• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Blumen aus Eis" (23.08.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Blumen aus Eis" (23.08.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Stellung der Medizin

Interdisziplinärer Diskurs

Gerald Ulrich (Hrsg.): Medizin zwischen exakter Naturwissen- schaft und humaner Verpflich- tung. Ein interdisziplinäres Sym- posion. VAS – Verlag für Aka- demische Schriften, Frankfurt am Main, 2003, 73 Seiten, kartoniert, 12 A

Der Leser wird einbezogen in einen interdisziplinären Diskurs. Die Lebendigkeit des Austausches, die gemein- same Konzentration auf je- weils einen Gegenstand nach Präsentationen knapper the- senartiger Einleitungen ist erfrischend und unterschei- det diese Publikation von nicht selten dogmatischen Monographien.

Der Psychiater Gerald Ul- rich hat mit dem theore- tischen Physiker und Philoso- phen Hans-Jürgen Treder den Germanisten Friedrich Gae- de, den Psychiater Hans Hei- mann, den Psychosomatiker Sven-Olaf Hoffmann und den

Pharmazeuten und Philoso- phen Georg Schönbächler un- ter der Schirmherrschaft von Thure von Uexküll 2001 nach Berlin eingeladen. In dem Büchlein ist ihr gemeinsames Gespräch wiedergegeben.

Einleitend postuliert von Uexküll, der Altmeister der psychosomatischen und inte- grierten Medizin, dass die Frage nach der Stellung der Medizin zwischen exakter Naturwissenschaft und huma- ner Verpflichtung Leitfaden jeder Ausbildung zum Arzt sein muss. Die Anwendung von Naturwissenschaft und Wahrnehmung der Lebens- wirklichkeit in und außerhalb der Medizin ist ein Grund- problem, mit dem jeder Arzt konfrontiert ist. Uexküll kon- statiert „frustrierende Orien- tierungslosigkeit“ in den ein- schlägigen Debatten, zum Beispiel zur Gentechnologie.

Quintessenz der Diskussi- on ist Komplementarität. Das Verhältnis zwischen Natur und Geist, zwischen Soma und Psyche, Rationalität und Intuition, Kausalitätswissen-

schaften und Indizienwissen- schaften führt gleich einem Januskopf zu komplemen- tären Aspekten derselben Wirklichkeit. Ärzte müssen sich nicht verlassen fühlen im Dschungel nur scheinbar widersprüchlicher Theorien.

Die Entdeckung der Bio- grafie als einer eigenständigen Disziplin oder John Hugh- lings Jacksons mehr als hun- dert Jahre alte Forderung nach der „doppelten Buch- führung“ lässt den Arzt heute eine kritische Haltung ein- nehmen: Kritik am operatio- nalen Klassifizieren, Kritik an der Entwicklungslinie Me- chanik – Technik – Informati-

on, die vom Verständnis der Lebensprozesse weiter weg- als hinführt, Kritik an der patientenfernen „Transmitter- psychiatrie“ oder an dem Satz, „wer die Gene kennt, der kennt das Leben“.

Die Medizin ist gegenwär- tig durch unvermitteltes und willkürliches Nebeneinander unterschiedlicher Denkstile und Praxisansätze gekenn- zeichnet. Der hier dokumen- tierte Diskurs zeigt, wie und dass diesem Durcheinander beizukommen ist.Wir müssen ihn nur wollen und ihn in unseren Fakultäten, Instituten und Krankenhäusern üben und pflegen. Wilhelm Rimpau

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004 AA2321

B Ü C H E R

Roman

Erinnerungen an die DDR

Udo Schönteich: Blumen aus Eis. Roman. IKS Garamond, Jena, 2003, 298 Seiten, karto- niert, 14A

Die Öffnung der ostdeut- schen Grenzen 1989 ruft in Achim Wussow die Erinne- rung an die Vergangenheit

wach. Nur wenige Monate vorher hatte für den jungen Chirurgen und seine Familie per Ausreise ein neues Le- ben begonnen. Nach der Wende lässt Wussow seinen Werdegang in der DDR zum Arzt noch einmal Revue passieren. Die medi- zinische Ausbildung mit den politisch bedingten Unzu- mutbarkeiten, die Kranken- hauspraxis in der DDR, die ewige Sehnsucht nach Freiheit im Privaten und im Beruf und die frühe Erkenntnis, dass politischer Kniefall vor beruflicher Kom- petenz kommt, bestimmen die Rückschau.

Wer in der SBZ/DDR gelebt, studiert, als Arzt gearbeitet hat, erlebt beim Lesen des Buches die eigene Vergangenheit noch einmal mit allen Zweifeln und Gedanken zum Leben und Arbeiten in der 17. Sowjet- republik. Erhard Scholz

Medizingeschichte

Ungeschminkte Beschreibung

Erlebnisse – Sächsische Ärzte in der Zeit von 1939 bis 1949. Säch- sische Landesärztekammer, Dres- den, 2003, 196 Seiten, gebunden, gegen Schutzgebühr in Höhe von 8 Aunter Telefon: 03 51/8 26 73 51 23 Zeitzeugen haben den Mut aufgebracht, die Zeit ihres Medizinstudiums und ihrer ersten ärztlichen Tätigkeit vor 50 bis 60 Jahren un- geschminkt zu beschreiben.

Das Buch erscheint zu einer Zeit, in der erstmalig Vertrei- bung, Flucht und Elend bei Kriegsende und in der ersten Nachkriegsphase in den Me- dien deutlich artikuliert wer- den. Es liest sich deshalb so spannend, weil jeder Autor seine persönlichen Erlebnisse beschreibt. Erzählt wird von positiven Erfahrungen und von schmerzlicher Hilflosig- keit. Es gibt keine polemi- schen Anklagen und Schuld- zuweisungen. Es war Frieden, und dafür waren die Men- schen dankbar.

Die Verfasser sind 75 Jahre und älter. Sie haben in Jahr- zehnten ihres Arztseins erfah- ren, dass Toleranz und Ver- ständnis die Basis für ein menschliches Miteinander sind. Diese Erfahrungen ha- ben sie weit über die sächsi- schen Landesgrenzen hinaus

getragen, je nachdem, wohin es sie nach 1949 verschlagen hat.

Kampf gegen Typhus, Ge- schlechtskrankheiten, Tuber- kulose prägten den Einsatz der jungen Ärzte direkt nach ihrem Studienabschluss. Sta- tionäre Behandlung von Sy- philis und Gonnorhö, Raz- zien in den Ballsälen von Eta- blissements, Liegekuren und Pneumothorax bei der Tuber- kulose – die Einzelheiten nehmen kein Ende. Die Be- richte sind von einer solchen Anschaulichkeit, dass sich dem Leser viele Szenen ein- prägen.

Diese Erinnerungen säch- sischer Ärzte sollten weite Verbreitung finden. Für die Älteren ist das Buch Bestäti- gung ihres Lebensweges, den Jüngeren könnte bewusst werden, dass sie ein Glied in der Kette ärztlichen Wirkens sind. Albrecht Scholz

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2008, 216 Seiten, broschiert, 39,95 Euro.. Beat Gloor (Hrsg.): Exokrine Pankreasinsuffizienz – Diagnose und Therapie in

Bernhard Lachenmayr (Hrsg.): Begutachtung in der Augenheilkunde.Springer Medizin Verlag, Hei- delberg 2008, 337 Seiten, gebunden, 89,95 Euro. Ulrike Zwergel (Hrsg.):

Der Arzt Klaus Dörner hat sich in den vergangenen zehn Jahren circa 1 500-mal aufgemacht, um in Dis- kussionsrunden und Vorträgen von Bürgerinnen und Bürgern in ganz Deutschland

Dies mag an modernen Implantaten oder der sich stetig wandelnden Mode (auch in der Medizin) liegen, nur ei- nes steht fest: Umstellungsosteoto- mien müssen sorgfältig geplant

Sie machen sich hiermit gegenüber dem ärztli- chen Nachwuchs verdient, der sich nach dieser Aufklärung reiflich über- legen wird, ob er in die Falle einer Versklavung durch

Das Buch richtet sich konsequenter- weise nicht nur an Ophthalmologen, sondern ist vor allem auch für Be- troffene geschrieben.. Ausgehend von einem psychosomatischen Grund-

Es wurde von den Kollegen als Schlag ins Gesicht für die Eminenz- medizin gewertet, dass die Insulin- analoga vom IQWiG als nicht besser als humane Insuline bezeichnet wor- den

Neurodermitis, atopische Dermati- tis, endogenes Ekzem, Prurigo Bes- nier – die Liste der Synonyme für das atopische Ekzem ist lang und spiegelt die Komplexität dieser häu-