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M o n at sz ei ts ch ri ft f ü r L u ze rn u n d d ie Z en tr al sc h w ei z m it K u lt u rk al en d er N

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ehrenfest

das luzerner zunftwesen

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GARY

OLDMAN

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COLIN

FIRTH HARDY

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Ab 2. FEbRuAR IM KINO bOuRbAKI

STYLISCH uND RAFFINIERT...

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BASIEREND AUF DEM BESTSELLER vON JOHN LE CARRÉ

SKY MOVIES

DAS FILMEREIGNIS DES JAHRES... EIN MEISTERWERK

9. SCHWEIZER BIENNALE ZU

WISSENSCHAFT, TECHNIK + ÄSTHETIK THE 9TH SWISS BIENNIAL ON

SCIENCE, TECHNICS + AESTHETICS

DAS GROSSE,

DAS KLEINE UND DER

MENSCHLICHE GEIST

(TEIL 2)

THE LARGE,

THE SMALL AND

THE HUMAN MIND

(PART 2)

31. MÄRZ / 1. APRIL 2012

VERKEHRSHAUS DER SCHWEIZ, LUZERN

SPECIAL GUEST: SIR ROGER PENROSE, UNIVERSITÄT OXFORD (UK)

KEYNOTE-SPEAKERS UND CHAIRPERSONS

Anirban Bandyopadhyay (Indien)

Stuart Hameroff (USA)

Chiara Caprini (Frankreich)

Malcolm Longair (UK)

Ruth Durrer (Schweiz)

Ezra T.

Newman (USA)

Andor Frenkel (Ungarn)

Abner Shimony (USA)

Vahe G.

Gurzadyan (Armenien)

Jack Tuszynski (Kanada)

OFFIZIELLE PARTNER

PODIUMSDISKUSSIONEN

DAS GROSSE, DAS KLEINE UND DER MENSCHLICHE GEIST 1995 bis 2012 (31.3.)

KRITIKEN DER ZEITGENÖSSISCHEN KOSMOLOGIE (1.4.) LEITUNG: MALCOLM LONGAIR

PROGRAMM UND ANMELDUNG: www.neugalu.ch

Alle Referate und Podiumsdiskussionen mit Simultanübersetzung

Veranstalter und Konzept:

Neue Galerie Luzern, René Stettler

19.08.2011 - 15.01.2012

Hodlerstrasse 8 – 12 CH-3000 Bern 7

www.kunstmuseumBern.CH di 10H – 21H mi-so 10H – 17H

Verlänge rt bis 11 .03.

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5 die LuZerNer ZüNFte

Geselligkeit und Narretei – Networking sei mit dabei

19 auF staHL gebettet Handwerk in der Neustadt 20 das ZOLLHaus

Heisst ein neuer spartenübergreifender Kulturraum in der Peripherie

KOLuMNeN

21 Georg Anderhubs Hingeschaut 22 Hingehört: Urs Lindenmann 23 Nielsen/Notter

24 Bain-Marie: Worte zu Löffel und Plunder 71 Vermutungen

serViCe

25 bau. Der Raum dazwischen

26 Kunst. Walter Kuster, Fotograf und mehr 29 Wort. Würdigung von Klaus Merz 32 Kino. Ein Knasti, der die Freiheit sucht 35 Musik. The Bianca Story sind zurück 38 bühne. Gut groovender Genozid 42 Kids. Von Dachs und Lachs

43 Kultursplitter. Tipps aus der ganzen Schweiz KuLturKaLeNder

45–61 Veranstaltungen 63–67 Ausstellungen

Titelbild: Atelier Blank & Chiovelli Zunftlokal der Wey-Zunft

iNHaLt

PROGRAMME DER KULTURHÄUSER 44 Romerohaus

46 Luzerner Theater / LSO 48 Chäslager Stans / Südpol

50 Zwischenbühne Horw / Théâtre la Fourmi 52 Stattkino / Stadtmühle Willisau 54 HSLU Musik

56 Kleintheater Luzern 58 Kulturlandschaft

62 Kunsthalle / Kunstmuseum Luzern 64 Historisches Museum / Museum im Bellpark

Bilder: Mo Henzmann / zvg / Zwischenhne Archiv

16 lasst die finger von der zhb!

Warum sie nicht abgerissen werden darf 14 kunst oder

werkzeug?

Kritischer Augen- schein in Wetz'

KKLB

11 das multispartenhaus

Zwischenbühne: Seit 30 Jahren am Einheizen

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guten tag, partystadt

Anstatt sich über die äusserst nette Ent- wicklung des Nachtbusangebots zu freuen, wird in Luzern wieder über das Partyvolk gestänkert. Anstatt florierende Bars, Take- aways und Nachtbäckereien wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen, wird über Lärm und Abfall gestritten. Und anstatt zu tri- umphieren, dass Luzern sich seit den 90er- Jahren zu einer Partystadt entwickelt hat, trauert man den Zeiten nach, als der Zent- ralschweizer Wochenende für Wochenen- de nach Zürich pilgerte und dort in die Hauseingänge kotzte. (Und natürlich auch dort sein Geld liegen liess – Zentrumslast vs. Zentrumsumsatz.)

Tja, in des Luzerners Kopf gibt ein Klein- geist den Takt an, der sich noch immer in einem Fischerdorf wähnt – anders ist nicht erklären, dass sich niemand freut, wenn sich die Auslastung des ÖV-Nachtangebots – durch Ticketzuschläge finanziert! – in den letzten Jahren verdoppelt hat. Nein, in Luzern diskutiert man nach nur zwei Jah- ren lieber über die Wiedereinführung der Polizeistunde.

Cheers: 041 – Das Kulturmagazin

«An Improvisation sind sich die Bibliotheksleute gewohnt. Aber nun hat die Ratlosigkeit der Betroffenen

ein Mass erreicht, das Unmut schafft.»

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OTTi GMüR üBER DiE ZHB, SEiTE 16

« Die vielfältige Bücherwelt hat nur mit kleinen Verlagen und Buchhandlungen eine Zukunft. Darum

JA zur Buch - preis bindung. »

Irmgard Bucher, Buchhändlerin, Luzern

Komitee ‹JA zum Buch mit Preisbindung› c/o SBVV, Postfach, 8034 Zürich

Zukunft. Darum preis bindung. »

info @ ja-zum-buch.ch www.ja-zum-buch.ch

schön gesagt

guten tag aufgelistet

1. «Locker vom Hocker.»

ruedi i.,egli Zunft Horw

2. «Wenn de Steimann Heinz uf e Uslöser drückt, lauft’s am Güdismäntig rüüdig verrückt.»

Heinz steinmann, Wey-Zunft Luzern

3. «Jetzt laufts rond, mer triibets bont – bes de Äschermittwoch chonnt.»

Jürg Müller, Zunft an der reuss Luzern

4. «Met em Andy als Zonft- meischter, wecksch alli rüüdige Fasnachtsgeischter!»

andy eiholzer, Mattli-Zunft Littau

5. «Ab uf d'Insle!»

Norbert Welti, Fröschenzunft Meggen

6. «Judihui ond bumsfallera, die närrische Täg send ändlech da!»

alois Hämmer-dorsch, Mersäuli-Zunft adligenswil

7. «Urchig böögig ganz fasnächtlech s'Donatelli's onvergässlech. Heiter wetzig wemmer sii ond dezue es Schlöfali Wii!»

samuele donatelli, galli-Zunft Kriens

8.

«A de Fasnacht z'Äbike 2012 gots tierisch los.

D'Vögu pfiffets vom höche Seil Dä Zerkus wird affegeil ...»

Markus affentranger,rotsee-Zunft ebikon

9.

«Torne am Barre, dörfid alli Fasnachts-Narre.»

thomas Kämpfer-troxler, Höckeler-Zunft Neuenkirch

die rüüdigsten zunftmeister-mottos 2012:

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Zunft kommt von ziemen. Zünfte entstanden ab dem 12. Jahrhundert als Vereinigungen von berufsgruppen zur Wahrung gemeinsamer interessen. in der schweiz verloren sie mit der Helve-

tischen revolution 1798 und der damit einhergehenden gewerbefreiheit Macht und bedeutung.

Heute bringt man die Zünfte vor allem mit traditionsanlässen wie dem sechseläuten in Zürich oder der Luzerner und basler Fasnacht in Verbindung. Zuweilen munkelt man auch, sie seien

bünde zur wirtschaftlichen Vernetzung. Ivan Schnyder hörte sich um.

geselligkeit und narretei – networking sei mit dabei

die luzerner zünfte

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Ein Höhepunkt im Kalender der Zunft zu Safran: Der Tag des «Bärteli- essens». Hier die Szene mit Grenadieren (Anforderungsprofil: Kampf-

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ünfte scheinen aus einer anderen Zeit.

Wenn Zürcher in historischen Gewändern an der sogenannten Kapitalistenfasnacht (Sechseläuten) um den Böögg galoppieren.

Wenn sie in Basel und Luzern die Fasnacht anrichten. Wenn sie wegen antiquierten Frauenbildern in den Schlagzeilen stehen.

«Wir sind eine reine Männerzunft, weil es meistens dort Probleme gibt, wo Frauen dabei sind», machte sich bei- spielsweise Jost Villiger, Fritschivater 1996, zum Motto.

Als Erklärung fügte er an: «Wir waren alle einmal im Militär und dort haben wir gelernt, uns anzupassen. Die Frauen haben das im Prinzip nicht erlebt.» Von einem ehemaligen Zunftmeister der Egli-Zunft Horw gilt fol- gender Wahlspruch als überliefert: «Chum au, chum au, chum au, wenns si muss mit de Frau.» in Zürich gibt es eine einzige Frauenzunft, die Fraumünsterzunft, die eher erfolglos versucht, am Sechseläuten eine Bedeutung zu erlangen. immerhin: 1988 gegründet, durften die Zünftlerinnen 2011 erstmals am offiziellen Umzug teil- nehmen. Zünfte sind Bewahrer von Traditionen. Dieser Satz fällt in Variationen bei allen Gesprächspartnern.

geiz und befangenheit

Die älteste und einflussreichste Luzerner Zunft ist die um 1400 als «geselschafftt der kraemerye» (Krämerge- sellschaft) entstandene Safran-Zunft. Neben der Bäcker- zunft zu Pfistern – vom lateinischen «Pistor», was Bä- cker/Müller bedeutet – gehört sie zu den zwei von ehe- mals neun Luzerner Zünften, die den Verlust ihrer Privilegien 1798 überlebt haben. Und gilt von den Zünf- ten, die im Text vorkommen, als Einzige nicht als Fas- nachtszunft. ihr gehören vor allem Anwälte, Ärzte, KMU-inhaber und Männer in führenden Positionen an.

Die Zunft zu Safran ist in sogenannten Zunftgruppen or- ganisiert, beispielsweise dem Vergnügungskomitee, dem Umzugskomitee oder der Historischen Zunftgruppe. Die Zünftler sind vor allem in diesen Gruppen untereinander in Kontakt. Auch in Zürich, Basel und Mund gibt es Saf-

ranzünfte. Der Name lässt sich damit erklären, dass Saf- ran ein wichtiges und wertvolles Handelsgut war. Die Luzerner Zunft zu Safran hat ihr Lokal im Nölliturm.

Auch wenn sie auf ihrer Homepage behaupten: «Die Zunft zu Safran, als Rechtsnachfolgerin der um 1400 ge- gründeten ‹Krämergesellschaft genempt zem Saffran›

und ‹zem Fritschi› ist eine Gesellschaft von zeitaufge- schlossenen Bürgern der Stadt und Agglomeration Lu- zern», gilt das als historisch widerlegt, «da die Bezeich- nungen Safran als auch Fritschi nachweislich erst nach 1450 auftauchen». (Rosenkranz, Paul: Geschichte der Zunft zu Safran 1400–2000). Als Aufnahmekriterien gelten: männliches Geschlecht, das Bürgerrecht der Stadt Luzern oder einer Agglomerationsgemeinde, ein guter Ruf. Letzteres ist jedoch relativ: Die Firma Crown Resources AG unter der Leitung des Zunftmeisters 1996, Jost E. Villiger, charterte für Schweröltransporte nach Singapur schrottreife Billigtanker und nahm damit aus purer Gewinnsucht bewusst eine Umweltkatastrophe in Kauf. im November 2002 versank ein solches – die «Pres- tige» – vor der spanischen Küste. Ein jüngerer, zeitgemä- ssen Anforderungen entsprechender Tanker hätte die Crown Resources ein Drittel mehr gekostet.

zunftmeister, fdp-politiker, lions club

Den heurigen ehrenfesten Zunftmeister und FDP- Kantonsrat Damian Hunkeler treffe ich in seinem Unter- nehmen, Waser Die Küche AG, unweit des Kulturzent- rums Südpol. Durch die Fenster bietet sich ein prächtiger Ausblick über Kriens und auf den Sonnenberg. Es gebe um die vier gruppenübergreifende Zunftanlässe im Jahr, erklärt er mir. Darunter der Jahresbot, wo Neuzünftler aufgenommen und der Zunftmeister gewählt werden, oder das Bärteliessen. Auch an der Sempacher Schlacht- jahrzeit habe man bis anhin teilgenommen. Nach dem, was die Linken nun jedoch angezettelt hätten und der Regierungsrat noch darauf eingeschwenkt sei, überden- ke man eine zukünftige Teilnahme resp. die Art der

zünftig

Z

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zünftig

Das Maskottchen der Zunft zu Safran, dem sie u. a.

ihre Popularität verdankt, ist der Bruder Fritschi. Die Fi- gur geht wahrscheinlich auf den Alten Zürichkrieg zu- rück, als die österreichische übermacht am Fridolinstag, dem 6. März 1446, bei der Schlacht bei Ragaz unter Mit- hilfe von Luzerner Zünften besiegt worden war. Einer der Luzerner Kämpfer war der Landsknecht Fridolin ge- wesen. Er habe dem Alkohol wie auch dem weiblichen Geschlecht sehr zugesprochen. Ursprünglich zog Bruder Fritschi – Koseform von Fridolin – als übergrosse Stroh- puppe durch die Stadt. Weil die anschliessenden Sauf- und Fressorgien in den Zunftstuben nicht in die Fasten- zeit passten, verlegte der Rat die Waffenschau auf den Schmutzigen Donnerstag. Die Fasnacht also ward durch eine Waffenschau geboren.

aus enttäuschung wächst kreativität

Am Schmutzigen Donnerstag 1925 stand die Luzer- ner Bevölkerung, noch immer gebeutelt von den Folgen des Ersten Weltkriegs, am Strassenrand und wartete auf den von der Safran-Zunft angerichteten Fasnachtsum- zug, der ein wenig Farbe in den tristen Alltag bringen sollte. Lediglich der Fritschiwagen tauchte auf. Enttäu- schung machte sich breit. in dessen Folge beschlossen Handwerker und Gewerbler aus dem Wey-Quartier an einem Stamm im Restaurant Weinhof, aktiv zu werden.

Bis zum Güdismontag stellten sie einen Fasnachtsumzug zusammen und zogen damit durch Luzerns Strassen.

Höhepunkt war ein Wagen, aus welchem dem Publikum alte Schuhe zugeworfen wurden. Damit sollte der Schuh- händler Jakob Spieler, Fritschivater 1925, verspottet wer- den, der es nicht geschafft hatte, einen Umzug zusam- menzustellen. So gelangten erstmals satirische Elemente in den Luzerner Fasnachtsumzug.

Bruno M. Spörri (Wey-Zunftmeister 2010), der mir all dies erzählt, empfängt mich in einem Besprechungs- zimmer seiner Firma. Auf dem Schaft vis-à-vis steht zwi- schen einem silbergrünen Gettoblaster und einem Pflan- zensprüher ein gekrönter Frosch, Symbol der Wey-Zunft.

Spörri redet fast zwei Stunden am Stück, beantwortet meine Fragen, ohne dass ich sie stellen muss. Nach ihrem ersten Erfolg beschloss die vorerst als «Zunft Wey» auf- tretende Gruppe, auch 1926 einen Umzug zu organisie- ren. Am 2. Dezember 1927 gründete sich die Gruppe im Restaurant Weinhof auch noch formell als Wey-Zunft zünftigen Schachtjahrzeitfeier (Anm. der Redaktion: Die

Juso führte eine Demonstration gegen Rechtsextreme, die am Schlachtjahrzeit teilnahmen und von den Orga- nisatoren und Besuchern geduldet wurden, durch).

Apropos Schlachtfeier und Linke: Martin Merki (Chef der FDP-Fraktion im Grossen Stadtrat, designierter Nachfolger von Kurt Bieder im Stadtrat und Mitglied der Zunft zu Safran) bezeichnete in einem NZZ-Bericht über die Feier die Jungsozialisten als Linksextreme. «Es ist heikel, wenn ein Politiker auch als Journalist politische Artikel verfasst», meinte Juso-Chef Roth damals und be- schwerte sich beim Presserat. Dieser stellte zwar fest,

«dass es gerade bei einem Lokal- oder Regionalkorres- pondenten nicht gerade glücklich erscheint, wenn dieser eine politische Funktion ausübt», lehnte die Beschwerde aber ab. Dass Merki zusätzlich als Safran-Zünftler in den Anlass involviert war, wurde nicht erwähnt.

bewährtes wird bewahrt

Zurück zum ehrenfesten Zunftmeister Hunkeler, der der Zunft seit 1990 angehört: Sein Amt sei einerseits eine riesige Freude und Ehre für ihn, aber auch für seine Fa- milie. Da vor 37 Jahren bereits sein Vater, Jules Hunke- ler, heute 86-jährig, Zunftmeister der Zunft zu Safran war. Andererseits sei es ein sehr anspruchvolles Amt, da man das Aushängeschild einer grossen und alten Zunft sei und so nicht einfach einen «Seich» machen oder re- den könne. Dazu komme natürlich auch die enorme zeit- liche Belastung. Aus Marketinggründen werde man nicht Zunftmeister, das wäre eine Negativrechnung, ver- neint Hunkeler meine Frage. Aber klar treffe man viele Leute und klar ergäben sich Verbindungen.

Der Unterschied zum Lions Club, wo Hunkeler auch Mitglied ist, sei, dass dieser rein karitativ tätig sei, wäh- rend sich die Zunft zu Safran zusätzlich auf die Fahne geschrieben habe, währschafte Traditionen zu bewah- ren. Man behalte den Wechsel zwar im Auge, taste sich aber vorsichtig heran. Gerade in der heutigen Werte- debatte sei das wichtig. Die Zunft deklariert sich als klar bürgerlich. Als ich wissen will, ob sie beispielsweise ei- nen Ruedi Meier aufnehmen würden, antwortet Hunke- ler salomonisch: «Die Frage stellt sich nicht, weil der bei uns gar nie anfragen wird. Laut Satzungen müsste er aber eine bürgerliche Gesinnung glaubhaft machen kön- nen.»

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zünftig

der Stadt Luzern. ihr Symbol ist der Frosch mit Zepter und Krone, der für das Wey-Quartier steht. Dort war es vor der Trockenlegung äusserst sumpfig und wimmelte nur so von den Quakviechern.

Seither standen die beiden Zünfte in Rivalität zuein- ander. Erst die Gründung des Luzerner Fasnachtskomi- tees (LFK) 1951, mit der Zunft zu Safran, der Wey-Zunft, der Maskenliebhaber-Gesellschaft und Fidelitas Lucer- nensis, hob die Animositäten auf. Alle vier stellen seit- her paritätisch je neun Delegierte. in ihrem mit rund 50 Stellenprozenten dotierten Sekretariat laufen die Fäden der Fasnacht jahrein, jahraus zusammen. Das LFK-Bud- get für eine Fasnacht beträgt 690 000 Franken. Die UNESCO übrigens überlegt sich, die Luzerner Fasnacht zum Weltkulturerbe zu erklären, was Spörri nicht nur positiv sieht: «Die Luzerner Fasnacht ist eine typische Strassenfasnacht, wo das Publikum auch Teilnehmer ist.

Wenn sie Welterbe würde, könnte es sein, dass sie immer mehr blosse Zuschauer anzieht. in Basel zum Beispiel haben Sie und ich überhaupt keine Chance, in so einen Keller runterzukommen. Das Schöne an der Luzerner Fasnacht ist, dass sie autonom funktioniert. Würde das LFK einmal gar nichts machen, würde sie trotzdem statt- finden.»

der gewählte zunftmeister schluckt erstmal leer Unter dem Jahr begeben sich die Wey-Zünftler mo- natlich zu Vollmond auf eine der sogenannten Mond- scheinfahrten, wo sie gemeinsam Jassen, Kegeln oder eine Firma besichtigen. Dass in die Zunft nur Männer aufgenommen werden, sei nicht frauenfeindlich, sagt Spörri. Vielmehr hätten die Ehefrauen der Zünftler eine andere Rolle. Es gebe durchaus Anlässe, an die beide Partner eingeladen seien. Die Mitglieder der Wey-Zunft sind nicht vorwiegend Kaderleute, sondern Personen aus allen ehrbaren Berufen. Die Wey-Zunft übrigens ist auch die Herausgeberin der Fasnachtszeitung «Knallfrosch», ihr Lokal der Pulverturm.

Es sei schon so, dass er, wenn er beispielsweise ein Problem mit dem Abfluss habe, nachschaue, wer aus der Zunft ein Sanitärgeschäft betreibe. Aber letztlich sei das Networking marginal. Auch bei meiner Frage, was ein Zunftmeisterjahr denn koste, und der Bemerkung, dass es bei der Zunft zu Safran laut Kennern um die 100 000

Der Ehrenfeste Zunftmeister zu Safran und Fritschivater 2012, Damian Hunkeler, mit Fritschi- mutter Daniela (rechts), Tochter Carla (links) und Narr (liegend).

im zweitobersten Stock des Pulverturms befindet sich das Sitzungszimmer der Wey-Zunft.

Das «Moritzli» ist das Lokal der Zunft zum Dünkelweiher. Auf dem Bild: Schaukasten mit Flagge und insignien.

Bilder Atelier Blank & Chiovelli

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zünftig

Franken seien, winkt Spörri ab: «Es ist schon so, dass der gewählte Zunftmeister sich im ersten Moment wahr- scheinlich nicht unbedingt freut, sondern erstmal leer schluckt. Bei der Wey-Zunft gibt es aber keinen festen Betrag. Je nachdem kann einer, wenn er klug ist, Spon- soren suchen, die ihm mit Sachspenden – beispielsweise für die Bescherungsfahrten – den Rücken stärken. Aber alles in allem ist so ein Jahr bei der Wey-Zunft bezahlbar.

Vor 20 Jahren war das noch anders.» Anspruchsvoller sei da schon das Zeitmanagement, da der Zunftmeister wäh- rend des Jahres an etwa hundert Anlässen teilnimmt und die Zunft repräsentiert. Zunftmeister übrigens kann nur werden, wer in einer Partnerschaft mit einer Frau ist, da die Zunft auch eine Zunftmutter braucht. Bewah- rung der Tradition.

Die erwähnten Bescherungsfahrten, wo in Kinder- und Altersheimen Geschenksäcke vorbeigebracht und Fasnachtsbälle angerichtet werden, führen alle genann- ten Zünfte durch. Auch dass man mit anderen Zünften freundschaftlich verbunden ist, sich gegenseitig die Auf- wartung macht, ist allen gemein.

hier sind auch frauen willkommen!

Von der Zunft zum Dünkelweiher treffe ich Ex-Zunft- meister und Präsident Turi Blättler und Zunftmeister Fritz Duss, der lange Jahre Quartierpolizist war, im «Mo- ritzli», ihrem im innenhof zwischen Polizei und Stadt- verwaltung gelegenen Zunftlokal. Die am 26. Januar 1939 gegründete Zunft, die ursprünglich Festtubel-Ge- sellschaft von Luzern heissen sollte, ist die einzige Zunft auf Luzerner Boden, die eine eigene Fasnachtsplakette – die anderen sind vom LFK – herausgibt und seit 1984, nach eingehender und intensiver Debatte, auch Frauen in ihre Reihen aufnimmt. Die Zunft zählt 62 Mitglieder, 10 Prozent davon sind weiblichen Geschlechts. 2005 stellte sie die erste Zunftmeisterin, seit 2010 sitzen im neunköp- figen Zunftrat drei Frauen. Der Umgang ist locker. Sofort wird mir das Du angeboten und eine Flasche Bier aufge- tischt. Der namensgebende Dünkelweiher stand früher an der Stelle, wo sich heute die Pauluskirche befindet.

Der Tag dieser Zunft ist der «Rüüdige Samschtig», wo der Zunftmeister zu Hause abgeholt wird und dann um 17 Uhr an der Moosmattstrasse bei der Metzgerei Ueli-Hof einfährt, zum traditionellen Orangenwerfen. Später fin- det im Pfarreiheim der Pauluskirche der Zunftball – im-

mer nach einem vom Zunftmeister vorgegebenen Motto – statt. Zusätzlich nimmt die Zunft alle fünf Jahre mit einem Wagen am «Lozärner Omzog» teil. An der Fas- nacht übrigens ist das «Moritzli» fast durchgehend geöff- net. Spezialität: Ghackets mit Hörnli.

zunft der originale

Eine Zunft der anderen Art ist die Güüggali-Zunft.

Sie wurde am Tag der «Uusgüüglete» gegründet, zwei Tage vor dem Schmutzigen Donnerstag 1978. Vier Eisen- bähnler stimmten sich auf die Fasnacht ein und auf ein- mal befanden sie, was in Luzern Rang und Namen habe, gehöre einer Zunft an. Bald darauf vollzogen sie auch formell den Gründungsakt. Der Name – kommt von «eis güügele» (eins saufen) – und der Zweck – man kümmert sich um die Luzerner Stadtoriginale – waren auch bald gefunden. Auf ihrer Homepage sind die verstorbenen und lebenden Originale säuberlich aufgelistet. Darauf befindet sich u. a. auch Vollblutfasnächtler Silvio Paniz- za. Sam Pirelli fehlt (noch).

Auch bei der Wahl zum Rüüdigen Luzerner haben Zünftler die Nase vorn: Safran-Zünftler, Metzgermeister und Gründer der Guggenmusik Chottlebotzer, Urs Dogg- wiler, konnte am meisten Stimmen auf sich vereinen.

Zweite wurde die Zunftmutter der Dünkelweiher-Zunft 1996 und Trachtenlos-Verkäuferin Josy Kessler.

Abschliessend kann man sagen, dass bei sämtlichen Zünften Networking, Geselligkeit, Fasnachtsfreude und der Wille, Gutes zu tun, zusammenkommen, aber unter- schiedlich gewichtet werden. Wenn bei der Verschiebung des Zunftvaters zu Safran beim Bärteliessen neben illust- ren Gästen – dieses Jahr u. a. Johann Schneider-Am- mann – auch Fahrzeuge mit Werbeflächen für das Unter- nehmen des Zunftmeisters auffahren, wenn man liest, dass seine Firma immer neben dem Namen in der Zei- tung steht, wäre es naiv, nicht auch von einer Marke- tingkampagne zu sprechen. Auch dass die Safran-Zunft Mitglieder führt, die unumwunden zugeben, dass sie bloss aus geschäftlichen Gründen in der Zunft sind.

Schaut man auf die Wey-Zunft oder gar die Zunft zum Dünkelweiher, wird dieser Aspekt weniger wichtig, rückt die Geselligkeit in den Vordergrund. So oder so:

Die nächste Fasnacht steht vor der Tür und die Zünfte werden dabei eine wichtige Rolle spielen.

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aktuell

Es gibt in der Zwischenbühne eine Zeit- rechnung «vorher und nachher». Vorher geht vom Oktober 1982 bis Pfingsten 1991.

Dann wird es, eine Woche nach der «Lach- nacht», buchstäblich brenzlig. Die Zwi- schenbühne wird am 18. Mai 1991 – «an Pfingsten brennts am ringsten» – ein Raub der Flammen. Wie sich herausstellt, wars Brandstiftung. Die Zwischenbühne tut Folgendes: Sie macht im Exil unter dem Label «intermezzo» weiter, gastiert in der Boa, in der lokalen Beiz, im Wärchhof oder draussen am Krämerstein. Und baut das Haus neu, um die Zwischenbühne 1993 in frischem Glanz erstrahlen zu lassen. 1999, acht Jahre nach dem Debakel, meldet sich der reuige Brandstifter brieflich beim «Ju- gendtreff Papiermühle». Er schreibt:

«An Pfingsten im Jahre 1991 habe ich in Ihrem Jugendzentrum Papiermühle einen Brand ge- legt, der verheerende Folgen hatte.

Sie werden sagen, dass dies ja lange her ist.

Ich trage diese Last nun seit damals in mir he- rum, weil ich mich nie für diese Tat entschuldigt habe und um Vergebung gebeten.

In den letzten Monaten, durfte ich unseren Erlö- ser Jesus Christus immer besser kennenlernen und ich habe auch verstanden, dass es seh rwichtig ist seine Schuld zu bereuen und auf- richtig dazu zu stehen, wenn mann ein ganz neues Leben beginnen möchte mit Gott. Es wäre noch besser mann könnte altes Unrecht wieder ganz in Ordnung bringen.

Ich versuche es damit, dass ich Sie um Verge- bung bitte.

Ich hoffe nun, dass Sie mir vergeben können!

Ich wünsche nun Ihnen, und Ihrem Jugendtreff, allen Gottes Segen den ich erfahren durfte und grüsse Sie

(Name)»

die Zwischenbühne wird 30. Zum geburtstag des Horwer Multispartenhauses ein paar blicke zurück auf die geschichte und ein ausblick aufs Jubiläumsjahr in der Luzerner Vorstadt.

Von Urs Hangartner

das haus als offene spielwiese

Hier irrt der Schreiber. Er hat ein Kul- turhaus abgefackelt. Bis heute wird die Zwischenbühne gerne mit dem im Nach- barhaus Papiermühle untergebrachten Ju- gendtreff verwechselt. Die Zwischenbühne ist, wie der Name sagt, dazwischen, neben dem stattlichen Papiermühle-Hauptbau aus dem 17. Jahrhundert und einem weite- ren Anbau, im früheren Wasch- und Trocknungsraum der Papiermühle. Histo- risch gesehen wechselt man 1982 quasi vom Wasser ins Trockene. Alles nimmt nämlich im Juni 1981 im Strandbad Horw seinen Anfang. Hier veranstalten ein paar Kulturengagierte ein Open Air mit Headli- ner Andreas Vollenweider. Gewitterim- missionen bei der Veranstaltung bringen bereits die idee auf, dass eigentlich für Kul- turveranstaltungen in Horw ein Saal nötig wäre. Er wird gefunden und in über 5000 Fronstunden betriebstauglich gemacht. Bis heute ist das Prinzip lebendig geblieben, einst mit der Formel «ehrenamtlich und professionell» auf den Punkt gebracht. Wer da kulturaktiv waltet als ingenieur, Archi- tekt, Handwerker, Techniker, Pädagoge, Gestaltender, Musiker oder Journalist, bringt sein professionelles Know-how mit, das er (und auch: sie) zum Gotteslohn zur Verfügung stellt.

Das «Zwischen» der Namensgebung wird in einem dreifachen Sinn verstanden, wie es in einer ersten Dokumentation aus dem Jahr 1986 festgehalten ist. «Zwi- schen» meint zum einen die «Aufhebung der Kluft zwischen Bühne und Publikum», dann das rein Örtliche (es ist das Haus zwi- schen zwei anderen Gebäuden) und schliesslich: «unsere Bedeutung in der Ge- meinde Horw zwischen Dorf und Stadt».

Schon in den 1980er-Jahren ist die Rede von der «Werkstatt», von «offener Bühne»;

hier ist Raum, in dem dank des Mittuns

von Engagierten Kultur entstehen kann.

Und auch dies: «Ganzheitliche Veranstal- tungen, die alle Sinne beanspruchen, sind unser ideal.»

legendäre nites

Die Zwischenbühne ist einerseits Ver- anstalter mit immer wieder gutem Riecher auch für Entdeckenswertes, und es ist ein Ort für Eigenproduktionen. Von Anfang an nährt die Zwischenbühne ihren guten Ruf besonders auch durch die sogenann- ten «Nites» (amerikanisch-englisch für

«Nights», zu deutsch: Themenabende). Da wird in der Zwischenbühne nicht nur the- matisch programmiert in einer genremäs- sigen Vielfalt – von Musik über Film, Thea- ter und Tanz bis zu Talk –, auch der Rah- men entspricht dem inhalt, wenn bisweilen stilbildende Dekors in den Raum gezaubert werden. Nites im eigentlichen Sinne waren übrigens auch die WM- und EM-Studios, wo nicht einfach zu Bierausschank Fuss- ballspiele auf Grossleinwand zu sehen wa- ren. Auch hier: Dekos, Talks und Konzerte – Sport und Kultur in einem. Die Zwi- schenbühne hats anlässlich der WM 1994 erfunden, bevor es allenthalben epide- misch wurde.

Man könnte sich an legendäre Nites er- innern, an musikalische etwa wie die

«White Album Nite», an der 2001 das kom- plette Doppelalbum der Beatles von meh- reren Bands chronologisch gecovert wur- de. An die «Dylan Nite» 1999, mit einhei- mischen wie auswärtigen Bands, wo Polo Hofer eigens drei Dylan-Songs für Horw übersetzt hat. An «Blur versus Oasis»

(2003), wo Bands je ein Stück der einen wie der anderen Britpop-Konkurrenten zum Besten gaben und das Publikum für die bessere Band (es sind Blur) voten konn- te. Oder die «Hochzeitsnacht» mit Tafel-

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Bilddokumentation Sarah Steiger (aus dem Zwischenhne-Archiv) enhne heute. Bilder Sarah Steiger

(13)

aktuell

major und allem Drum und Dran und ei- nem Beat Schlatter, der als sein eigener imitator auftrat. Die «allertraurigste», die

«Regennacht», die «Todesnacht», «Rhythm Nite», «La Paloma» undundund.

Nicht zu vergessen das Märli (eigentlich Kinderstück), eine Eigenproduktion par excellence jeweils zur Weihnachtszeit, der konstante Publikumsrenner; seit 1984 bis heute sind insgesamt 15 Kindertheaterpro- duktionen über die Zwischenbühne gegan- gen. Als «Nites» werden in Horw auch die etwas anderen Maskenbälle am Zwischen- fasnachtssamstag verstanden, die eigent- lich Kostümfeste sind (nach dem Credo:

«garantiert Guggenmusig-frei»). Und im- mer wieder musikalische Veranstaltungs- reihen mit Namen wie «interjazzo», «Zwi- schentöne» oder «Dogma-Jazz».

modulable salle blanche

Die Zwischenbühne ist insgesamt flexi- bel und variabel, angezeigt auch durch den Raum selber: Er ist eine «Salle blanche», ein – im Unterschied zu landläufigen Kul- turräumen in Schwarz – vollständig weiss gestrichener Veranstaltungsraum, der für Projektionen Platz bietet, wo die Bühnen- elemente auch zur Zuschauertribüne wer- den können.

Mehrere Aktivisten aus der Gründer- zeit, von denen einige bis heute in der Zwi- schenbühne engagiert sind, versammeln sich für uns zum Gespräch über Gewese- nes, Aktuelles und Künftiges. Beim Thema

«Ursprung» ist etwa zu vernehmen, wie «es schon auch etwas mit der Jugendbewegung Anfang der 1980er-Jahre zu tun hatte», dass im dörflichen Horw Junge zwischen 20 und 30 ihre Aktion Freiraum starteten und erfolgreich durchzogen. An das dama- lige Verständnis einer «Kleinkunstbühne»

wird erinnert, mit einem Mix zwischen al- len möglichen Sparten. Und Begriffe wie

«Nachwuchsfrage», «Generationenwech- sel» und «Blutauffrischung» fallen. Etwas, das die Zwischenbühne während all ihrer Existenzjahre mehr oder minder begleitet.

Und Krisen, wie jene persönliche von Haus- architekt Andreas Gervasi. Sie stellte sich ein, «als ich an der Kasse zum ersten Mal gesiezt wurde».

Das mit dem «Nachwuchs» an Aktiven hat sich zum Glück immer wieder ergeben.

Und von Einbrüchen bezüglich Publikums ist die Rede. Natürlich hatte und hat die Zwischenbühne mit verändertem Ausgeh- verhalten zu kämpfen. Wenn weniger Leu- te kommen, hat das auch mit dem Älter- werden des Publikums zu tun. Und nicht zuletzt mit der Konkurrenz vornehmlich in der Stadt Luzern. Horw liegt nicht am Weg. Man muss sich bewusst für die Zwi- schenbühne entscheiden. «Es funktioniert, wenn man etwas macht, das man nicht auch in der Stadt haben kann.» Sei das et- wa eine Theaterpremiere oder eine CD- Taufe. Es entsteht die schöne Publikums- Begriffsassoziation, dass die Zwischenbüh- ne aus naheliegenden Gründen kein Laufpublikum kennt. Es ist auch, vom Charakter der meisten Veranstaltungsan- gebote im Haus her, eher ein Stehpublikum als ein Sitzpublikum – «es ist ein bewusstes Publikum». Hier geht man nicht noch kurz reinschauen, ob was los ist, wenn man eh unterwegs ist. Von der Stadt in die «Pro- vinz» ist es halt ein Stück Wegs, auch wenn der 20er-Bus praktisch vor dem Haus hält.

«man lässt einen machen.»

Wer in der Zwischenbühne aktiv ist, bringt sein jeweiliges Talent mit. Man nutzt zur Programmation seine persönli- chen Verbindungen, was früher gut klapp- te («Man ist dank diesen Kontakten einfa- cher an die Leute herangekommen.»).

Grundsätzlich ist immer noch gültig: «Wir sind ein sehr offenes Haus. Man lässt einen machen.» Ob intern oder von aussen kom- mend, das Haus ist zur Nutzung da. Man habe der Zwischenbühne auch vorgewor- fen, «wir seien ein Chlüngel». Aber: «Drum funktionierts auch.» Weil sich hier so viele verschiedene Talente und Kompetenzen zusammenfinden.

Eigentlich ist man sich einig: Wenns fi- nanziell und personell geigt, hat die Zwi- schenbühne auch bei verändertem Aus- gehverhalten eine Zukunft. Das ist auch der Geburtstagswunsch des aktuell amtie- renden Vereinspräsidenten Matthias Fell- mann: «Weiterhin hier veranstalten kön- nen, und dass das Publikum kommt.» Ge- rade das Jubiläumsjahr habe intern recht motiviert – «es ist mehr Energie da». Was auch noch Optionen wären: ein Ausbau der Zwischenbühne und eine Professiona-

lisierung. Konkret stehen im Jubiläums- jahr nötige Erneuerungen in den Berei- chen Ton- und Lichttechnik sowie infra- struktur und Bau an.

Für Phil Peter, Zwischenbühne-Pro- grammchef, besitzt das Haus «ein buntes Profil», weil von unterschiedlichen Leuten Unterschiedliches möglich gemacht wird und man von aussen einen ganz verschie- denen Fokus habe. «Für mich ist die Zwi- schenbühne nach wie vor eine Spielwiese, die für vieles offen ist.» Es funktioniere ge- rade durch die Breite im Programmange- bot – «die ist ausschlaggebend». Phil Peter ist zuversichtlich, nicht zuletzt auch durch eine langfristig prognostizierte Tendenz zur Urbanisierung: Horw rückt näher an die Stadt heran, und es könnte so künftig ein grösseres Publikum generiert werden.

intern, auf Macherseite, sei man «so ho- mogen wie noch nie». Auch konnten, zum Beispiel durch die Anbindung der in die Zwischenbühne gezügelten Konzertreihe

«Barock’n’Co», neue Leute gewonnen wer- den. Was bleibt, so Phil Peter: «Man muss bereit sein, viel zu investieren, auch wenn sich am Ende unter Umständen nicht das Erwartete einstellt.» Bei allem idealistisch- freiwilligen Engagement: «Mein Lohn ist immer ein volles Haus.»

Ein Jubiläumsjahr

hau. Die Horwer Zwischenbühne bestückt ihr Jubeljahr mit ein paar «Specials». Eines davon wäre, an die bewährte «Nite»-Idee anknüp- fend, die Reihe «Late Nite», die dieses Jahr lanciert wird. Bereits fix sind die Freitage 2.

und 23. März, 20. April und 11. Mai (jeweils 22 Uhr). Moderator Thomas Fuchs lädt zum Talk, es gibt, wie bei den richtigen Late Nights im Fernsehen, Live-Musik, dazu filmische Ein- spieler und Kulturgut wie etwa Spoken Word.

Ein Jubiläumsjahr-Special nennt sich «Presen- ted by». Dabei sind andere Kulturhäuser und -institutionen zu Gast in der Zwischenbühne.

Unter anderem das Kleintheater, das Lake- side Festival, der Mullbau, Radio 3fach und Treibhaus programmieren im Jahr 2012 ein- mal auswärts. Der Maskenball (18. Februar) steht heuer unter dem Motto «Hellas» (mit u. a.

kulinarisch Assortiertem und Musik von Trio- popoulos. Dreimal gastiert im Jahr 2012 die Kunst- und Kulturkommission der Gemeinde Horw in der Zwischenbühne. Wie der eigent- liche Geburtstag im Oktober gefeiert wird, sei noch nicht verraten. www.zwischenbuehne.ch

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kultur auf dem land

Am 15. Dezember 2011 erreicht ein Medi- en-Communiqué des Künstlers Wetz die Redaktion dieser Zeitschrift: «Wir dürfen auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurückbli- cken; neben zahlreichen Firmenanlässen, Vereinsausflügen und Geburtstagsfeiern durften wir auch schon eine Hochzeitsfeier im KKLB erleben. Buchen auch Sie einen Anlass bei uns!» Die Verlautbarung weckt tatsächlich unser interesse: Wie kommt es, dass eine Kunst-institution nicht etwa mit der Qualität ihrer Ausstellungen oder der Anzahl ihrer Vernissagen prahlt, sondern mit Vereinsanlässen, Geburtstagen und Hochzeiten? Zumal selbige institution nicht ein kleiner Mehrzwecksaal ist, son- dern durch eine millionenschwere Sub- vention ihren Platz fand – in einem der geschichtsträchtigsten Bauten der Schweiz.

Quo vadis, Wetz?

spiel mit dem feuer

Um diese Fragen zu beantworten, neh- men wir an einer Führung durch das KKLB teil. Könnten wir den ehemaligen Landessender mit seinen Ausstellungen auch auf eigene Faust besuchen? «Nein», sagt Wetz, «das ist kein klassisches Haus, hier gibt es keine Öffnungszeiten.» Das gibt dem Künstler viele Freiheiten, in mancherlei Hinsicht. Weil das KKLB nicht öffentlich ist, darf darin z. B. geraucht wer- den. Eine von Wetz‘ vielen kleinen Stiche-

seit über einem Jahr ist das KKLb – Kunst und Kultur im Landessender beromünster – für das Publikum geöffnet. Zeit für einen kritischen augenschein und ein gespräch mit dem Hausherrn Wetz, der sich längst schon «von den Zeitungen zu lieb behandelt» fühlt.

Von Elias Zimmermann

«was ich will!»

leien gegen die Obrigkeit. So wie er auch behauptet, den Hauptsaal mit Tribüne und Cafeteria als eigene installation markieren zu müssen («‹Schweizer Landessaal›, Wetz 2011»), um einen Teil der feuertechnischen Vorschriften umgehen zu können. «Für ihre Sicherheit ist mit zwei Notausgängen gesorgt, Menschen sind nicht in Gefahr.

Und sollte das Ganze abbrennen, so bauen wir es einfach wieder auf.» Das Gebäude, über die Landesgrenzen dafür bekannt, dass hier im Zweiten Weltkrieg freies Ra- dio für ganz Europa gemacht wurde, kann getrost abbrennen und wird danach ein- fach wieder aufgebaut?

Wetz spielt hier nicht mit dem Feuer – rechtlich gesehen zumindest nicht. Denn alle Gebäude und das umliegende Land ge- hören ihm, es wurde ihm von der Swiss- com ohne Auflagen zu einem symboli- schen Preis von 5 Franken verkauft. Die Mehrheit der Gemeindeversammlung Be- romünster hat diesem Deal am 14. Dezem- ber 2010 zugestimmt. «ich kann damit machen, was ich will. Wenn ich es morgen verkaufen möchte, so dürfte ich das tun.»

wetz macht schule

Es gibt aber tieferliegende Gründe, warum Wetz nur Führungen anbietet. Er habe, so sagt er im persönlichen Gespräch, zusammen mit seiner «Freien Akademie»

untersucht, wie man Menschen Kunst nä-

herbringen könne. Das Problem: Die einfa- chen Leute verstehen die Kunst nicht und die gebildeten Leute tun nur so als ob. Die Lösung: Man macht Kunst nur durch Füh- rungen zugänglich. Das seien nicht ein- fach irgendwelche ideen, das seien Resul- tate von gewissenhaft durchgeführten Forschungsarbeiten mit der Hochschule für Künste Berlin.

Unsere Führung leitet hauptsächlich Wetz‘ «Chefassistent» Armin Knubel, der mit vielen Daten über das historische Ge- bäude aufzuwarten weiss. Begeistert sind auch seine Ausführungen zu den kunst- unabhängigen Projekten, die im Haus an- gelaufen sind. So ist es wärmetechnisch völlig unabhängig von nicht erneuerbarer Energie und bezieht auch seinen Strom nicht von AKW. Möglich gemacht hat das die Zusammenarbeit mit einer Solarener- giefirma – und dafür hat das KKLB den Zukunftsenergie-Preis der Schweizeri- schen Umweltstiftung erhalten. Wetz, der Netzwerker, hat es damit nicht bewenden lassen und gleich noch eine Energie-Aka- demie für Solaranlagen integriert. Nicht die einzige Schule, welche die Räume im KKLB nutzen soll: Hinzu kommt eine Ausbildung für Baufachleute zum schwei- zerischen Gebäudeschutzfachmann, Kurse für Journalisten rund um Energiefragen und schliesslich die bereits erwähnte

«Freie Akademie Beromünster», die sich

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kultur auf dem land

vor allem um «sinnloses Wissen», so Wetz, zu kümmern habe.

Schliesslich gelangt man auf der Füh- rung, als man schon fast nicht mehr damit rechnet, auch bei der Kunst an. Wetz prä- sentiert voller Stolz den kürzlich erworbe- nen Film «Beim Landessender Beromüns- ter 2008» von Roman Signer, fraglos dem bekanntesten hier vertretenen Künstler.

Dann geht es weiter zu Urs Heinrich, der die Kunsthalle 2 über zwei Jahre hinweg zur freien Verfügung hat. Urs Heinrich, neben seiner Kunsttätigkeit auch Heiler von Berufung, ist ein guter Freund von Wetz und ein «begnadeter, kindlicher und kinderfreundlicher» Künstler, wie Armin Knubel betont, um uns sogleich seine Kunstwerke eingehend zu erklären: «Diese rostigen Schaufeln in der Ecke – ist es Kunst oder ist sie einfach stehen geblie- ben? Damit spielt der Künstler!» Brauchen wir so viel information, um das Offen- sichtliche «richtig» zu verstehen? Der Ver- dacht, hier werde der Ausstellungsbesu- cher bevormundet, nimmt Wetz lachend auf: «Bevormundung? Das wollen wir!»

Denn Bevormundung sei das essenzielle Konzept, um Kunst zugänglicher zu ma- chen: «Wenn man an Kunst herankommt, so ist sie intellektuell, hochstehend, übel- zeitig. Das kann man vermeiden, indem man die Menschen führt.»

ziel: kommerzialisierung der kunst Dass ein wenig bekannter Urs Heinrich unmittelbar neben Roman Signer ausge- stellt wird, ist für Wetz dank seiner Frei- heiten «möglich» – und für gewisse Be- trachter womöglich eine Provokation. Ob da nicht auch Vetternwirtschaft mitspielt?

Er verneint nicht, sondern sagt: «in der Kunst geht es immer auch um persönliche Beziehungen.» Wer entscheidet darüber, wer hier ausstellt? «Selbstverständlich kann jeder kommen, und wenn seine Kunst überzeugt, dann stellen wir ihn so- fort aus. Wir haben auch ein Komitee, das solche Fragen abklärt. in letzter instanz entscheide jedoch ich.» Wetz, der alleinige Richter über gute und schlechte Kunst?

Die Ausstellungsräume sind gross und hell. Sie bringen die Skulpturen von Künstlern wie Rochus Lussi, Alois Her- mann oder Kurt Baumann zu Geltung.

Wetz‘ Freiheit, mit den Räumlichkeiten zu machen, was er will, hat auch hier seine Vorteile: Will etwa Eva Wandeler neben ihren Videoinstallationen ein Wasserbe- cken im Raum, so ist das problemlos um- setzbar. Neben – oder gar an – den meisten Werken sind die Preise angebracht, auch

dort, wo die Werktitel noch fehlen. Das KKLB als eine Kunstgalerie, in welcher der finanzielle Wert von Kunst keine ge- ringe Rolle spielt. Auch das will Wetz als Teil seines Konzepts verstanden haben.

«Kunst kostet etwas.» Er wolle gegen die weit verbreitete Annahme, Kunst sei gra- tis, ankämpfen, und fordere deswegen auch eine Kommerzialisierung der Kunst.

Der Eintrittspreis von 22 Franken für Er- wachsene sei gerechtfertigt, auch Studen- ten hätten so viel zu zahlen. Wenn jemand wirklich in finanziellen Nöten sei, könne er jederzeit zu ihm kommen.

Wie er auf den Verdacht reagiere, er könnte sich am KKLB auch persönlich be- reichern? «Diese überlegungen berühren mich gar nicht mehr. im Vorfeld wurde ich abgeklärt und man hat gesehen: ich habe mein Geld immer in die Kunst gesteckt.»

Er wisse, dass er einige wenige Neider habe und er verstehe diesen Neid auch, denn ihm sei etwas gelungen, was vielen ande- ren Künstlern verwehrt geblieben sei: mit seinen Arbeiten internationales Aufsehen zu erregen.

nur zufrieden

Wetz eckt an, und er tut dies nicht oh- ne eine gewisse Lust. Dass die Medien sehr positiv über ihn berichten, sei ihm, der in seinen Arbeiten sehr medienkritisch ist, manchmal etwas peinlich. Aber etwas Kritisches hat er auch selber nicht über

sein Projekt zu sagen. «Wer ein solches Ge- bäude hat, kann nur zufrieden sein.» Wie zufrieden kann die Öffentlichkeit sein, der das Gebäude nun nicht mehr gehört, nach- dem zuvor immerhin die teilstaatliche Swisscom Eigentümerin war?

europa statt zentralschweiz

Wetz‘ KKLB hinterlässt einen zwie- spältigen Eindruck. in einem Jahr wurde mit enormem Kraftaufwand eine Sende- station zu einem Kunst- und Kulturbetrieb umgebaut. Das Ganze wurde geschickt durch Sponsoren finanziert und von Freunden und Verwandten ausgeführt – in einer Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und Professionalität, die ihresgleichen sucht. Umweltschutz und Bildung werden hier grossgeschrieben. Doch die ausgestell- te Kunst ist von sehr unterschiedlicher Qualität und ihre bevormundende Ver- mittlung entspringt einer autoritären Grundhaltung. Eine staatliche Kunst-ins- titution oder zumindest klare künstleri- sche Auflagen hätten wahrscheinlich zu ineffizienzen und mehr Subventionen ge- führt, hätten aber auch ein demokrati- scheres Kunstverständnis sichergestellt.

Den Stellenwert des KKLB in der Zen- tralschweizer Kulturlandschaft schätzt Wetz gering ein. Auf die Region sei das Projekt nicht ausgerichtet, vielmehr soll es Signalwirkung für ganz Europa haben. Die Erfolgsgeschichte von Wetz lässt erahnen, dass ihm dies auch gelingen wird.

Zur Person

Wetz, bürgerlich Werner Zihlmann, wurde 1961 in Wolhusen geboren. Die künstlerische Umsetzung seines Geburtsortes, dem Zihlen- feldlöchli, lässt sich heute im KKLB als grosse Installation betrachten. Nach den Ausbildungen zum Hochbauzeichner und Psychiatriepfleger studierte er an der Kunstgewerbeschule Luzern und der Hochschule für Künste Berlin. Mitte der 80er-Jahre begann seine Laufbahn als freischaffender Künstler. Zwischen 2003 und 2010 wurde Wetz federführend im KKL Uffikon und dem Nachfolgeprojekt Tempelhof Uffikon, die beide internationales Aufsehen erregten.

2007 wählte ihn «Das Kulturmagazin» zum bedeutendsten Kulturkopf der Zentralschweiz, 2008 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Sur- see. Von Mitstreitern wie dem bekannten Inner- schweizer Künstler Peter Dietschy wird Wetz als «grosser Kommunikator» gelobt.

«Ich habe mein Geld immer in die

Kunst

gesteckt.»

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Wertewandel und Verlust der Werte sind aktuelle Themen, und siehe da, das kanto- nale Parlament äussert sich dazu unter dem Thema Zentral- und Hochschulbiblio- thek (ZHB). Ein mutiger Unternehmer aus Buttisholz schlägt vor, das vor 60 Jahren erstellte Gebäude nicht zu sanieren, son- dern abzureissen. An dessen Stelle soll ein viermal grösseres Haus errichtet werden.

An der zentralen Lage würden Geschäfte, Büros und Luxuswohnungen so viel Ge- winn abwerfen, dass die ZHB ohne Kosten für den Kanton auch noch Platz darin fän- de. Das zu denken überrascht nicht, es ent- spricht einer verbreiteten Wertvorstellung, die sich eigentlich nur an Geld orientiert.

Erstaunlich ist jedoch, dass diese idee in der Form einer dringlichen Motion, also einem Auftrag an die zuständigen Verwal- tungsstellen, im Parlament ohne lange Diskussion, da nur Eingeweihte über Fak- ten verfügten, eine Mehrheit fand. Man kann hier den Satz aus der letzten Ausgabe von Sam Pirelli wiederholen: «Alles, was Lebensqualität ausmacht in der Stadt, wird

unter dem Begriff Standortmarketing an- geschaut. Nur schon die Verwendung die- ses Managerdeutsch verändert die Diskus- sion.» Genauer, es hat das Denken vieler Menschen bereits verändert!

sanierungs- und umbauprojekt Mut allein ergibt noch keinen Sinn.

Das zeigt ein Blick in die ZHB im Sempa- cherpark. Das Büchermagazin entlang der Hirschmattstrasse steht leer. Aus Sicher- heitsgründen mussten 500 000 Bücher ausgelagert werden, insgesamt 800 000 stehen nun (sinnigerweise) im Entlebuch.

Zweimal täglich werden die von Lesern und Studentinnen neu verlangten oder zurückgebrachten Bücher hin- und her- transportiert. Der halbe Lesesaal, ein für viele junge und ältere Menschen wichtiger Arbeitsplatz, ist besetzt durch eine not- dürftig eingerichtete kleine Freihandbü- cherei. An improvisation sind sich die Bib- liotheksleute gewohnt, der Prozess der Sa- nierung, Erweiterung und Ertüchtigung der Bibliothek an neue Anforderungen

dauert schon über 30 Jahre. Aber nun hat die Ratlosigkeit der Betroffenen ein Mass erreicht, das Unmut schafft.

Ausführliche Studien führten zu ei- nem weitsichtigen Bibliothekskonzept mit modernisiertem Hauptsitz im Sempacher- park, Ergänzung im UNi/PHZ-Gebäude und neuen Magazinflächen ausserhalb von Luzern, wofür in Zusammenarbeit mit anderen grossen Bibliotheken eine koope- rative Lösung gesucht wird. 2008 erhielt in einem Studienauftrag an fünf Generalpla- ner das Team Caretta+Weidmann mit den Luzerner Architekten Lussi+Halter den ersten Preis. ihr Projekt wurde mit Vertre- tern des Kantons, der Bibliothek und der Denkmalpflege zur Baureife entwickelt und den Stadtbehörden zur Bewilligung vorgelegt. Es erfüllt alle Anforderungen be- züglich Erneuerung der ursprünglichen räumlichen Qualitäten, Minergiestandard oder rationale Betriebsabläufe und sieht eine den heutigen Bedürfnissen entspre- chende Freihandbibliothek mit Studien-

Wo die Bäume gross und der Himmel weit ist: Sempacherpark mit ZHB.

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aktuell

der Wille des Kantonsparlaments, die Zentral- und Hochschulbibliothek durch einen Neubau zu ersetzen, ist nicht nur leichtsinnig, sondern ein Zeichen gegen Kultur im urbanen raum.

Von Otti Gmür, Bild Mo Henzmann

«man mag immer fehler machen, bauen

darf man keine!»

plätzen vor. Diese findet im ehemaligen Magazintrakt einen von Licht, Ruhe und einem dichten Bücher-Bezugsnetz gepräg- ten neuen Ort. Nach Plan hätte die ZHB im Herbst 2011 ein Provisorium am Hirschen- graben bezogen. Nachdem der Regierungs- rat die Ausführung um zwei Jahre ver- schob, bringt die leichtsinnige Motion nun eine weitere, zeitlich nicht absehbare Ver- zögerung.

verfeinern, nicht klotzen

Der initiant der Motion, CVP-Kantons- rat Hans Aregger, wirbt für seine Abbruch- idee mit dem aktuellen Begriff der Ver- dichtung. Schön, wenn man das von But- tisholz aus so sieht. Aber die Stadt ist die am stärksten verdichtete Siedlungsform, und innerhalb Luzerns hat neben der Alt- stadt, dem Wey- und Bruchquartier die Neustadt die höchste Dichte. Das heisst, Grund und Boden sind da bis zehnmal mehr genutzt als in den meisten dörflichen Siedlungen. Für die vor dem Abschluss stehende Bau- und Zonenordnung von Lu-

zern wurden die Orte, die eine weitere Verdichtung erlauben, untersucht und festgelegt. Denn neben einem rein quanti- tativen Verständnis von Dichte muss diese der Lebensqualität am jeweiligen Ort an- gemessen bleiben. Um im Bild zu bleiben:

Zum Dorfbild von Buttisholz gehört der Dorfbach und die ihn begleitende Baumal- lee. Den Dorfbach einer Verdichtung zu opfern, wäre ganz einfach eine dumme idee. Nur die Quantität zu verdichten, oh- ne das Ganze zu verfeinern, ist rücksichts- los und kurzsichtig.

Persönlich erinnere ich mich sehr wohl an die 1949, am ursprünglich für die Bib- liothek vorgesehenen Standort bei der Je- suitenkirche, ausgehobene Baugrube. Aber für diese langwierige und etwas komische Geschichte ist hier kein Platz. Wichtiger scheint mir ein Satz des Tessiner Architek- ten Luigi Snozzi, der den Martignyplatz in Sursee gestaltete: «Wenn du baust, so den- ke an die Stadt.» Es geht also nie nur um ein Objekt, sondern auch um dessen Bezie- hungen zum Ort und seiner Bedeutung für

die Gemeinschaft der Menschen, die da lebten, jetzt ihre Zeit verbringen oder noch kommen werden. Heute begegnen sich in der Parkanlage, die die Lukaskirche und Bibliothek umfasst, Generationen im Spiel, im Verweilen oder im Gespräch. Hier dür- fen Bäume grösser sein als Häuser und der Himmel etwas weiter. Die vom Motionär vorgeschlagene Blockrandbebauung wür- de den für das ganze Quartier bedeutsa- men Freiraum radikal einengen, seine Be- sonnung schmälern und die räumlichen Beziehungen vermindern.

ein garten des wissens

Das Wesen einer Bibliothek, ob gross oder klein, liegt in der Gemeinschaft der Bücher, in den darin versammelten Wel- ten, die zu eigenem Denken anregen und zum Erkennen grösserer Zusammenhänge helfen. Bibliotheken sind Gärten des Geis- tes, des Wissens, der Fantasie, der ideen und des Lernens. Otto Dreyers Bau wird dem gerecht in den Proportionen und der Belichtung der Räume bis hin zur poeti-

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aktuell

schen Stimmung im intimen Lesehof. Sie sind dem konzentrierten Lesen förderlich.

Die dekorativen Gestaltungselemente am Gebäude sind auch Widerstand gegen die heute so schnell sich wandelnde Ober- flächlichkeit. Das Verschwinden der öf- fentlichen institution Bibliothek als auto- nome bauliche Erscheinung würde sowohl die Bedeutung der Gemeinschaft als auch der Kultur im urbanen Leben mindern.

Kultur ist kein Geschäft, sondern ein wei- tes offenes Zuhause für viele verschiedene Menschen und für Grundwerte wie Ge- meinschaft, Demokratie, Vertrauen und Dankbarkeit. Solche Werte bilden den Kitt, der unsere Gesellschaft zusammen- hält. Auf ihr beruhen letztlich gemein- schaftlicher Wohlstand und individuelle Lebensfreude.

spekulative kalkulation

Otto Dreyer (1897–1972) gehörte zur Generation der Architekten, die in den 1930er-Jahren moderne Bauten in Luzern realisierten. Er war etwas jünger als A.

Meili und A. Zeyer und wenig älter als C.

Mossdorf. Mehrere Jahre war er Mitarbei- ter von Armin Meili und 1939 als einziger innerschweizer für die «Landi» tätig. Dort baute er das Musterhotel und die Touris- mushalle mit dem grossen Wandbild Hans Ernis. Aber zum damals geltenden purita- nischen Funktionalismus hielt er Distanz.

in den 30er-Jahren erstellte er kirchliche Bauten in Grosswangen, Sursee, Nebikon, Littau – und in Luzern nebst einigen be- sonderen privaten Wohnhäusern das Pau- lusheim. im August 1951 wurde der schweizweit beachtete Bibliotheksbau im

«Vögeligärtli» eröffnet. Zugunsten der Parkanlage wurde ein Stück Sempacher-

1812: Eröffnung der ersten öffent- lichen Bibliothek Luzerns durch die Korporationsgemeinde.

1832: Auch der Kanton eröffnet eine Bibliothek.

1943: Das Kantonsparlament geneh- migt einen Zusammenschluss zur Zen- tralbibliothek – dazu muss ein neues Gebäude errichtet werden.

1951: Eröffnung der heutigen Zentralbibliothek nach einer mehr als zwanzigjährigen Planungs- und Realisierungsphase und gravierenden Standortdiskussionen.

1998: Umbenennung in Zentral- und Hochschulbibliothek. Die verschiede- nen Universitätsbibliotheken werden von der ZHB im Leistungsauftrag geführt.

2009: Neue Bibliothek der Hochschule Luzern – Wirtschaft kommt dazu.

2011: Die bisher dezentralisierten universitären Teilbibliotheken werden räumlich und organisatorisch im neuen UNI/PHZ-Gebäude hinter dem Bahn- hof zusammengefasst.

Seit 1951 hat sich der Bestand der Bücher und anderer Medien fünfmal vergrössert und wird zehnmal häufiger von siebenmal mehr Benutzenden ausgeliehen. Der ganze Bibliotheks- betrieb umfasst über 100 Personen in über 70 Vollzeitstellen.

strasse aufgehoben und vor zwanzig Jah- ren gegenüber der Lukaskirche ein Teil der Murbacherstrasse. Eines der letzten Werke Dreyers war das romantisch-elegante Gar- tenbad auf dem Bürgenstock, das heute wieder instand gestellt wird. Dreyer war ein musischer Mensch, er spielte sehr gut Geige und sammelte alte Musikinstru- mente, die er selber zu reparieren ver- stand.

in der Motion wird erwähnt, dass die Bibliothek nicht unter Denkmalschutz ste- he. Das ganze Areal ist jedoch Teil einer Schutzzone. Die Denkmalpflege ist eine institution des Kantons und wird von ihm finanziert. Der Kanton ist auch Besitzer der ZHB. Ein Gebäude unter Schutz zu stellen, bedingt einen politischen Ent- scheid und macht die Denkmalpflege kos- tenpflichtig. Vor einem Jahr wurde deren Budget gekürzt, das Parlament weiss dies alles, aber vielleicht haben zu viele Parla- mentarier ihr Gedächtnis und die damit verbundene Verantwortung ausgelagert und spielen blinde Kuh.

Die vom ideenlieferanten geschätzten Kosten sind ohnehin spekulativ. Die über- lagerung der Nutzungen – öffentlich für die Bibliothek, halböffentlich/halbprivat für Geschäfte und Büros und privat für Wohnungen – bedingt in allen Geschossen sowohl Mehraufwand an Raum für die Er- schliessung mit entsprechenden Kosten und gleichzeitig Verlusten an verkauf- oder vermietbaren Flächen in den Obergeschos- sen und weniger verfügbaren Flächen für die Bibliothek im Erd- und ersten Oberge- schoss. Die angenommenen Kosten für die der Lage angemessenen Ausbaustandards sind niedrig. in der Renditeberechnung

sind die versprochenen zehn Millionen Abgeltung an den Kanton nicht eingesetzt, ebenso wenig ist ein Preis für das Grund- stück erwähnt. Der Realisation stehen etli- che Hürden im Weg: Umzonungen, Ein- sprachemöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen, vielleicht Abstimmungen und Re- ferenden. Kein seriöser investor sucht sol- che Unabsehbarkeiten, denn Zeit bedeutet Mehrkosten. Da spielt ein von spekulati- ven interessen geleitetes Parlament keine gute Rolle.

zurück zu verantwortlicher politik Letztlich stellt sich die Frage zum poli- tischen Ablauf. Wir sind stolz auf unsere direkte Demokratie. Entspricht dem, wenn das kantonale Parlament über die Stadtge- meinde hinweg Vorschläge produziert, die die Lebensqualität der unmittelbar betrof- fenen Bevölkerung massiv einschränken?

Auch so gesehen kann die Abrissidee ernsthaften überlegungen nicht standhal- ten. Es wäre zu wünschen, dass das Parla- ment selbst den Weg zu einem sinnvollen Vorgehen öffnet. Heinrich von Kleist, des- sen Tod vor 200 Jahren – aus Verzweiflung über die gesellschaftlichen Verhältnisse – soeben erinnert wurde, schrieb den schö- nen Aufsatz: «über das allmähliche Ver- fertigen der Gedanken beim Reden.» Es wäre der Würde und der Aufgabe des kan- tonalen Parlaments angemessener, beson- nene Gedanken zu entwickeln als sponta- nen ideen auf den Leim zu kriechen. Der alte Goethe, verantwortlich für das Bauen seines Fürsten, schrieb bereits: «Man mag immer Fehler machen, bauen darf man keine!» Darin steckt mehr Nachhaltigkeit als in vielen aktuellen Werbesprüchen der Baulobby.

Die Bibliothek im Laufe der Zeit

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handwerk

das Portemonnaie sitzt nicht mehr so locker, und der «Laden um die ecke» ist mächtig unter druck. Neustahl heisst eine verbliebene bastion des kreativen Kleingewerbes im Luzerner Neustadtquartier.

Von Aurel Jörg, Bild Daniela Kienzler

auf stahl gebettet

Kleingewerbe, da ziehen Bilder von Männern in Jeans und Kra- watte auf, die auf Kosten des weiblichen Personals anzügliche Spässchen von sich geben. Hanspeter Meyer, inhaber von Neu- stahl, gehört nicht zu dieser Sorte. Viel eher ist er als diesbezügli- cher moderner Antipode zu verstehen: Nach sechs Jahren Mittel- schule, anschliessender Ausbildung zum Sozialarbeiter und eini- gen Jahren Tätigkeit in diesem Bereich beschloss er, mit seiner

«Bastlerei» ernst zu machen. Er reduzierte seinen Brotjob als So- ziarbeiter und baute nebenbei seine eigene Werkstatt auf. Dann kam der vielzitierte Punkt, wo er sich entscheiden musste: zwei- gleisig fahren, dabei die Arbeit zum Lebensinhalt machen, oder nur noch auf eine Karte setzen. Der Quereinsteiger entschied sich für das Risiko, das Abenteuer als selbstständiger Unternehmer. Es hat funktioniert, denn seit elf Jahren lebt Meyer nun von seinem Einmannbetrieb, mit dem er namentlich Tische und Betten aus Edelstahl fertigt und verkauft. Sein Flair für Handwerksarbeit entdeckte er in seinen Jugendjahren; von diesem Punkt bis zu den ersten Auftragsarbeiten war es ein weiter Weg. Dass Meyer sich sein Können als Autodidakt angeeignet hat, merkt man da- ran, dass seine Arbeiten nicht durch raffinierte Varianz, sondern durch Präzision und Schlichtheit bestechen.

mit der stirnlampe in richtung unendlichkeit

Eine Anschaffung bei Neustahl ist ein Kauf fürs Leben – gar für die nächsten Generationen. So verlangt Meyer von sich und seinen Lieferanten höchste Qualität. Er prüft jedes angelieferte Stahlrohr einzeln. Dazu läuft der umtriebige Handwerker jede Oberflächenseite des Rohres mit der Stirnlampe ab. Entdeckt er kleinste Verunreinigungen auf der Oberfläche, retourniert er die Ware umgehend. Er lacht und sagt, er wisse selbst nicht, wie viele Kilometer er bei solchen Kontrollen bereits zurückgelegt habe.

Ausser den Beistelltischen wird alles auf Mass gefertigt: Der Kun- de kann auf Wunsch eng am Produktionsprozess teilnehmen. in diesem – oberen – Preissegment ein wichtiges Verkaufsargument.

Meyer benutzt für seine Tische, Betten, Garderoben und sonsti- gen Produkte oft Baumaterialien. Dies verlangt viel Verständnis von den Lieferanten, die sich sonst gewohnt sind, dass die Ästhe- tik nicht so stark gewichtet wird. Es verwundert denn auch nicht, dass er seit Jahren auf die gleichen schwört.

Bei Neustahl ändert sich heuer einiges: Hanspeter Meyer ver- kauft seine Produkte künftig nicht mehr via Fachhandel, sondern direkt «ab Bude». Sein Sortiment wird er mit ausgewählten Pro- dukten aus dem Wohnbereich erweitern. Der Keller wird umge- nutzt und dient fortan als Showroom, viermal im Jahr zudem als Ort für kleinere Veranstaltungen. Meyer – der früher auch hinter Kochherd und Bar der Boa stand – stellt überdies zum zweiten Mal sein Untergeschoss fürs Fumetto zur Verfügung. So wird man dort dem belgischstämmigen Künstler François Olislaeger beim Zeichnen über die Schultern schauen können.

Konzert mit Belle Affaire, anschliessend DJ U.R.S.N: SA 4. Februar, 22 Uhr, Souterrain c/o Neustahl Luzern

Qualität verlangt eine genaue Püfung:

Hanspeter Meyer.

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aktuell

cultural crossing im zollhaus

Wo früher ein verkitschter Asia-Laden war, dessen Auslage mit künstlichen Fin- gernägeln, buntem Krimskrams und win- kender Goldkatze mich immer wieder amüsierte, steht nun das Gegenteil: meh- rere leere, zusammenhängende Räume – minimalistisch und aufgeräumt. im einen Raum ist an der Wand die Strasse, die auch davor liegt, zu sehen. Autos fahren durch den Raum hindurch, auch mich selbst ent- decke ich. Vor der Tür stehen ein ausladen- der weisser Plastikstuhl und ein Sixpack Bier für interessierte bereit. ich setze mich und beobachte Autos fast zeitgleich aus beiden Augenwinkeln: real und an der Zollhauswand. Die Kamera, die das Äusse- re ins innere spiegelt, steht etwas seitlich im Raum. im zweiten Schaufenster pas- siert vorerst nichts, bis plötzlich ein Glaslift mit menschlicher Fracht vertikal durch den Raum jagt: Es sind geschickt projizier- te Aufnahmen des KKL-Lifts, wie ich spä- ter erfahre. Die erste Ausstellung des Zoll- hauses heisst «Rush Hour» und zeigt eine

Videoinstallation des Kollektivs «Public Viewing», die nur von aussen einsehbar ist, die Räume sind geschlossen. Nach ei- ner Weile entdecke ich jemanden im in- nern: die Mitbegründerin Prisca Wüst, die mich über das Projekt unterrichtet.

neutrale rahmenbedingungen

Vor den Vitrinen des neuen Off-Space an der Hauptstrasse 62 und 64 in Reuss- bühl liegt die gleichnamige Bushaltestelle.

Das Zollhaus ist ein Verein, der zurzeit 24 aktive Mitglieder zählt. «Zuerst kam der Raum, dann die idee, dann die Teilneh- menden», sagt Wüst. Weil sich der Raum nicht in erster Linie für eine Atelierge- meinschaft eignet, kam die idee einer

«Kulturgruppe» als Verein, in dem alle möglichst gleichgestellt sind. Ziel ist, «ei- nen Ort für vielseitige kulturelle Tätigkei- ten und Begegnungen zu schaffen». Folg- lich stammen viele der Mitglieder aus dem kreativen Bereich, darunter Absolventen der Kunsthochschule, Musiker, Steinhau- er ebenso wie Personen aus Architektur und Landwirtschaft. Die Mischung ist ebenso vielfältig wie es die zukünftigen Anlässe sein sollen.

Während zwei Monaten räumte und renovierte man die sechs Räume, deren zwei im Kellergeschoss liegen, um mög- lichst neutrale Rahmenbedingungen für kreatives Schaffen zu ermöglichen. Die Mitglieder zahlen die Miete und organisie- ren Ausstellungen und Events. So etwa die Aktion «Aufrichte» zur Einweihung. Dem

Brauch auf Baustellen folgend, wurde symbolisch für den Neubeginn ein 14 Me- ter langer Baum quer durch die beiden Haupträume gelegt, Musik gespielt und Glühwein kredenzt. Zur Finissage wurde die Riesentanne zersägt, im Raum aufge- stapelt und später an Private als Heizmate- rial weitergereicht.

«Wir haben keinen klassischen Gale- rieanspruch» sagt Wüst, das unterstrei- chen auch die künftigen Veranstaltungen, die viel Abwechslung, interaktion und Austausch versprechen. Etwa das «Skype- Kochen», bei dem mit Live-übertragung eine Leibspeise aus dem Ausland im Zoll- haus nachgekocht und gemeinsam ver- schlungen wird. Jeden zweiten Samstag lädt das Kulturbüro Luzern zu Workshops oder experimenteller Forschung. Und der letzte Dienstag im Monat wird stets mit ei- nem «ungewöhnlichen klassischen Stück»

eröffnet, über das bei Kaffee und Kuchen diskutiert wird.

Man wünscht dem Zollhaus mit den grossen Schaufenstern die innerstädtische Laufkundschaft herbei. Doch auch in Reuss- bühl werfen Nachbarn, Passanten oder Au- tofahrer in der Kolonne bereits interessierte Blicke ins Zollhaus, manche fragen nach.

Wüst ist zufrieden: «So etwas könnten wir in der anonymisierten innenstadt nicht auf diese positive Weise erfahren.»

Florence Ritter

Info und Programm: www.zollhausluzern.ch

Luzern ist um einen

Kunst- und Kulturraum

reicher. das Zollhaus in

reussbühl möchte den

kulturellen austausch

forcieren und möglichst

verschiedene Formate

anbieten.

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Schwierig ists geworden für uns Fotografen: Die einen sind absolut kamerageil, die andern sind so kamerascheu, dass sie schon nach dem Datenschützer schreien, wenn ich den Fotorucksack auszupacken beginne …

Bild und Text Georg Anderhub

polarisierung

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