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Archiv "Leitlinien: Oftmals Papiertiger" (02.08.2004)

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Gesundheitswesen

Die Kosten sind nicht explodiert

Jeder sechste Euro wird für Herz-Kreislauf-Erkran- kungen ausgegeben.

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und 2 700 Euro pro Person sind für Krankheitskosten durchschnittlich im Jahr 2002 aufgewendet worden. Insge- samt hätten sich die Aus- gaben damit auf 224 Milliar- den Euro summiert. Das hat das Statistische Bundesamt in seiner Studie „Krankheits- kosten in Deutschland im Jahr 2002“ errechnet.

Dennoch könne die häufig beschworene Kostenexplo- sion im Gesundheitswesen von den Statistikern nicht bestätigt werden, erklärte der Präsident der Behörde, Jo- hann Hahlen, bei der Vorstel- lung der Zahlen in Berlin.

Zwar gebe man in Deutsch- land – mit Ausnahme der USA und der Schweiz – so viel Geld für Gesundheit aus wie nirgends sonst in der

A K T U E L L

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 31–322. August 2004 AA2145

Leitlinien

Oftmals Papiertiger

D

ie Richtlinien des National Institute for Clinical Excellence (NICE), das in Großbritannien die Behandlungen im Rahmen des National Health Service (NHS) „überwacht“, gelten als besonders rigoros. Doch eine Studie im Lancet (2004; 363: 1525–1526) zeigt, dass sie von Chirurgen nicht unbedingt umgesetzt werden. Die Aufgabe des 1999 gegründeten NICE besteht in der Bewertung von Therapieformen, wobei nicht nur die medizinische Evidenz überprüft, sondern auch die Kostenef- fektivität beurteilt wird. Die beiden er- sten Richtlinien, die NICE im März 2000 herausgab, betrafen die Extrak- tion von Weisheitszähnen und die Ver- wendung von zementfreien Hüft-Total- Endoprothesen. James Ryan von der Thames Valley University in London

und seine Kollegen haben untersucht, welche Auswirkungen diese beiden Richtlinien auf die Therapie innerhalb des NHS hatten. Hinsichtlich der Weis- heitszähne hatten die Autoren mit ei- nem deutlichen Abfall der Extraktio- nen gerechnet. Tatsächlich nahm die Zahl entfernter Weisheitszähne ab.

Dies war aber keine Folge der NICE- Richtlinie. Die Wende war bereits 1997 eingetreten, als die Fachgesellschaft der Dentalchirurgen sich für eine zu- rückhaltende Indikation der Extraktio- nen ausgesprochen hatte.

N

och enttäuschender war das Ergeb- nis der zweiten NICE-Richtlinie aus dem Jahr 2000, die den Chirurgen die Verwendung von zementierten Endo- prothesen nahe gelegt hatte, da die Vor- teile der nichtzementierten Prothesen nicht ausreichend belegt seien. Doch die Richtlinie konnte den Trend zu den zementfreien Prothesen nicht bremsen.

Ihr Anteil nahm auch nach 2000 zu, oh-

ne dass sich auf der Zeitkurve auch nur ein minimaler Einfluss der Richtlinie abzeichnete.

D

och warum wurden die NICE- Richtlinien nicht umgesetzt? Die Autoren glauben, dass sie nicht wahr- genommen werden. Die „passive“

Publikation von Richtlinien allein rei- che nicht aus, um die Ärzte zu er- reichen. Notwendig sei eine „aktivere“

Umsetzung durch regelmäßige Fort- bildungen, Überwachungen und Re- view-Prozesse. Das Editorial weist dar- auf hin, dass auch andere Herausge- ber von Richt- oder Leitlinien unter Akzeptanzproblemen leiden. Ein Bei- spiel ist das National Heart, Lung, and Blood Institute, das eine stärkere Ver- ordnung von Diuretika bei der Hoch- druckbehandlung wünscht. Doch ei- ne Untersuchung ergab, dass nur 4,3 Prozent der Verschreibungen auf die- se Gruppe entfällt (JAMA 2004; 291:

1850–1856). Rüdiger Meyer Akut

Welt. Trotzdem seien die Aus- gaben, gemessen am Brutto- inlandsprodukt, von 1992 bis zum Jahr 2002 nur geringfügig von 10,1 auf 11,1 Prozent ge- stiegen.

Der Hauptanteil der Aus- gaben entfalle auf die Krank- heiten des Herz-Kreislauf- Systems mit 35,4 Milliarden Euro. Nicht viel weniger wurde mit rund 31 Milliar- den Euro für Krankheiten des Verdauungssystems aus-

gegeben. Therapien des Mus- kel-Skelett-Systems schlu- gen mit etwa 25 Milliarden Euro zu Buche, gefolgt von psychischen Erkrankungen mit knapp 22 Milliarden Euro.

Die Krankheitskosten ha- ben sich nach Angaben der Statistiker dabei ungleich auf die verschiedenen Alters- gruppen verteilt. Insbesonde- re die Menschen ab 65 Jahren – die derzeit etwa 17 Prozent

der Bevölkerung in Deutsch- land ausmachen – verursach- ten knapp 43 Prozent der Gesamtausgaben. Der Anteil der 15- bis 65-Jährigen hinge- gen, zu dem etwa 67 Prozent der Bevölkerung zählen, ver- einte lediglich 51 Prozent der Krankheitskosten auf sich.

Aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft rechne Hahlen deswegen für die Zukunft mit steigenden Krankheitskosten. TB

Paracelsus-Medaille

Dr. Ursula Auerswald

Ehrung für Einsatz für ein patientengerechtes Gesundheitssystem

F

ür ihre herausragenden Ver- dienste um die ärztliche Selbstverwaltung und das Gesundheitswesen wurde Dr.

med.Ursula Auerswald,Vizeprä- sidentin der Bundesärztekam- mer und Präsidentin der Ärzte-

kammer Bremen, am 15. Juli mit der Paracelsus-Medaille geehrt. Bei der Verleihung der höchsten Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft hob Bundesärztekammerpräsident

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe den unermüdlichen Einsatz Auerswalds für ein patientengerechtes Gesund- heitssystem hervor (siehe auch Rubrik „Personalia“).EB Für ihren unermüdlichen Einsatz geehrt: Ursula Auerswald

Foto:Ärztekammer Bremen

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