Andrologische Störungen
fen, wie sie an den Universitäten und in größeren Städten vorhanden beziehungsweise im Entstehen sind. Dort werden dann jene Spe- zialuntersuchungen vorgenommen, die für den praktischen Arzt nicht durchführbar sind.
Literatur
Schirren, C.: Praktische Andrologie. Berlin:
Brüder Hartmann 1971 — Schirren, C. G.
sen., Holstein,A., und Schirren,C.: Über die Morphogenese rundköpfiger Spermatozoen des Menschen. Andrologie 3 (1971) 117- 152.
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Carl Schirren Abteilung für Andrologie Martinistraße 52
2000 Hamburg 20
ECHO
Zu: „Impfplanung" von Prof. Dr.
med. Heinz Spiess in Heft 15/1976, Seite 1015 ff.
Detaillierter Impfplan
„Mit einem detaillierten Impf- plan soll zahlreichen Infek- tionskrankheiten vorgebeugt werden. Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT veröffentlichte einen von dem Münchner Mediziner Prof. Heinz Spiess aufgestellten Plan, der für Kinder vom dritten Lebens- monat an Schutzimpfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung emp- fiehlt. Vom zwölften Monat an sollte gegen Masern und Mumps geimpft werden. Auf- frischungsimpfungen gegen Diphtherie und Tetanus sind im zweiten Lebensjahr sowie von zehn bis zwölf Jahren fällig. Für Mädchen sieht der Plan zwischen elf und fünf- zehn Jahren eine Schutzimp- fung gegen Röteln vor. Er- wachsenen empfiehlt der Plan, etwa alle zehn Jahre die Impfungen gegen Teta- nus und gegen Polio zu er- neuern." (dpa in: Iserlohner Kreisanzeiger)
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Leseranfrage:
Immer wieder zeigen sich nach der Masern-Lebendimpfung sogenann- te „Impfdurchbrüche": Ich kann augenblicklich eine derartige Häu- fung nach vor einigen Jahren durchgeführten Masern-Lebendimp- fungen beobachten; auch mein Sohn, der vor vier Jahren gegen Masern geimpft wurde, ist an schweren hämorrhagischen Ma- sern erkrankt. Soweit ich hörte, handelt es sich um ein bundeswei- tes Problem. Bisherige Rückfragen bei verschiedenen Stellen ergaben die Antwort, daß nur unsachgemä- ße Handhabung und Aufbewahrung des Impfstoffes, wie Unterbrechung der Kühlkette u. a., hierfür verant- wortlich sein könnten.
Was sind die tatsächlichen Gründe für Impfdurchbrüche nach der Ma- sern-Impfung?
Kann man der Schutzwirkung die- ser Impfung noch vertrauen (an- geblich über 95 Prozent Schutz- quote?) — oder sollte man sich auch bei dieser Impfung, wie neu- erdings bei anderen Impfungen auch (zum Beispiel Tuberkulose- Schutzimpfung, Keuchhusten-Imp- fung, Pocken-Impfung), mehr Zu- rückhaltung auferlegen? Dr. U. H.
Antwort:
Die Impfung mit Masern-Lebend- impfstoff hat sich auf der ganzen Welt, auch in der Bundesrepublik, als sehr erfolgreich erwiesen. In der Bundesrepublik nahmen etwa 36 Prozent aller im Jahre 1974 ge- borenen Kinder bisher an der Ma- sern-Impfung teil. Dennoch ma- chen die Masern-Impfdurchbrüche Sorgen, weil jede nicht erfolgrei- che Impfung bei dem hohen Konta- giositätsindex der Masern als sichtbarer „Impfdurchbruch" auf- fällt.
Als Ursache für sogenannte „Ma- sern-Impfdurchbrüche" kommen in Frage:
Ursachen
0 Die unvorschriftsmäßige Lage- rung und Handhabung der Vakzine.
Der Masern-Impfstoff enthält pro Impfdosis nur 1000 vermehrungsfä- hige, attenuierte Impfviren (andere Impfstoffe enthalten eine 100- bis 1000fach höhere Dosis). Eine Inak- tivierung auch nur eines Teiles die- ses gegen Wärme und Licht emp- findlichen Impfvirus muß sich da- her besonders empfindlich hin- sichtlich der Wirksamkeit des Impf- stoffes auswirken. Bereits das Aufbewahren des Impfstoffes in den Fächern der Kühlschranktüre (+ 10 bis + 15'C) genügt, um den Impfstoff unwirksam zu machen. Er sollte bei Kältetemperaturen, allen- falls bis maximal + 4c) C, gelagert werden. Probleme der Lagerung und des Wirksamkeitsverlustes er- gaben sich im übrigen auch in an- deren Ländern, so in den USA, wo gerade diesen Fehlerquellen genau nachgegangen wurde (Krugman).
49 Auch ohne Lagerungsfehler hat sich ergeben, daß der Masern-Le- bendimpfstoff unter optimalen äu- ßeren Bedingungen kontinuierlich an Wirksamkeit verlor. Dabei ergab sich kein deutlicher Unterschied zwischen den beim Hersteller oder den anderweitig gelagerten Proben und den aus den Apotheken be- sorgten Chargen. Es ist inzwischen gelungen, den Impfstoff so weit zu stabilisieren, daß er bei der Vor- ratslagerung keinen kritischen Wirksamkeitsabfall mehr erfährt.
O Andere Ursachen von Impf- durchbrüchen nach der Masern- Lebendimpfung können beim Impf- ling liegen. Grundsätzlich gibt es keine biologische Maßnahmen, die AUSSPRACHE
„Impfdurchbrüche"
nach Masern-Lebendimpfung
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 39 vom 23. September 1976 2441
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Masernschutzimpfung
"hundertprozentig" ist: Unter gün- stigen Bedingungen wird die Schutzquote nach der Masern-Imp- fung mit 98 Prozent angegeben.
Sie ist aber niedriger, wenn die Impfung durch andere Maßnahmen in Frage gestellt wird.
a) Hierzu gehört die Masern-Imp- fung innerhalb des ersten Lebens- jahres und in jedem Fall unterhalb des neunten Lebensmonats: Dia- plazentar übertragene mütterliche Antikörper können noch in niedrig- ster Konzentration das in seiner Vi- rulenz abgeschwächte ( = attenu- ierte) Impfvirus neutralisieren.
Gleiches gilt im späteren Lebensal- ter hinsichtlich der Verabreichung von Gammaglobulinen: Bei jeder Dosis, die 0,05 ml kg/Körperge- wicht übersteigt, sollte mindestens vier Monate mit der Lebendimp- fung gegen Masern zugewartet werden. Die bisher angegebene Zeitspanne von sechs bis acht Wo- chen war zu kurz.
Zu berücksichtigen ist, daß auch homologe, spezifische Antikörper- präparate, wie zum Beispiel das Anti-Tetanus-Gammaglobulin, auch Masern-Antikörper enthalten.
b) Auch die bisher geübte Impfung mit Totimpfstoffen (Spaltimpfstoff gegen Masern) im zweiten und drit- ten Lebenstrimenon führt - trotz aller ihrer Mängel hinsichtlich ei- nes effektiven und lang anhalten- den Masernschutzes - zur Bildung humoraler Antikörper, die die Le- bendimpfung bis innerhalb Jahres- frist nach der letzten Impfinjektion mit Totimpfstoff in Frage stellen kann. Dementsprechend sind Impf- durchbrüche bei den Kindern drei bis vier Jahre nach Tot-Lebend- Impfungen gegen Masern dreimal so hoch wie nach Masern-Lebend- impfungen allein.
Für das Tot-Lebend-lmpfschema gegen Masern gibt es gegenüber der vorzuziehenden alleinigen Ap- plikation des Masern-Lebendimpf- stoffes keine Indikation mehr, was Wirksamkeit, Verträglichkeit und Kostenaufwand betrifft.
Zusammenfassung:
Zusammenfassend ergibt sich so- mit, daß Impfdurchbrüche nach Masern-Lebendimpfung
~ auf Fehler bei der Verteilung und Lagerung,
~ auf die früher unzureichende Stabilisierung des Vorratsimpfstof- fes einerseits
~ sowie auf Masern-Antikörper beim Impfling zurückgehen kön- nen.
Nachdem diese Ursachen bekannt sind, ist es neuerdings gelungen, die Masern-Lebendimpfung weit- aus zuverlässiger zu gestalten.
Bei gut durchgeführten und kon- trollierten Impfungen weisen 95 bis 98 Prozent der geimpften Kinder nach der Impfung Antikörper auf.
Die 2 bis 5 Prozent primären "Impf- versager'' erkranken • später na- hezu alle an Masern. Worauf die- ses Versagen der Impfung zurück- zuführen ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Eine Interfe- renz (lnterferonbildung) durch ei- nen interkurrenten Infekt könnte eine der möglichen Ursachen sein.
ln der Regel machen Kleinkinder im Durchschnitt sechsmal jährlich einen katarrhalischen Infekt durch, teilweise mit nur geringfügiger Symptomatik.
~ Sollte ein Virusinfekt unmittel- bar nach der Impfung in Erschei- nung treten, so kann eine solche Interferenz den Erfolg der Impfung beeinträchtigen, und es ist hier eine Wiederimpfung nach Abklin- gen des Infektes zu empfehlen.
Die Wiederimpfung wird immer gut vertragen und ist mit keinerlei Komplikationen belastet (vorherige Antikörperbestimmungen sind auf- wendig, teuer und letztlich unnö- tig).
Welche Erklärung auch für dieses primäre Impfversagen letztlich ge-
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tunden wird, so zeigt die all- gemeine Erfahrung, daß auch bei den besten und bei bewährten Imp- fungen stets mit einer geringen Quote an unvermeidbaren Versa- gern zu rechnen ist.
Insgesamt lassen gute Verträglich- keit, langdauernde und zuverlässi- ge Schutzwirkung die Masern-Le- bendimpfung als eine der besten Impfungen erscheinen: Heute sollte kein Kind mehr die echten Masern durchmachen müssen.
Professor Dr. Helmut Stickl Postfach 95 01 40
8000 München 95
ECHO ---~
Zu: "Stellungnahme des Wissen-
schaftlichen Beirats .der Bundes-
ärztekammer zur sogenannten
,Zelltherapie'" in Heft 27/1976,
Seite 1819
Ärzte warnen vor Zelltherapie
"Die sogenannte Zelltherapie
könne nach wie vor nicht als ein wissenschaftlich begrün- detes Heilverfahren aner- kannt werden, erklärte der wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer. Im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT heißt es, auch nach der letz- ten Entschließung des Bei- rats von 1957 sei kein Beweis für die Wirksamkeit der Frischzellen- oder Trocken- zellenbehandlung geliefert worden. Da die Zelltherapie einer Transplantation ent- spreche, seien gefährliche immunologische Reaktionen möglich. Der Beirat hält es für nötig, vor der Verwen- dung von Frischzellen wegen der zusätzlichen Infektions- gefahr besonders zu war-
nen." (Westfalen-Post Hagen
und zahlreiche andere Tages- zeitungen)