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Archiv "Die permanenten Gesundheitsreformer" (30.06.2000)

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in Yale-Professor, Ro- bert Shiller heißt der Mann, hat ein Buch ge- schrieben. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Aber die Reaktion auf dieses Buch ist schon atemberaubend, selbst für amerikanische Ver- hältnisse. Dort schlug sein Buch „Irrational Exuberance“

(Irrationaler Überschwang) ein wie eine Bombe und Shil- ler reist seither quer durch das Land, um die aufgebrachten Börsianer noch mehr zu er- schrecken.

Die Botschaft des US- Ökonomen ist so simpel wie erschreckend. Erstens habe sich an der Wallstreet eine gi- gantische Spekulationsblase aufgebaut und zweitens kön- ne die nächsten zehn bis 20 Jahre jeder, der in Aktien in- vestiert, keinesfalls mehr mit Gewinnen rechnen. Lediglich der Herdentrieb habe bislang verhindert, dass es zu größe- ren crashartigen Kursverlu-

sten gekommen sei. Shillers Überlegungen fokussieren auf der Betrachtung von Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV). Dabei fiel ihm auf, dass exakt vor großen Crash- Phasen diese KGVs relativ starke Spitzen nach oben ver- zeichneten. Das war 1901, 1929 und 1966 so, um dann je- weils stark abzubrechen. In der Folgezeit war dann mit Aktien tatsächlich nichts zu gewinnen.

Derzeit liege das Niveau an der Wallstreet, so Shiller, mit einem KGV von 43 sogar noch weit über dem KGV- Rekord von 1929. Damals folgte der berühmte schwarze

Freitag mit schwersten Aus- wirkungen für die Weltkon- junktur. Die Baissephasen nach eben diesen Spitzen dauerten jeweils fast 20 Jahre und letztlich überträgt der Untergangsprophet diese Er- fahrung auf die nun anste- henden Jahre.

Wie Balsam wirkten auf die verunsicherten Anleger dagegen die Äußerungen ei- niger renommierter Börsen- experten, die ganz und gar nicht in Shillers Dämmerungs- gesänge einstimmen wollen.

Ed Yardeni, Chefstratege der Deutschen Bank, hält viel- mehr eine weiche Landung der US-Wirtschaft für mög-

lich und dann komme alles gar nicht so schlimm. Auch Investmentguru Henry Blod- get von Merrill-Lynch glaubt an ein Fortdauern der Hausse.

„Es ist leicht, zum Enthusia- sten zu werden, wenn man je- de Wette gewinnt“, kommen- tierte der Forscher den jetzi- gen und kommenden Zustand des Aktienmarktes. Das ist freilich eine gewagte Sicht der Dinge und kann schnell zu ei- nem bösen Ende des Spieles führen. Shiller kann am Ende gut Recht behalten. Börsebius

[56] Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 26, 30. Juni 2000

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

Highlander-Prinzip

Seit 1989 wird von den neolibera- len Wirtschaftstheologen die Markt- wirtschaft nach dem „Highlander- Prinzip“ – nur einer kann übrigbleiben – verkauft. Der Maßstab der Stärke wird im Moment nur von der nach oben offenen Richterskala des Mark- tes gemessen. Übersehen wird dabei, dass die freie Marktwirtschaft vor al- lem von den Vereinigten Staaten von Amerika gefördert wird, die 1890 noch die letzten Indianerkriege geführt ha- ben, während im Deutschen Reich die Grundlagen für eine vorbildliche Sozi- algesetzgebung gelegt wurden, welche die USA bis heute nicht erreicht ha- ben.

Dauerreform

Der Kreislauf der verschiedenen Reformvorstellungen verläuft so schnell, dass keine Zeit bleibt, die Tragfähigkeit einer neuen Reform

überhaupt auszuprobieren. Der Erfolg wird deshalb inzwischen an der Ankündigung und nicht am Ergebnis gemessen.

Monistische Finanzierung

Der Erfolg einer Finanzierung hängt erfahrungsgemäß nicht davon ab, ob sie monistisch, dualistisch oder trialistisch angelegt ist, sondern ob sie ausreichend ist und wie die zuständi- gen Behörden, die Leistungsanbieter und die Kostenträger miteinander um-

gehen.

Steinewerfer

Die permanenten Gesundheits- reformer gleichen – bildhaft ge- sehen – Steinewerfern, die lau- fend Reformsteine in das Meer der objektiven Bedingungen (Anspruchshaltung, medizini- scher Fortschritt, Überalte- rung, Standardvorstellungen) werfen. Aus der Sicht des Meeres steigt bei jedem Stein- wurf nur der Wasserspiegel, während die Steinewerfer aus den ausgelösten Wellen mit- hilfe einer aufwendigen Öf- fentlichkeitsarbeit schlussfol- gern, etwas bewegt zu haben.

Aus: Ernst Bruckenberger: Pepero- ni aus eigenen Veröffentlichungen, Hitzackerweg 1a, 30625 Hannover,

2000

Die permanenten

Gesundheitsreformer

Börsebius zum Aktienmarkt

Shillers schlimme Börsenjahre

Zeichnung: Reinhold Löffler

Leserservice: Börsebius- Telefonberatung –Wie an je- dem 1. Samstag im Monat kön- nen Sie auch am 1. Juli 2000 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Bör- sebius (Dipl.-Ökon. Reinhold Rombach) anrufen. Wenn Sie also rund ums Geld der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Die Telefonbe- ratung ist kostenlos und ein Service des Deutschen Ärzte- blattes für seine Leser.

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