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Kohlenhydrate, die den Darm belasten

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78 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2019 | www.diepta.de

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ie sind in aller Munde:

Schnell fermentierbare, kurzkettige Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, die Fodmaps (fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols). Dazu gehört das Monosaccharid Fruktose, Disaccharide wie Laktose und Sac- charose sowie Oligosaccharide. Das sind Kohlenhydratketten aus weni- gen Einheiten, zum Beispiel Fruk- tane oder Raffinose. Und die Zu-

ckeralkohole Sorbit, Mannit und Isomalt, die als Zuckeraustausch- stoffe für Diabetiker Verwendung finden. Ein solcher Stoff, der zudem den Blutzuckerspiegel nicht wesent- lich erhöht, ist Fruchtzucker. Auch wenn Fruktose süßer schmeckt als alle anderen Kohlenhydrate, süßen wir am liebsten mit Saccharose, dem klassischen Rohr- oder Rübenzucker aus Fruktose und Glucose. In Zu- ckerrüben und Honig findet sich

Raffinose, ein Dreifachzucker aus Fruktose, Glucose und Galaktose.

Genau das ist das Gefährliche an Fodmaps: Sie verstecken sich in vie- len Nahrungsmitteln, die wir täg- lich verzehren. So in Süßigkeiten, Weizenbrot, Kuhmilchprodukten, Steinobst, Zwiebeln oder Kohl. Be- sonderes Kennzeichen der vergär- baren Kohlenhydrate: Sie werden schlecht im Dünndarm resorbiert und wandern daher weiter in Rich- tung Dickdarm. Dort sind die kurzen Ketten willkommenes Substrat für die Darmbakterien, die daraus Was- serstoff und Kohlendioxid bilden.

Beide Gase wirken blähend und deh- nend, es kommt zu Bauchschmerzen, Durchfall und Verstopfung.

Im Ausschlussverfahren Damit man die Symptome richtig einord- nen kann, müssen die chronisch- entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ausgeschlossen werden. Das gilt auch für die Zöliakie, die Glutenunver- träglichkeit. Wenn Durchfall und Verstopfung, Blähungen und Bauch- schmerzen nach drei Monaten im- mer noch bestehen, deutet alles auf das Reizdarmsyndrom hin. Ur- sächlich dafür sind genetische Ver- an lagungen, schmerzempfindliche Eingeweide oder Veränderungen im Darmnervensystem. Eine Rolle spielt auch, ob die Darmbarriere

ERNÄHRUNG

Ist die Fodmap-arme Diät ein Ernährungstrend oder eine effektive Behandlung?

Beim Reizdarmsyndrom macht es tatsächlich Sinn, bestimmte Kohlenhydrate zu meiden. Dabei sollte man sich fachlich unterstützen lassen.

Kohlenhydrate,

die den Darm belasten

© Amarita / iStock / Getty Images

PRAXIS

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2019 | www.diepta.de

durchlässig geworden ist oder die Darmflora sich verändert hat. Selten ist der Reizdarm nicht: Die Krank- heitshäufigkeit liegt in Deutschland bei sieben Prozent. Frauen sind dop- pelt so häufig wie Männer betroffen, vor allem im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Zur Linderung der Be- schwerden haben sich Probiotika be- währt, dabei besonders Bacillus in- fantis, und lösliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen oder Guarkern- mehl. Doch Vorsicht: Erhöht man die Ballaststoffzufuhr, muss auch die Trinkmenge gesteigert werden.

Die Fodmap-arme Diät Dass die typischen Symptome auftreten, wenn man bestimmte Nahrungsmittel auf- nimmt, ist schon länger bekannt. Im Jahr 2010 beschrieben zwei austra- lische Forscher dann erstmals, dass funktionelle Darmsymptome durch eine Diät kontrolliert werden kön- nen, die wenig nichtverdauliche Kohlenhydrate enthält. So wird nicht nur das Hauptsymptom beeinflusst, wie in bisherigen Therapien üblich, sondern auch die anderen Beschwer- den, die die Lebensqualität spürbar beeinträchtigen. Der Effekt ist dauer- haft und kann durch Wiedereinfüh- rung der entsprechenden Zucker in den täglichen Speiseplan rückgängig gemacht werden. Von den Patienten wird die Diät gut befolgt.

Wie effektiv die Anwendung der Fod- map-Diät ist, wurde dann in einem Review beschrieben. In den unter- suchten 22 Studien nahmen die Sco- res der Symptomschwere unter der Diät signifikant ab, und zwar bei Bauchschmerzen, Blähungen und den Gesamtsymptomen. Signifikant

hatten sich auch die persönlichen Le- bensqualitäts-Parameter verbessert.

Die spezielle Fodmap-Diät wirkt beim Reizdarm viel besser als allge- meine Ernährungsratschläge, das wurde in einer vergleichenden Un- tersuchung deutlich. Im Gegensatz zu den Ernährungstipps verbesserte die Fodmap-arme Diät signifikant die Punktzahl der gastrointestinalen Gesamtsymptome, der Stuhlhäufig- keit und der Stuhlkonsistenz. Bezo- gen auf den Ausgangswert redu- zierten beide Methoden zwar signi- fikant die Symptomschwere. Bei der

Gruppe, die die Fodmap-Diät be- folgte, waren die Scores jedoch stär- ker verringert. Langzeiteffekte wur- den bisher noch nicht untersucht, sodass die Empfehlung für eine be- grenzte Zeit ausgesprochen wird.

Dann aber sei die Diät effektiv und sicher, so das Fazit einer neuen Über- sichtsarbeit.

Was muss man beachten? Zur erstmaligen Behandlung des Reiz- darmsyndrom ist eine sechs- bis achtwöchige Diät geeignet. Danach sollten die Kohlenhydrate, die man weggelassen hat, nach und nach wie- der zugeführt werden. Protokolliert wird alles in einem Ernährungstage- buch. Ganz wichtig: Die Diät im Vor- feld mit dem Hausarzt besprechen, zumindest mit einem Ernährungs- berater. Denn eine Ernährungsum- stellung in Eigenregie kann zu Nähr- stoffmangel führen, weil wichtige Nährstoffquellen fehlen. Wie geht man vor? So natürlich wie möglich essen, keine künstlichen Zusatzstoffe.

Am Abend keine Rohkost aufneh-

men, um den Darm nicht mit Salat, rohem Gemüse oder Obst zu über- fordern. Gutes Kauen ist entschei- dend, denn die Verdauung beginnt im Mund. Während der Diät ausrei- chend trinken, am besten zwei Liter.

Was darf man essen? Zum Beispiel fein geschrotetes Dinkelbrot und Ge- treideprodukte aus Hafer, dazu Kar- toffeln oder Reis. Als Snacks eignen sich dunkle Schokolade oder eine Handvoll Nüsse. Pflanzliche Öle ver- sorgen mit guten Fetten. Als Obst kommen Melonen, Ananas, Wein- trauben und Beeren in Frage. Bei Ge-

müse greift man zu Gurke, Kürbis, Sprossen oder Tomaten. Eier, lakto- sefreie Milch, Hartkäse und mageres Fleisch vervollständigen den Speise- plan. Bei Snacks, Milch- und Con- venience-Produkten folgende Sü- ßungsmittel meiden: Agavendick- saft, Fruchtsaftkonzentrat, Fruktose, Glucose-Fruktose-Sirup, Honig, High-Fructose-Corn-Syrup, Isoglu- cose, Invertzuckersirup, Maissirup, Sorbit (E420), Xylit (E967), Mannit (E421), Maltit (E965) und Isomalt.

So gelangen, zumindest für einige Wochen, die blähenden Kohlenhyd- rate nicht in den Mund – und auch nicht in den Darm.  n

Dr. rer. nat. Christine Reinecke, Diplom-Biologin

Lässt man Brotteig genügend Zeit zum Gehen (vier Stunden), dann sind nur noch wenige blähende Fodmaps enthalten. Großbäckereien geben ihren Teiglinge meist nur eine Stunde Gehzeit.

Lesen Sie über erlaubte Lebensmittel bei der Fodmap-Diät online weiter!

Referenzen

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