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Archiv "Vor allem Frauen rücken nach" (12.03.2004)

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„Die Ärzte sind oft überlastet“, sagt Susanne M. (41)**. Sie kann auch zum Arzt nach Stollberg, Aue oder Lösnitz fahren. „Aber für alte Leute ist es um- ständlich“, sagt sie. Der 363er-Bus nach Aue fährt nur einmal pro Stunde und ist dann eine halbe Stunde unterwegs. Der Bus nach Stollberg braucht fast ebenso lang und kommt etwa alle 40 Minuten.

Mit dem öffentlichen Verkehrsmittel wird ein Arztbesuch zur Tagestour – an- strengend, wenn man krank und noch dazu nicht mehr gut zu Fuß ist. Ange- spannt findet auch Petra T.** die Situati- on, vor allem, wenn ihre 93-jährige Mut- ter krank ist: „Ein paar Stunden braucht man manchmal schon, um beim Arzt zu warten.“

Peter Löffler, als Beigeordneter die rechte Hand des örtlichen Bürgermei- sters, kennt die Klagen. Natürlich gehört die Sicherstellung der ambulanten Ver- sorgung nicht zu seinen Aufgaben.

„Doch die Stadtverwaltung ist am Ende für alles zuständig“, weiß Löffler. Er sorgt sich erst recht um die hausärztliche Versorgung im Ort, seit er weiß, dass der rüstige Dr. Jähn im Frühjahr tatsächlich in Rente gehen wird. „Das halten die ge- sunden Kollegen nicht lange durch“, fürchtet er.

Carmen Baumgart kann keine Pa- tentlösung anbieten. Wenn ein Bezirk der Statistik nach überversorgt und da- mit gesperrt ist, darf sich eben nirgend-

wo ein zusätzlicher Arzt niederlassen – selbst wenn es stellenweise Bedarf gäbe.

Außerdem kann die KV praktizieren- den Ärzten nicht vorschreiben, wo in ei- nem Planungskreis sie arbeiten sollen:

„Wir haben keine Lenkungsfunktion.“

So kommt es vor, dass es innerhalb ei- nes Planungsbezirks genug Ärzte in der Kreisstadt gibt, aber Hausärzte auf den umliegenden Dörfern fehlen. Statistisch betrachtet ist ein solches Gebiet schnell

überversorgt. In Wirklichkeit haben nur die Stadtbewohner wohnortnah ausrei- chend Hausärzte zur Verfügung, die Dorfbewohner dagegen nicht.

Doch selbst wenn alles gut austariert ist in einem Bezirk, führt der Mangel an hausärztlichem Nachwuchs zu Proble- men bei Urlaub oder Krankheit. „Ich habe zum Beispiel versucht, eine Vertre- tung zu bekommen, als ich vor drei Jah- ren etwas länger krank war“, berichtet Dr. Melzer. „Aber es fand sich ein- fach niemand.“ „Wir haben unser Nach- wuchsproblem“, bestätigt Carmen Baum- gart. Sieht aber die KV, die für die Sicherstellung der ambulanten Versor- gung zuständig ist, einfach nur tatenlos zu? „Wir haben keinen Einfluss darauf, frühzeitig etwas für den Nachwuchs zu tun“, bedauert Carmen Baumgart. „Die ganze Strecke Ausbildung–Weiterbil- dung können wir gar nicht beeinflus- sen.“ Selbst eine so einfache Maßnahme wie die, Ärzte in der Aus- oder Weiter- bildung direkt anzuschreiben und für eine hausärztliche Tätigkeit zu erwär- men, sei für eine KV unzulässig.

Dazu muss man wissen, dass allein die Ärztekammern über die benötigten Adressen verfügen, sie aber aus daten- schutzrechtlichen Gründen nicht her- ausgeben dürfen – auch nicht an eine KV. Knut Köhler, Pressesprecher der Landesärztekammer Sachsen, verweist P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1112. März 2004 AA685

MR Dr. med. Joachim Hübschmann trotzt dem Nachwuchsmangel auf seine Weise: Er motiviert nach Kräften Tochter und zwei Schwiegerkinder in spe – drei künftige Ärzte in der Familie.

Fotos:Andreas Tannert

Vor allem Frauen rücken nach

Ärztemangel ja oder nein – darüber streiten die Fachleute. Dass in Deutschland zunehmend Hausärzte fehlen werden, ist weniger umstritten. Das Wissenschaftliche Institut der AOK kam 2003 in der Studie „Ärztemangel – Ärzteschwemme?“ zu folgendem Ergebnis: „Abgesehen von einzel- nen Planungsbereichen und einzelnen Fachgruppen, gibt es in den neuen Ländern weder im hausärztlichen noch im fachärztlichen Bereich aktuell Unterversorgung.“ Eingeräumt wurde aller- dings, dass sich bis 2010 das altersbedingte Ausscheiden vieler Hausärzte bemerkbar machen wird. Dann kann es „in vielen Planungskreisen zu Unterversorgung kommen, wenn es nicht ge- lingt, frei werdende Sitze zu einem gewissen Anteil wieder zu besetzen“.

Dr. rer. pol. Thomas Kopetsch hat das Thema Arztmangel in mehreren Artikeln für das Deutsche Ärzteblatt dargestellt. Kopetsch leitet das Referat Bedarfsplanung bei der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung. In Ausgabe 11/12 der Zeitschrift für Gesundheits- und Sozialpolitik hat er vor kur- zem darauf hingewiesen, dass im Frühjahr 2003 in den neuen Ländern bereits 269 von 406 Pla- nungsbereichen für niederlassungswillige Hausärzte offen standen. Überversorgte Gebiete gebe es kaum noch. Dies sei die Folge einer Überalterung der Hausärzte bei zeitgleichem Wegbrechen des medizinischen Nachwuchses. Wenn sich jemand von den Jungen für eine Hausarztpraxis ent- scheidet, dann hauptsächlich Frauen, hat Kopetsch dargelegt. Allerdings sind Westpraxen begehr- ter als Ostniederlassungen, weil dort die Vergütung besser ist. Die Nachwuchsförderung mithilfe des Initiativprogramms Allgemeinmedizin wirkt zwar, kann aber nicht alle Lücken schließen. Ko- petsch hat errechnet, dass derzeit 2 200 neue Hausärzte jährlich benötigt werden. Rie

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