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Fentanyl

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PRAXIS

124 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2021 | www.diepta.de

F

entanyl ist ein vollständi- ger Agonist an µ-Opioid- rezeptoren. Es ist indiziert zur Behandlung von star- ken bis sehr starken Schmerzen, zum Beispiel bei Tumorpatienten, aber auch bei akuten Zuständen in Not- fallsituationen. Dosisabhängig wirkt Fentanyl sedierend, senkt die Wahr- nehmungsfähigkeit und Schmerz- empfindung. Deshalb eignet es sich gut bei Operationen. Neben Fentanyl werden heute besonders die ver- wandten Substanzen Alfentanil und Remifentanil sowie Sufentanil als Anästhetika eingesetzt. Sufentanil ist sieben- bis zehnfach stärker wirksam als Fentanyl und ist zurzeit das po- tenteste klinisch eingesetzte Opioid- analgetikum. Alle sind mit schnellem Wirkeintritt und kurzer Wirkdauer sehr gut steuerbar, es gibt keine Ku- mulation bei kontinuierlicher Infu- sion und die Metabolisierung zu un- wirksamen Metaboliten erfolgt relativ rasch.

Pharmakokinetik Die Substanzen der Fentanyl-Familie unterscheiden sich im Wesentlichen in der Pharma- kokinetik. Im Gegensatz zu Morphin ist Fentanyl besser verträglich und steuerbar, bei einer 100-fach höheren analgetischen Potenz. Der Wirkstoff ist sehr lipophil, wird nach oraler Einnahme zunächst gut resorbiert, reichert sich in fetthaltigem Gewebe an, wird überwiegend in der Leber über CYP 3A4 metabolisiert und nur zu weniger als zehn Prozent unver- ändert über die Nieren eliminiert.

Daher sollte Fentanyl nicht mit CYP 3A4-Inhibitoren zusammengegeben werden. Eine Verstärkung der Wir-

kungen und Nebenwirkungen, insbe- sondere in Form von Atemde- pressionen, ist möglich. Laut Fach information wird sogar eine Therapiepause von mindestens einer Woche nach Entfernen des letzten Fentanyl-Pflasters vor dem Beginn der Behandlung mit dem CYP 3A4-Inhibitors empfohlen. Remifen- tanil wird durch unspezifische Este- rasen zu unwirksamen Metaboliten abgebaut und praktisch gar nicht über Nieren und Leber metabolisiert.

Anwendung Transdermale thera- peutische Systeme (TTS) werden vorrangig in der Schmerztherapie, Lutschtabletten und Nasenspray wegen der raschen Freisetzung eher in der Therapie von Durchbruch- schmerzen oder zur Behandlung von akuten Schmerzspitzen verwendet.

Bei einer transdermalen Therapie sollte zunächst mit der niedrigsten Dosierung begonnen werden. Es ste- hen TTS in Dosierungen von 12, 25, 50, 75 und 100 Mikrogramm pro Stunde zur Verfügung. Das bedeutet, dass die angegebene Menge an Wirk- stoff pro Stunde aus dem transder- malen System in die Haut freigesetzt wird und zur Wirkung kommt. Bis ausreichende Plasmaspiegelspitzen über die Haut erreicht werden, dau- ert es etwa zwölf bis 24 Stunden. An- schließend bleiben diese Niveaus konstant über die Zeit bis zum nächs- ten Pflasterwechsel, der gewöhnlich nach drei Tagen vorgenommen wird.

Empfehlenswert ist es, das alte Pflas- ter zuerst zu entfernen, um nicht po- tenziell zwei Pflaster mit dem Risiko von Überdosierungen am Körper zu haben. Weisen Sie darauf hin, die

Pflaster nicht zu zerschneiden, die Klebestelle regelmäßig zu wechseln und auf Wärmeeinwirkung zu ver- zichten. Nach Entfernen des Pflasters sinken die Serumkonzentrationen langsam ab. Dies ist zu bedenken, wenn die Opioid-Therapie gewech- selt werden soll. Wird die Therapie auf ein anderes Opioid umgestellt, dann können Umrechnungstabellen aus der Fachinformation genutzt werden, um die äquianalgetische orale 24-Stunden-Morphin-Dosis zu ermitteln.

Pharmakodynamik Fentanyl weist die typischen analgetischen, antitus- siven und sedierenden Opioid-Ef- fekte auf sowie die Nebenwirkungen Übelkeit, vermehrtes Schwitzen, Ob- stipation, Juckreiz und Schwindel.

Patienten sollten auf die wichtigen Wechselwirkungen der Opioide mit zentral wirkenden Arzneistoffen, wie Benzodiazepinen, Psychopharmaka, Antihistaminika, Antidepressiva und Alkohol hingewiesen werden. Die gleichzeitige Anwendung von Fenta- nyl mit anderen serotonergen Arz- neimitteln wie MAO-Hemmer, SSRN oder SSNRI kann wie bei Buprenor- phin zu einem Serotoninsyndrom führen. Wie bei allen Opioiden soll- ten die Patienten, die das Medika- ment neu verordnet bekommen, auf die Einschränkung der Reaktionsfä- higkeit im Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen hingewie- sen werden. In Schwangerschaft und Stillzeit ist Fentanyl kontraindi- ziert.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

Fentanyl

Ein wichtiges Opioid zur Schmerztherapie ist Fentanyl. Vor allem zur Analgesie bei

operativen Eingriffen ist es das Opioid der Wahl. Im Vergleich zum Morphin weist

Fentanyl eine etwa 100-fach höhere Wirkung auf.

STECKBRIEF

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© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Fentanyl

Wirkung

Durch vollagonistische Wirkung an µ-Opioid-Rezeptoren Hemmung der Schmerzweiterleitung

Hauptindikationen

Analgetikum bei starken akuten und chronischen Schmerzen, Narkosemittel

Einnahme

Oral, transdermal, intravenös, nasal

Nebenwirkungen

Schwindel, Benommenheit, gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Obstipation und Erbrechen), Atemdepression, vermehrtes Schwitzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen, Miktionsstörungen,

Juckreiz, Miosis

Kontraindikationen

Schwangerschaft und Stillzeit, Drogenmissbrauch, Leberinsuffizienz, Hirntumore, Abhängigkeitserkrankung, Asthma, Schwangerschaft und Stillzeit, gleichzeitige Einnahme

von MAO-Hemmer

Wechselwirkungen

Zentralwirkende Wirkstoffe wie Benzodiazepine, Sedativa, Antidepressiva, Alkohol, Anticholinergika, Antihistaminika, serotonerge Arzneimittel, CYP 3A4-Inhibitoren wie zum Beispiel Ketoconazol

und Clarithromycin

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