DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Allergische Erkrankungen
lgE-Antikörper genetisch gesteu- ert wird; und zwar spielen die an das H LA-Systen gekoppelten so- genannten "lmmunresponse"
(IR)-Gene für die allergenspezifi- sche Antwort des Immunsystems auf atopische Allergene, zum Bei- spiel Pollen, Hausstaubmilbe, Tierhaare, bestimmte Nahrungs- mittel, die Hauptrolle. Außerdem kommt Umweltfaktoren für die Entwicklung von atopischen Er- krankungen eine Bedeutung zu. Es wird in der letzten Zeit disku- tiert, ob etwa langes Stillen (mehr als sechs Monate), eine allergen- arme Diät für das Neugeborene und für die Mutter, das Meiden von Allergenen in der Säuglings- zeit, Rauchkarenz und andere Maßnahmen einen vorbeugenden Wert für die Entwicklung atopi- scher Allergien haben. Ansatz- punkte für zukünftige Forschun- gen liegen auf diesem Gebiet.
FÜR SIE GELESEN
Hyperaktive Kinder:
Kognitive und psychische Beeinträchtigungen
Hyperaktivität des Kindes be- zeichnet ein Syndrom, in dem vielfältige Symptome unter Um- ständen unterschiedlicher Ursa- che subsumiert werden.
Hyperaktivität des Kindes ist asso- ziiert mit dem Begriff der minima- len zerebralen Dysfunktion, er beinhaltet eine abnorme motori- sche Unruhe und Beeinträchti- gungen unter anderem in der Wahrnehmung, der Sprache, dem Gedächtnis, der Aufmerksamkeit und des Antriebs.
ln der referierten Studie wurden fünfminütige Sprachstichproben von 15 hyperaktiven und 16 nicht hyperaktiven Kindern nach defi- nierten psychiatrischen Katego- rien analysiert. Im Ergebnis des Gruppenvergleichs waren die hy- peraktiven Kinder signifikant auf-
Der letzte Vortrag von Prof.
Klaschka, Berlin, behandelte das Thema der Pseudoallergien, eine neue Bezeichnung für Reaktio- nen, die klinisch den immunolo- gisch bedingten allergischen Re- aktionen stark ähneln, die aber auf nicht immunologische Weise entstehen. Ihnen fehlen die die Allergie kennzeichnenden Merk- male der Spezifität und der passi- ven Übertragbarkeit. Es gibt eine ganze Reihe derartiger Erschei- nungen; am bekanntesten sind die mit Asthma und Nesselfieber einhergehenden Reaktionen auf Acetylsalicylsäure und andere entzündungshemmende Arznei- mittel, auf jodhaltige Röntgen- Kontrastmittel und auf manche Lebensmittelzusätze (Konservie- rungsmittel, Farbstoffe). Die dia- gnostische Abgrenzung von aller- gischen und pseudoallergischen Reaktionen kann Schwierigkeiten
fällig. Bei ihnen fanden sich im Mittel vermehrt Anzeichen
~ einer kognitiven Beeinträchti- gung (zum Beispiel Orientie- rungsstörungen);
~ sozialer Kontaktschwierig- keiten (zum Beispiel mangelhafte oder unbefriedigende Beziehung zu anderen Personen);
~ persönlicher Disorganisation (körperliche oder psychische Er- krankungen, Leistunsschwierig- keiten);
~ von Depressivität, gekenn- zeichnet durch vermehrte Hoff- nungslosigkeit, Selbstanklage, psychosomatische Beschwerden und Schlafstörung.
Nach den Ergebnissen werden drei Gesichtspunkte zur Diskus- sion gestellt:
1. Das hyperaktive Syndrom des Kindes sei nicht nur durch kogniti- ve Defizite, sondern auch durch 1252 (56) Heft 17 vom 24. April 1985 82. Jahrgang Ausgabe A
bereiten. Die für die Diagnostik der Allergie verwendeten Verfah- ren wie Hautteste und Antikörper- nachweis sind wertlos. Die Entste- hungsweise der verschiedenen pseudo-allerg ischen Reaktionen und Phänomene ist nicht einheit- lich und bis heute noch keines- wegs vollständig geklärt. Ob auch hier, ähnlich wie bei der atopi- schen Allergie, genetische Fakto- ren oder auch chronische Infekte eine Rolle spielen, wird zur Zeit untersucht. Die Kenntnis der ur- sächlichen Zusammenhänge zeigt den Weg für eine sinnvolle Thera- pie, die allein im Meiden der aus- lösenden Agenzien besteht.
Professor Dr. med.
Kari-Heinz Schulz
Universitäts-Krankenhaus Eppendorf
Martinistraße 52 2000 Harnburg 20
verstärkte Depressivität, soziale Entfremdung und persönliche Disorganisation gekennzeichnet.
2. Ein Zusammenhang dieser ko- gnitiven Beeinträchtigung und ei- ner erhöhten psychiatrischen Morbidität mit einer Störung der Hirnfunktion liege nahe, da sich vergleichbare Befunde in Stich- proben fanden, in denen Schäden des zentralen Nervensystems ge- sichert sind (unter anderem durch chronischen Alkoholismus, Grei- senalter).
3. Die erhöhte Depressivität stüt- ze die Hypothese, daß bei einigen hyperaktiven Kindern eine De- pression vorliege, die durch cha- rakteristische Verhaltensstöru n- gen maskiert werde. wrk
Gottschalk, L. A.; Swanson, J. M.; Hoigaard- Martin, J.; Gilbert, R.; Fiore, C.: Hyperactive Children: A Study of the Content Analysis of Their Speech. Psychother. Psychosom. 41: (1984) 125-135-L. A. Gottschalk, MD, Depart- ment of Psychiatry and Human Behavior. Col- lege of Medicine Univ. of California lrvine. CA 92717 (USA)