A 1120 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 22|
4. Juni 2010 Als pflegender Angehöriger, aberauch als Profi braucht man im Um- gang mit dementen Menschen star- ke Nerven. Alltagsbewältigung ist gefragt. Aber genauso wichtig ist es auch, alte Menschen gefühlsmäßig
„abzuholen“. Wie kann man ein Gespräch beginnen, auch den ver- wirrten Menschen zum Partner wer- den lassen und die Begegnung anre- gend für beide Seiten gestalten?
Mit seinen „Lebensgeschichten“
ist dem Kommunikationsdesigner Hendrik Haase etwas ganz Beson- deres gelungen: Auf stabilem Kar- ton, in handlichem Kartenformat sieht man 25 ausgewählte Gegen- stände, welche in die Kindheit und Jugend der heute 70- bis 90-Jähri- gen führen. Auf der Rückseite ste- DEMENZ
Türöffner für Emotionen
hen jeweils einige Fragen, die den Gesprächseinstieg erleichtern, dazu ein kurzer Text mit ein wenig Hin- tergrundwissen.
Aus Studien ist bekannt, dass emotional besetzte Inhalte wesent- lich besser vor dem Vergessen ge- schützt sind als mit wiederholenden Verfahren „eingeübte“. Auch blei- ben Affekte und Emotionen bei einer Demenz viel länger erhalten als zum
Beispiel zeitliche und örtliche Ori- entierung, Kurzzeitgedächtnis und andere neuropsychologische Leis- tungen. Im Umgang mit den Karten gibt es keine Fehler. Die Gesprächs- partner begegnen sich mit Interesse und Empathie. Offenheit und Neu- gierde im besten Sinn führen durch eine unverwechselbare Biografie.
Die Erinnerungen werden zum Tür- öffner für Emotionen; durch das Er- zählen gewinnt der demente Mensch Selbstvertrauen und erobert sich ein Stück der eigenen Identität wieder zurück. Ein beigelegter Kurzleitfa- den zur Gesprächsführung gibt wei- tere hilfreiche Anregungen.
Das Material ist so offen, asso- ziativ und emotional aufgeladen, dass jeder, der es in die Hand nimmt, rasch eine individuelle Ver- wendungsmöglichkeit dafür entde- cken wird. Ulrike Blatter Hendrik Haase:
Lebensgeschichten.
Mit altersverwirrten Menschen ins Gespräch kommen.
Balance Buch + Medien Verlag, Bonn 2010, 20 Seiten, 25 Karten, 12,95 Euro
Infektionserkrankungen spielen ei- ne wichtige Rolle im medizinischen Alltag, ihre adäquate Therapie ge- winnt aufgrund zunehmender Re- sistenzentwicklung immer mehr an Bedeutung. Im Fachgebiet der Frauenheilkunde ist das Wissen über Infektionen, deren Verläufe und Therapie sowohl in der operati- ven Gynäkologie für einen erfolg- reichen Behandlungsverlauf wich- GYNÄKOLOGIE
Hilfreiche Orientierung
tig als auch bei der Betreuung on- kologischer Patientinnen und insbe- sondere in der Geburtshilfe zum Schutz des ungeborenen Kindes.
Mylonas und Friese haben in ei- nem kompakten Werk die wichtigs- ten Informationen anhand über- sichtlicher Diagnostikschemata und detaillierter, praxisrelevanter The- rapieempfehlungen zusammenge- stellt. Hierbei werden nicht nur die wesentlichsten Infektionskrankhei- ten in der Gynäkologie prägnant be-
schrieben, sondern auch spezielle Erkrankungen aus Randgebieten angrenzender Fachgebiete aufge- führt. Neben genauen Erläuterun- gen allgemeiner Pathogenese vira- ler und bakterieller Infektionen, de- ren Symptomen und Therapie fin- det der Leser in diesem Werk die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO sowie Richtlinien zur Mut- terschaftsvorsorge und konkrete Empfehlungen zum diagnostischen Vorgehen bei Verdacht auf eine In- fektion in der Schwangerschaft. In Europa selten auftretende Infekti- onskrankheiten und sexuell über- tragbare Infektionen werden an- schaulich anhand epidemiologi- scher Grafiken demonstriert.
Durch Aufzählungen, zahlreiche Tabellen und Algorithmen der ent- scheidenden Differenzialdiagnosen bietet das Buch eine hilfreiche Ori- entierung im schnelllebigen klini- schen Alltag. Es handelt sich um ein hervorragendes Nachschlage- werk zur sicheren Diagnose und Therapie von Infektionskrankheiten für Klinik und Praxis; es gibt auch Ärzten aus anderen Fachgebieten eine gute Hilfestellung bei der Be- ratung ihrer Patientinnen.
Gun Berit Hempfing Ioannis Mylonas, Klaus Friese:
Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe. Urban & Fischer, Elsevier GmbH, München 2010, 418 Seiten, gebunden, 59,95 Euro
Medizin/Naturwissenschaft
Markus Peck-Radosavljevic (Hrsg.): Leitfaden der chronischen Infektionskrankheiten der Leber. 2. Auflage. UNI-MED Science.
UNI-MED Verlag, Bremen 2009, 144 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro
Karl-Ludwig Täschner, Benedikt Bloching, Gerhard Bühringer, Gerhard Wiesbeck: Therapie der Drogenabhängigkeit. 2. Auflage.
Kohlhammer, Stuttgart 2010, 296 Seiten, gebunden, 49,90 Euro
Klaus M. Peters, Dietmar P. König (Hrsg.): Fortbildung Osteologie 3.
Springer, Berlin, Heidelberg 2010, 144 Seiten, kartoniert, 59,95 Euro
Michele Noterdaeme, Franz Joseph Freisleder (Hrsg.): Entwick- lungsstörungen im Überblick. Zuckschwerdt, München 2010, 180 Seiten, kartoniert, 29,90 Euro