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Bemerkungen zu einigen arabischen Fischnamen.

Von M. Streck.

Im letzten Jahrgange dieser Zeitschrift (s. S. 35) hat Hell ein

Gedicht Farazdak's (Diw. 528) behandelt, in welchem zwei Fisch-

iiamen vorkommen. Fische werden in der altarabischen Poesie im

allgemeinen recht selten erwähnt ; darauf hat schon Guidi ') auf¬

merksam gemacht. Diese Tatsache findet ihre befriedigende Er¬

klärung in der, durch die physikalischen Verhältnisse des arabischen

Binnenlandes bedingten, großen Fischarmut. Die Araber lernten

die wichtigsten Fischarten erst dann kennen, als sie sich über die

anstoßenden Kulturländer ergossen; die arabischen Bezeichnungen

für die gewöhnlichen Pische sind daher fast durchwegs Fremdwörter

(zumeist aus dem Aramäischen entlehnt)^). Als dann arabische

Stämme in Babylonien und Mesopotamien und in der Nähe so fisch¬

reicher Ströme, wie Euphrat und Tigris, ansässig waren, blieb ein

Vorurteil gegen die Beschäftigung mit Fischfang bestehen. Dieselbe

galt geradezu als entehrend und wurde z. B., wie Hell a. a. 0. S. 36

hervorhebt, den 'Umän-Azditen allgemein vorgeworfen.

Das Essen der Fische wird durch keine der im vordereren Oriente verbreiteten Religionen untersagt ^) ; aber es ist nicht Sitte ■•). Noch

1) In „Deila sede primitiva dei popoli Semitici", p. 28; vgl. auch Fraenicel, Aram. Fremdw. im Arab. 121; Jacob, Leben d. vorislam. Beduin.^ (1897), S. 25.

2) Vgl. die Zusammenstellung bei Fraenltel a. a. 0. 121 ff.

3) Der Kur'än betont z. B. ein paar Mal (Süra XVI, li; XXXV, 13), daÜ Gott „das frische Fleisch" des Meeres als Nahrung für die Menschen bestimmt habe. In späterer Zeit wurde allerdings der Genuß gewisser Fische fiir uner¬

laubt gebalten. Ein vom Chalifon al-Häkim erlassenes Verbot erstreckte sieli lediglich auf das Essen schuppenloser Fische, deren Fleisch, wohl mit Recht, als ungesund galt; vgl. Lnne, Sitten u. Gebräuche d. heut. Agypt. (deutsche Ausg.

V. Zenker) I, 92.

4) In der Abbäsidenzeit kamen Fische in ausgesuchter Zubereitung ab und zu als Delikatesse auf die Tafel der Vornehmen. So setzte der als Verfasser eines Kochbuches bekannte (s. Fihrist 116) abbasidische Prinz Ibrähim ibn Mahdi dem Chalifen ar-RasTd, als er die Ehre hatte, diesen zu bewirten, eine Fisch¬

marinade vor, die nur aus den Zungen von Fischeu bestand und die 1000 Dirhem kostete; vgl. Mas'iidi VI, 350.

42*

(2)

634 Streck, Bemerkungen zu einigen arabischen Fischnamen.

heute kennt der Morgenländer die Leidenschaft des Angelus nicht

Dies erscheint um so auffälliger, als sich z. B. gerade die großen

Flüsse Vorderasiens durch Fischreichtum auszeichnen^) und die in

ihnen vorkommenden Fische von europäischen Reisenden als äußerst

5 schmackhaft gepriesen werden. ,Die Fische des Euphrat, Tigris

und Satt el-Hai kamen mir — schreibt Sachau'^) — immer sehr

schmackhaft vor, schmackhafter als alle Fische Europas".

Die Abneigung gegen den Fischgenuß ist , soviel ich sehe,

namentlich bei der muhammedanischen Bevölkerung in Syrien und

10 Mesopotamien zu konstatieren. Ich weiß nun nicht, ob durch Stellen

aus der altarabischen Poesie der Nachweis geführt werden kann,

daß bereits in vorislamischer Zeit in Arabien ein ausgesprochener

Widerwille gegen das Essen von Pischen bestand. Ich möchte aber

doch zu erwägen geben, ob sich das Vorurteil der Muhammedaner

15 in jenen Gegenden nicht als ein Erbe des früheren Grundstockes

der dortigen Bewohner, nämlich der Aramäer, verstehen ließe? Die

heidnischen Aramäer aßen keine Pische ; diese Eigentümlichkeit wird

von den Alten des öfteren besprochen*). Der Grund für diese

Abstinenz ist in dem Umstände zu suchen, daß der Fisch als heiliges

ao Tier der Göttin Atergatis-Derketo (abendländ. Dea Syria) galt; bei

jedem ihrer Tempel befand sich ein heiliger Teich, dessen Pische

von keinem Menschen gefangen oder verletzt werden durften ^). Ein

derartiger Teich war auch der heutige Birket IbrähTm in Edessa-

Urfa f*). Die in ihm lebenden Fische schützt noch heute der Fanatismus

S5 der Muslims und abergläubische Furcht vor dem Gegessenwerden.

Bei den Babyloniern läßt sich zwar gleichfalls die Verehrung

einer Fischgottheit nachweisen '); aber es existierte durchaus kein

Verbot gegen Fischgenuß. Im Gegenteil! Dort scheinen die Pische

in breiten Schichten der Bevölkerung als überaus beliebtes Nahrungs¬

so mittel gedient zu haben *). Der inschriftlich bezeugte große Fisch -

1) Sachnu schreibt in seiner „Reise in Syrien und Mesopot." S. 19C: „Es ist aufTallend , daß z. B. die Bewohner des Euphrattales , die oft an Nahrungs¬

mangel leiden, sich den Pischreichtum ihres Stromes niemals zu nutze machen;

Fischvorrichtungen habe ich nirgends gesehen'.

2) In einem Briefe auf seiner babyloniscben Reise bemerkt Socin (s.

ZDMG. 24, 471): „Der Euphrat ist so fischreich, daß diese Tiere fast nichts kosten".

3) In „Am Euphrat und Tigris' (Leipz. 1900), S. 81.

4) Xenophon, Anab. 1,4,9; Cicero, nat. d. 111,39. Plut. symp. probl.

VIII, 8, 730. Weitore Belege gibt Cumont bei Pauly-Wissowa, RE IV, 2241.

5) Vgl. Cumont a. a. O. IV, 2242.

6) Vgl. über diesen und andere Gewässer mit heiligen Fischen im heutigen Oriente: Ritter, Erdkunde XI, 325; XI, 54 (Di&rbekr); XVII, 620 (Tripolis);

XVII, 1690 (Aleppo).

7) Uber dio altoriental. Fischgötter hat zuletzt Hrozny in „Mitt. d, Berl.

Vorderas. GeseUsch.' VIII, (1903), S. 252 ff. gehandelt. Vgl. auch meine Be¬

merk, in ZA. XIX, 239.

8) Es haben sich einige aus der ältesten Zeit stammende Keilschrifttafelii erhalten, deren Inhalt Fischlieferungeu betrifft; vgl. dazu Scheil in Recueil de

(3)

Streck, Bemerkungen zu einigen arabischen Fischnamen. 635

konsum in Babylonien bestätigt auch die von Herodot (I, c. 200)

berichtete Tatsache, daß es dort drei Stämme (wohl im Süden, im

sogen. Meerlande) gab, die sich ausschließlich von Fischen nährten.

Um nun zu dem Eingangs erwähnten Gedichte Farazdak's

zurückzukommen, so werden in ihm zwei Fische, nämlich i) und 5

erwähnt. Hell erklärt ersteren (a. a. 0. S. 36) fragend als

Karpfen und bemerkt auf Grund von Lane I, 258, daß es sich um

einen namentlich im Nil sehr zahlreich vorhandenen Pisch handle.

Ich möchte im Folgenden einiges weitere Material über den ^^y^-

Fisch bringen. Das Wort wird bald Bunni, bald BinnT vokalisiert; lo

letztere Vokalisation wird durch das aramäische Prototyp als die

getreuere erwiesen; denn, wie so viele andere arabische Fischnamen,

entpuppt sich auch dieser als eine bei den Aramäern gemachte An¬

leihe. Im Targum. finden wir Nnira (Nri^:2)-), im Syrisch. J)i,^aO'0.

Das arabische und syrische Wort stellt schon Thomas a Novaria in is

seinem 1636 zu Rom gedruckten thesaur. arabico-syro-latinus zu¬

sammen*); dort steht p. 241 Jfcvlus tik**J! "^^'^

Erklärung „Naricae('?), genus piscis minuti*)'.

Seetzen beschreibt den Binni-Fisch folgendermaßen "): „Pinna

dors. rad. 9; Pinna anal. 9. Der Schwanz scharf ausgeschnitten und 20

der äußere Rand desselben schwärzlicht. Die Bauchflossen sitzen

den Afterflossen ein wenig näher als die Brustflossen. Oben ist er

travaux XX, 130—1; siehe auch Delaporte, ZA. XVlll, 245. Unter den von Thureau-Dangin in der Sammlung Recueil de tablettes chaldeennes edierten alt¬

babyloniscben Geschäftsurliunden beiluden sich acht Fischlisten. Einige bespricbt Pinches in Proceed, of Soc. of Bibl. Arch. XXVII, Tlff.; eine der letzteren diente als Etikette eines mit Fischen gefüllten Binseukorbes. Über das Fisch¬

recht der Hammurabi-Epoche vgl. Johns, Bab. and Assyr. Laws, Contr. and Lett.

(Edinburgh 1904), p. 328. . ,

1) Mit Tasdid über dem Nün! Hell liest und umschreibt falsch j^*-?, Buni-Fisch. Schon das Metrum erfordert die Verdopplung des Nün.

2) S. die Belege bei Levy, Neuhebr. u. Chald. Wörterb. I, 220 b. Vgl.

auch Dalman, Äram.-neuhebr. Wörterb. 56 a („eine Karpfenart"). Mit griech.

ßatcov hat Nr)i5''2, wie Levy vermutete, natürlich nichts zu tun.

3) S. Payne-Smith 520.

4) Vgl. sclion Fleischer bei Levy a. a. 0. I, 285 a.

5) Der Zusatz „minuti" ist unpassend. Socin sah z. B. einen binni-Fisch von 2V2 —3 Fuß Länge! Bistani (Mul.iit al-Muhit 131, Sp. 2) sagt ausdrücklich, daß der Binni sehr groß wird.

6) Seetzen's Reisen III, i'.H.

; r, ♦

(4)

636 Streck, Bemerkungen zu einigen arabiachen Fischname.

wachsgelblicht mit einem gränlichten Goldglanz, an den Seiten und

unten silberglänzend. Die Rücken- und Afterflossen haben einen

rötlichten Pieck". Dazu bemerkt der Berliner Zoologe Professor

Lichtensteini): „Der Binni ist Cyprinus Binny Porsk. 2), Cyprinus

5 lepidotus Geofiroy. Die Bestimmung ist zuverlässig, weil die Be¬

schreibung, welche Seetzen gibt, genau ist, und wenige, aber wesent¬

liche Punkte enthält".

Der Binni-Fisch ist also eine Karpfenart. In Bistäni's Muhi^

al-Muhlt p. 131, Sp. 2 lesen wir über ihn: „Der Bunni ist eine

10 Pischart in den Teichen, die schnell wächst, lange lebt und sehr

groß wird. Perner eine Art Farbe, die der natürlichen Farbe der

Kaffeebohnen (q.j)^) ähnlich ist".

Unrichtig ist Bistäni's Behauptung, daß sich der Binni-Fisch nur in Teichen finde ; er kommt auch in Flüssen vor ; ausdrücklich

15 bezeugt ist dies vom Nil, Euphrat, Tigris, Orontes. Er wird aber

wohl in den meisten Flüssen des vorderen Orients anzutrefl'en sein.

Unter den Nilfischen zählt ihn Seetzen (s. Reisen III, 498) auf und

charakterisiert ihn als „sehr wohlschmeckend und fleischig". Nach

ibn aS-§ihna*) Mscr. fol. 109 r wurden in den See bei Höms (Emesa)

20 in Nordsyrien Binni-Pische aus dem Euphrat versetzt. Preytag

- * j

I, 459 a bemerkt bezüglich des ^^^: „Ex Eupbrate deportatur

Halebum tempore autumni". Socin erzählt in einem Briefe aus

Babylonien*): „Als ich [auf dem Euphrat] ins Muntefiö-Lager fuhr,

sprang uns ein 2^/2—3 Puß langer binni, also ein Fisch der besten

26 Art, von selbst ins Boot etc." Sachau war Zeuge eines reichen

Pischzuges in der Gegend von Warkä' in Südbabylonien; er schreibt

darüber in „Am Euphrat und Tigris" S. 61: „Kurz nach uns trieb

ein Pischer sein Boot auf das Land, beladen mit einer Menge von

großen Pischen, welche Sebbüt, bunni, kattän oder bizz (dieses die

so größten) genannt werden**)".

1) In Seetzen's Reisen IV, 516.

2) Descriptiones animalium etc., quae in itinere orientaU observavit P. Forskai (herausgeg. von Niebuhr, Kopenhagen 1775), p. 71. Dieses Zitat schon bei Freytag 1, 159 a.

3) Selbstverständlich hat aber der Bunnl-Fisch nicht etwa von den Kaffee¬

bohnen den Namen.

4) Dieses Zitat bei de Goeje, bibl. geogr. arab., vol. IV (glossar.), p. I94.

Über ibn Sihna vgl. Brockelmann, Gesch. d. arab. Liter II, 141.

5) S. ZDMG. 24, 471.

6) Über den sebbüt (-bj-j-ii) vgl. Freytag II, 389 b; ZDMG. 4, 249;

Seetzen's Reisen III, 498; IV, 517; Dozy I, 721a; Fraenkel, Fremdw. 122;

Sachau, Reise in Syr. u. Mes. 196. — Der kaftän Sachau's dürfte mit bei Freytag III, 399 a identisch sein.

4P«

(5)

Strech, Bemerkungen zu einigen arabischen Fischnamen. 637

Makdisi 127,17; 130 p und Jäküt 111,494,20 kennen den

Bunni als Bewohner des Tigris. Man verpflanzte ihn, teilt Makdisi 162,2

mit, aus dem Tigris nach dem See von al-Kadas in Syrien. Im

Orontes soll es nach Sachau's Gewährsmännern zwei Arten Fische

geben, Bünnl und Sallür*). 5

Über die Fische des Abrahamsteiches in Edessa bemerkt

Sachau^): ,So weit meine Beobachtung geht, gehören alle Fische

des Teiches einer und derselben Art an, die man mit dem Namen

Shebbüt bezeichnet, während andere behaupten, es gebe zwei Fisch¬

arten im Teich, Bunni und Kirsln*). Ich hege gegen diese An- lo

gaben einiges Mißtrauen ; denn allemal , wenn ich in Syrien und

Mesopotamien nach den Namen von Fischen fragte, mochten sie an

Größe und Gestalt noch so verschieden sein, erhielt ich die Ant¬

wort: Bunni'.

Die Verwendung des Wortes Bunni beschränkt sich auch ander- is

wärts im Oriente nicht immer auf die Bezeichnung einer bestimmten

Fischgattung; in Bomu im Sudan dient es z. B. als allgemeiner

1) Reise in Syr. u. Mesop. S. 81.

2) Sallür =^jJLo bezw. j jJLw (so in Syrien; Jfiküt III, 762, 11); vgl.

fiir dieses Wort Freytag II, 340a; Dozy I, 673a; Sacbau, Sitz.-Ber. d. Berl.

Akad. 1892, S. 334. Es stammt jedenfalls aus dem Aramiiischen, das aramäische Wort aber kaum, wie Fraenkel, Aram. Fremdw. 122 anzunebmen geneigt ist, aus dem Persischen. Denn Sallür dürfte schon für's 9. vorchristl. Jahrhundert auf aramäischem Spracbboden nachzuweisen sein. Sachau will a. a. 0. S. 330 dieses Wort in dem Namen des Flufies Sa-Iu-a-ra finden, dessen Quelle, dem Monolith Salmanassar's II, col. I, 50 zufolge , im Amanusgebirge lag. res eni närttgaluara nach Sachau =jjJLmJI ^yi!^ bei BalSdurT 148. Damit wäre aucb für ellovQOe (silurus) aramäisebe Provenienz erwiesen. Im Syrischen habeu wir J .•.^'Vj = Aal und )»q\cd= „WeU, Waller«; s. Payne-Smith 1125 ; 2643 und

0 ö ^

Brockelmann, lez. syr. 95 a; 496 b und 228 a. Man hat es sicher mit zwei Spiel¬

formen eines und desselben Wortes zu tun, für die sich später eine Bedeutungs¬

differenz herausbildete.

3) Reise in Syr. u. Mesop. S. 196.

Cj C

4) Kirsln wohl = (jiys (so : Damiri ; Kämüs : ij^ji), das sowohl als Name eines Meerfisches (des Hai), als eines Flußfisches vorkommt; vgl. Freytag III, 424;

Dozy II, 327; de Goeje, bibl. geogr. arab. IV, 322; ibn Fakih 290, 16; Seetzen, Reisen III, 126; dazu Fleischer bei Seetzen IV, 432; iji'Ji ist Lehnwort aus dem Aramäischen (talmud. NlÖ'IS, fehlt bei Fraenkel, Aram. Fremdw.!), s. dazu Nöldeke, ZDMG. 40, 187. Nach Nöldeke, Beitr. z. semit. Spr. W. 87 = griech.

xuQxaQias (carcharus); Bedenken gegen diese Gleichung hegt Völlers, ZDMG.

50, 614>; 51, 301.

(6)

638 Streck, Bemerkungen zu einigen arabischen Fischnamen.

Name für Fische überhaupt; s. Denham, voyages et decouvert. dans

le Nord et les part, centr. de l'Afrique (Paris 1826), vol. I, 260*).

Interessant ist eine Notiz in ibn Gazla's minhäg al-bajän (s. dazu

Brockelmann, Gesch. der arab. Litter. I, 485), auf die de Goeje in

h Bibl. geogr. arab. IV, 194 aufmerksam macht; es heißt dort: die

vornehmste Fischart nennt man _bj.».ÄJ!, dann kommt |_yJjL^I*)

- » j und an dritter Stelle ^J^^i.

Schließlich sei für den Bunnl-Fisch noch verwiesen auf die

Fischliste bei Jäküt I, 886, 3, ferner auf Glossar. Edrisi ed. Dozy

10 et de Goeje (1866) s. v. und Bruce, Travels to discover the Source

ofthe Nile (1790) vol. V, 211. Das Wort begegnet ferner in 1001

Nacht ed. Habicht (Breslau) IV, 324, 10; ebenda 325, 4: 'luil üjC*.^.

Den Hinweis auf Bruce und 1001 Nacht entnehme ich Dozy I, 116 b.

Von ist ^ abgeleitet. Darunter ist eigentlich das Salz-

)5 wasser (die Pökel), in dem der Bunni Fisch eingemacht wurde, zu

verstehen; man bezeichnet damit dann ein eigentümliches Fischge¬

richt; vgl. dazu Dozy II, llöa.

Den zweiten der in Farazdak's Diw. 528 vorkommenden Fisch¬

namen, y>.j , übersetzt Hell mit „Stör". Ich bezweifle sehr, ob er

20 damit Recht hat. Freytag II, 255b erklärt diesen Namen, im

Anschlüsse an den Kämüs, als „großen Pisch". de Goeje bemerkt

in Bibl. geogr. arab. IV, 253: Die (arab.) Lexikographen sagen,

sei eine Pischart im 'Irak, die bald az-Zagr, bald az-Zagar

ausgesprochen werde, de Goeje meint, aus Makdisi 130^ gehe

11 vielleicht hervor, daß bei y>-j vielleicht zwei Arten in eine ver¬

wirrt wurden; denn im Kataloge der Tigrisfische erwähnt Makdisi

o -

a. a. 0. zweimal ^s-^l , was das eine Mal y>.y !, das andere Mal

1) Auf diese Stelle macht Dozy I, 116 b aufraerksam.

2) »"<i i^j^, oine Fischart: Kämüs; Freytag IV, 389a; Dozy II, 756 b. Lehnwort aus dem Aramäischeu (fehlt in Fraenkel's Fremdw.!); syr.

Js)0): Bar Ali; Bar Bahlül; Payne-Smith 1001, 1377 (s.v. ^CO\L); Broekel¬

mann, lex. 82 a.

(7)

Streck, Bemerkungen zu einigen arahischen Fischnamen. 639

y>^S ausgesjirochen werden zu müssen scheint. Auch dieses Wort

wird aus dem Aramäischen (syr. J;,,^; s. Payne-Smith 1082) ent¬

nommen sein^). Hell's Übersetzung mit ,Stör" stützt sich, wie ich

glaube, auf das Beiruter Vocabulaire Arabe-Fran^ais^ s. v., wo die

Bedeutungen „gros poisson, esturgeon" angegeben sind. Wenn man 5

heutzutage in Syrien mit dem alten Worte zagr, in Ermangelung

eines speziellen Namens, auch den Stör bezeichnet, so beweist dies

natürlich nichts für die Zeit Farazdak's. Der Stör ist bekanntlich

ein Meerfiscb, der z. B. in der Ostsee, im Schwarzen- und mittel¬

ländischen Meere vorkommt. Zur Laichzeit steigt er in die großen lo

Plüsse, wie z. B. den Nil, die Wolga, die Donau hinauf und verliert sich, allerdings selten, auch in die höheren Regionen eines Stromes,

z. B. auf der Donau bis nach Oberungarn. Ob der Stör auch im

persischen Meerbusen angetroffen wird und er von dort aus gleich¬

falls Wanderungen den Euphrat und Tigris binauf unternimmt, weiß 15

ich nicht. Auf alle Fälle erscheint es mir bedenklich, den zagr bei

Farazdak — der jedenfalls den Euphrat oder den Tigris im Auge

hat — ohne weiteres als „Stör" zu erklären. So viel ich sehe,

läßt sich bis jetzt nicht feststellen, welche Fischart die arabischen

Schriftsteller unter zagr verstanden. Es erscheint überhaupt nicht so

sicher, ob man dieses Wort als Name einer bestimmten Fischgattung

auffassen muß oder ob es vielmehr zur Bezeichnung jeder beliebigen

großen Pischart verwandt werden konnte-).

[Korrektur-Zusatz. Erst einige Zeit hernach, nachdem

ich diesen Artikel an die Redaktion abgesandt hatte (Ende Dezember 25

1906) wurde ich auf I. Löw's wichtigen Beitrag über „Aramäische

Fischnamen" in Orient. Stud. (Festschrift Nöldeke) Bd. I, 549—570

aufmerksam. Löw gibt namentlich reichhaltige Belege für die

einzelnen Namen aus dem Bereiche des Aramäischen; als Ergänzung

1) Vgl. schon Fraenkel, Aram. Fremdw. 122. Der assyrische Fischname sujj,üru (s. Muss-Arnolt, Assyrian Dietion. 754 b; Meissner, Mitt. d. Berl. Vorderas.

Gesellsch. IX, 203) hat nichts mit ^s»^ zu tun; suipUru ist Lehnwort aus dem Sumerischen (SUHUR).

2) In der großen, 79 Namen umfassenden Fischliste bei JSküt I, 886 fehlt

^s-j ; dagegen erscheint dort (Z. 4) ein sonst meines Wissens ganz unbekannter Fisch i^i>j (so : Wüstenfeld) ; eine Emendation in ..Zä- liegt gewiß nahe.

(8)

640 Streck, Bemerkungen zu einigen arabischen Fischnamenj

zu den von mir besprochenen Wörtern kommen in Betracht Löw's

Bemerkungen über Nn-^ra (S. 551); J;^^ (S. 553); j^jj©,

(S. 553) J^ r.-N« Nüiaia, (S. 556); nöid, (S. 563);

jioiS^, (S. 565). — Bezüglich des Bunni-Pisches

5 sei noch nachgetragen, daß derselbe nach H. Guys (er schreibt: eine

Karpfenart Benni) auch im Flusse von Aleppo (Nahr Kuweik) vor¬

kommt; S.Ritter, Erdkunde XVII, 1690.— Schließlich möge noch

eine interessante Beobachtung F. Rosen's Erwähnung finden, die

C. F. Lehmann in „Babyloniens Kulturmission" (Leipzig 1903) S. 64

10 mitteilt; nach Rosen wäre die Darstellung von Fischen auf einem

assyrischen Relief aus Khorsabad (bei Place abgebildet) dermaßen

realistisch, daß ,in ihnen eine noch heute am Tigris vorkommende,

wohlbekannte Karpfen('?)-Art, der Schabbüt, erkannt werden kann.']

Nachtrag zu S. 636, Z. 29.

15 Der nach Sachau in Südbabylonien vorkommende Pisch bizz

wird in den Lexicis nicht erwähnt; er dürfte aber mit dem von

Porskäl, Descript. animal. p. 30 beschriebenen Scarus sordidus

identisch sein , dessen arabischer Name nach Porskäl Biss lautet.

Also eine Papageifischart und zwar ein Seefisch, der aber wohl, wie

20 andere Seefische, auch hin und wieder in den untersten, dem Meere

benachbarten Strecken großer Flüsse — Sachau hat den Euphrat

in der Gegend von Warkä' im Auge — angetroflFen wird.

(9)

641

Eine indische Speiseregel.

Von Heinrich LUders.

Im Mahäsutasomajätaka (537) tadelt Sutasoma den König

Kammäsapäda, der die Gewohnheit hatte Menschenfleisch zu essen,

mit den Worten (G. 58):

panca paricanakha bhakkhä khattiyena pajänatä |

abhakkham räja bhakkhesi tasmä adhammiko tavarn |{

Pür die erste Hälfte dieses ^loka bietet der Kommentator

zwei Erklärungen. Im ersten Palie zerlegt er paiicanakhä in drei

Wörter pafica na khä, betrachtet khä als eine Nebenform von kho

und erklärt: „Pünf, fünf, d. h. zehn Geschöpfe wie Elephanten usw.

dürfen Von einem, der das Gesetz der Ksatriyas kennt, nicht ge¬

gessen werden" Im zweiten Palie faßt er paficanakhä als ein

einziges Wort; der Sinn würde dann nach ihm sein: „Unter den

fünfkralligen Geschöpfen dürfen nur die folgenden fünf Geschöpfe,

der Hase (sasaka), der Igel (sallaka), die Eidechse (godhä)-), die

sämi^) und die Schildkröte (kumma), von einem Ksatriya, der das i

Gesetz der Ksatriyas kennt, gegessen werden, aber keine anderen".

Fausb0ll hat sich, da er in seiner Ausgabe panca na khä als drei

Wörter druckt, augenscheinlich der ersten Erklärung angeschlossen ;

es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß nur die zweite richtig

ist und daß die ganze Strophe zu übersetzen ist:

„Fünf fünfkrallige (Tiere) darf ein Ksatriya, der (das Gesetz)

kennt, essen. Du, o König, ißt das, was nicht gegessen werden

darf; du handelst daher gegen das Gesetz".

Den Beweis liefert eine Stelle des Mahäbhärata, XII, 141, 70.

Dort sagt der Svapaca, der den Visvämitra abhalten will, Hunde¬

fleisch zu essen:

1) Der Text ist zum Teil verderbt. Ich glaube, daß zu lesen ist : samma poris äda khattiyadhammam jänantena panca paiicä 'ti hatthiädayo das' eva sattä mamsamayena (?) na khä bhakkhä na kho khäditabbayuttakä \ na kho t' eva vä pätho.

2) So ist natUrlicb mit den singhalesischen Handschriften zu lesen.

3) So Ck"; Bdl säci.

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