A 2296 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 48|
29. November 2013 Was hat meinArzt abgerech- net? Das können die Patienten künf-
tig per Mausklick erfahren.
Foto: picture alliance
HIV-Infizierte, die noch keine antiretrovirale Therapie erhalten haben, sind vergleichsweise häufig die Quelle für Neuinfektionen mit HI-Vi- ren mit Medikamentenresistenzmutationen. Zu diesem Schluss kommt eine molekular-epide- miologische Studie aus der Schweiz (Clinical Infectious Diseases, 2013; doi: 10.1093/cid/
cit694).
Die schweizerische HIV-Kohorte enthält Daten von allen Kliniken, die sich in der Schweiz auf die Behandlung von HIV-Infizierten spe- zialisiert haben, seit dem Jahr 1988. Doku- mentiert werden auch die Ergebnisse der Re- sistenzbestimmungen im Rahmen der Aus- wahl der am besten für die Therapie geeig- neten Medikamente.
Wissenschaftler vom Universitätsspital Zü- rich haben aus der Schweizer Kohortenstudie die Daten von 1 674 nicht antiretroviral behan-
delten (ART-naive infizierte) Männern ausge- wertet, die Sex mit Männern haben. In dieser Gruppe waren 140 Männer (8,4 Prozent) mit resistenten Viren infiziert. Bei 61,4 Prozent dieser mit primär resistenten Erregern Neuinfi- zierten fand man bestimmte Gencluster, zum Beispiel bei Viren mit L90M-Mutationen.
Durch genetische Analysen der Viren konn- ten die Forscher in vielen Fällen die Übertra- gungswege rekonstruieren. Ihren Schätzungen zufolge waren ART-naive Infizierte zu 85 Pro- zent Transmissionsquelle bei jener Gruppe von Neuinfizierten, bei der zum Zeitpunkt der ers- ten Diagnose Viren mit Resistenzen nachge- wiesen wurden. Die Autoren folgern, dass Vi- ren mit bestimmten Resistenzmutationen län- ger in Hochrisikogruppen zirkulieren, auch wenn das Medikament, das den Selektions- druck ausgelöst hat, abgesetzt wurde.
„In Deutschland wurden im vergangenen Jahr bei 11,8 Prozent der HIV-Neudiagnosen primär resistente Viren gefunden“, sagte Dr.
rer. nat. Claudia Kücherer vom Robert-Koch- Institut in Berlin zum Deutschen Ärzteblatt.
Die Daten stammten aus der seit 1997 laufen- den HIV-Serokonverter-Studie. „Auch bei Neuinfizierten in Deutschland, die sich frisch mit resistenten Viren infiziert haben, handelt es sich vergleichsweise häufig um Resistenzen gegen Nukleosid- oder Nukleotid-Analoga. Ein Teil der resistenten Viren persistiert lange in untherapierten Infizierten. Verwandtschafts- analysen zeigen, dass übertragene resistente Viren auch weiter übertragen werden, vermut- lich von Patienten, die nicht wissen, dass sie infiziert sind“, sagte Kücherer. Seit 2002 liege die Rate der Primärresistenzen bei den Neuin- fektionen zwischen zehn und 15 Prozent. nsi
RESISTENTE HI-VIREN WERDEN AUCH VON UNTHERAPIERTEN ÜBERTRAGEN
Versicherte der Barmer-GEK kön- nen ihre Patientenquittung jetzt on- line einsehen, um sich darüber zu informieren, welche Leistungen zu welchem Preis beispielsweise ihr Arzt oder Zahnarzt abgerechnet hat.
Die Quittung enthält eine Aufstel- lung nahezu sämtlicher medizini- scher Leistungen, die über die elek- tronische Gesundheitskarte abge- rechnet werden. Neben ärztlichen oder zahnärztlichen Behandlungen und Krankenhausaufenthalten sind dies unter anderem auch abgerech- nete Arznei-, Heil- und Hilfsmittel.
„Mit der Online-Patientenquittung erfüllen wir den vielfach geäußerten Wunsch unserer Versicherten nach
mehr Transparenz über Leistungen und Kosten ihrer Behandlung“, sag- te Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stell- vertretender Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse.
Die Patientenquittung ist im ge- schützten „persönlichen Bereich“ auf der Internetseite der Krankenkasse abrufbar. Für das datenschutzsichere Verfahren sind eine einmalige Regis- trierung und Aktivierung des Zu- gangs erforderlich. Die Krankenkas-
In keinem anderen Land der Euro- päischen Union sind im vergange- nen Jahr weniger Babys pro Ein- wohner auf die Welt gekommen als in Deutschland. In der Bundesrepu- blik erblickten 2012 lediglich 8,4 Kinder pro 1 000 Menschen das Licht der Welt, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat in Lu- xemburg mitteilte. Zu den Schluss- lichtern gehören in der Union auch Portugal (8,5) sowie Griechenland und Italien (beide 9).
GEBURTENRATE
Deutschland Schlusslicht in der EU
Spitzenreiter war hingegen Ir- land mit 15,7 Geburten, gefolgt von Großbritannien (12,8) und Frank- reich (12,6). Der EU-Durchschnitt liegt bei 10,4 Kindern. In Deutsch- land lag die Sterberate mit 10,8 Menschen pro 1 000 Einwohnern im vergangenen Jahr über der Ge- burtenrate. Dennoch gab es laut Eu- rostat dank der Zuwanderung einen leichten Bevölkerungszuwachs von 0,24 Prozent auf 80,52 Millionen
Menschen. dpa
se weist allerdings darauf hin, dass für einige Bereiche die Daten auf- grund des komplexen Abrechnungs- verfahrens erst mehrere Wochen nach der Behandlung, nach einem Arztbe- such teilweise erst nach Monaten, verfügbar seien. Für einen zeitnahen Überblick können sich die Versicher- ten gegen eine Aufwandsentschädi- gung auch direkt vom Arzt oder Krankenhaus eine Tages- oder Quar- talsquittung ausstellen lassen. EB BARMER-GEK