Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
LEKTÜRE
Auch der einzelne Arzt kann - in seinem eigenen Wirkungskreis - „Pressepolitik"
machen.
Beim Namen nennen
Die meisten Kollegen wissen, wel- che Zeitschriften besonders „ärz- tefreundlich" sind. Trotzdem lie- gen diese nach wie vor in ihren Wartezimmern zur Erbauung der Patienten aus. Entweder haben die Ärzte keine Zeit, sich um „solche Kleinigkeiten" zu kümmern, oder sie sind zu bequem, um aus dem alten Trott herauszukommen. Es ist unverständlich, daß sich eine schwer arbeitende Berufsgruppe unverblümt als „Beutelschneider"
bezeichnen läßt, in Protest-Ver- sammlungen energisch dagegen protestiert, um dann ein solches Blatt in aller Seelenruhe weiter zu abonnieren und diejenigen, die mit dieser Hetze angesprochen werden sollen, damit zu „erfreu- en". Diese Handlungsweise stößt in einem großen Teil der Bevölke- rung auf Unverständnis
Schon Willy Brandt ist klar gewor- den, daß „man die Wirkung des Arztes und seiner Aussage Patien- ten gegenüber nicht unterschät- zen dürfe". Sagt einem derartiges der SPD-Chef, so sollte man sich wirklich als Arzt Gedanken dar- über machen, was man sagt und tut - oder besser unterläßt! ... Ich weise noch einmal darauf hin, daß man unter dem Motto „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil" unsere Gegner in der Öffent- lichkeit mit Leserbriefen an die Medien eindecken sollte. Auch wenn diese nicht gedruckt wer- den, wirken sie meinungsbildend, wie mir kürzlich wieder ein Jour- nalist bestätigte. Am besten trifft man seine Feinde, wenn man ihre publizierte Meinung in einem an- deren Blatt aufspießt und dabei ih- re Namen nennt. Es ist erfreulich, daß unsere medizinischen Publi- kationsorgane dafür Platz zur Ver- fügung stellen. Auf Ärzteversamm- lungen - und wo immer man sonst
ein Forum zur Verfügung hat - sollte man dieses uns alle ange- hende Thema immer wieder zur Sprache bringen! .
Dr. med. Rudolf Hellmann Hansastraße 28
2000 Hamburg 13
HONORARE
Zur Höhe von Privat-Rechnungen (und Klagen der Ruhestandsbeamten, Rech- nungen seien oft zu hoch).
Gebührenordnung von 1965!
Wenn ich Reparaturrechnungen be- komme, verstehe ich die Höhe der- selben oft nicht. Ich schließe darauf auf meine kaufmännische Inkompe- tenz und bin froh, daß mir 1965 der Staat für meine Rechnungen eine amtliche Gebührenordnung an die Hand gegeben hat.
Aus dieser haben die Juristen schon 1965 gelesen, daß ich im Normalfall die 3,5fachen Sätze an- wenden solle. Wenn der Patient weniger bezahlen wolle, müsse er das begründen, wenn ich mehr ha- ben wolle, müsse ich Besonder- heiten des Einzelfalles nachwei- sen. Zu solchen Besonderheiten zähle ich heute die Inflation seit 1965. Jede Gebührenordnung muß schematisieren, und wenn die Re- lationen der GOÄ nicht mehr stim- men, ist das Sache des Staates, der uns beharrlich eine Moderni- sierung verweigert. Klagen der Pa- tienten kommen nur über die ho- hen Positionen, daß es daneben auch niedrige gibt, wie Wegegeld und Verweilgebühr, die jeder Taxi- fahrer als Zumutung empfinden würde, oder den Hausbesuch, wo ich jetzt mit dem 6fachen von 6 DM = 36 DM am Ende bin, stört die Patienten wenig
Zudem wollen wir mit unserem Honorar unter anderem auch un- seren Ruhestand finanzieren .. .
Dr. F. Sember Turmstraße 5 7980 Ravensburg
„Streiks" der Medizinstudenten
Analyse unseres eigenen Verhaltens gerecht werden und darüber nach- denken, warum denn wohl die große Mehrzahl der Studenten zur soge- nannten schweigenden Mehrheit gehören, im übrigen ja wohl auch die große Mehrzahl der Hochschul- lehrer. Wir müssen darüber nach- denken, warum es zur grundlegen- den Störung des Vertrauensverhält- nisses zwischen Lehrern und Schü- lern gekommen ist, warum Gesprä- che so schwierig geworden sind und warum die meisten „Vernünftigen"
unter den Professoren wie unter den Studenten extremen Standpunkten das Feld überlassen. Wir müssen vor allen Dingen schnell versuchen, die- ses Vertrauensverhältnis wiederher- zustellen, vor allem in dem von Herrn Förster so oft beschworenen Interesse der uns anvertrauten Kran- ken. Pauschale Beschimpfungen hin und her nutzen diesem Ziel sicher nicht.
3. Studenten sind erwachsene Staatsbürger mit allen entsprechen- den Pflichten aber auch Rechten.
Wie sollen die Studenten denn auf ihre Sorgen und Bedenken aufmerk- sam machen, wenn sie in der Hoch- schule keine gesprächsbereiten Partner finden? Wie sollen sie sich in der Öffentlichkeit bemerkbar ma- chen, wenn ihre Hochschullehrer schon nicht mehr auf sie eingehen?
Wie sollen sie letztlich dann Vertrau- en in eine argumentative Demokra- tie gewinnen?
Prof. Dr. med. Felix Bäcker Direktor des Nervenkrankenhauses Collenbacher Straße 23
8580 Bayreuth
Vl. Dank
Endlich hat sich auch jemand aus dem Kreis der Universitätsprofesso- ren entschlossen, die Streiks der Medizinstudenten zu kritisieren. Vie- len Dank für Ihren Artikel, der eine weitere Verbreitung verdiente!
Dr. R. Witzmann Fichtenstraße 32 8031 Puchheim
966 Heft 16 vom 20. April 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT