispie- le in der deutschen und mit- teleuropäischen Nachkriegs- geschichte, die belegen, dass ein derartiges Vorgehen Le- ben oder Gesundheit von in der Frühphase scheinbar überlebensfähigen Betroffe- nen gerettet hätte? Wo sind die Beispiele dafür, dass in unserem Land nicht inner- halb von ein bis zwei Stunden nach einem großen Ereignis ausreichend Material und Fachpersonal an einer Scha- densstelle zur Verfügung ge- standen hätten?

Welcher noch Lebende ist auf den ersten Blick zu dem Zeit- punkt, an dem die systemati- sche qualifizierte Sichtung be- ginnt, mit hinreichender Si- cherheit als nicht mehr überle- bensfähig einzustufen?

Welche Szenarien spielen sich in den Fantasien der Kata- strophenmediziner ab, dass sie die Anzahl der derart Hoff- nungslosen so hoch einstufen, um eine eigene Kategorie IV einzufordern? Brauchen Pati- enten der Kategorie IV weni- ger qualifizierte Zuwendung und Behandlung als Schwer- verletzte mit scheinbar besse- rer Prognose?

Erfahrene Notärzte und Lei- tende Notärzte haben in den letzten 20 Jahren Strukturen vorbereitet, um in unserem Land größere medizinische Notfallereignisse und Kata- strophen bewältigen zu kön- Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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nen. Bewusst wurde aus prak- tisch-organisatorischen und ethischen Beweggründen die bis vor 20 Jahren aus Kriegs- erfahrungen resultierende Kategorie der „Hoffnungslo- sen“ aus dem Sichtungsraster herausgenommen. Im präkli- nischen Bereich ist die Ein- teilung in drei Kategorien nach den drei Ampelfarben (Rot: schwer verletzt, vital bedroht; Gelb: schwer ver- letzt, nicht vital bedroht;

Grün: leicht verletzt) ausrei- chend und allgemein im Ret- tungsdienst etabliert. Hiervon sollte auch bei Katastrophen nicht abgewichen werden.

Die Transportreihenfolge wird in der roten Gruppe, be- ginnend ohnehin individuell und angepasst an die aktuel- len Gegebenheiten, vom Lei- tenden Notarzt so festgelegt, dass das bestmögliche Be- handlungsergebnis erreicht werden kann.

Dr. med. Wolfgang Baumeier, Klinik für Anästhesiologie am UK-SH, 23538 Lübeck

Für die Leitende Notarztgruppe der Hansestadt Lübeck am Universitäts- klinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Lasermedizin

Zu dem Titelbild von Heft 33/2003:

Innovation ist nicht gefährlich

Schade, dass bei uns immer zu- erst das Negative und dann das Positive erwähnt wird. So

ist die Aussage (Zit.) „Lid- operation Risiko und Nutzen des Lasers“ auf der Titelseite verständlich. Der Laser mit Quarzfaser kann extrem billig in allen operativen Sparten durch die physikalischen Ge-

webeeffekte Erwärmung, Koa- gulation, Carbonisation und Photoablation eingesetzt wer- den und somit das noch in der Bronzezeit entwickelte Skal- pell verdrängen. Da das Inter- esse der Medien an Laserme- dizin um ein Vielfaches größer ist als bei den Agierenden, führt der Laser derzeit leider ein kapriziöses teures Exoten- leben. Innovation ist nicht ge- fährlich, es ermöglicht uns al- len ein erschwingliches langes Leben. Also sagen wir doch mal bitte: „Lidoperation Nut- zen und Risiko des Lasers“.

Dr. med. Hans Hainz, Bahnhofstraße 4, 54550 Daun

Off-Label-Use

Zu dem Beitrag „Wenn Therapieko- sten zum Zankapfel werden“ von Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Schmitz et al. in Heft 30/2003:

Auf Einzelfälle zurückführen

. . . Die Autoren bemühen in ihrem Artikel die Kriterien der evidenzbasierten Medizin.

Bevor der Begriff Evidenz be- nutzt wird, sollte man sich der unterschiedlichen Bedeutung des Wortes im Deutschen (Of- fensichtlichkeit, Augenschein- lichkeit) und im Englischen (Nachweisbarkeit, Belegbar- keit) bewusst sein. In den Aus- führungen wird die interne Evidenz hervorgehoben. Die im Literaturverzeichnis zitier- ten Quellen untermauern die- se These jedoch nicht. Sackett unterscheidet die externe Evi- denz – verkürzt die Datenlage – von der internen. Im Origi- naltext wird jedoch nicht von einem Gegensatz, sondern von der Integration beider Expertisen ausgegangen.

Auch wenn nach wie vor eine nähere Beschreibung dessen, was unter „interner Evidenz“

zu verstehen ist, wünschens- wert ist, ist es eine Verdrehung des Begriffs EbM, ausschließ- lich auf ärztliche Expertise zu setzen. Vielmehr bedarf es der Weiterentwicklung des Konzepts, um einerseits der wissenschaftlichen und ande- rerseits der handlungsorien- A

A2430 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3819. September 2003

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tierten Medizin im Span- nungsverhältnis des Allgemei- nen (Datenlage) und Indivi- duellen (Patienten) auch im Sinne einer Verbesserung der Qualität der Versorgung ge- recht zu werden. Die Autoren bleiben schuldig, was „ärztli- che Kunst“ und „Kompe- tenz“ in der Onkologie aus- macht, welchen Nutzen sie in der Behandlung bringt und wie Patienten und Kranken- kassen sie erkennen bzw. die Kunst von der Inkompetenz unterscheiden. Solange diese Defizite nicht behoben sind, führt die von den Autoren vorgeschlagene Vorgehens- weise zu der „Willkür“, die sie den Krankenkassen unterstel- len. Auch im Konzept der EbM sind randomisierte Stu- dien nicht immer gefordert.

Sie sind für sehr seltene Krankheiten auch gar nicht möglich. Mittlerweile sind im

gen für Arzneimittel gegen solche Erkrankungen oder mit geringen Marktchancen geschaffen (Orphan-Drug).

Zudem sind für neue Arznei- mittel oder Indikationen mit hoher Versorgungsbedeutung auch im deutschen Arzneimit- telrecht beschleunigte bzw.

auflagengebundene Zulassun- gen möglich. Dennoch wird ein Bereich bleiben, der gene- rellen (arzneimittelrechtli- chen) Regelungen schwer zu- gänglich ist. Im Sinne des Ver- braucherschutzes muss der Off-Label-Use jedoch wieder auf diese Einzelfälle zurück- geführt werden. EbM ist auch hierbei keine Universallösung für alle bisher unbefriedigt gelösten Probleme wissen- schaftlicher Fundierung medi- zinischen Handelns.

Literatur bei der Verfasserin Dr. Annette Nahnhauer,Referat Arzneimittel im Geschäftsbereich

Entspricht nicht den Prinzipien der EbM

Den Autoren ist zuzustimmen, wenn sie daran erinnern, dass Evidenz-basierte Medizin (EbM) sich aus den beiden Teilen externe und interne Evidenz zusammensetzt, wo- bei sie allerdings die Patien- tenwerte als wesentliche Kom- ponente der EbM unerwähnt lassen. Die einem Problem an- gemessene Gewichtung beider Teile ist jedoch eine Gratwan- derung, die nicht einfach mit der Vorstellung, fehlende ex- terne Evidenz könne durch Kunst und Überzeugung kom- pensiert werden, zu lösen ist.

Die Ausführungen lassen denn auch nicht erkennen, wie in der postulierten „Summe aus externer und interner Evi- denz“ Grenzen gezogen und Maßstäbe für eine Regelhaf- tigkeit formuliert werden kön-

kann, dass der Verweis auf persönliche interne Evidenz Entscheidungen erlaubt, die niemand sonst für sinnvoll hält. Der „Lösungsvorschlag“, die „Summe aus externer und interner Evidenz . . . als Steue- rungsinstrument für die Er- stattungsfähigkeit heranzuzie- hen“, erscheint hier erstaunlich ungenau. Evidenz-basierte Medizin steht für den Versuch, die strukturiert gewonnenen Erfahrungen vieler in transpa- renter Weise für Entscheidun- gen zu nutzen. Interne Evi- denz muss die für eine ange- messene Umsetzung erforder- liche „Feinjustierung“ leisten.

Das Ersetzen von wissen- schaftlichen Ergebnissen durch „Kompetenz“ ist damit nicht gemeint, ein Freibrief, bei mangelhafter externer Evidenz Medikamente trotz- dem einzusetzen, auch nicht.

Nicht nachvollziehbar ist, wie

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ne unkontrollierbare Beliebig- keit in den Therapieentschei- dungen vermeiden“ lässt. Der Rückzug auf den in keiner Weise spezifizierten „aner- kannten Stand der medizini- schen Wissenschaft“ bietet dafür keine transparente und nachvollziehbare Lösung. In Deutschland ist die Situation zusätzlich erschwert, da die vorhandene Evidenz fast aus- schließlich aus internationalen Studien stammt und englisch- sprachig publiziert ist. Der Zu- gang auch zu eigentlich leicht zugänglichen Studienergebnis- sen ist für viele unter den ge- genwärtigen Bedingungen in der ärztlichen Praxis nicht möglich. Der Rückzug auf die interne Evidenz liegt daher oft nicht am Mangel an Evidenz, sondern an deren Unkenntnis, deren Beseitigung gerade ein zentrales Anliegen der EbM ist. Die von den Autoren vor- geschlagene „Lösung“ ist kei- ne, die der Anwendung der Prinzipien der Evidenz-basier- ten Medizin entspricht.

Professor Dr. Jürgen Windeler, Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V., Fachbereich Evidenz-basierte Medizin, Lützowstraße 53, 45141 Essen

Dr. Gerd Antes,

Institut für Med. Biometrie und Med.

Informatik, Abteilung Medizinische Biometrie und Statistik, Deutsches Cochrane Zentrum, Stefan-Meier-Straße 26, 79104 Freiburg

PKV

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Miss- verhältnis“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 27/2003:

Kein Wettbewerb

Es schlägt dem Fass den Bo- den aus: Alle müssen sparen, nur nicht die PKV, bei der Ver- waltungs- und Vertragsab- schlusskosten von 2001 auf 2002 nochmal um knapp 200 Millionen anstiegen. Das ist fast so viel wie die gesamten Ausgaben für die ambulante ärztliche Versorgung. Dabei wird der Service immer schlechter und teurer durch Callcenter mit kostenpflichti- gen Servicenummern der

deutschen Telekom. Wann wird in der PKV endlich Wett- bewerb möglich? Er ist ver- hindert, weil die angesammel- te Alterungsrücklage nicht mitgenommen werden kann.

Jeder Wechselwillige verliert dieses in den Beitragsjahren angesammelte Vermögen.Was muss der Gesetzgeber tun?

Was empfiehlt die Bundesan- stalt für Finanzdienstleistungs- aufsicht(Bafin) gegen diese Abzockerei? Es kann doch nicht sein, dass man sein Recht auf Gesundheit unter ange- messenen Kosten – durch Kas- senwechsel unter Mitnahme der Altersrückstellung – viel- leicht erst in einem langwieri- gen Klageweg erreicht, während Versicherungsleute für sich schnell noch einmal in die Vollen greifen.

Dr. med. Klaus Blumberg, Zum Altmühlspitz 5, 93309 Kelheim

Medikamente

Zu dem Beitrag zur Versorgungsfor- schung „Fallbeispiel Schizophrenie:

Hohe soziale Kosten“ von Dr. rer. pol.

Harald Clade in Heft 28–29/2003:

Kritische Anmerkungen

. . . Die referierte Studie von von der Schulenburg und Rüther gehört zu den wenigen Arbeiten, die das Thema der Ökonomie psychiatrischer Versorgung in Deutschland fundiert aufgreifen, und ver- dient daher hohe Anerken- nung und Beachtung, wenn auch zu Details der Studie kri- tische Anmerkungen erforder- lich sind.

Eine Passage des Textes kann jedoch, weil zumindest miss- verständlich, nicht unwider- sprochen bleiben: Wenn Rüther mit der Aussage zitiert wird, „nach drei Tagen müsse mit der Rehabilitation begon- nen werden“, ist dem insoweit beizupflichten, als auch die Akutbehandlung, sozialpsych- iatrischem Credo entspre- chend, rehabilitative Elemente enthalten muss. In der geglie- derten sozialrechtlichen Land- schaft in Deutschland mit ihrem sehr eingeengten Reha- bilitationsbegriff und bei der

Tendenz von Kostenträgern, Verschiebebahnhöfe der Zu- ständigkeit zu schaffen, bein- haltet diese Aussage aber eine große Gefahr: Rehabilitations- maßnahmen im engeren Sin- ne, wie sie für schizophren Er- krankte von den Rehabilitati- onseinrichtungen für psy- chisch Kranke (RPK) angebo- ten werden, sind erst möglich und sinnvoll nach Abschluss der Akutbehandlung, wenn Rehabilitationsbedarf, Reha- bilitationsfähigkeit des Teil- nehmers und günstige Rehabi- litationsprognose feststehen.

Ein zu frühzeitiger Übergang von der Behandlung in die medizinische Rehabilitation im engeren Sinne führt zu de- saströsen Ergebnissen, belastet alle Beteiligten und ist letzt- lich auch ökonomisch sinnlos.

Die Forderung nach frühzeiti- ger Rehabilitation darf nicht zu einer Verkürzung der An- sprüche auf die notwendige Behandlung führen!

Prof. Dr. med. Wolfgang Weig, Niedersächsisches Landeskrankenhaus Osnabrück, Knollstraße 31, 49088 Osnabrück

Daten vervollständigen

. . . Mit dem Argument, dass die direkten Behandlungsko- sten der Erkrankung nur ei- nen Bruchteil der indirekten Kosten darstellten, die durch den Langzeitverlauf der Krankheit entstünden, wirbt auch die Pharmaindustrie für die von ihr vertriebenen Aty- pika. Deren Wert vor allem auf Kognition, emotionale Er- reichbarkeit und Compliance soll hier durchaus nicht in Ab- rede gestellt werden. Das gün- stige Kosten-Nutzen-Verhält-

nis dieser innovativen Medi- kamente harrt aber noch eines schlagenden Beweises durch Untersuchungen darüber, wie viel mehr Schizophrenie-Pati- enten durch deren Einsatz im ersten Arbeitsmarkt gehalten werden können. Solche Daten müssten inzwischen verfügbar sein, wenn man davon aus- geht, dass Risperidon (Han- delsname Risperdal) seit 1993 auf dem deutschen Markt verfügbar ist und Amisulprid (Handelsname Solian) vor seiner Zulassung in Deutsch- land bereits zehn Jahre lang in Frankreich eingesetzt wurde. Interessant wäre auch zu wissen, ob in den USA, wo der Atypika-Anteil 60 % betragen soll, entsprechend mehr Patienten arbeitsfähig gehalten werden konnten als in Deutschland mit einem Anteil von 25 % des Neuro- leptika-Marktes.

Dr. med. Sigrid Planz-Kuhlendahl, Landesverband Hessen im BVDN e.V., Aliceplatz 7, 63065 Offenbach

Prävention

Zu dem Leserbrief „Fakten sprechen für Prävention“ von Prof. Dr. med.

Friedrich Wilhelm Schwartz in Heft 31–32/2003, der sich auf den Beitrag

„Von Mythen geprägt“ von Dr. med.

Eva A. Richter-Kuhlmann in Heft 23/2003 bezog:

Es geht um die Begründung

Der Umkehrschluss von Schwartz, dass es wohl kosten- günstiger oder zumindest ko- stengleich ist, jede Krankheit (und jede vermeidbare Ver- schlimmerung derselben) erst nach ihrem Ausbruch (bzw. ih- rer Verschlimmerung) zu be- handeln, weil sich mit Präven- tion keine Kosten einsparen lassen, ist nicht zulässig. Es geht nicht um die Frage, Prävention oder keine Präven- tion, wie es sich aus der Über- schrift „Fakten sprechen für Prävention“ ableiten lässt, sondern es geht um die Frage, warum Prävention und damit um die Begründung von Prävention. Immer wieder wird behauptet, Prävention A

A2432 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3819. September 2003

Offene Briefe

So genannte „offene Brie- fe“ werden, soweit von all- gemeinem Interesse, re- daktionell ausgewertet.

Als Leserbriefe werden sie nicht publiziert. In der Ru- brik Leserbriefe erschei- nen grundsätzlich nur sol- che Briefe, die allein für das Deutsche Ärzteblatt bestimmt sind.

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spart Kosten, und auch darum sei Prävention das Gebot der Stunde, in dieser allge- meinen Formulierung oder mit der Nennung von nicht bewiesenen und nicht beleg- ten Zahlen. Der Sachver- ständigenrat für die Konzer- tierte Aktion im Gesundheits- wesen behauptet in seinem Gutachten 2000/2001: „Theo- retisch (bei nicht saldierter und nicht diskontierter Be- trachtung) lassen sich rund 25 bis 30 Prozent der künftigen Gesundheitsausgaben in Deutschland durch langfristi- ge Prävention vermeiden.“

Diese Aussage ist wissen- schaftlich nicht belegt. Der Berufsverband Deutscher Präventologen sieht sogar ein Einsparvolumen von 110 Mil- liarden Euro jährlich, wenn das Konzept der breiten Prävention von jedem Einzel- nen angewandt würde (Die

Land der Welt eine wissen- schaftlich begründete Ab- schätzung des Einsparpotenzi- als für das gesamte Gesund- heitswesen durch Prävention.

Es gibt bis heute keine Metho- dik, mit der ein derartiges Einsparpotenzial errechnet werden kann. Und dies allein ist die Aussage in den „My- then der gesundheitspoliti- schen Diskussion: Prävention spart kein Geld“.

Es ist eher gefährlich, Präven- tion mit der durch Prävention erzielten Kosteneinsparung zu begründen. Ein saldierter öko- nomischer Nutzen wäre nicht nachzuweisen.

Prävention ist ein Wert an sich. Prävention kann

>Todesfälle vermeiden (Bei- spiel aktive Schutzimpfung),

>eine frühzeitige und damit oft rechtzeitige Behandlung ermöglichen (Beispiel Früher- kennung),

>die Lebensqualität verbes- sern,

>eine Frühverrentung verhin- dern,

>das Leben verlängern.

Dies ist die Begründung für Prävention, dies sind die Aus- wirkungen von Prävention.

Vielleicht spart Prävention auch Kosten – bewiesen ist es nicht. Die Kosteneinsparung

durch Prävention ist jedoch ein eher nachrangiges Argu- ment für Prävention.

Prof. Dr. med. Fritz Beske, MPH,Fritz Beske Institut für Gesundheits-System- Forschung Kiel, Weimarer Straße 8, 24106 Kiel

Gesundheitsreform

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Durch- bruch erzielt“ von Samir Rabbata in Heft 30/2003:

Mir schwant nichts Gutes

Mir schwant nichts Gutes, wenn ich lese „zudem sei bei Arztbesuchen eine Gebühr von 10 Euro pro Quartal zu entrichten“. Ich kann keiner Quelle entnehmen, ob diese Gebühr auch von den institu- tionalisierten Notfallbehand- lungszentren der Kranken- häuser kassiert werden solle.

Anonym

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen.Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Brie- fe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann,

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fer dieser Reform wäre das nicht weiter verwunderlich, sage ich Ihnen voraus, dass unsere Notfallstationen aus allen Nähten platzen, was sie ohnehin schon tun, weil die Präsenz der niedergelassenen Ärzteschaft über Mittag, am frei zu wählenden Dies acade- micus, vor und vor allen Din- gen nach Feiertagen, die in der Woche liegen, ebenso zu wünschen übrig lässt wie von Freitag Mittag bis Montag früh, von den Kurzurlauben um die christlichen Feste ein- mal ganz zu schweigen. Die Einschränkung der freien Arztwahl bei Zahlung einer Besuchsgebühr von 10 Euro – ich habe noch nie jemanden besucht, dem ich dafür auch noch Geld geben musste – zeigt die abgrundtiefe Verach- tung, die die Medizinalbüro- kratie jeder Couleur dem so genannten mündigen Bürger entgegenbringt.

Dr. U. Steenblock,

Kreiskrankenhaus, Meisenhartweg 14, 79713 Bad Säckingen

Morbus Parkinson

Zu dem Medizinreport „Den Verlust dopaminerger Neuronen sichtbar machen“ von Siegfried Hoc in Heft 31–32/2003:

Anmerkung

Nicht die präsynaptisch gele- genen Dopaminrezeptoren transportieren das Dopamin durch den synaptischen Spalt, sondern die membranständi- gen Dopamintransporter sor- gen auf präsynaptischer Seite für die Wiederaufnahme des Dopamins.

Zudem ist anzumerken, dass eine Iod-Überempfindlichkeit keine Kontraindikation zur [123I]-markierten Radio- tracer-SPECT darstellt.

Der Radioligand [123I]FP- CIT markiert diese Wieder- aufnahmestellen, deren Dichte ein Maß für die Integrität ni- grostriataler Neurone, die bei der Parkinson-Erkrankung zugrunde gehen, ist.

Bert Umland-Seidler,

PM-Nuklearmedizin, Fraunhoferstraße 7, 85737 Ismaning

A

A2434 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3819. September 2003

Neueingänge

Medizin/Naturwissenschaft Gabriele Pitschel-Walz, Josef Bäuml, Werner Kissling: Psycho- edukation Depressionen. Manual zur Leitung von Patienten- und An- gehörigengruppen. Urban & Fi- scher Verlag, München, Jena, 2003, XII, 236 Seiten, kartoniert, 39,95 A Hans-Jürgen Tietz, Horst Ul- bricht: Sport und Mykosen. Pilz- erkrankungen bei Sportlern. Schlü- tersche GmbH & Co. KG, Verlag und Druckerei, Hannover, 2003, 156 Seiten, 21,3 × 28 cm, 102 farbige Abbildungen, Hardcover, 49,90 A Peter Reimer, Paul M. Parizel, Fal- ko-A. Stichnoth (Hrsg.): Klinische MR-Bildgebung. Eine praktische Anleitung.2.Auflage.Springer-Ver- lag, Berlin, Heidelberg u. a., 2003, XVI, 632 Seiten, 494 Abbildungen, 139 Tabellen, gebunden, 99,95 A Magdalene Brons: Handbuch Schmerz. Schmerztherapie für die tägliche Praxis.Verlag MediMedia, Neu-Isenburg, 2003, 752 Seiten, kartoniert, Informationen beim Herausgeber: MediMedia, Medi- zinische Medien Informations GmbH, Am Forsthaus Graven- bruch 5–7, 63263 Neu-Isenburg Vera Regitz-Zagrosek, Thomas Unger (Hg.): Angiotensin-Rezep- torantagonisten. Therapeutischer Einsatz bei Hypertonie und Herz- insuffizienz. UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bremen, 120 Seiten, 61 Abbildungen, 44,80 A Günter Schiepek (Hrsg.): Neu- robiologie der Psychotherapie.

Schattauer GmbH, Stuttgart, 2003, XX, 522 Seiten, 173 Abbildungen, 15 Tabellen, gebunden, 99 A J.-Matthias Löhr, Volker Heine- mann, Helmut Friess (Hrsg.):

Pankreaskarzinom. Aktuelle Dia- gnostik und Therapie. UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bre- men, 2003, 168 Seiten, 61 Abbil- dungen, Hardcover, 44,80 A Jürgen Freyschmidt, Michael Galanski (Hrsg.): Handbuch diagnostische Radiologie. Tho- rax. Springer-Verlag, Berlin, Hei- delberg u. a., 2003, XVI, 804 Sei- ten, 629 Abbildungen in 1193 Ein- zeldarstellungen, gebunden, 199 A Tumorzentrum München (Hrsg.):

Manual Kopf-Hals-Malignome.

Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 3. Auf- lage. W. Zuckschwerdt Verlag, München u. a., 2003, X, 287 Seiten, kartoniert, 38,50 A

Axel Hinrich Murken: Lehrbuch der Medizinischen Terminologie.

Grundlagen der ärztlichen Fach- sprache, 4., überarbeitete Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesell- schaft mbH, Stuttgart, 2003, 212 Seiten, 13 Abbildungen, 23,50A

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