• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Resistente Erreger bei Weichteilinfektionen: Mischinfektionen verursachen hohe Amputationsrate" (24.02.1995)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Resistente Erreger bei Weichteilinfektionen: Mischinfektionen verursachen hohe Amputationsrate" (24.02.1995)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

VARIA AUS UNTERNEHMEN

B

ei Patienten mit Durch- blutungsstörungen der unteren Extremitäten verlangen Weichteilinfektio- nen eine aggressivere angio- logisch-antibiotische Thera- pie, um sie vor der drohenden Amputation zu bewahren, als posttraumatische Infektio- nen. Das Antibiotika-Re- gime muß das Erregerspek- trum sicher abdecken und zu- gleich die Multimorbidität dieser Patienten berücksich- tigen, wie Dr. Konrad Meyne (Hameln) auf einer von Pfizer unterstützten Fortbil- dung in Bielefeld betonte.

Da es sich vorrangig um Betalaktamase-bildende Sta- phylokokken bzw. aerob-an- aerobe Mischinfektionen handelt, hat Meyne ein The- rapieregime mit der Kombi- nation von Penicillin G und dem B etalaktamase-Inhibi- tor Sulbactam entwickelt.

Diese Kombination erfaßt das Erregerspektrum, ist ne- benwirkungsarm und zudem kostengünstig, was sich be- sonders bei Langzeitbehand- lung auswirkt.

Die wichtigsten Kausal- faktoren für Weichteilinfek- tionen sind der diabetische Fuß und die periphere arteri- elle Verschlußkrankheit (kompliziertes Stadium II und Stadium IV Fontaine) sowie Vaskulitis-Syndrome mit peripher-akralen Läsio- nen. .

Die hohe Amputationsra- te gründet im häufigen Vor- kommen von aerob-anaero- ben Mischinfektionen, die beim Diabetiker durch das Immundefizit (veränderte Makrophagenfunktion) be- günstigt werden. Sowohl Dia- betiker als auch pAVK-Pati- enten kennzeichnen Begleit- erkrankungen wie Nieren- und Leberinsuffizienz, die das Spektrum nutzbarer An- tibiotika einschränken und in dem meist polypragmati- schen Therapiekonzept berücksichtigt werden müs- sen.

Bei Patienten mit diabeti- scher Angio- und Neuropa- thie wird die Lebensqualität vor allem von der Gefäß- krankheit und ihrer klini-

schen Manifestation be- stimmt, wie Niereninsuffizi- enz, Retinopathie, aber auch diabetischer Fuß. Die Angio- pathie ist bei Diabetikern et- wa viermal so häufig wie in der Allgemeinbevölkerung und die Amputationsrate auf etwa das 20fache (!) erhöht.

Jeder zehnte Diabetiker ent- wickelt im Laufe des Lebens eine Gangrän.

Eiter- und Gewebsprobe

Bei Weichteilinfektionen erlauben oft bereits Anamne- se und klinischer Befund die Diagnose einer Durchblu- tungsstörung samt der Eta- genlokalisation und des Schweregrades. Der Befund muß anschließend durch ap- parative Diagnostik bestätigt und quantifiziert werden.

Das Skelett-Röntgen ist bei Weichteilinfektionen obligat, um das Ausmaß der Schädi- gung abzuklären. Nieren- funktion und Entzündungs- parameter müssen in Hin- blick auf mögliche Einschrän- kungen der Therapie be- stimmt werden. Für die Erre- gerdiagnostik sollte nicht nur ein Eiterabstrich, sondern auch eine Gewebeprobe zur Erfassung anaerober Keime erfolgen.

Oberstes Therapieziel ist die Rekanalisation oder Re- vaskularisation durch ge- fäßchirurgische oder inter- ventionell-radiologische Ver- fahren, wie z. B. lokale Ka- theterthrombolyse, perkuta- ne und transluminale Angio- plasti oder auch Stent-Einla- gen. Der Therapieerfolg muß mit Acetylsalicylsäure, Hepa- rin, Hydroxyäthylstärke oder Prostaglandin-El gesichert

werden. Wenn invasive Ver- fahren nicht sinnvoll sind, bleibt allein die konservativ- medikamentöse Behand- lung; ergänzt durch eine sup- portive „Basistherapie" mit- tels Lagerung, Analgetika und physikalischer Anwen- dungen. Im Unterschied zur traumatischen Weichteilin- fektion sollte das Wundde- bridement hier so sparsam wie möglich erfolgen. Un- verzichtbar ist die Behand- lung der Begleitkrankheiten (Blutzuckereinstellung oder Rekompensierung einer Herzinsuffizienz).

Die zweite Säule der The- rapie von Weichteilinfektio- nen sind die Antibiotika. De- ren Auswahl ist aber schwie- rig, da die wichtigsten Erre- ger (Staphylokokken, An- aerobier, Enterobakterien) oft resistent sind. Zudem hat die Verträglichkeit aufgrund der problematischen Grund- erkrankungen und Therapie- dauer besonderen Stellen- wert. Die Resistenzentwick- lung betrifft vor allem die gut verträglichen Betalaktam- Antibiotika. Die Möglichkeit dieser Substanzen, durch ei- nen Betalaktamase-Inhibitor wie Sulbactam die ursprüngli- che Zuverlässigkeit zurück- zugeben, erschien daher viel- versprechend.

Sparsames Debridement

Tatsächlich beobachtete Stromberg schon 1986 bei un- selektionierten Weichteilin- fektionen, daß die Therapie mit dem altbewährten Ampi- cillin plus Sulbactam derjeni- gen mit Clindamycin-Tob- ramycin klinisch und mikro- biologisch deutlich überlegen

ist. Dieselbe Kombination (Unacid®) erwies sich in ei- ner Studie von Grayson beim infizierten diabetischen Fuß sogar beim hochpotenten Breitspektrum-Präparat Imi- penem als vergleichbar wirk- sam.

Mikrobiologischen Über- legungen zufolge sollte das

„gute alte" Penicillin durch Kombination mit Sulbactam eine höhere Wirksamkeit als bisherige Antibiotikaregime gegen die hier dominieren- den Staphylokokken erhal- ten. Meyne entwickelte dar- aus ein Therapiekonzept und infundierte Penicillin G zu- sammen mit dem derzeit ein- zigen als Einzelsubstanz er- hältlichen Betalaktamase-In- hibitor Sulbactam (Combac- tam®). 32 Patienten mit am- putationsgefährdender Weichteilinfektion, davon 19 mit Diabetes, 12 mit pAVK und einer mit Thrombangiitis obliterans, erhielten täglich 3 x 10 Mega Penicillin und als Parallelinfusion 3 x 1 g Sul- bactam, ergänzt durch spar- sames Wunddebridement und Reinigung mit 10 Pro- zent Kochsalzlösung. Die an- tibiotische Behandlung dau- erte neun bis 26 Tage.

Eine klinische Heilung wurde bei sieben von 19 Dia- betikern und fünf von 12 pAVK-Patienten erreicht.

Weitere fünf Diabetiker und vier pAVK-Patienten zeigten am Ende der stationären Pha- se eine deutliche klinische Besserung. Im Erregerspek- trum dominierten Staphylo- kokken, gefolgt von Gramne- gativen und Anaerobiern.

Am Therapieende war bei zehn Diabetikern und acht pAVK-Patienten kein Erre- ger mehr nachweisbar. Un- verändert oder verschlechtert war der Lokalbefund bei sie- ben Diabetikern und drei pAVK-Patienten. Davon mußten sich fünf bzw. zwei ei- ner Grenzzonenamputation unterziehen. Der Thromban- giitis-Patient wurde klinisch und mikrobiologisch geheilt.

Nebenwirkungen wurden un- ter der Antibiotikatherapie nicht beobachtet. Ein Anti- biotika-Wechsel aufgrund

Resistente Erreger bei Weichteilinfektionen

Mischinfektionen verursachen hohe Amputationsrate

A-542 (76) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 8, 24. Februar 1995

(2)

VARIA AUS UNTERNEHMEN

von fehlendem Ansprechen, Erregerwechsel oder Super- infektion ist erfahrungs- gemäß bei knapp 20 Prozent der Patienten erforderlich.

Deshalb muß anhand des Verlaufs und von Zwi- schenabstrichen stets kon- trolliert werden, ob das Spek- trum weiterhin der Therapie entspricht.

Geschütztes Penicillin

Daß eine erregergerechte Antibiose wenn nötig auch ohne invasive Gefäßtherapie zur Heilung führen kann, be- legt u. a. der von Meyne vor- gestellte Fall eines 56jährigen Typ 1-Diabetikers mit Gangrän am rechten Vorfuß.

Nach vier Wochen stationä- rer Therapie mit Penicillin-

Sulbactam und infolge der Mikroangiopathie nur kon- servativ-angiologischen Maß- nahmen (ASS, PG-E1) konn- te er das Krankenhaus dann wieder verlassen.

Bereits diese ersten Er- gebnisse zeigen nach Meynes Einschätzung, daß die Hei- lungstendenz unter Penicil- lin-Sulbactam günstiger ist als bei früher üblichen Therapie- formen. Penicillin-Sulbactam sei daher die Kombination der ersten Wahl, insbesonde- re bei den multimorbiden Diabetikern.

Dr. Klaus A. Schmidt

Uroxatral® — Synthelabo Arzneimittel bietet zur The- rapie der BPH den uroselek- tiven oci -Blocker als Uroxa- tral® Tabletten (Wirkstoff:

Alfuzosin) an, ohne blut- drucksenkenden Effekt. pe

St. Jude Medical

Weiteres Wachstum

Die international agieren- de Firma St. Jude Medical, St.

Paul (Minnesota/USA), Spe- zialist für künstliche Herz- klappen-Prothesen, verfügt auf dem europäischen Markt über ein „zweites Standbein":

Wie Vorstands-Chef Ronald A. Matricaria anläßlich einer Visite in der deutschen Toch- ter St. Jude Medical GmbH in Neuss Ende 1994 mitteilte, hat die Firma den Schrittma- cherbereich der schwedi- schen Siemens-Elema AB mit eigener Forschung und Fertigung sowie die weltweite Vertriebsorganisation in die- sem Spezialsektor übernom- men. Nach Angaben der Fir-

menleitung der deutschen Tochtergesellschaft von St.

Jude investiert der US-ameri- kanische Konzern 525 Millio- nen US-Dollar, die zu mehr als 50 Prozent aus eigenen Mitteln finanziert werden.

Der St. Jude-Medical- Konzern will seine führende Position auch auf dem Markt der Medizintechnik inner- halb der Kardiologie dadurch verbessern.

Mit den Produkten und Dienstleistungen im Bereich Herzchirurgie erzielte St. Ju- de Medical 1993 einen Um- satz von 250 Millionen US- Dollar und einen Gewinn vor Steuern von knapp 110 Mil- lionen Dollar.

Die beiden Siemens- Töchter brachten es im Herz- schrittmacher-Geschäft auf 360 Millionen Dollar Umsatz und 54 Millionen Dollar Vor- steuer-Gewinn. EB

3 Tage!

16 Mark!

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 8, 24. Februar 1995 (77) A-543

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zur Begründung verwies das BSG auf die Ge- bührenordnung für Hebam- men, in der Gebühren für Unterkunft und Verpflegung nicht vorgesehen sind.. Offen blieb, ob solche

Unter den derzeit verfügbaren Antibiotika weist Imipi- nem das breiteste Aktivi- tätsspektrum auf und killt zu einem hohen Prozent- satz auch solche Keime, die gegen andere

Orale Cephalosporine stellen bei Überempfindlichkeit gegen Penicillin und bei Versagen einer Penicillinthe- rapie (kein Fieberabfall und Redukti- on des Krankheitsgefühls nach

Zusammenfassend können wir für die heutige Situation feststellen, daß das drängen- de Problem im Bereich Methicillin-resistenter S.- aureus-Stämme liegt, daß eine

Wegen dieser Beschwerden sind drei Wochen nach der Krankenhaus- behandlung noch 23 Prozent bezie- hungsweise knapp ein Viertel aller Be- fragten in Behandlung.. Dies belegt, daß

Königsberger Bürgerbrief - Anfang Juli ver- senden wir unseren Königsberger Bürgerbrief. Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine große Anzahl wegen Unzustellbarkeit zurückkommt, weil der

Im Alter von 40 Jahren gewinnen die Patienten neun Jahre, im Alter von 50 Jahren noch sechs Jahre, und selbst im Alter von 60 Jahren kann das Leben noch um durchschnittlich drei

NIEDERRHEIN. Da immer wieder neue Fälle von Corona- Infektionen nachgewiesen wer- den und die Infektionsrate steigt, sieht der BRH bis auf weiteres von den monatlichen Treffen