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Archiv "MELDEPFLICHT: Mangelhaftes Mitteilungsverfahren" (15.05.1980)

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Academic year: 2022

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Aufsätze • Notizen

„Unfallchirurgie" — modernes Konzept?

Sicher ist es nicht die Namensge- bung oder das Etikett, unter denen ein Teilgebiet der Chirurgie theore- tisch und praktisch geführt wird, sondern es ist die Kompetenz, die Beherrschung der Spezialaufgabe, die sich der einzelne oder die Institu- tion gestellt hat, die zum Erfolg führt.

Mit gutem Grund sind alle soge- nannten Spezialisten zuerst und stets Chirurgen, vom Gesamtfach abhängig und nur im Zusammen- hang mit ihm lebensfähig. Sicher aber ist es keine Anmaßung — und wohl auch kein logischer Fehler —, wenn die „Unfallchirurgie" — basie- rend auf gesamtchirurgischer Bil- dung und eingeschränkt schließlich auf die traumatischen Schäden der sonst (meist!) gesunden Organsyste- me — eine Chirurgie des Traumas betreibt in Klinik, Forschung, Lehre und Weiterbildung. In allen Gebieten und Teilgebieten der chirurgischen Medizin wird es immer wieder Über- schneidungen der Grenzen geben, die sich verschieben je nach den Er- fordernissen der Patientenversor- gung und wissenschaftlichen wie technischen Neuerungen. Sie wer- den zum Glück meist ohne Kompe- tenzschwierigkeiten jeweils dort bewältigt werden, wo die Möglich- keiten und Fähigkeiten vorhanden sind — allein oder auch gemein- sam.

Und gerade in der Unfallchirurgie — etwa beim so viel zitierten Poly- trauma — wird es fast stets die Ge- meinsamkeit der Fächer sein, die ei- ne optimale Behandlung des Patien- ten garantiert oder sogar erst mög- lich macht. Dabei ist nicht der An- spruch eines Faches wichtig, son- dern die Forderung der Situation und die Kompetenz des Faches, die die Versorgung des Patienten be- stimmen. Das kann je nach Notwen- digkeit der Allgemeinchirurg, der Unfallchirurg, der Neurochirurg, der Kieferchirurg oder auch der Anäs- thesist sein; es wird kaum einmal der Orthopäde sein können. So sieht sich der Unfallchirurg heute „als All- gemeinchirurg mit spezieller Frage- stellung, spezieller Ausrichtung und Ausbildung" (Ecke).

Die breite chirurgische Gesamtbil- dung soll und wird nach wie vor die Grundlage sein müssen für jede Spezialisierung, die ihrerseits dann zu optimalen Leistungen erst befä- higt. Das Miteinander der Teilgebie- te in dem Gesamtfach der Chirurgie wird uns erst in die Lage versetzen, den hohen Ansprüchen gewachsen zu sein, die die Öffentlichkeit im all- gemeinen und der Patient im spe- ziellen Fall heute zu Recht stellen.

Anschrift des Verfassers:

Privatdozent Dr. med.

B. Friedrich Direktor der

Unfallchirurgischen Klinik Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße 2800 Bremen

ZITAT

Motivation und

Engagement

„Humanität kann sicher auch eine Frage der Stellen- pläne sein. Sie ist aber in er- ster Linie eine Frage von Mo- tivation und Engagement, und das wiederum kann ge- stärkt werden, wenn alle Mit- .

arbeiter in einem Kranken- haus sich in hohem Maße mit ihrer Aufgabe identifizie- ren. Der Mensch ist nun mal kein reparaturbedürftiges Organbündel, kein DIN-Ein- heitsmensch, kein Werk- stück. Wir sollten ihn eben auch nicht zu einem Werk- stück machen in einer Mam- mutgesundheitsfabrik, sorf- dern die Individualität des einzelnen achten."

Dr. med. Karsten Vilmar, Prä- sident der Bundesärztekam- mer und des Deutschen Ärz- tetages, anläßlich der Zehn- Jahres-Feier der Paracelsus-

Klinik in Osnabrück

BRIEFE AN DIE REDAKTION

NACHLASS

Wenn schon die Buchbesprechung so viel Leserinteresse findet — wieviel mehr dann „Der sezierte Nachlaß" selbst!

Gerade

auch für „Progressive"

Ich möchte mir die Freiheit nehmen, die Redaktion in gebotener Kürze auf einen die Leser des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES möglicher- weise verunsichernden Fehler in ei- ner Buchbesprechung hinzuweisen:

In Heft 10 soll das von Arnold her- ausgegebene und im Deutschen Ärzte-Verlag, Köln, verlegte Buch

„Der sezierte Nachlaß" angeblich von Litschermilch/Minneapolis be- sprochen worden sein. Abgesehen davon, daß ich bezüglich der Beur- teilung der Aufzeichnungen von Dr.

M. E. nicht mit dem Rezensenten übereinstimmen kann — ich beurteile z. B. die angestellten Betrachtungen über die Wissenschaft und die Ge- sellschaftspolitik als eine höchst empfehlenswerte Lektüre nicht nur für konservative, sondern gerade auch für progressive Gesellschafts- kräfte —, hat Litschermilch mit Si- cherheit die USA nach dem Tode der ehemaligen ägyptischen Königin Nasli Fuad am 1. Juni 1978 in Bever- ly Hills nicht mehr besucht. Er befin- det sich nach Auskunft seines Pri- vatsekretärs derzeit in Davos. Übri- gens weisen auch gewisse Formulie- rungen im Besprechungstext (z. B.

„Durchdringung verkrusteter Struk- turen . .." „weitestgehend nur in Thesen . . ." usw. usw.) auf einen an- deren Autor als den sehr flüssig per- orierenden Litschermilch hin!

Dr. Rudi v. Poldenko, Fronsdorf

MELDEPFLICHT

Eine ergänzende Leserzuschrift zu dem Beitrag „Überflüssiger Meldezwang" von Dr. Harald Clade in Heft 2/1980, Seite 45 f.

sowie zur Replik in Heft 11/1980, Seite 702 f.

Mangelhaftes

Mitteilungsverfahren

... Aus meinem nun wirklich nicht sehr kleinen Landesbereich weiß ich, daß das sogenannte Mittei-

1342 Heft 20 vom 15. Mai 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

lungsverfahren zur Einleitung der Rehabilitation Behinderter nach § 368 s RVO so gut wie wirkungslos ist. Nur in den seltensten Fällen kommt ein solches Mitteilungsblatt zu einer RVO-Kasse. Ich frage mich, wieso die Kassenärzteschaft über- haupt einen Vertrag bezüglich eines solchen Mitteilungssystems mit den gesetzlichen Krankenversicherun- gen eingeht, wenn dann eben diese Ärzteschaft nicht bereit ist, diesen Vertrag einzuhalten ...

Postkarte KD 10 und Durchgangs- arztbericht sind von der Ärzteschaft noch nie in Frage gestellt worden, obgleich sie ja nichts anderes sind als ein totales „Meldeverfahren" ge- genüber einem Leistungsträger.

Ist nun die Schnittwunde am Dau- men einer Küchenhilfe bezüglich des Befundes und der persönlichen Daten so wenig schutzbedürftig, daß vom Unfalltag an alle Mitteilungen gemacht werden? Oder liegt es hier an der Bezahlung?

Das medizinische Bedürfnis bei die- ser Schnittwunde mit einem Wund- verband und der Tetanusspritze er- scheint mir jedenfalls wesentlich ge- ringer zu sein, als wenn es darum geht, ein Spinabifida-Kind einer wirklich umfassenden medizini- schen Rehabilitationsversorgung zuzuführen.

Für mich ist es immer wieder überra- schend, feststellen zu müssen, daß die Frage einer Mitteilungs- oder Meldepflicht bei den Diskussionen mit Elternverbänden noch nie zu ei- nem Problem geworden ist. Die mei- sten Eltern wissen nur zu genau, daß man ihnen für ihre behinderten Kin- der nur dann eine wirklich gezielte und umfassende Hilfe anbieten kann, wenn man diese Kinder auch wirklich kennt.

Dr. med. Peter Simon Orthopäde

Landesarzt für Behinderte in den Regierungsbereichen Stuttgart und Tübingen Wernholdenstraße 33 7000 Stuttgart 1

ETHIK

Zu dem Beitrag von Prof. Dr. Fritz Beller:

„Aufgaben von Ethik-Kommissionen" in Heft 7/1980, Seite 401 ff.:

Pseudolegalisierte Zwischeninstanzen

. . . Das Hauptanliegen des Autors ist offensichtlich, sogenannte Ethik- Kommissionen zur Forschungskon- trolle zu propagieren, deren „morali- sche Integrität" dafür sorgen soll, daß ihre „Entscheidungen auch oh- ne juristische Vollmacht durchge- führt werden können". Ethik-Kom- missionen mit der vorgeschlagenen Zusammensetzung sind sicherlich für das kontinuierliche interfakultati- ve Gespräch über Grenzfragen zwi- schen Medizin und Ethik von un- überschätzbarem Wert.

Ethik-Kommissionen können und dürfen jedoch nicht den einzelnen Wissenschaftler von der Verantwor- tung für seine Forschung entbinden!

Es geht nicht an, daß Ethik-Kommis- sionen quasi als institutionalisiertes Gewissen für andere entscheiden, was richtig oder falsch, gut oder bö- se ist.

Ein solches, letztlich anonymes Gre- mium birgt in sich selbst genau die Gefahren, die ansonsten vom einzel- nen Wissenschaftler ausgehen könnten. Denn wer garantiert für die

„moralische Integrität" der Ethik- Kommission? Wer kontrolliert die Ethik-Kommission? Es ist durchaus denkbar, daß in einem totalitären Staat sogenannte Ethik-Kommissio- nen genau die Verbrechen guthei- ßen könnten, die in den Konzentra- tionslagern verübt worden sind, nur daß in einem solchen Falle einzelne Verantwortliche wohl kaum zur Re- chenschaft gezogen werden könnten.

Noch obliegt es dem Gesetzgeber festzulegen, was Recht und was Un- recht ist. Dabei ist es selbstverständ- lich, daß der Gesetzgeber mögli- cherweise entstehende Rechtsunsi- cherheiten auch gesetzlich zu klären hat. Ethik-Kommissionen als „pseu-

dolegalisierte Zwischeninstanzen"

sind dann überflüssig. Ihre Bedeu- tung liegt ausschließlich in Bera- tungsfunktionen und in der Erarbei- tung von Empfehlungen. Inwieweit der einzelne sich im gesetzlich ab- gesteckten Rahmen bewegt, ist letztlich seine eigene Gewissensent- scheidung.

Dr. med. Alfred H. Wiater Ortelsburger Straße 16 3200 Hildesheim

IMPFEN

Zu dem Brief von Dirk Arntzen („Erleb- nisdefizit") in Heft 5/1980, Seite 275:

Nonsense

Herr Arntzen hat recht! Hände weg von Impfungen. Ich, als Kinderarzt, habe noch nie in meinem Berufsle- ben Diphtherie gesehen. Ich möchte auch mal richtig Tetanusfälle auf der Intensivstation behandeln. Ich will auch jede Heilungschance eines Kindes durch Antibiotikabehand- lung nehmen. Lassen wir Meningitis und Tuberkulose oder vielleicht er- worbene Lues beim Kind mit Ho- möopathie behandeln. Lassen wir die Kinder bei hohem Fieber munter phantasieren. Sicherlich werden Fieberkrämpfe und andere hyperpy- retische Zustände „ein seelisches Defizit, ein [en] Hunger nach Eindrük- ken in veränderter Bewußtseinslage"

vermeiden. Ohne die notwendigen Impfungen oder Behandlung le- bensbedrohlicher Krankheiten mit antibiotischen Mitteln läßt sich mit Sicherheit das später auftretende Drogenproblem vermeiden: Die an- geblichen Drogenkonsumenten wer- den frühzeitig durch Bakterien elimi- niert. Die „richtig durchgemachten Krankheiten sind eine weitere Ent- wicklungsstufe" zum Herstellen von körperlich und geistig geschädigten Kindern. — Im Ernst: kehren wir etwa durch solche Nonsense-Ansichten von Herrn Arntzen zur fatalistischen Medizinmannkultur zurück?

Dr. med. J. Padan Neuer Markt 27 5657 Haan 1

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 20 vom 15. Mai 1980 1343

Referenzen

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