• Keine Ergebnisse gefunden

Herzinsuffizienz: Den endgültigen Beweis liefert die Echokardiografie

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Herzinsuffizienz: Den endgültigen Beweis liefert die Echokardiografie"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ARS MEDICI: Hat die klinische Diagnose bei der Herzinsuffi- zienz angesichts der vielfältigen technischen Möglichkeiten eigentlich ausgedient?

PD Dr. med. Cornel Badorff: Nein, überhaupt nicht. Der Pa- tient kommt in der Regel zu seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin und berichtet von Symptomen, die dann einge- ordnet werden müssen. Dabei ist die Anamnese – wie auch bei anderen Erkrankungen – zentral. Bei Herzinsuffizienz klagen Patienten häufig über belastungsabhängige Atembeschwer- den, vermehrte Müdigkeit, auch über geschwollene Beine oder Füsse, vor allem abends, sowie über häufiges Wasserlas- sen nachts und Atemnot oder asthmaähnliche Beschwerden im Liegen, sodass sie halb aufrecht schlafen.

ARS MEDICI: Anhand der Anamnese besteht also eine dia - gnostische Vermutung …

Badorff: … aber zur Objektivierung der vermuteten Herz - insuffizienz muss sich als nächster Baustein die körperliche Untersuchung gesellen. Dabei betrachtet man den Volumen- status des Patienten. Bei Steigerung der Vorlast vor dem linken Herzen finden sich verlängertes Exspirium, exspiratorisches Giemen und Brummen oder basale Rasselgeräusche. Bei er- höhter Vorlast vor dem rechten Ventrikel lassen sich gestaute Jugularvenen, hepatojugulärer Reflux und periphere Ödeme nachweisen.

ARS MEDICI: So wäre sicher schon ein starker klinischer Herzinsuffizienzverdacht gegeben. Welches sind die nächsten Abklärungsschritte?

Badorff: Auf jeden Fall ein EKG, das gehört zur Basisdiagnos- tik bei Herzinsuffizienz.

ARS MEDICI: Kommen dabei nicht meist nur unspezifische Veränderungen zur Darstellung?

Badorff: Oft schon, aber eben auch wichtige Zeichen wie Rhythmusstörungen, beispielsweise ein Vorhofflimmern, das häufig zu einer Herzinsuffizienz führt. Das EKG soll in erster Linie Hinweise geben, ob eine strukturelle kardiale Verände- rung vorliegen könnte, etwa bei einem Blockbild oder End- streckenveränderungen.

ARS MEDICI: Gehört auch das Thoraxröntgenbild zwingend zur Basisdiagnostik?

Badorff: Ja, denn es ist einfach und auch in der Praxis durch- führbar. Hier interessieren die Herzgrösse, die Konfiguration des Herzschattens, mögliche Pleuraergüsse, gegebenenfalls auch eine pulmonale zentralvenöse Stauung oder die Zeichen für eine basoapikale Umverteilung.

ARS MEDICI: Welchen Stellenwert hat die Bestimmung des BNP (brain natriuretic peptide)?

Badorff: Das BNP ist heute bei Diagnosestellung und Behand- lungsüberwachung der Herzinsuffizienz von hohem Wert.

Eine Bestimmung in der Hausarztpraxis empfiehlt sich durch- aus. Anhand des BNP-Spiegels lässt sich die Wahrscheinlich- keit einer Herzinsuffizienz abschätzen. Allerdings wurde dies nur bei systolischer Insuffizienz systematisch dokumentiert, nicht jedoch bei diastolischer Herzinsuffizienz. Dort ist das BNP auch häufig normal. Das heisst also, dass ein normales BNP eine Herzinsuffizienz nicht sicher ausschliessen kann!

ARS MEDICI: Was liefert denn bei Herzinsuffizienzverdacht den endgültigen Beweis?

Badorff: Den endgültigen Beweis liefert die transthorakale Echokardiografie durch den Kardiologen. Eine Echokardiogra- fie sollte gemäss den gültigen europäischen Leitlinien bei jedem Patienten mit vermuteter oder bestätigter Herzinsuffi- zienz veranlasst werden. Die Untersuchung erlaubt die Erfas- sung der Grösse und Funktion des linken und rechten Ventri- kels sowie der Morphologie und Funktion der Herzklappen.

Ausserdem lässt sich der Flüssigkeitsstatus abschätzen, und man kann den pulmonal-arteriellen Druck messen. Dies ist eine nicht invasive Standarduntersuchung, die in jedem Fall erfolgen sollte.

«Den endgültigen Beweis liefert die transthorakale Echokardiografie durch den Kardiologen.»

Herzinsuffizienz: Den endgültigen Beweis liefert die Echokardiografie

Interview mit dem Kardiologen PD Dr. med. Cornel Badorff, Winterthur

92

ARS MEDICI 3 2010 I N T E R V I E W

(2)

ARS MEDICI: Sie haben die oft nicht aussagekräftige BNP- Bestimmung bei diastolischer Herzinsuffizienz erwähnt, was leistet die Echokardiografie in dieser Situation?

Badorff: Die diastolische Funktion lässt sich heute anhand einer ganzen Reihe von Parametern echokardiografisch sehr gut untersuchen. Die Echokardiografie ist hier die Methode der Wahl und auch einer Katheteruntersuchung überlegen.

Wichtigste Risikofaktoren für eine diastolische Funktions stö - rung sind übrigens weibliches Geschlecht, Alter und Hyper - tonie.

ARS MEDICI: Kann bei einem klinischen Verdacht auf eine Herzinsuf fizienz und entsprechender Symptomatik die Einlei- tung einer medikamentösen Behandlung in der Praxis auch ohne vorgängige Abklärung beim Kardiologen erfolgen?

Badorff: Ist die Klinik klar und der Patient mit einer Volu- menüberlastung symptomatisch, kann der Hausarzt sicher zunächst ein Diuretikum und einen Hemmer des Renin- Aldosteron-Angiotensin-Systems, klassischerweise einen ACE- Hemmer, verschreiben und den Patienten gleichzeitig beim Kardiologen anmelden.

ARS MEDICI: Wer soll dann die weitere Therapie festlegen?

Badorff: Da kann ich nur für mich sprechen, aber ich denke, dass die meisten anderen Kardiologen dies auch so halten: Die Therapie der Herzinsuffizienz soll in Absprache zwischen Praktiker und Spezialist erfolgen.

ARS MEDICI: In welchen zeitlichen Abständen ist der Kar- diologe in das Management involviert?

Badorff: Dies ist sicher individuell. Die medikamentöse Herz- insuffizienzbehandlung muss zu Beginn langsam auftitriert werden. Dies kann gut beim Hausarzt geschehen, vom Kardiologen übernommen werden oder mit abwechselnden Konsultationen erfolgen – da muss man sich absprechen. Eine klinische Kontrolle beim Kardiologen ist nach sechs bis acht Wochen sicher sinnvoll. Ob dann weitere Schritte apparativer Abklärung, etwa ein Belastungs- oder Langzeit-EKG, oder eine Katheteruntersuchung zur Ischämieabklärung erfolgen sollen, hängt vom Einzelfall ab.

ARS MEDICI: Das heisst, dass man sich mit der Diagnose Herzinsuffizienz nicht einfach zufriedengeben darf.

Badorff: Genau. Wichtig ist bei einer Herzinsuffizienz immer, dass man die Ursache findet und dann möglichst auch eine kausale Behandlung durchführt.

«Ziel muss es grundsätzlich sein, Patienten mit Herzinsuffizienz im ambulanten Bereich führen zu können, denn die grössten Kostentreiber sind die Spitaleinweisungen.»

ARS MEDICI: Spielen die Krankenkassen im «Zeitalter des Kostenbewussteins» bei dem von Ihnen skizzierten Weg der Abklärung und Betreuung der Herzinsuffizienz mit?

Badorff: Ziel muss es grundsätzlich sein, Patienten mit Herz- insuffizienz im ambulanten Bereich führen zu können, denn die grössten Kostentreiber sind die Spitaleinweisungen. Ge- rade auch unter diesem Gesichtspunkt spielen die Kranken- kassen bei den Überweisungen an den Kardiologen aus eige- nem Interesse, um überflüssige Hospitalisationen zu vermei- den, durchaus mit. Vergessen Sie nicht: Herzinsuffizienz ist der häufigste Grund für eine Spitaleinweisung überhaupt, in der Schweiz und in der gesamten westlichen Welt.

ARS MEDICI: Herr Dr. Badorff, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Halid Bas.

ARS MEDICI 3 2010

93

I N T E R V I E W

Zur Person PD Dr. med. Cornel Badorff, Facharzt FMH für Kardiologie, Facharzt FMH für Innere Medizin, Winterthur. Internet: www.herzpraxis-winterthur.ch.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Hunt SA, Abraham WT, Chin MH et al.: ACC/AHA 2005 Guideline Update for the Diagno- sis and Management of Chronic Heart Failure in the Adult: a report of the American College

Beim Orthostasesyndrom erleben die Patienten einen Blut- druckabfall um 20 mmHg systolisch beziehungsweise 10 mmHg diastolisch innerhalb von 3 Minuten beim Wechsel von der lie-

Die Gabe von niedrig dosiertem Spirono- lacton ([Aldactone ® u. Generika] 25–50 mg/Tag) zusätzlich zu einer Basistherapie aus ACE-Hemmer plus Schleifendiureti- kum führt bei

ausreichend, nicht durchführbar oder nicht verfügbar ist und die sym- ptomatische Behandlung mit Digita- lisglykosiden versagt. Die Diagno- se „digitalisrefraktäre"

aufzeigt und näherbringt, Š sich mit Jugendsprache, Anglizismen, politischer Korrektheit, Netzjargon und Euphemismen auseinandersetzen, Sinn und Funktionen erkennen,

Man geht also von der gesicherten Erkenntnis aus, daß Öffentlichkeitsarbeit die Prähospitalzeit senken kann und so die Voraussetzung geschaffen wird, die Patienten früh

Nach Einleitung der ACE-Hem- mertherapie kann ein Anstieg des Se- rumkreatinins eintreten, wobei ein 20- bis 25prozentiger Anstieg eine wirksame intrarenale ACE-Hem- mung anzeigt

Es muss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass es sich bei der Erhebung der Daten der vorliegenden Studie um einen Querschnitt handelt und somit nur eine Momentaufnahme