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Europäische Steinobst- Vergilbungskrankheit Candidatus phytoplasma prunorum

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Academic year: 2022

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Symptome

• In Frankreich tritt der vorzeitige Aus- trieb der Blätter (Abb. 1) am Ende des Winters (verkürzte Knospenruhe) gehäuft auf und ist somit ein zuverläs- siges Symptom für eine verlässliche visuelle Diagnose. In der Schweiz, d.h.

im Wallis, tritt diese Anomalie nur sporadisch und eher selten auf. Des- halb lässt sich keine verlässliche vi- suelle Diagnose stellen.

• Das Symptom, welches der Krankheit den Namen gab, betrifft die Blätter.

Sie sind klein mit chlorotischer Vergil- bung und zylindrisch eingerollt (Abb. 2). Blätter mit diesen Symptomen sollten immer mit den Blättern eines gesunden Baumes verglichen werden.

• Der frühzeitige Blattfall scheint von der Unterlage abhängig zu sein (Gat- tung Prunus, Abb. 3).

• Die Nekrose des Phloems unter der Rinde (Abb. 4) wird häufig beobachtet.

Aber dieses Symptom scheint von Sorte zu Sorte stark zu variieren.

• Die Früchte entwickeln sich anormal und fallen frühzeitig ab (Abb. 5). Ihre Geschmacksqualität ist schlecht. Das Fleisch um den Stein kann sich je nach Sorte braun verfärben und/oder schwammig werden.

Europäische Steinobst- Vergilbungskrankheit

Candidatus phytoplasma prunorum ( European Stone Fruit Yellows ESFY; Synonym: Chlorotisches Blattrollen) Santiago Schaerer und Markus Bünter

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Agroscope

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Merkblatt 1-2-006 | Europäische Steinobst- Vergilbungskrankheit (ESFY)

Allgemeines

Mehrere Phytoplasmen, einschließlich die Europäische Steinobst-Vergilbungs- krankheit [ESFY] treten seit den Anfän- gen des Schweizer Obstbaus im Kanton Wallis auf. 1950 werden Phytoplasmen noch als virenähnliche Organismen «My- coplasmen» oder MLO beschrieben. Seit etwa 1990 werden diese Organismen unter dem heutigen Namen als Phyto- plasmen bezeichnet. Phytoplasmen sind Bakterien der Klasse der Weichhäutigen (Mollicutes), haben keine Zellwand und leben als obligate Parasiten im Phloem (Siebröhren) der befallenen Wirtspflan- zen. Der Erreger der Europäischen Stein- obst-Vergilbungskrankheit [ESFY] ist seit 2001 ein Quarantäneorganismus. Hier- zulande ist vor allem das Wallis stark von der Krankheit betroffen.

Ein Befall von Europäischer Steinobst- Vergilbungskrankheit [ESFY] kann bei Aprikose (Prunus armeniaca), Pfirsich (P. persica), Mirabelle (P. domestica ssp.

syriaca) und japanischer Pflaume «Su- sine» (P. salicina) grosse Schäden verur- sachen. Weitere Prunus-Arten können symptomlose Träger von ESFY sein. Das Phytoplasma kann sich deshalb auf die- sen Pflanzen unbemerkt vermehren und bildet dadurch eine versteckte In- fektionsquelle. Auch Pflanzen anderer Arten wurden in letzter Zeit als ESFY- anfällig beschrieben (Fraxinus exelsior, Rosa canina, Celtis australis). Ihre Rolle in der Epidemiologie der Krankheit ist noch nicht bekannt.

Die Krankheit wird von Candidatus Phy- toplasma prunorum verursacht. Das in- fizierte Phloem kann absterben und wird mit Callose (Polysaccharid) ver- stopft, was zu einem progressiven Abs- terben des befallenen Baumes führt.

Bei Wirtspflanzen von ESFY (wie allen ver-holzenden Rosengewächsen) dege- neriert das Phloem im Winter. Das Phy-

toplasma wandert im Herbst/Winter in die Wurzeln, wo funktionale Elemente des Phloems das ganze Jahr über fort- bestehen. Die oberirdischen Pflanzen- teile werden im folgenden Frühling neu von Phytoplasma besiedelt.

Krankheitsverlauf und Bekämpfungsstrategie

Es ist schwierig, kranke Bäume aufgrund von Symptomen eindeutig zu bestim- men. Im Falle von Aprikosen variiert die Variabilität der Symptome hauptsä- chlich mit der Anfälligkeit der Sorte und der verwendeten Unterlage sowie mit dem Zustand der Kultur und dem loka- len Bodenklima. Bei Pfirsichunterlagen führt die Krankheit zum schlagartigen/

schnellen Absterben, bei Myrobalane- Unterlagen dagegen zu einem langsa- men Absterben des Baumes.

Die Krankheit wird über zwei Biotypen des Pflaumenblattsaugers (Cacopsylla pruni) sowie über die Veredelung von krankem Pflanzenmaterial (Unterlagen oder Edelreis) übertragen. Die Aus- breitung der Phytoplasmen von Baum zu Baum durch Wurzelverwachsungen (Wurzelanastomosen) wurde nicht na- chgewiesen, ist jedoch gut möglich. Im Wallis tritt der Blattsauger, Vektor für ESFY, hauptsächlich in Schlehe (Prunus spinosa) auf. In geringerer Anzahl kom- men die Blattsauger in anderen Prunus- Pflanzen vor, inklusive Prunus-Obsta- nalgen. Infizierte Schlehen sind symp- tomlos.

Die adulten Psyllen (Blattsauger), dar- unter Träger von Phytoplasma, kommen nach der Überwinterung an Nadelbäu- men im Mittelgebirge zu Beginn des Frühlings (Februar/März) ins Unterland.

Ein kleiner Teil der Psyllen lässt sich in kultivierten Prunus-Anlagen nieder. Die grosse Mehrheit der Psyllen vermehrt

sich in Schlehen. Die jungen Adulten der Folgegeneration pflanzen sich dort fort bis in den Frühsommer und nehmen auch das Phytoplasma auf. Anschlie- ssend migrieren sie ins Mittelgebirge, wo sie den Sommer und den Winter auf Nadelbäumen verbringen. Diese La- tenzzeit ist nötig, damit der Blattsauger im nächsten Frühling das Phytoplasma auf Wirtspflanzen übertragen kann.

Es gibt keine kurative Behandlung von ESFY.

Es muss verhindert werden, dass in Baumschulen und Obstkulturen befalle- nes Material eingebracht wird. Die Ver- wendung von gesundem und anerkann- tem Pflanzmaterial ist unabdingbar.

Befallene Bäume müssen sofort mit al- len Wurzeln entfernt werden. Das Baummaterial soll gehäckselt und kom- postiert oder evtl. verbrannt werden.

Die Bäume sollten vorzugsweise im Herbst auf auffällige Symptome hin un- tersucht und bei einer positiven Diagno- se vernichtet werden. Kranke Bäume müssen bis spätestens Ende Januar mit den Wurzeln vernichtet werden.

Eine Übertragung der Krankheit mit Schnittwerkzeugen wurde nicht nach- gewiesen. In der Schweiz wird der Vek- tor (Pflaumenblattsauger) nicht be- kämpft, da kein Pflanzenschutzmittel bewilligt ist.

Prophylaxe in Baumschulen: In Baum- schulen sollen für Aprikosen-, Susinen- und Pfirsich-Edelreiserschnittbäume Pfirsich-Unterlagen gewählt werden, so kann die Krankheit anhand von Sym- ptomen rasch erkannt werden.

Edelreiser im Januar und Februar schneiden und Winterhandveredlun- gen machen. Die Belastung der Edelrei- ser durch Phytoplasmen ist zu diesem Zeitpunkt am geringsten.

Impressum

Copyright : 2013, Agroscope, www.agroscope.ch Autoren : Santiago Schaerer, Markus Bünter Fotos: Mauro Genini, KPSD Wallis und Agroscope Layout, Druck und Vertrieb : AMTRA, www.revuevitiarbohorti.ch

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