Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 6|
11. Februar 2011 A 241RANDNOTIZ
Sabine Rieser
Minijobs gehören abgeschafft, der Anteil an Frauen in Führungspositio- nen muss erhöht werden. Diese zwei Vorschläge sind es, die öffentlich- keitswirksam aufgegriffen wurden, nachdem eine siebenköpfige Kom- mission (fünf Frauen, zwei Männer) ihr Gutachten zur Gleichstellung in Deutschland übergeben hat.
Auch das Gesundheitswesen ist am Rande Thema des Gutachtens.
Viele Dienstleistungsberufe seien auf
„Zuverdienerinnen“ angelegt, kriti- sieren die Autorinnen des Gutach- tens, vor allem im Bereich personen- bezogener und sozialer Dienste. Dort entstandene zusätzliche Arbeitsplät- ze seien meist als Helferinnen- und Assistentinnenjobs konzipiert. Die Konsequenzen sind bekannt: Weder kann man gut verdienen noch son- derlich weit aufsteigen noch sich fürs Alter angemessen absichern.
Neben der Forderung, Minijobs abzuschaffen und Führungsfrauen zu fördern, lautet eine dritte, die Si- tuation privat pflegender Frauen und Männer zu verbessern. Denn „Haus- und Sorgearbeit“ sei in der alternden Gesellschaft zunehmend für pflege- bedürftige Anhörige zu leisten, oft, wenn die Pflegenden selbst noch beruflich aktiv sind.
Die Wissenschaftler fordern, die- jenigen ausreichend abzusichern, die pflegen, zum Beispiel durch eine eigenständige Krankenversicherung während der Pflegezeit und durch eine eigenständige Alterssicherung im Lebenslauf. Familiäre Pflege müsse besser mit professioneller verzahnt werden. Die Vorschläge sind nicht neu, aber wichtig. Zu- kunftsfeste Modelle für eine gegen- seitige Unterstützung in einer Gesell- schaft der Alten und für eine tragfä- hige Absicherung aller fürs Alter sind notwendiger als eine verpflichtende private Pflegezusatzversicherung.
Arme
Helferinnen
Mehr als sie- ben Prozent der Einwohner in Deutschland hatten 2009 mindestens eine MRT.
Im Jahr 2009 haben etwa sechs Prozent der deutschen Bevölke- rung beziehungsweise 4,88 Mil - lionen Personen mindestens eine Computertomographie (CT) und 7,2
Prozent beziehungsweise 5,89 Mil- lionen Personen mindestens eine Ma gnetresonanztomographie (MRT) er halten.
Damit liege Deutschland bei den CT-Untersuchungen international im Mittelfeld, bei den MRT-Unter- suchungen aber an der Spitze, be- richtet der neue Barmer-GEK-Arzt- report. „Unsere Versicherten profi- BARMER-GEK-ARZTREPORT
Deutschland ist MRT-Weltmeister
tieren vom medizinischen Fort- schritt, und das Solidarsystem der gesetzlichen Krankenversicherung zeigt seine Leistungsfähigkeit“, kom- mentierte der stellvertretende Vor- standsvorsitzende der Kran- kenkasse, Rolf-Ulrich Schlen- ker, diese Zahlen. Gleichzeitig verwies er auf geschätzte Gesamtkosten von 1,76 Milli- arden Euro pro Jahr für CT- und MRT-Untersuchungen.
1,25 Milliarden Euro davon entfielen auf den ambulanten Bereich. Das seien 3,2 Pro- zent der ärztlichen Behand- lungskosten im ambulanten Bereich.
Im Arztreport werden die Un - tersuchungsraten der vergangenen Jahre analysiert. Der Trend zeigt konstant nach oben. Zwischen 2004 und 2009 stieg die Zahl der Per - sonen mit mindestens einer CT um 26 Prozent. Der Bevölkerungsanteil mit mindestens einer Magnetreso- nanztomographie erhöhte sich im selben Zeitraum um 41 Prozent. hil Die Pläne für ein Krankenhaushy-
gienegesetz werden konkret. Nach einem Referentenentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium vom 3. Februar sollen die Bundesländer künftig dazu verpflichtet werden, Krankenhaushygieneverordnungen zu erlassen. Das Infektionsschutz- gesetz soll entsprechend geändert werden. Bisher gibt es nur in sie - ben Länder eine solche Verord- nung. Das Krankenhaushygienege- setz soll noch im Sommer 2011 in Kraft treten.
Dem Entwurf zufolge werden die Leiter von Krankenhäusern und anderen medizinischen Ein- richtungen dazu verpflichtet, no - sokomiale Infektionen zu vermei- den. Die Maßnahmen müssen dem neuesten Stand der Wissen- schaft entsprechen. Dies gilt als er- füllt, wenn die Empfehlungen der KRANKENHAUSHYGIENEGESETZ
Ministerium legt Entwurf vor
Kommission für Krankenhaushy- giene und -infektionsprävention und der Kommission Antiinfektive Re- sistenzlage und Therapie beachtet werden. Letztere wird neu am Ro- bert-Koch-Insitut (RKI) eingerich- tet. Die Rolle des RKI wird somit gestärkt.
Geregelt werden soll außerdem, wie künftig die ambulante Sanie- rung von Patienten vergütet wird, die mit einem Methicillin-resisten- ten Staphylococcus aureus besie- delt sind. Bis zum 31. Oktober soll es dazu eine Einigung geben.
Nach dem Gesetzentwurf erhält darüber hinaus der Gemeinsame Bundesausschuß (G-BA) den Auf- trag, die Hygiene zum Thema der sektorenübergreifenden Qualitätssi- cherung zu machen. Der G-BA soll bis Ende 2012 entsprechende Indi- katoren festlegen. BH
Foto: dpa