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Archiv "FRAGEN SIE DR. BIERSNYDER! Biofreaks" (01.06.1989)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie Weltgesundheitsorganisa- tion (WHO) publiziert etwa alle zehn Jahre ein Verzeich- nis aller medizinischen Hochschulen der Welt, das „Directory of Medical Schools". Wie viele das wohl sein mögen? Rechenfehler vorbehalten — es sind 1373.

Nur drei Länder haben je über hundert: die USA 142, China 114 und Indien 106. In der Sowjetunion, die immerhin fast 40 Millionen mehr Einwohner hat als die USA, sind es nur 87. Her mit dem Taschencompu- ter: In US-Amerika haben je 1,857 Millionen Einwohner eine Medical School, in der UdSSR sind es 3,189 Millionen, in China (mit Taiwan) 9,088 Millionen, in Indien 6,892 Mil- lionen Einwohner je MedFak. In der Bundesrepublik Deutschland unter- halten je 2,107 Millionen Einwohner eine medizinische Ausbildungsstätte, also: gutes Mittelfeld in der Indu- striewelt, in der DDR 1,856 Millio- nen — fast exakt das US-Ergebnis.

Allerdings besagt das nicht sehr viel, denn es kommt ja auf die Größe der Hochschulen an und auf die Stu- dentenzahlen. Da läßt die WHO- Sammlung den Analysanten jedoch im Stich — oder die Regierungen die WHO: Einige Ostblockstaaten ma- chen überhaupt keine Angaben über Lehrer-, Studenten- und Bettenzah- len. Die sind offenbar Staatsgeheim- nis, und als die WHO ihre Fragebö- gen verschickte, gab es noch kein Glasnost. Von der DDR sind zwar die Studenten-, nicht aber die zu den Hochschulen zählenden Bettenzah- len genannt worden — vielleicht, wie wir später sehen werden, mit gutem Grund. Jedenfalls: Aus dem anderen deutschen Staat kann man keine Vergleiche zu den nun folgenden Berechnungen heranziehen.

Die höchste Bettenzahl einer Universitätsklinik meldet ein zwar kommunistisches, aber nicht zum Ostblock gehörendes Land. Die Uni- versität Tirana in Albanien hat 18 132 Betten angegeben — das wä- ren 18 pro Student! -über 10 000 Bet- ten gibt es — soweit angegeben — noch weitere viermal: Im kanadischen Vancouver teilen sich 596 Studenten.

in 12 045 Betten, das sind 20,2 Bet- ten pro Student (Anmerkung für Fe- ministinnen: Die WHO hat meist so-

gar den Anteil von Studenten und -innen angegeben, aber dies hier nachzuvollziehen würde zu viel Platz kosten). Im kubanischen Havanna gibt es 12 000 Betten, aber fast eben- soviele Studenten: 11 091, also etwa 1,08 Betten pro Student. Im schotti- schen Edinburgh stehen den 881 Stu- denten 10 806 Betten zur Verfügung, für jeden also 12,2. Und in Jugosla- wiens Kapitale Belgrad sind es 2,3 Betten pro Student: 11 000 für 4727 Studenten.

Es gibt selbst in unmittelbaren Nachbarschaften erstaunliche Unter- schiede: Die Loyola-Medizinschule in Chicago hat nur 0,7 Betten pro Student aufzuweisen, die am glei- chen Ort befindliche Medical School der Universität von Illinois hingegen 6,5. Im vornehmen Osten der USA

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Medizinschulen

gibt es Tuft's Medical School in Bo- ston: 14,6 Betten pro Student! Hei- delberg in Baden-Württemberg liegt allerdings näher an Loyola als an Bo- ston: 0,8 Betten pro Student. Und 0,75 sind es in der vietnamesischen Kaiserstadt Huü, deren Universität ja einmal von Freiburg gefördert wurde.

Allerdings: Ein paar weitere Zahlen aus der Bundesrepublik ma- chen deutlich, daß solche Zahlen re- lativiert werden müssen — und viel- leicht hat deshalb die DDR auf die Angabe der Bettenzahlen verzichtet.

In Bonn ergeben sich Bettenzahlen von 0,36, in Aachen mit dem „Rie- sen-Klinikum" sogar nur 0,31, an der MH Hannover 0,45, in Bochum im- merhin 2,0 pro Student. Das sieht sehr, sehr schlimm aus im internatio- nalen Vergleich. Aber es ist „nur"

schlimm: Die Betten der „akademi- schen Lehrkrankenhäuser" sind nicht mitgezählt! Die Albaner haben wahrscheinlich ihre Statistik insofern kosmetisch behandelt, als sie einfach alle Krankenhausbetten des Landes oder wenigstens der Hauptstadt mit Umgebung der Universität zur Ver- fügung gestellt haben.

Alle Länder in West und Ost, in Nord und Süd haben aber wenig- stens eine Spalte im Fragebogen aus- gefüllt: das Jahr, in dem an der be- treffenden Institution der medizini- sche Lehrbetrieb aufgenommen wur- de. Und auch da gibt es Erstaun- liches: Nicht Bologna („13. Jahrhun- dert"), nicht Padua (1222), nicht Ne- apel (1224) haben die älteste existie- rende Medizinschule. Es ist vielmehr St. Bartholomew's in London, wo die ersten Medizinstudenten schon 1123 die Hörsaalbank drückten. In der Bundesrepublik ist Heidelberg (1390) die älteste existierende medi- zinische Fakultät, in der DDR Leip- zig (1414). Prag (1384), Krakau (1364) und Wien (1365) sind aller- dings älter. In der jetzigen Sowjet- union ist Tartu in Estland am läng- sten, nämlich seit 1632 installiert. In Amerika fing der Medizinunterricht 1572 in Mexiko an; in den USA be- gann er 1765 in Philadelphia.

Die medizinische Fakultät in Bonn aber hat eine ganz besondere Eigenheit aufzuweisen: Im Berichts- jahr (das akademische Jahr 1983-84) gab es in Bonn 3947 Medizinstuden- ten aller Semester. Graduiert wur- den in diesem Jahre — so steht es da! — 3081 Studenten, neu aufge- nommen hingegen nur 257. Daß wir damals von einem solchen sensatio- nellen Vorgang nichts erfahren ha- ben, ist erstaunlich und wohl nur da- mit zu erklären, daß auch die WHO den Druckfehlerteufel nicht ausrot- ten kann. . . bt

FRAGEN SIE DR. BIERSNYDER!

Biofreaks

Sehr geehrter Herr Doktor, sagen Sie mal, stimmt es wirklich, daß die Kunden von Bioläden ganz be- sonders starke Raucher sind?

Dr. Biersnyder antwortet: In der Tat gibt es eine Untersuchung, die diesen Zusammenhang nahelegt.

Das ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen, weil, wenn man in einem Bereich sündigt, man dann im ande- ren ganz besonders tugendhaft sein muß. Die fehlende Logik im Verhal- ten zeigt aber ziemlich deutlich den ideologischen Kern der Sache.

Dt. Ärztebi. 86, Heft 22, 1. Juni 1989 (37) A-1661

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